f 2012 ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Die Schatzregister...!

"Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe...

...ein jeder in seine Stadt" (Lukas 2,3). 


 - So beginnt für die meisten die Weihnachtsgeschichte nach Lukas: Mit dem Aufbruch von Josef und Maria in ihre Heimatstadt Bethlehem. 

Schatzregister sind zur Erhebung von Steuern ("Schatzung") angelegte fiskalische Aufzeichnungen, in denen, nach Orten, bzw. Kirchspielen geordnet, die Abgabepflichtigen namentlich aufgeführt sind. 

Welchen Nutzen stiften derartige Aufzeichnungen heute noch?

Heute stellen diese Register die ältesten Quellen zur Siedlungs- und Bevölkerungsgeschichte dar. Die Informationen dieser Register sind somit unglaublich wertvoll! Leider sind solch alte Aufzeichnungen heute nur noch schwer zugänglich: sie werden im Original in Archiven verwahrt und sind zudem nur schwer zu lesen. 

Herr Michels, Landwirtschafts-Meister und engagierter Familien- und Heimatforscher erstellte in Zusammenarbeit mit Klaus-Dieter Hanke originalgetreue und liebevolle Übersetzungen ausgewählter Register. Die Inhalte und die Art der Darstellung ist bislang einzigartig. 

Die übersetzten und aufgearbeiteten Register sind eine wichtige Grundlage für die heimatgeschichtliche Forschung. Sie können käuflich erworben werden. 


Welche Register sind verfügbar...?

Hier eine Übersicht und Beschreibung der erhältlichen Register: 

Bild: Viehschatzregister des Amtes Isenhagen. Copyright: Hans-Günther Michels, 2011. Karten, Bilder, Fotografien (in Farbe), Viehschatzregister. Seiten: ca. 50. Erhältlich für 30,00 €. 



Bild: Amt Beedenbostel - Contracte 1616 bis 1646. Copyright: Hans-Günther Michels. Verträge (z.B. Eheverträge) aus den Jahren 1616 bis 1646. S/W.  Seiten: ca. 50. Erhältlich für 30,00 €


Bild: Vogtei- und Schatzregister Celle 1378. Copyright: Hans-Günther Michels. Karten, Bilder, Fotografien (in Farbe), Vogtei-und Schatzregister.  Seiten: ca. 45. Erhältlich für 50,00 €



Bild: Amt Isenhagen "Acta" betreff der Teilung des Schmarloh 1860. Copyright: Hans-Günther Michels. Karten, Bilder, Fotografien (in Farbe), Urkunden, Texte.  Seiten: ca. 115. Erhältlich für 50,00 €. 



Bild: Schatz- und Zinsverhältnisse im alten Amt Kneesebeck (1451/1509). Copyright: Hans-Günther Michels. Karten, Bilder, Fotografien (in Farbe), Urkunden, Texte.  Seiten: ca. 15. Erhältlich für 25,00 €. 



Bild: Verkopplungsrezeß Ahnsbeck (1854/1868). Copyright: Hans-Günther Michels. Karten, Bilder, Fotografien (in Farbe), Urkunden, Texte.  Seiten: ca. 145. Erhältlich für 50,00 €. 



Bild: Viehschatzregister Vogtei Beedenbostel (1589). Copyright: Hans-Günther Michels. Viehschatzregister 1589. S/W.  Seiten: ca. 80. Erhältlich für 35,00 €. 



Bild: Schatzregister von 1489: Amt Gifhorn, dem Papenteich und dem Hasenwinkel. Copyright: Hans-Günther-Michels. Karten (in Farbe), Urkunden, Texte, Schatzregister.  Seiten: ca. 50. Erhältlich für 50,00 €. 


Übersicht: 

(Bild anclicken) 







Bei Interesse...

Die oben aufgeführten Register können über mich bestellt werden: 

E-Mail: found-places@live.de

Lieferzeit: ca. 2-3 Tage. 


Fazit...

Es ist wirklich eine beachtliche Leistung sich an die alten Register zu wagen. Ich habe mir die Register für den Raum Celle angesehen - die Schrift, der Ausdruck und der Zustand machen es schwer die Informationen zu deuten. Die oben aufgeführten Werke sind meiner Meinung nach sehr hilfreich. Sie enthalten Bilder und Karten und präsentieren ihren jeweiligen Inhalt sehr anschaulich. Man benötigt kein Studium dafür. 

Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. 

Viele Grüße, 

Hendrik



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Mail: found-places@live.de


Wichtiger Hinweis: 

Ich suche jederzeit Material zur Heimatgeschichte. Wenn Sie alte Fotos, Postkarten, Zeichnungen, Karten oder andere geschichtliche Dokumente besitzen und gerne etwas dazu erfahren möchten, dann bitte ich Sie mich zu kontaktieren. Alle Informationen werden mit größter Sorgfalt behandelt! 

Für Hinweise in Form von Dokumenten bin ich bereit zu zahlen! 

Bei Fragen/Anregungen/Kritik bitte ich Sie mir eine kurze Mail zu schreiben. 

Mail: found-places@live.de




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Empfehlungen:


Die Schatzregister (zu erwerben): 




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Offensen-Schwachhausen: 



http://offensen-schwachhausen.blogspot.de/


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Schatzsuche:  die Teufelsinsel in Wietze: 



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Antiquarische Bücher: Celler Versandantiquariat Ehbrecht: 




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Feldpropektion mit dem Metalldetektor - Teil I: Vorüberlegungen

Feldpropektion mit dem Metalldetektor - Teil I: Vorüberlegungen. 

Die Suche mit dem Metalldetektor ist ein Thema zu dem die Meinungen auseinander gehen - ein Grund mehr etwas Licht ins Dunkel zu bringen!  


Bild: Metalldetektor bei der Ausgrabung an der Gertrudenkirche in Altencelle. 

Vorwort...

Wer hat nicht schon in seiner Kindheit den Traum gehabt einmal einen Schatz zu finden, "Schatzsuche" auf Geburtstagen gespielt oder Filme wie "Die Schatzinsel" geliebt? 

Nun, die meisten werden nicht leugnen können, dass Sie Schätze für jeden etwas Magisches haben. Und während Juwelen und dergleichen nur mittels Überlieferungen aufzuspüren sind, könnte man meinen, ein Metalldetektor würde sich sicherlich dazu eignen einem handfesten Gold- bzw. Münzschatz auf die Spur zu kommen. Genau genommen stimmt das auch. 

