f August 2021 ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Dienstag, 10. August 2021

Faßberg: Relikte des alten Bombenübungsplatzes


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Ein beständiges Brummen liegt über den freien Flächen zwischen Faßberg, Oerell und Brambostel. Ein Bomber des Typs Junkers Ju 88 steuert ein einsames Bahnhofsgelände an. Wenig später schlagen die Bomben in den Heideboden. Rauch steigt auf – die Übung ist beendet.

So in etwa könnten sich die Szenen des Übungsbetriebs auf dem Bombenabwurfplatz nördlich von Faßberg früher abgespielt haben. Viel ist leider nicht über die Geschichte dieses ehemaligen Übungsareals bekannt – wenige schriftliche Belege, alliierte Luftaufnahmen aus dem Zweiten Weltkrieg, moderne Laserscandaten und nicht zuletzt Beobachtungen im Gelände vor Ort sind die einzig verfügbaren Quellen, die Aufschluss zur Historie des Bombenübungsplatzes geben. 

Wie einsame Zähne aus Stahlbeton ragen drei massive Beobachtungsbunker aus dem Wald. Als der Übungsplatz noch in Betrieb war, gab es hier nur eine weite Gras- und Heidelandschaft – doch die Natur hat das Areal wieder für sich vereinnahmt. Am besten erhalten geblieben sind die rund vier Meter hohen Beobachtungsbunker. 

Bild: alter Beobachtungsbunker (Nr. 3). Quelle: H. Altmann, 2021. 

Drei dieser Bunker gab es früher auf dem alten Bombenübungsplatz. Sie waren in fast gleichmäßigen Abstand zueinander errichtet und bildeten hierbei ein gleichschenkliges Dreieck. Die Beobachtungsbunker dienten zur Überwachung der Abwurfübungen und sollten das Personal vor den Auswirkungen der Abwurfmunition schützen. Zu diesem Zweck besaßen die Bunker eine Wandstärke von ca. 75 cm aus massivem Stahlbeton sowie verriegelbare Sichtschlitze - jeweils ausgerichtet auf die entsprechenden Abwurfbereiche. 

Bild: Beobachtungsbunker, verriegelbarer Sichtschlitz aus Metall. Quelle: H. Altmann, 2021. 

Von den drei Bunkern sind heute nur noch zwei offen begehbar. Der südlichste Bunker (Nr. 1) wurde zugemauert. 

Die Bunker besaßen Außenleitern und waren möglicherweise über eine Kabelverbindung miteinander verbunden. Im Innern führte eine Leiter in die obere Etage - die Leitern wurden jedoch nach Kriegsende sämtlich entfernt. 

Bild: zugemauerter Beobachtungsbunker (Nr. 1). Quelle: H. Altmann, 2021. 

Die Bunker bestanden jeweils aus vier schmalen Räumen - zuzüglich einem sehr schmalen Eingangsbereich. Die gesamte Konstriktion war auf Stabilität ausgerichtet. Durch zwei Liken gelangte man von den unteren Räumen in die obere Etage. In dieser waren ebenfalls Sichtschlitze angebracht, um die weiter entfernten Abwürfe beobachten zu können. Die Decke bestand aus einer eingezogenen Stahlplatte. 

Bild: Beobachtungsbunker, Oberschoss. Quelle: H. Altmann, 2021. 

Bild: Beobachtungsbunker, Untergeschoss, Eingangsbereich. Quelle: H. Altmann, 2021. 

Der rund 420 ha große Übungsplatz entstand bereits vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. In einigen Quellen heißt es hierzu, dass der Platz im Jahr 1936 rund zwei Kilometer nördlich des Fliegerhorstes entstand.[1] Zu beachten ist, dass die Pläne zur abschließenden Errichtung einer Bombenschule in Faßberg wohl bereits bis Anfang Dezember 1934 umgesetzt werden sollten, sodass die Notwendigkeit eines entsprechenden Übungsgeländes hieraus erwachsen sein könnte und mit den Baumaßnahmen schon vor 1936 begonnen worden sein könnte.[2]

Gesichert ist, dass der Bombenübungsplatz über mehrere Bodenziele verfügte, um den Abwurf von Übungsbomben aus Zement sowie scharfer Sprengbomben zu trainieren. Die Ziele wurden durch sogenannte Entfernungskreise markiert – eine Art Anzeigefeld mit Pfeil markierte für die anfliegenden Piloten das entsprechende Ziel. Ein Plan der Bauleitung, erstellt im Mai 1936 gibt über die Zieleinrichtungen näheren Aufschluss.[3] 

Im Westen des Übungsplatzes war eine Art Fabrikgelände durch betonierte Flächen und niedrige Mauern angetäuscht. Hiervon sind heute nur noch einige grobe Betonklötze übrig. 

