Alte Karten zeigen beispielsweise bei Lachtehausen noch recht deutlich wo sich die Fanganlagen einst befunden haben.
Umgebungskarte der Stadt Celle aus dem Jahr 1732.
Jeder Fangplatz stand unter der Aufsicht eines gelernten Vogelfängers der den (adeligen) Titel Federschütz führte. Der Federschütz war sozusagen ein auf den Vogelfang spezialisierter Jäger. Dieser gehörte zum Jagdpersonal des Hofes und musste seine Beute an die Hofküche des Celler Schlosses abliefern.
Die genauen Ausmaße des Fangplatzes bei Lachtehausen sind heute nur noch schwer zu rekonstruieren. Von den Anlagen ist so gut wie nichts erhalten geblieben - nur ein kleiner Erdwall lässt sich noch damit in Verbindung bringen. Allerdings wurde ein Teil des Walles bei Bau der Straße zwischen Altencelle und Lachtehausen zerstört.
Noch in der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1780 ist der Finkenherd deutlich größer verzeichnet.
Finkenheerd bei Lachtehausen auf der kurhannoversche Landesaufnahme aus dem Jahr 1732.
Es ist anzunehmen, dass auf dem Gelände des Finkenherds einst Netze und eine Hütte für den Federschütz standen. Auch in Beedenbostel gab es einen mit einem Plankenzaun umgebenen Fangplatz mit Hütte für das Fangpersonal.
Es war notwendig den Fangplatz möglichst ruhig zu halten und Störungen durch Mensch und Weidevieh zu vermeiden. Nicht selten wurden seitens der Vogelfänger Klagen laut, dass die Fanganlagen mutwillig zerstört worden waren. Dann wurde der entsprechende Amtmann aktiv und versuchte die Schuldigen zu ermitteln. War dies nicht möglich mussten die umliegenden Ortschaften im schlimmsten Fall für die Schäden aufkommen.
Die Vögel mussten zunächst angelockt werden und brüteten dann auf dem Gelände. Zum Anlocken wurden Lockvögel verwendet. Mittels aufgestellter Steck- und Schlagnetze wurden die Vögel anschließend gefangen. Die Lockvögel wurden allerdings wieder freigelassen und konnten erneut ihre Artgenossen in die Falle locken.
Noch auf dem preußischen Messtischblatt von 1899 ist der Finkenheerd bei Lachtehasen verzeichnet, obwohl er zu dieser Zeit schon längst außer Betrieb war.
Finkenheerd bei Altencelle auf dem preußischen Messtischblatt 1899.
Legt man die historische Karte über das aktuelle Satellitenbild, erkennt man, dass die heutige Verbindungsstraße von Altencelle nach Lachtehausen genau aus der westlichen Grenze des einstigen Finkenherds verläuft.
Preußisches Messtischblatt auf dem aktuellen Satlltenbild.
Anhand der alten Wege lässt sich der Finkenherd bei Lachtehausen heute noch im Wald aufspüren. Im nachfolgenden Satelutenbild ist die Lage zudem verzeichnet:
Aktuelles Satellitenbild - Finkenherd / Vogelherd bei Altencelle / Lachtehausen. Quelle: Google Earth.
Im Frühjahr und im Herbst wurden die besten Fangergebnisse erzielt. Wenn die Blätter bereits von den Bäumen gefallen waren wurden leuchtend rote Vogelbeeren verwendet, um die Beute anzulocken.
Auch in Beedenbostel gab es einst einen Vogelherd mit Fanganlagen. Dieser befand sich im Südwesten des Dorfes in einem kleinen Gehölz an der Aschau. Noch heute trägt dieser Ort die Flurbezeichnung "Vogelherd" - eine angrenzende Straße ebenfalls.
Lage des Vogelherds in Beedenbostel. Quelle: Google Erath.
Laut dem Geldregister des alten Amtes Beedenbostel aus dem Jahr 1688 fing der Vogelfängers Wülthoff in der Zeit von August 1687 bis April 1688 ganze 420 Großvögel und 2.160 Kleinvögel. Im Jahr 1699 wurden in der Beedenbostler Fanganlagen 280 Großvögel und 3.500 Kleinvögel gefangen.
Bereits früh morgens mussten der Federschütz und seine Gehilfen die Netze aufspannen. Die Beute wurde dann durch einen der Angestellten nach Celle zum Hof gebracht.
Nach und nach wurden die Vogelherde allerdings aufgegeben. Dies hatte unterschiedliche Gründe. Zum einen entwickelten sich neue Fangmethoden. Mit der Verbreitung neuer Schusswaffen wurde die aufwendige Arbeit am Vogelherd überflüssig. Besonders die Erfundung der Schrotflinte Vereinfachte die Jagd auf die fliegende Beute ungemein. Auch die politischen Veränderungen führten dazu, dass die Vogelherde bei Celle an Bedeutung verloren. Mit dem Wandel der Stadt vom herzöglichen Sitz hin zur Beamtenstadt blieben die Vogelherde immer mehr ungenutzt.
Besprechung vor der Ortsbegehung
Bei der Ortsbegehung sollten historische Spuren des einstigen Vogelherds untersucht werden. Es stellte sich recht bald heraus, dass solche leider heute kaum noch vorhanden sind. Einzig die Wegführung bzw. die Lage eines kleinen Erdwalles gaben geringen Aufschluss über den früheren Fangplatz.
Erstaunlich ist, dass sich im Zentrum des Vogelherds noch heute natürliche Sanddünen befinden, welche bereits zur Zeit des Vogelfangs vorhanden gewesen sein müssen. Scheinbar beeinträchtigte dies nicht die historische Nutzung.
Dünen im Bereich des Vogelherds bei Lachtehausen.