Ich gebe zu - so gesehen hat das Thema einen etwas verrückten Touch - zumal "Schatzjäger" an sich schon ein wenig sehr abenteuerlich klingt. 

Aber: der Metalldetektor hat auch noch andere Einsatzgebiete. Wie in meinen Beiträgen zu der Ausgrabung an der Celler Gertrudenkirche (Teil ITeil II und Teil III) beschrieben, leistet der Metalldetektor in der Archäologie unschätzbare Dienste! 

Gewiss - wo Licht ist, da findet sich auch Schatten! Daher sollen in diesem Beitrag die Vorteile und Nachteile des Metalldetektors gegeneinander abgewogen werden und in Zusammenhang mit der rechtlichen Lage gesetzt werden. 

Der Anlass...

Warum ist das Thema überhaupt interessant? Die Verwendung von Metalldetektoren hat in den vergangenen Jahren erheblich zugenommen. Zum Einen haben sich Hersteller darauf spezialisiert leistungsstarke Geräte zu "relativ" günstigen Preisen anzubieten. Zum Anderen gewinnt die "Sucher-Szene" beständig neue Mitglieder. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Die Suche mit dem Metalldetektor wird von Männern dominiert - wobei man sich nicht täuschen lassen sollte auch Frauen begeistert dieses Hobby zunehmend. Frische Luft, ein gesunder Ausgleich und die anhaltende Begeisterung, dass spannende Funde gemacht werden reizt die Meisten diesem Hobby nachzugehen. Ob Akademiker, Singles mit Niveau oder die ominöse dritte Kategorie - alle sind in dieser Freizeitbeschäftigung geeint. Leider stolpern viele Anfänger aus eben dieser Begeisterung in ein Hobby welches nicht nur Hochspannung garantiert, sondern auch einen rechtlichen Dschungel darstellt und ebenso körperliche Gefahren bereithält. Umso dringlicher wird es Zeit die offenen Fragen anzugehen! 

In einigen Bundesländern wurden die Zeichen bereits erkannt: während die staatlichen Mittel für archäologische Forschung kontinuierlich zurückgeschraubt werden, sollen die Denkmalschutzbehörden der Länder gleichermaßen gegen sogenannte "Raubgräberei" vorgehen. 

Während die offensiven Verbote einiger Bundesländer nur mäßigen Erfolg zeigen, starten andere (z.B.) Niedersachen einen Pilotversuch, indem eine Genehmigung unter gewissen Auflagen erteilt wird. Im Landesamt für Denkmalpflege in Hannover wird in diesem Zusammenhang das Seminar "Chancen und Risiken" als eine Voraussetzung zur Erteilung einer solchen Genehmigung angeboten. 

Die Chancen...

Wie schon angedeutet steht der Archäologie das Wasser bis zum Hals. Es gibt nicht genug Regionalteams, um allen Forschungen nachzugehen. 

Nun kommt dort ein relativ wilder Haufen unberechenbar begeisterter Jäger und Sammler daher, die ihre Detektoren über die Felder schleppen und ohne Bezahlung im Dreck wühlen. Was für ein Potential! 
Wäre doch die Zusammenarbeit der Spezialisten auf der einen und der Jäger und Sammler auf der anderen Seite möglich. Dass dies funktioniert soll u.a. in Niedersachsen gezeigt werden. Dazu sind natürlich einige Abläufe aus Sicht der Behörden einzuhalten. Funde müssen ordnungsgemäß gemeldet werden und die Suchgebiete müssen definiert sein. Die Archäologen erhalten so die Material - und Datenbasis die sie brauchen, um Zusammenhänge abzuleiten und die Sucher dürfen sich frei ihrem Hobby betätigen. 

Eine weitere Chance im Einsatz von Metallortungsgeräten liegt darin, dass ganz neue Dimensionen in der Archäologie erreichbar werden: grabungsinteressante Gebiete können besser eingegrenzt werden und es entsteht eine Datendichte anhand derer man nach und nach die archäologische Landkarte vervollständigen kann. 

Herr Dr. Haßmann vom Landesamt brachte einen weiteren, erheblichen Vorteil auf den Punkt, indem er den Ausdruck "Die Sucher bilden eine Art CSI-Archäologie" , auf einem der o.g. Seminare, prägte. - Während noch vor einigen Jahren der ortsansässige Dorfschullehrer Heimatforschung betrieb, setzen sich nun vielerorts jüngere Heimatinteressierte mit diesem Thema auseinander Gerade diejenigen die Felder nach Fundobjekten absuchen sind auf eine gute Orts- und Heimatgeschichtskenntnis angewiesen. Sie durchforsten Archive, recherchieren in Bibliotheken und befragen noch lebende Zeitzeugen. Im Internet tauschen sie sich gegenseitig in Foren aus, diskutieren Funde und fachsimpeln über geschichtliche Themen. Die CSI-Archäologie ist also eine Truppe, die über Geschichte bescheid weiß, sondern diese auch aktiv angeht und handfeste Beweise sucht. 

Bild: Kursprogramm im ersten "Kurs für Sondengänger". Quelle: Landesamt für Denkmalschutz Niedersachsen. 

Die Risiken...

Im "Seminar für Sondengänger" wurden die Sucher nicht nur Seitens der professionellen Archäologen gelobt. Viele sehen in ihnen ein undefinierbares Risiko - eine Bedrohung für seriöse und professionelle Forschung. Und: die Vergangenheit schenkt dieser recht konservativen Gruppe auch die nötigen Vorzeigebeispiele. So wurde die Himmelsscheibe von Nebra der "Schlager" unter den Negativ-Beispielen. In diesem wohl mit schlimmsten Fall verkauften die Finder ohne es genau zu wissen einen bedeutenden Fund. Viel häufiger dagegen ergeben sich Probleme, die zunächst gar nicht so spektakulär sind - was ihre Relevanz nicht mindert. Ein oft angesprochenes Risiko ist die "Zerstörung der Fundzusammengänge". Warum? Nun, Metalldetektoren finden das was sie finden sollen: Metall. Sie wurden zum Minensuchen konzipiert und nicht, um Scherben, Knochen und dergleichen zu bergen. Damit ergibt sich ein schwerwiegendes Problem: wenn ein Sucher nun nach einem tollen Signal seines Metalldetektors gräbt könnte es passieren, dass dabei nichtmetallische Gegenstände bewegt werden, die für folgende Analysen wichtig wären. Wenn ein metallisches Objekt (etwa eine Speerspitze) aus dem Boden genommen wird, werden möglicherweise andere Objekte zurückgelassen - vergessen. 