Bild ehemaliges Fabrikgelände (Bodenziel). Quelle: H. Altmann, 2021. 

Im zentralen Bereich des Übungsgeländes existierte ein Bahnhofsgelände, das aus mehreren Gebäuden, einer Rampe sowie Gleisanlagen bestand.[4] Das Bahnhofsgelände diente zu Übungszwecken sogar als Ziel für scharfe Sprengbombenabwürfe, während über den anderen Objekten lediglich Zementbomben abgeworfen worden sind. 

Die Zementbomben besaßen im Innern eine Glasampulle, die mit einer Chemikalie gefüllt war. Beim Aufschlagen der Zementbombe zerbrach die Ampulle und setzte künstlichen Nebel frei, der dem Beobachtungspersonal in den Bunkern signalisierte, ob der jeweilige Abwurf das Ziel getroffen hatte und die Übung bestanden war oder nicht. Auf historischen Luftbildern der Alliierten, die im April 1945 aufgenommen worden sind, lassen sich die Bahnhofsanlagen noch recht gut ausmachen.

Bild ehemaliges Bahnhofsgelände (Bodenziel). Quelle: H. Altmann, 2021. 

Das ehemalige Bahnhofsgelände ist inzwischen nur noch bruchstückhaft erkennbar. Eine Rampe, Trümmer völlig zerstörter Bunkergebäude und die gradlinig verlaufende Waldschneise sind das Einzige, was noch auf dieses Relikt hindeutet. 

Bild ehemaliges Bahnhofsgelände, gradliniger Streckenverkauf ist noch erkennbar. Quelle: H. Altmann, 2021. 

Im Norden des Bahnhofsgeländes gab es zwei massive Hallenbauten, die jedoch völlig zerstört worden sind – sei es durch Bombenabwürfe oder Sprengungen nach Kriegsende.


Bild ehemalige Hallenkonstruktion im nördlichen Bereich. Quelle: H. Altmann, 2021. 


Bild ehemalige Hallenkonstruktion im nördlichen Bereich. Quelle: H. Altmann, 2021. 

Bild ehemalige Hallenkonstruktion im nördlichen Bereich. Quelle: H. Altmann, 2021. 

Im östlichen Bereich des ehemaligen Bombenabwurfplatzes befinden sich noch die Relikte zweier Brückenkonstruktionen aus Beton. In der unmittelbaren Nähe der weiter östlich gelegenen Brücke sind tiefe Sprengkrater zu erkennen – ein Zeichen, dass auch dieses Bodenziel seinerzeit scharfen Abwurfmitteln ausgesetzt gewesen sein muss. Einzelne Berichte erwähnen sogar ein altes Binnenschiff, das ebenfalls als Übungsziel auf den Bombenabwurfplatz geschleppt worden sein soll.[5]

Bild angetäuschte Brückenkonstruktion (Bodenziel). Quelle: H. Altmann, 2021. 

Neben den zuvor genannten Baulichkeiten existieren im nördlichen Bereich des ehemaligen Übungsgeländes noch Bunkeranlagen. Diese scheinen jedoch weniger als Übungsziele gedient zu haben sondern waren vermutlich eher zur Lagerung von Materialien vorgesehen. Die Bunker verfügten über massive Türen sowie verstärkte Deckenkonstruktionen.

Bild: Bunker im Nordosten des Geländes. Quelle: H. Altmann, 2021. 

Bild: Bunker im Nordosten, verstärkte Türen. Quelle: H. Altmann, 2021. 

