Heimatforscher in Niedersachsen dürfen sich über einen neuen, spannenden Link freuen: die europäische Burgendatanbank (EBIDAT). Niedersachsen wurde vollumfänglich darin aufgenommen. Am 21.08.2018 erfolgte die Vorstellung des Projekts im Rahmen von Fachvorträgen im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege (NLD) in Hannover.
Burgen - so denken vermutlich viele - sind steinerne Gemäuer, die auf Anhöhen errichtet wurden, von Burggräben umgeben sind und über Zugbrücken verfügen.
Das stimmt so natürlich nicht, wie Dr. Markus C. Blaich (Stellvertr. Leiter Abteilung Archäologie, NLD) in seinem Vortrag richtigstellte - vielmehr finden sich in Niedersachsen völlig unterschiedliche Arten von Burgen. Im Harz beispielsweise sind es vorwiegend steinerne Hochburgen, während im übrigen Bundesland eine größere Anzahl von ehemals hölzernen Niederungsburgen anzutreffen ist.
Trotz der großen Unterschiede konnten die niedersächsischen Burgen vollumfänglich in die europäische Burgendatenbank (EBIDAT) aufgenommen werden und sind künftig allgemein zugänglich. Aus Sicht der Denkmalbehörden und Archäologen ergeben sich diverse Vorteile aus diesem Projekt - insbesondere können die bereits vorhandenen Datenbanken nun durch neues Bild- und Kartenmaterial sowie weitere Informationen ergänzt werden.
Bild: Vortrag Prof. Dr. Barbara Schock-Werner. Quelle: H. Altmann, 2018.
Prof. Dr. Barbara Schock-Werner (Präsidentin der Deutschen Burgenvereinigung) erläuterte den Projektrahmen, der durch die Unterstützung von Partnern und Förderern verwirklicht werden konnte. Gestartet worden war das Projekt "im Selbstversuch vor der Haustür" in Rheinland-Pfalz, wo die ersten Burgen inventarisiert wurden, so Dr. Rheinhard Friedrich, Leiter des Europäischen Burgenistituts.
Die Vorgespräche zur Aufnahme der niedersächsischen Burgen in EBIDAT waren bereits am 05.07.2015 in Hannover erfolgt. Unterstützt hatte das Projekt auch der bekannte niedersächsische Mittelalterarchäologe und Burgenforscher Hans-Wilhelm Heine. Insgesamt wurden 1.397 Burgen in Niedersachsen erfasst, wie Dr. Rheinhard Friedrich erläuterte. Dabei erfolgte die Inventarisation der Burgen durch verschiedene Mitarbeiter, die hierfür auf standardisierte Eingabemasken zurückgreifen konnten.
Über die Internetseite der EBIDAT ist nun eine Vielzahl der eingegebenen Datensätze freizugänglich abrufbar. Neben Angaben zum mutmaßlichen Alter, zum Baustil oder dem Erhaltungszustand sind darüber hinaus auch Hinweise für die Anreise beigefügt worden.
Bild: Vortrag Dr. Rheinhard Friedrich. Quelle: H. Altmann, 2018.
Die Vorteile aus der aktuellen Burgeninventarisation erläuterte Dr. Markus C. Blaich insbesondere dahingehend, dass die bereits vorhandenen Datenbanken (ADABweb), die teilweise Bau- und Bodendenkmale getrennt darstellen, nun besser verknüpft werden können. Darüber hinaus waren die letzten vergleichbaren Erfassungen in den 1950er Jahren erfolgt - die umfangreiche Neuerfassung liefert somit auch eine wichtige Ergänzung aus Sicht der Denkmalbehörden.
Anhand der Landkreise Goslar und Hildesheim veranschaulichte Dr. Markus C. Blaich, den unterschiedlichen Erfassungs- und Bearbeitungsstand der archäologischen Datenbanken. Im Abgleich mit bestehenden Datensätzen zeigte sich, dass im Raum Goslar bereits die meisten Burgen erfasst worden waren, während im Landkreis Hildesheim dagegen viele der bisher noch fraglichen Relikte nun erstmals bestätigt bzw. falsifiziert werden konnten.
Aus Sicht der Denkmalbehörde trägt das EBIDAT-Projekt unter anderem zu einer besseren Vernetzung der Akteure bei. Zudem bieten die gesammelten und aktualisierten Daten eine wichtige Grundlage für die Arbeit der Behörde.
Bild: Vortrag Dr. Markus C. Blaich. Quelle: H. Altmann, 2018.
Allerdings könnte das Projekt auch Risiken bergen. So wurden die Burgen erstmals systematisch in einer frei zugänglichen Datenbank erfasst. Bisher waren die Objekte nur in der, für die Öffentlichkeit unzugänglichen, internen Datenbank der Denkmalbehörde enthalten. Insofern könnten etwa Sondengänger, die nicht mit den Denkmalbehörden zusammenarbeiten, auf bislang wenig bekannte Bodendenkmäler aufmerksam werden.
Um derartigen Risiken vorzubeugen wurden allerdings besonders sensible Datensätze nicht veröffentlicht und dienen bislang ausschließlich der Ergänzung der bisher bestehenden internen Datenbank des NLD. Der allumfassende Bearbeitungsstand ist somit nicht zugänglich.
Für den Landkreis Celle wurden bislang die folgenden Burgen erfasst:
Weitere Beiträge im Blog mit Bezug auf Burgen im Raum Celle (Auszug):
H. Altmann
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