Ein resultierendes Problem entsteht, wenn Funde nicht gemeldet werden. Damit soll nicht der Reichspfennig von 1902 gemeint sein, sondern Funde, die der Geschichte wirklichen Nutzen erweisen können. Doch was ist der Geschichte von Nutzen? 

Noch ein Problem ist die Suche dann, wenn sie auf eingetragenen Bodendenkmälern erfolgt (Denkmalschutzgesetz). Diese Bodendenkmäler sind häufig gar nicht mal als solche erkennbar. Hier besteht aus meiner Sicht auch noch erheblicher Nachholbedarf! 

In der Vergangenheit gerieten besonders die "Militaria-Sucher" in Schwierigkeiten. Sie suchen nach Überbleibseln der letzten Kriege: z.B. Helmen, Koppelschlössern und Ehrenzeichen. Auf dem Seminar in Hannover wurde zu dieser Gattung der Sucher nicht wirklich Stellung bezogen - jedoch zeigte Herr R.  vom Kampfmittelbeseitigungsdienst einige Probleme auf. Denn bei der gezielten Suche nach Kriegsrelikten kann es passieren, dass die Sucher auf gefährliche Waffen und Munition stoßen, die über die Zeit vielleicht an charakteristischer Form, nicht aber an ihrer Wirkung verloren haben/hat. Nicht nur die Gefahr die von solchen Kampfmitteln ausgeht ist zu bedenken. Ebenfalls problematisch ist es, wenn Sucher die Totenruhe stören. Man glaubt es kaum, aber es gibt in Deutschland Gegenden, die gänzlich als "Gräberfeld" ausgezeichnet sind. Beispielsweise in Halbe, im östlichen Teil der BRD, fand eine dramatische Kesselschlacht im Zweiten Weltkrieg statt. Noch heute werden dort die Gebeine von Vermissten geborgen. Nicht selten wurden Sucher beschuldigt gerade solche Gegenden systematisch nach Relikten abzusuchen. In den schlimmsten Fällen entwendeten Sucher Erkennungsmarken toter Soldaten - im Nachhinein wird es so unmöglich die Identität der Gebeine zu klären...

Rechtliche Lage...

"Wer es findet, darf es behalten..." - Dieser Grundsatz regelt unter Kindern nicht selten die Besitzansprüche auf gefundene Gegenstände. Leider ist es bei der Suche mit dem Metalldetektor nicht ganz so einfach. Im Grunde werden zwei separate Rechtsgebiete tangiert: einmal die privatrechtliche Seite und die öffentlich-rechtliche. Privatrechtlich darf man nicht einfach auf Grundstücke und dort Löcher graben. Die meisten Landwirte haben kein Problem damit, wenn ihre abgeernteten Felder betreten werden. Auch wenn man dort Löcher gräbt und diese wieder verfüllt sehen es die Bauern häufig gelassen. Dennoch gebietet es sich aus Anstand zu fragen - privatrechtlich ist streng genommen eine Genehmigung erforderlich. 

Auf der Seite der öffentlich-rechtlichen Belange ist es noch komplizierter, denn der Denkmalschutz ist ebenso wie Aspekte der Bildungspolitik föderal organisiert - d.h. unterscheidet sich in jedem Bundesland. Bevor man also seinen Detektor schultert und in die Landschaft zieht, sollte man sich einmal das jeweilige Denkmalschutzgesetz ansehen. In Niedersachsen regelt der § 12 des Niedersächsischen Denkmalschutzgesetzes (NDSchG) die sogenannte "Nachsuche" nach Bodendenkmälern. Auch wird dort geregelt was überhaupt ein Bodendenkmal ist. Die grundsätzliche Aussage des Gesetzes: Die Nachsuche ist genehmigungspflichtig. 

Der Jurist Arndt Hünecke vom Landesamt in Hannover nahm den Suchern die meinten "wir suchen ja vielleicht nicht direkt nach Bodendenkmälern..." den Wind aus den Segeln: schon wenn man Handlungen vollführt, die die Suche implizieren fällt man unter die gesetzlichen Normen. Die beliebte Ausrede "ich suche ja nur ein verlorenes Maschinenteil oder vielleicht einen Meteoriten" greift damit nicht mehr. Streng genommen riskiert man sobald man mit einem technischen Hilfsmittel (Metalldetektor) sucht und nach den entsprechenden Signalen gräbt, auf ein Bodendenkmal zu stoßen. Das mag etwas krass klingen, aber rechtlich ist die Grauzone nicht so breit, wie es sich manche Sucher vielleicht wünschen würden! 

Fazit...

Bisher konnten die wesentlichen Standpunkte zur Feldprospektion mit dem Metalldetektor dargestellt werden. Einerseits haben wir gesehen, dass der Einsatz dieser Geräte einen enormen Effizienzgewinn für die klassische Archäologie bietet. Andererseits scheint es notwendig zu sein klare Regeln zu setzen, um der "wild-Gräberei" Einhalt zu gebieten und die Funde wirklich nutzbar für die Forschung zu machen. Rechtlich gesehen gibt es faktisch keine Ausflüchte. Wenn man das Hobby "Suchen mit dem Metalldetektor" wirklich legal betreiben möchte, kommt man um ein Genehmigungsverfahren bei der Denkmalbehörde ich herum. 

Mir wurde die Genehmigung zur Nachsuche erteilt. Meine Funde melde ich nun regelmäßig an die zuständigen Archäologen. Der Nachteil ist, dass das Genehmigungsverfahren recht langwierig ist. Bei mir dauerte es ca. 8 -10 Wochen. Der Vorteil ist, dass ich meine Funde hier ebenfalls präsentieren kann. Sie kommen der Archäologie zugute und ich tue bei meiner Suche nicht Verbotenes, sondern helfe dabei "Geschichte zu schreiben."

Aus meiner Sicht ist die Zusammenarbeit von Archäologen und Sondengängern ein notwendiger Fortschritt, um dem Wandel unserer Zeit entgegenzutreten. Bei so vielen Baumaßnahmen und geografischen Veränderungen muss trotzdem der Schutz historischer Stätten gewahrt bleiben. Stätten von denen wir bisher nichts wussten können kaum alleine durch die Regionalteams der Landesarchäologen bearbeitet werden. In diesem Zusammenhang stellen qualifizierte Sondengänger ein hilfreiches Bindeglied mit hohen Erfolgspotential dar. Somit können die Archäologen sich auf die Auswertung fundierter Ergebnisse konzentrieren, während die Feldarbeit häufig durch motivierte (weil freiwillige) Hilfskräfte erfolgt.