Im nordöstlichen Bereich des Bombenabwurfplatzes steht noch ein Bunker, der einst über eine massive Stahlkuppel verfügte. Der Zweck dieser Anlage ist noch nicht abschließend geklärt. Möglicherweise diente sie ebenfalls als Bodenziel, um den Angriff auf Verteidigungsanlagen, wie insbesondere die französische Maginot-Linie zu trainieren – oder es handelte sich hierbei um einen sicheren Unterstand für Beobachtungen auf das Übungsgelände.

Über den militärischen Übungsbetrieb auf dem Bombenabwurfplatz liegen kaum Informationen vor. Die Anlage befand sich abgelegen von ziviler Infrastruktur. Zeitzeugenberichte existieren nur sehr begrenzt. 

Eine umfangreichere Darstellung der Ereignisse liefert der Diplom-Theologe Hans Stärk, der zwischen 1967 und 1970 als Militärpfarrer in Faßberg tätig war. In seinem 1970 erschienenen Werk sammelte Stärk zahlreiche Zeitzeugenberichte – insbesondere von ehemaligen Militärangehörigen. Stärks Buch gibt damit authentische Einblicke in die Geschichte des Fliederhorstes Faßberg und liefert auch einige Hinweise zum ehemaligen Bombenabwurfplatz.

Unter anderem hatte Stärk schriftliche Darstellungen von Oberst Kurt Hake in sein Buch aufgenommen – Hake war bis kurz vor Kriegsende Kommandeur des Fliegerhorstes. Er berichtet insbesondere von der Erprobung neu entwickelter Zeitzünder für die Firma Rheinmetall-Borsig auf dem Bombenabwurfplatz. 

Vornehmlich ging es darum herauszufinden, ob der empfindliche Zündmechanismus direkten MG-Beschuss im Luftkampf überstehen konnte.[6] Zu diesem Zweck wurde die Bombe auf einen Sockel gelegt und aus ca. 300 m Entfernung mit Maschinengewehren (MGs) beschossen. Sie detonierte jedoch nach dem heftigen Beschuss nicht, sodass nach einer gewissen Wartezeit nachgesehen wurde – in diesem Moment kam es zur Explosion. Fünf Menschen fanden hierbei den Tod.[7]

Deutlich glimpflicher ging ein weiterer Versuch aus, wie sich Oberst Hake später erinnerte. Eine Sprengbombe sollte unter einer Junkers Ju 87 für den späteren Abwurf montiert werden. Beim Versuch die Bombe einzurasten, fiel diese zu Boden – das Personal flüchtete aus dem Bereich. Ein Brandmeister kroch später vorsichtig unter das Flugzeug und befestigte ein Seil, sodass zunächst die Maschine aus der Gefahrenzone herausgezogen werden konnte.[8] 

Nach einer längeren Wartezeit wurde ebenfalls die immer noch scharfe Bombe an einem Seil befestigt. Ein vorgespannter Traktor, an dessen Rücksitz eine Panzerplatte angebracht worden war, schleifte die Bombe am langen Seil über das Rollfeld, um sie zur Detonation zu bringen. „In großen Schleifen ging die Fahrt, die Bombe hüpfte hinter dem Trecker wie ein Fisch, aber nichts geschah“, erinnerte sich Hake später.[9] Wie die Gefahr schließlich beseitigt werden konnte lässt sein Bericht offen.

Bild: Stellungssystem (Gräben) im Bereich des ehemaligen Bombenübungsplatzes. Quelle: H. Altmann, 2021. 

Als die nächtlichen Luftangriffe im weiteren Kriegsverlauf stetig zunahmen, gewann das Fliegerhorst an Bedeutung durch die zunehmende Stationierung von Nachtjagdgeschwadern. So lag die II. Staffel des Nachtjagdgeschwaders 4 von Mitte bis Ende Februar auf dem Platz.[10] 

Weitere Staffeln verschiedener Nachtjagdverbände folgten im Laufe des Jahres 1944. Durch seine gesteigerte Bedeutung geriet der Fliegerhorst zunehmend in den Fokus der alliierten Luftaufklärung. Wie andere Anlagen verfügte der Fliegerhorst Faßberg ebenfalls über Flakschutz. Die Flak des Horstes, unter Führung eines Oberleutnants der Reserve, zwang bis Kriegsende noch alliierte Flugzeuge zur Landung bzw. schoss sie ab.[11]

Bild: Munitionslager einer einstigen Flakstellung. Quelle: H. Altmann, 2021. 