Ein großes Problem stellen nach wie vor die "schwarzen Schafe" der Sondengänger-Szene dar: Sucher, die in Grabungsschutzgebieten unterwegs sind, wichtige Funde nicht melden oder die sogar Geld mit illegalen Funden machen wollen. Schnell wird in diesem Zusammenhang von "Raubgräberei" gesprochen. Dabei bilden die vorsätzlich kriminell agierenden Sucher nur einen verschwindend geringen Anteil der Gesamtgruppe. Die Meisten sind hauptberuflich auf völlig anderen Gebieten tätig und nutzen die Suche als Freizeitbeschäftigung. Durch die gesetzlichen Verwirrungen werden viele überfordert und viel zu voreilig stigmatisiert. Gerade aufgrund dessen sind viele Sucher abgeschreckt den Kontakt zu den Behörden zu suchen und Funde zu melden. Schnell kommt die Frage auf, wie man Fundumstände rechtfertigen soll. An dieser Stelle besteht aus meiner Sicht erheblicher Nachholbedarf Seitens der Denkmalämter.

Die Geschichte lehrt uns, dass Verbote häufig der falsche Weg sind. Viel besser wäre es über eine Zusammenarbeit den Nutzen für alle zu steigern. Etliche Sucher würden mit den Denkmalämtern kooperieren.

Im Abschluss dazu kann man zusammenfassen, dass das Vorgehen der Landesämter in Schleswig-Holstein und Niedersachsen eine Genehmigung in Verbindung mit einem Pflicht-Kurs für Sucher anzubieten vorbildlich ist. Die ausgestellte Genehmigung ist dabei an gewisse Pflichten für den Sucher gebunden. Am Ende profitieren so alle.


Als Fortsetzung werden zu diesem Thema weitere Beiträge folgen, die sich mit dem Thema "Feldprospektion mit dem Metalldetektor" befassen. In dieser Reihe sind bisher folgende Beiträge erschienen:

Teil I: Vorüberlegungen



Viele Grüße,

Hendrik







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Montag, 3. Dezember 2012

Overling/Oberling - die vergessene Ortschaft...

Update - 12.11.2012: 

Dieser Beitrag wurde am 12.11.2012 aktualisiert. Der ursprüngliche Beitrag wurde nicht verändert. Die Aktualisierung wurde unterhalb des Beitrages eingefügt! 

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Overling/Oberlingen - die vergessene Ortschaft...

Lage, Name und Geschichte eines Ortes, den wir nicht mehr kennen.



Wer kann schon von sich behaupten etwas besonderes gefunden zu haben? Nun gut, vielleicht sind dort einige, die schon einmal über Schmuck oder Geld auf offener Straße "gestolpert" sind. Aber einen Ort? Und dazu noch vor der eigenen Haustür? Das dürfte wohl eher zu den selteneren Funden zählen...

Was war Overling/Oberlingen...? 

Vermutlich war Overling/Oberlingen kein sehr großer Ort. Vielleicht ein bis zwei Gehöfte - mehr aber auch nicht. Bereits im Sachsenspiegel (Beilage der Celleschen Zeitung) vom 09.04.1955 war von diesem Ort die Rede. Damals mutmaßte Friedrich Barenscheer:"gab es im Amt Beedenbostel keinen Ort Overlingen?" 

Hintergrund des Sachsenspiegels waren die Jubiläen des Landkreises Celle und des Amtsbezirkes Lüneburg. In diesem Zusammenhang präsentierte der Autor einen Ausschnitt einer alten Karte aus dem Lüneburgischen. Nüchtern stellte er fest, dass die Karte im Amt Beedenbostel eine Auffälligkeit innehatte: sie zeigte den alten Kirchort Beedenbostel nicht. Stattdessen fand F. Barenscheer den Ort "Overling"... 

Diese Absurdität bewertete er in seinem Beitrag als Ungenauigkeit der Karte. 

Da uns der Autor um zahlreiche Beiträge und Forschungen zur Heimatgeschichte beschenkt hat, wäre es ungerechtfertigt seine Bemühungen die Karte zu deuten als unkorrekt abzutun. Nur kann man heute den Standpunkt Overling sei reine Fiktion gewesen weiter aufrecht erhalten? 

Kartengrundlagen...

Hätte F. Barenscheer 1955 schon auf hochauflösende digitalisierte Kartenwerke zugreifen können, wäre er vermutlich zu einer anderen Annahme gelangt. Daher wäre es auch sehr vermessen heute, da wir über diese Möglichkeiten verfügen, über die damaligen Forschungsergebnisse zu urteilen. 

Vorab möchte ich allerdings darauf hinweisen, welche Probleme und Herausforderungen es bedeutet mithilfe alter Karten Aussagen zu treffen. Wie schon an anderer Stelle beschrieben sind Karten erst seit Ende de 18 Jh./Beginn des 19 Jh. eine verlässliche Quelle. Je weiter vor dieser Zeit angefertigte Karten zurückreichen umso größer sind die enthaltenen Abweichungen. Ein weiteres Problem bekommen wir, wenn wir Karten als aufeinander aufbauend betrachten. Nicht immer haben sich Kartografen die Mühe gemacht jeden Winkel des Landes neu zu erfassen. Leider wurde nicht selten auf vorhergehende Kartenwerke zurückgegriffen. Mit der Konsequenz, dass Fehler weitergegeben wurden. 

Man sollte somit vorsichtig sein und einer Karte immer mit der gebotenen Kritik begegnen! 

Overling in Karten...


Bild: 
Wir finden Overling schon in den ersten Karten des Landkreises Celle. Es liegt hier zwischen Beedenbostel und Alvern...

Quelle: Johannes Mellinger, Atlas des Fürstentums Lüneburg um 1600. 






Bild: Overling. Quelle: Ducatus Luneburgici et Dannebergersis, 1720, Deutsche Fotothek.


Bild: Overling. Quelle: L'Electorat De Hannover, 1745, Deutsche Fotothek. 


Bild: Overling. Quelle: A New Map of the King of Great Britains Dominions in Germany 1789, Deutsche Fotothek. 


Nun haben wir schon drei Karten mehr als F. Barenscheer für unsere Analyse zur Verfügung hatte. Nach diesen recht ungenauen Karten lag Overling südlich von Höfer, westlich von Beedenbostel, nördlich von Lachendorf und östlich von Alvern. 

Bis zu diesem Punkt könnte man Overling für das spätere Gockenholz halten, denn es liegt heute genau an der eben beschriebenen Lage. 

Doch so einfach ist es nicht...

Bild: Oberlingen. Quelle: Topografische Spezialkarte Celle, 1822-1823. Deutsche Fotothek. 


Bild: Oberlingen. Quelle: Topografische Karte Herzogtum Braunschweig 1845. Deutsche Fotothek. 


Aus Overlingen wurde also Oberlingen. Und so zeigen uns selbst Kartenwerke des 19 Jh. den Ort. Am präzisesten ist dabei eine Aufnahme des Herzogtum Braunschweigs von 1845. Wie man erkennen kann war Oberlingen eine Ortschaft, die zwischen Beedenbostel und Gockenholz lag. Aber diese Karte sagt noch mehr aus: Oberlingen lag auf einer Anhöhe und bestand (laut Karte) aus wenigen Gebäuden. Auch kann man erkennen, dass Oberlingen an einem Weg zwischen Beedenbostel und Alvern gelegen haben muss. 

Bild: Kein Oberlingen mehr. Quelle: Messstichblatt Beedenbostel, 1901. Deutsche Fotothek. 


Bild: Kein Oberlingen mehr. Quelle: Aufnahme des Deutschen Reiches, Blatt Celle, 1904. Deutsche Fotothek. 


Ab 1900 gibt es dagegen keinerlei kartografische Hinweise mehr darauf, dass es Oberlingen gegeben hat. Man erkennt zwar den Weg zwischen Beedenbostel und Alvern - aber es gibt keinen Schriftzug "Oberlingen" mehr. 


Wo ist Oberlingen geblieben...? 

Ist der Ort einfach verloren gegangen, aufgegeben worden oder ähnliches? Wir wissen, dass in früherer Zeit Ortschaften nicht selten zu Geister-Orten wurden. Die großen Kriege (Dreißigjähriger Krieg, Siebenjähriger Krieg), die Pest oder die Verarmung weiter Landstriche und die Auswanderung in die Neue Welt (USA) stellten maßgebende Ereignisse dar. Ausgehend vom Kartenmaterial scheint der Ort um 1850 verschwunden zu sein. Zu dieser Zeit war die Industrialisierung in vollem Gange - es herrschte eine große Bewegung in die Ballungsräume. Somit wanderten viele aus ländlichen Gebieten in die Städte - oder unternahmen sogar einen größeren Schritt und wanderten aus. Besonders die Hoffnung auf einen neuen Anfang brachte viele dazu die "Alte Welt" Europa zu verlassen und in die USA zu emigrieren. 

War das das Verhängnis für Oberlingen? Vermutlich. 

Aber sicherlich kam auch noch ein anderer Umstand hinzu: 

Bild: Kein Overlingen. Quelle: Kurhannoversche Landesaufnahme, 1780. Landesamt für Vermessung und Geoinformation Hannover. 


- Auf der Kurhannoverschen Landesaufnahme ist kein "Overling" zu sehen, obwohl die oben gezeigten Karten den Ort lückenlos von um 1600 bis 1845 bezeugen. Wie kann das sein? 

Wir sehen, dass zwischen Gockenholtz und Beedenbostel eine Ortschaft ohne Namen eingetragen ist. Natürlich könnte man denken, dass beide Teile die Ortschaft Gockenholz bilden - dem wage ich aber zu widersprechen. Es handelt sich um keine uns bekannte Dorfbildungs-Form. D.h. es liegt weder ein Haufendorf (Haufendorf), noch ein Straßendorf (Straßendorf) vor. Die beiden Orte scheinen einfach sehr dicht beieinander zu liegen...

Der Name Overling/Oberlingen...

Der Vorsilbe "Over-" bzw. "Ober-" bedarf es kaum einer Erklärung. Damit es ein höher liegender Ort gemeint - vgl. Obershausen, Obersdorf. "Over-" kann dabei aus englischer Zeit stammen, oder auch kongruent zum Plattdeutschen sein. Es wird in seinem Ursprung auf "Ober-" im Sinne von "über etwas liegend" oder "over, ower, öwer" - dementsprechend "über-" im Sinne von "überschauen, überblicken" zurückzuführen sein. In jedem Fall kann man es als einen geografisch erhöhten Ort deuten. 

Die Nachsilbe "-ling" bzw. "-lingen" lässt sich unterschiedlich deuten. Am sinnvollsten scheint die Deutung im Sinne eines Ortes zu sein. Danach stammt es vom Urwort "-laga" (eine freie offene Fläche) ab. In dieser Verwendung findet man es im Flotwedel (z.B. Eicklingen, Langlingen, Sandlingen). Die geschwächte Form ist lege, leghe - später wurde dies häufig zu "-lingen" (Quelle: Lüneburger Heimatbuch, 1901). 

Wenn man dies zusammensetzt, erhält man einen Ort auf freier Fläche, der über dem Umland liegt - d.h. einen Ort auf einer Anhöhe. 


Oberlingen heute...

leider kann man auf den folgenden Bildern nur mühsam erkennen, dass Oberlingen auf einem Hügel lag. Der Anstieg des Hügels ist sehr flach - aber man kann ihn erkennen, wenn man auf den Horizont achtet. Auch die dunklen Flecken auf den Feldern im nachstehenden Google Earth Bild zeigen die Erhöhungen...



Bild: Lage Oberlingens heute. Quelle: Google Earth. 


Bild: Weg in Richtung Alvern.


Bild: Blick in Richtung heutiges Gockenholz


Bild: Blick in Richtung Lachendorf.


 
Bild: Blick in Richtung Beedenbostel.


Bild: Blick auf die Anhöhe vom alten Oberlingen - heute Gockenholz. 


Fazit - meine These zu Overling/Oberlingen...

Anhand der vorliegenden Fakten muss nun eigentlich jeder selber beurteilen, ob es den Ort Overling/Oberlingen gab. Natürlich waren die alten Karten sehr unpräzise und ungenau. Es wäre sicher nicht der erste Ort der an falscher Stelle eingezeichnet oder gar erfunden wurde. 

Allerdings muss man sich fragen - ein Ort der auf Karten seit dem 16 Jh. konsequent auftaucht und noch dazu laut Karten des 19 Jh. auf einer Anhöhe gelegen haben soll? Und das ausgerechnet dort, wo es auch heute wirklich noch einen Ort und eine Anhöhe gibt? Darüber hinaus die Lage am Weg Richtung Alvern - alles Zufall? 