Die alten Flakstellungen sind auf den alliierten Luftaufnahmen deutlich zu erkennen. Zwei dieser Flakstellungen befanden sich unmittelbar südlich des Bombenabwurfplatzes – im Nordosten des Fliegerhorstes. Relikte dieser Anlagen sind noch heute im Gelände erkennbar. 

Die Flakstellungen verfügten jeweils über zwei abseits gelegene Munitionslager sowie drei Flak-Boxen aus viereckig angeschütteten Sandwällen. Die östliche der beiden Stellungen verfügte über mindestens sechs kreisförmig um die Stellung angeordnete Deckungslöcher. Das Ausmaß der Stellungen würde zu Geschützen des Kalibers 3,7 cm passen. Am 4. sowie am 7. April 1945 kam es zu massierten Luftangriffen durch B-17 Bomber der 8. US Air Force – zur Verteidigung gegen diese hochfliegenden Verbände waren die 3,7 cm Geschütze nicht geeignet. Ein größeres Feld von Bombenkratern erstreckt sich östlich des heutigen Flugplatzgeländes.

Bild: Bombenkrater im östlichen Bereich des Rollfeldes. Quelle: H. Altmann, 2021. 

Vom Bombenabwurfplatz bis in den Wald nördlich von Schmarbeck sind diverse Verteidigungsstellungen und Splitterschutzgräben zu finden. Mindestens acht dieser, teils mehrfach verzweigten, Grabensysteme sind heute noch im Gelände zu erkennen. Die Zweckbestimmung dieser, vergleichsweise recht aufwändig angelegten, Stellungen ist bis heute nicht abschließend geklärt. 

Möglicherweise sollten sie zur Verteidigung oder Sicherung des Fliegerhorstes dienen. Zur Erdverteidigung des Horstes gab Stärk an, dass diese auf der einen Seite des Rollfeldes dem stellvertretenden Generalkommando Hamburg und zur anderen Seite dem stellvertretenden Generalkommando Hannover unterstand.[12] Dies würde zumindest erklären, dass die auffälligen Stellungssysteme nur im (nord-)östlichen Bereich des Rollfeldes anzutreffen sind.

Bild: Stellungssystem im östlichen Bereich des Rollfeldes. Quelle: H. Altmann, 2021. 

Im Zuge der Verteidigung des Fliegerhorstes bei Kriegsende konnten die Stellungen jedenfalls keine Wirkung entfalten, denn die britischen Truppen näherten sich am frühen Nachmittag des 16. April 1945 aus Trauen, d.h. aus westlicher Richtung.[13] 

Oberstleutnant Heinz Maletta, der als letzter Kommandant die Verteidigung des Fliegerhorstes befehligte, gab später an er habe die Hauptabwehrkraft, in Panzerabwehrkommando, mit Stellungen in Richtung Süd- und Südwest des Horstes verlegt – diese Kräfte mussten aber auf höheren Befehl ihre panzerbrechenden Waffen an andere Einheiten abgeben.[14] 

Die letzten Kräfte der Verteidigung verfügten somit lediglich über Handfeuerwaffen und verteidigten schließlich nur noch den Bereich zwischen dem Rollfeld und Schmarbeck – bis sie sich letztendlich den britischen Truppen ergaben.[15] Von militärischem Nutzen waren die ausgebauten Stellungssysteme im (Nord-)osten des Rollfeldes somit nicht.

Bild: Stellungssystem im Bereich des Bombenübungsplatzes. Quelle: H. Altmann, 2021

Der Fliegerhorst und seine zugehörigen Flächen wurden zunächst durch die britischen Streitkräfte besetzt, die den Platz bis zur Kapitulation am 8. Mai 1945 noch für letzte Kampfoperationen sowie zur Versorgungszwecken nutzten. 

Ob ein weiter östlich gelegenes Areal, das laut historischen Luftbildern ebenfalls über künstliche Bodenziele für Flugübungen verfügte, in der Nachkriegszeit durch die britischen Besatzungstruppen verwendet worden ist, konnte bislang nicht abschließend geklärt werden. In den vorhandenen Überlieferungen zum eigentlichen Bombenabwurfplatz taucht diese Fläche unmittelbar östlich des Faßbergs nicht auf.