Wenn man sich den Spaß macht und in die einzelnen Karten die Luftverbindungen der Ortschaften Höfer, Beedenbostel, Lachendorf, Gockenholz, Ahnsbeck, Ohe und Alvern einzeichnet, erhält man eine Art Spinnennetz. Erstaunlich ist, dass Oberlinen immer auf besagter Anhöhe liegen muss - egal welcher Karte man Glauben schenkt. 

Nördlich von Beedenbostel sind mehrere Flurstücke mit "Lienhof", "Auf dem Lienhof", "Lienhops Gehege" oder "Am Lienhop" bezeichnet. Ob darin ein Zusammenhang zu Oberlingen besteht, weiß ich nicht. Ich habe die Gegend begutachtet und konnte dabei keinerlei Auffälligkeiten (Erdwälle, Ruinen etc...) feststellen. 

Vor dem Hintergrund dieser Betrachtungen vermute ich daher, dass Oberlingen ein alter Ortsteil des heutigen Gockenholz ist. 

Wie schon die Kurhannoversche Landesaufnahme (siehe Oben) belegt war Gockenholz ein Ort, der anscheinend aus zwei Hälften bestand - recht ungewöhnlich! Nach den Karten des 19 Jh. lag Oberlingen am heutigen Beedenbostler Kirchweg. Oberlingen und Gockenholz sind über die Zeit zusammengewachsen - am Ende war nur noch Gockenholz übrig. Möglich, dass Oberlingen immer weniger Einwohner hatte, oder seine Einwohner umsiedelten (z.B. nach Gockenholz oder Beedenbostel durch Heirat). Gockenholz erhielt durch die Frachtfuhrleute im 19 Jh. mehr und mehr Aufmerksamkeit - Oberlingen lag anders als die Orte Lachendorf, Gockenholz und Alvern abseits der Route und des alten Kirchortes Beedenbostel. Es war sozusagen ein "toter Flecken" zwischen den wichtigen Strecken (Celle - Höfer, Gifhorn-Langlingen-Ülzen, Höfer-Beedenbostel). 

F. Barenscheer lag meiner Meinung nach - trotz allen Bemühungen - falsch. Oberlingen hat es gegeben. Allerdings war Oberlingen wohl nie ein großes Dorf und es wird zu Oberlingen auch keine ausführlichen Aufzeichnungen gegeben haben, da dort vermutlich ausschließlich Bauern gegeben haben.

Mir scheint es gut möglich, dass Overling sogar ältere Wurzeln hat als Gockenholz. 


Gruß, 

S.t.a.l.k.e.r.





Update - 12.11.2012: 


Vorwort...

Am 08.11.2012 veröffentlichte die Cellesche Zeitung einen Artikel über "Overling/Oberlingen" (Artikel vom 08.12.2012). Am Tage zuvor war ich mit dem Reporter André Batistic und einem Fotografen der CZ vor Ort in Gockenholz. Leider war es mir bis dahin nicht möglich Quellen oder schriftliche Beweise aus Aufzeichnungen zum Ort Overling/Oberlingen zu finden. Beim Treffen teilte ich Herrn Batistic meinen Kenntnisstand mit und verwies auch darauf, dass sicherlich Anwohner aus Gockenholz aus mündlichen Überlieferungen etwas zu Overling/Oberlingen wissen müssten

Aus meiner Sicht hätte es daher keinen Anlass gegeben am 11.12. eine Art "Richtigstellung" in der CZ zu veröffentlichen (Artikel vom 11.12.). Es scheint wohl leider eine Art Missverständnis gegeben zu haben, denn bereits im Fazit meines Beitrags zum Ort Overling/Oberlingen habe ich festgestellt, dass der Ort mit Gockenholz verschmolzen sein muss. Dies wurde letztendlich im Artikel der CZ vom 11.12. durch eben solche Gockenholzer bestätigt die ich Herrn Batistic vor dem Erscheinen seines ersten Artikels generell als mündliche Quellen nahegelegt hatte.
Es freut mich, dass der Artikel vom 08.12. viele Heimatforscher auf den Plan rief, die sich bei mir meldeten. So ist es mir nun möglich die Frage nach Overling/Oberlingen zu einem meiner Meinung nach runden Abschluss zu bringen...

Over(l)ing/Oberlingen - Ergebnisse...

Wie Hans-Günther Michels, ein begeisterter Geschichtsforscher und Publizist sagen würde:"...wenn man weit in der Geschichte zurückblickt, ist eine gewisse Phantasie nicht verboten...!"

Wir wollen also versuchen ein Gefühl für die Geschichte zu entwickeln und eine Aussage treffen, was wahrscheinlich damals gewesen sein mag. 

Wie in meinem Beitrag (siehe oben) erwähnt, haben wir gewisse Probleme historische Karten zu Rate zu ziehen. Ungenauigkeiten beim Abzeichnen, Unkenntnis über geografische Gegebenheiten und andere Fehlerquellen haben sich in diverse Kartenwerke eingeschlichen, sodass selbst Fachleute alte Karten häufig nicht für verlässlich halten. 

Aber was bleibt uns für eine Wahl? 

Irgendwo muss man schließlich ansetzen. Außerdem sollte man historische Karten nicht per se verdammen. Wenn man um die Fehlerquellen weiß und diese einbezieht, bieten historische Karten - trotz aller Kritik - eine wertvolle Quelle. 


Bild: Älteste kartografische Dokumentierung Overlings. Quelle: Mellinger Karte (Mappe) von 1593 - "Vogtey Beedenbostel". 

Schon in meinem ersten Beitrag (siehe oben) wurde die Mellinger Karte von 1593 zugrunde gelegt. Sie zeigt Overling auf einer Linie mit Beedenbostel unterhalb von "Kokenholt/Gokenholt". Ohne Zweifel ist dies die älteste Karte des Ortes. Um die Ursprünge des Ortes zu finden müssen wir uns aber weiter in die Vergangenheit zurückversetzen - erheblich weiter. 

Für Herrn Michels aus Suderwittingen geht die Gründung Over(l)ings auf die Jahre 779 bis 782 zurück. Er findet hier die ersten Ansätze zur Findung des Dorfes "Overinge" in der Urpfarrei-Stiftung Karl des Großen - dazu bietet sich die Stiftung von "Beyburstell" (Beedenbostel) an. Michels übersetzte in mühevoller Kleinarbeit und auf eigene Kosten (!!!) Schatzregister der letzten 800 Jahre. 

Noch ein weiterer Hinweis, dass es sich bei Over(l)ing um einen alten Ort handelt, findet sich in der Namensgebung: 

Bild: Karte der auf "ing", "ingen" endenden Orte im Celler Kreis. Quelle: H.G. Michels. 

Das Suffix "ing" deutet auf einen alten Ort hin - welcher im zeitlichen Zusammenhang einer Erwähnung um 1600 klassisch für eine frühere karolingische Stiftung erscheint. Michels und sein Freund und Forscherkollege K.D. Hanke hatten schon lange ein Fragezeichen hinter die Geschichte Over(l)ings/Oberlingens gesetzt. 

Michels sieht eine Ungereimtheit im Celler Schatzregister von 1438 (nach Grieser), denn es werden darin zwei Orte mit "Gokenholt" ausgewiesen. Neben drei Vollhöfen in Gokenholt selbst weist das Schatzregister den Ort 
"to Gokenholte" aus: 


Quelle: Grieser, Rudolf. 
Das Schatzregister der Großvogtei Celle von 1438 und andere Quellen zur Bevölkerungsgeschichte der kreise Celle, Fallingbostel, Soltau und Burgdorf zwischen 1428 und 1442. 

Diese 6 Schatzzahlen "niederer Ministerialität" müssen somit entweder zum richtigen Gokenholt gehört haben, oder aber zu "Overinge". - Beides ist nach Michels ausgeschlossen. Das bestätigen auch die alten Karten - es gab nur einen Ort Gokenholt. Weist der Zusatz "to" auf die Zugehörigkeit hin - und gehörte damit vielleicht Over(l)ing zu Gokenholt - sehr wahrscheinlich. 

Warum nun der Ort im Schloss-Vogtey-Register von 1378 nicht aufgeführt ist liegt in einer bürokratischen Ursache begründet: er gehörte vermutlich zur Pfarrei-Kirche und somit nicht dem Herzog. 

Für Michels stellt sich im Zusammenhang mit dem Ort vor allem eine Frage: 
Warum wird der Ort Over(l)inge(n) konsequent unterhalb von Gokenholt/Kokenholt verzeichnet? (Siehe Kartenausschnitte oben). 

Könnte es sein, dass über die Zeit Ober- und Unterdorf ihre Plätze tauschten? 

Wenn, wie aus den Grieser'schen Schatzregistern ersichtlich oder zumindest in Betracht gezogen werden kann, dass noch beide Orte "Schatz" bezahlten, kann der Ort nur um 1600 - 1700 einer tragischen Wendung zum Opfer gefallen sein. Dies habe ich ebenfalls in meinem Beitrag geschlossen und stimme in diesem Punkt mit Herrn Michels überein. 

Herr Klatt, ein engagierter Heimatforscher aus Endeholz (Schmarloh) gab mir den Hinweis, dass der Name "Oberling" nach Prof. Meibeyer (Braunschweig) aus der Nachbesiedlung einer alemannischen Familie im 12 Jh. rührtZu diesem Namen finden sich ebenfalls Hinweise im Gifhorn'schen. 

Herr Kaiser aus Gockenholz schrieb mir, dass beim Bau des Hauses durch seinen Vater alte Mauerfragmente gefunden wurde - im vermuteten Teil des früheren Over(l)ings/Oberlingens. Dort soll früher ein Hof abgebrannt sein. Dazu passt ebenfalls das, was mir Frau Hagen-Bleuel schrieb: eine Ackerfläche im alten Oberlingen wurde als  "Alter Hof" bezeichnet, bis dort eine neue Hofstelle geschaffen wurde. Mathias Blazek nennt in seiner Chronik einen Jürgen Rodewohlt, der einen Hof im vermuteten Teil Over(l)ings besessen haben soll. Im Hause von Frau Hagen-Bleuel findet sich eine Holztafel mit eben diesem Namen. 

Herr Gabriel und Herr Kaiser aus Gockenholz berichteten mir davon, dass Gockenholz zu ihrer Kindheit (1970/1980) noch in Ober und Unterdorf unterschieden wurden. Es hat Fußballspiele "Oberdorf" gegen "Unterdorf" gegeben, von denen Herr Gabriel erzählte. Viele Gockenholzer sehen in dieser Auffassung die klare Bestätigung: das Unterdorf lag demnach dort wo heute die K 76 vom Heideeck Richtung Garßen führt. Das Oberdorf lag laut mündlicher Überlieferung am alten Kirchweg Alvern - Beedenbostel. Auch heute ist die Unterscheidung in Ober- und Unterdorf geläufig. 


Zwischenfazit...

Einige Fragen konnten bislang beantwortet werden. Over(l)ing/Oberlingen ist und bleibt kein "verschwundenes" Dorf. Es spricht wohl vieles dafür, dass der Ort später zu Gockenholz wurde und für die Gockenholzer das "Oberdorf" bildet. 

Jedoch wirft der Ort weiter Fragen auf und ist somit, wie Herr André Batistic in seinem CZ Artikel vom 08.12.2012 schrieb, weiterhin "geheimnisumwittert" : 

  • Warum liegt Gokenholt auf alten Karten (siehe Mellinger 1593 und andere Karten oben) konsequent über dem Ort Overling? Ist dies nur ein kartografischer Fehler, oder gab es sogar einen Tausch innerhalb des Ortes? 
  • Wie lässt sich erklären, dass auf dem Luftbild von 1942 ein einwandfrei erkennbarer Hof mit Haupthaus und Stallungen erkennbar ist, der auf Karten aus der Zeit (siehe oben) nicht verzeichnet ist? 


  • Wie kann es sein, dass sich ein eigenständiger Ort in den Schatzregistern nur derart mühsam nachvollziehen bzw. nur durch Schlussfolgerungen auffinden lässt? 
  • Was waren die Gründe, warum Over(l)ingen von den Karten verschwand? 

Wie in meinem vorangegangenen Beitrag dargestellt taucht Overling in Form von Oberlingen auf Karten des 18/19 Jh. auf. Wie selbstverständlich scheint es den Platz eingenommen zu haben - ebenso selbstverständlich wie heutige Gockenholzer den Ort Over(l)ing/Oberlingen zum Oberdorf erklären. Aber ist das so einfach? 

Der renommierte Heimatforscher Michels geht in seiner These zu Over(l)ing sogar noch weiter: die Namensgebung von Gokenholt könnte auf einen alten "Go"- Ort hindeuten. Dabei stammt das "Go" vom althochdeutschen "gouwe" und entwickelte sich auch zum bekannten "Gau" - einer Ortsbezeichnung germanischen Ursprungs. Bekanntermaßen wurden die heidnischen Thingplätze (Versammlungsstätten) durch die Karolinger zunächst zerstört. Als Karl der Große aber ihren Wert erkannte ließ er die ersten Urpfarreien auf eben diesen Plätzen errichten. Wir finden eine solche in Beedenbostel...

Könnte dies bedeuten, dass Gokenholt nicht vom germanischen "Kuckuckswald" (vgl. Wikipedia) herstammt, sondern von einer alten Bezeichnung des "gouwe" Waldes des Ortes Beedenbostel - sozusagen dem Gau-Wald? Eine interessante Frage! 

Fazit...

Nun schon das zweite in diesem Beitrag - was und deutlich macht, dass es nicht die Geschichte gibt, sondern nur ihre Interpretation. Meiner Meinung nach wird häufig zu sehr wird der Wert darauf gelegt die Dinge zu den Akten zu legen und die Geschichte abzuschließen. 

Dies soll hier vermieden werden. Es ist sehr wohl erlaubt einige Fragen ungeklärt zu lassen. Denn wie schon gesagt - F. Barenscheer schloss noch es gäbe dort kein Overling, da er nicht über diversifizierte Möglichkeiten der Online-Recherche verfügen konnte. Heute wissen wir - es gab den Ort sehr wohl.  

Geschichtsinterpretation muss also nicht statisch, sondern vielmehr dynamisch erfolgen und damit abhängig vom Innovationsstand und den damit verbundenen Recherchemöglichkeiten bewertet werden. Bereits im Start-Post auf Found Places habe ich den Wert von qualifizierten Fragen deutlich gemacht - sie führen uns viel weiter als bloßes Faktenwissen!

Ich möchte damit meine bereits aufgestellte These untermauern, dass Over(l)ing einer der ältesten Orte in der ehem. Amtsvogtei Beedenbostel ist. Die Lage - früher am Rand der alten Sprache im Urstromtal der Aller auf einer Anhöhe - dies alles sind günstige Faktoren, die eine frühe Besiedlung plausibel erscheinen lassen. Entlang des Urstromtals wurden viele bronzezeitliche Grabhügel entdeckt. Einige Forscher erkennen darin sogar ein weites Gräberfeld, welches sich von Alvern über Gockenholz nach Lachendorf und weiter Richtung Ummern/Käsdorf erstreckt.

Die ersten schriftlichen Erwähnungen gehen - und dabei stimme ich Herrn Michels zu - auf die Nennung in den Schatzregistern zurück. Wie der Ort im Zuge der Stiftungen Karls des Großen um 778 bis 782 in die Grafschaftsverfassung/Urpfarrei eingegangen ist, kann Herr Michels wesentlich anschaulicher erklären. 

Unklar bleibt, ob es sich bei den Karten (siehe Beitrag oben) um Fehler in der Darstellung handelt, oder ob es wirklich über die Zeit einen "Tausch" zwischen der Orte Gokenholt und Overling gab. Dabei wäre das damalige Overling das heutige Gockenholz und umgekehrt. Für dies gibt es jedoch lediglich kartografische Belege - die, wie bereits beschrieben, in der damaligen Zeit etlichen Fehlern unterlagen. 

Mysteriös bleibt auch das "Verschwinden" des Ortes. Selbst wenn Experten auf dem Gebiet der Heimatforschung wie Mathias Blazek den Ort in seinem Dasein bestätigen können - Hinweise warum er aus den Karten verschwunden ist, gibt es keine. H.G. Michels mutmaßte es könne sich um eine Katastrophe der Bauernkriege/des Dreißigjährigen Krieges handeln. Dies würde ich ausschließen, da Oberlingen auf Karten im 19 Jh. verzeichnet ist und die genannten Ereignisse im 17 Jh. stattfanden. Ich bleibe somit bei meiner These, dass der Ort durch normale und natürliche Gegebenheiten (Heirat von Töchtern nach Auswärts, keine Geburt von Söhnen, Aus-/Abwanderung) und die geografische Lage (Nähe zu Gockenholz --> dortige Lage an wichtigen Handelsrouten) zunehmend kleiner wurde und später ganz in Gockenholz überging. 

Allerdings gebe ich auch zu bedenken, dass die Übergänge zwischen Fehlern der Kartografie und dem realen Bestehens eines Ortes fließend sein können. So ist es durchaus möglich, dass Over(l)ing bereits um 1650 kein eigenständiger Ort mehr war, weil kein Zehnt mehr entrichtet wurde - es aber dennoch weiterhin (aus Gewohnheit) auf Karten eigenständig als Ortsteil verzeichnet wurde. 

Vielleicht haben wir es bei diesem Ort auch mit einer beachtlichen Lücke der damaligen Bürokratie zu tun. 

Vieles spricht zumindest dafür, dass die Aufzeichnungen um Over(l)ing/Oberlingen nicht sauber geführt wurden. - Anders lässt sich ebenfalls nicht das Fehlen des Hofes (in Karten) erklären der auf einem amerikanischen Luftbild deutlich erkennbar ist (siehe oben). 


Ich möchte meinen herzlichen Dank an all diejenigen aussprechen, die sich bei mir gemeldet haben um meine Recherchen zu unterstützen. Herr Michels (85), dem an dieser Stelle besonderer Dank gebührt, würde sagen das Privileg des Alters ist es den ein oder anderen Ortsnamen nicht sofort abrufbereit zu haben. Genauso beanspruche ich als relativ junger Heimatforscher das Recht noch nicht alle Tricks und Kniffe zu kennen. Vielmehr sehe ich darin die Chance meine Leser nicht zu überrumpeln und alleine zu lassen, sondern sie thematisch abzuholen und mitzureißen. Darin liegt das Konzept dieses Blog - und auch sein Erfolg, den ich in rund 38.000 Aufrufen in den letzten 10 Monaten und regelmäßigen Lesern aus der ganzen Welt bestätigt sehe. 


Viele Grüße, 

Hendrik Altmann




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Mail: found-places@live.de


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Ich suche jederzeit Material zur Heimatgeschichte. Wenn Sie alte Fotos, Postkarten, Zeichnungen, Karten oder andere geschichtliche Dokumente besitzen und gerne etwas dazu erfahren möchten, dann bitte ich Sie mich zu kontaktieren. Alle Informationen werden mit größter Sorgfalt behandelt! 

Für Hinweise in Form von Dokumenten bin ich bereit zu zahlen! 

Bei Fragen/Anregungen/Kritik bitte ich Sie mir eine kurze Mail zu schreiben. 

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