Bild: bauliche Relikte östlich des Faßbergs. Quelle: H. Altmann, 2021. 

Die Existenz des ehemaligen Bombenübungsplatzes bei Faßberg heute nur noch wenigen bekannt. Die Relikte dieser militärischen Anlage lassen sich heute höchstens noch anhand historischer Luftbilder sowie mittels moderner Laserscanaufnahmen ausmachen. 

Im Rahmen von Ortsbegehungen durch die ehrenamtliche Bodendenkmalpflege konnte eine Vielzahl der Relikte des Bombenübungsplatzes lokalisiert und dokumentiert werden. Trotzdem werfen die historischen Zusammenhänge des Areals bis heute Fragen auf, die sicherlich noch weiterführende Nachforschungen erforderlich machen.

H. Altmann

Ehrenamtlich Beauftragter für die archäologische Denkmalpflege

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Hinweis: 

Der ehemalige Bombenübungsplatz liegt teilweise auf Flächen, die als Landschafts- bzw. Naturschutzgebiete ausgewiesen sind. Die zugrundeliegenden Verordnungen sind zu beachten (u.a.: LSG, NSG). Insbesondere ist das Befahren von nicht öffentlich gewidmeten Wegen untersagt und kann entsprechende Sanktionen nach sich ziehen. 

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Quellen

[1] Stärk, Fassberg – Geschichte des Fliegerhorstes und des gemeindefreien Bezirks Faßberg, S. 60f.
[2] Zapf, Flugplätze der Luftwaffe 1934 – 1945, Bd. 7, S. 143.
[3] NLA Nds. 220 Acc. 103/77.
[4] Stärk, Fassberg – Geschichte des Fliegerhorstes und des gemeindefreien Bezirks Faßberg, S. 61.
[5] Glombeck, Chronik der Gemeinde Faßberg, S. 270.
[6] Hake, in: Stärk, Fassberg – Geschichte des Fliegerhorstes und des gemeindefreien Bezirks Faßberg, S. 203 ff.
[7] Hake, in: Stärk, Fassberg – Geschichte des Fliegerhorstes und des gemeindefreien Bezirks Faßberg, S. 203 ff.
[8] Ebd.
[9] Ebd.
[10] Zapf, Flugplätze der Luftwaffe 1934 – 1945, Bd. 7, S. 149.
[11] Stärk, Fassberg – Geschichte des Fliegerhorstes und des gemeindefreien Bezirks Faßberg, S. 99.
[12]Stärk, Fassberg – Geschichte des Fliegerhorstes und des gemeindefreien Bezirks Faßberg, S. 94.
[13]Saft, Krieg in der Heimat – das bittere Ende zwischen Weser und Elbe, S. 231 ff.
[14]Stärk, Fassberg – Geschichte des Fliegerhorstes und des gemeindefreien Bezirks Faßberg, S. 99 f.
[15] Saft, Krieg in der Heimat – das bittere Ende zwischen Weser und Elbe, S. 232.


Samstag, 7. August 2021

FAN-Exkursion am 24.07.2021

Bild: Besprechung der historischen Quellen. Quelle: Heinz-Dieter Freese, 2021. 

Eine spannende Mischung historischer Orte aus verschiedenen Epochen erwartete die Teilnehmenden der FAN-Exkursion am 24. Juli 2021 im Landkreis Celle. Der ehrenamtlich Beauftragte für die archäologische Denkmalpflege und Heimatforscher, Hendrik Altmann, begleitete die Gruppe bei hochsommerlichen Temperaturen zu den einzelnen Anlaufpunkten.

Erstes Ziel war ein kreisrunder Erdwall im Neustädter Holz bei Celle. Vorbei am Standort einer längst abgetragenen Zugbrücke über die Aller und an der ehemaligen Schäferei – die zeitweise als Rückzugsdomizil der Celler Herzöge diente – erläuterte Hendrik Altmann anhand historischer Karten die Entwicklung der Umgebung. 

Im tiefen Unterholz stieß die Gruppe schließlich auf den vermeintlichen Ringwall – worum konnte es sich hierbei handeln? Ein Begräbnisplatz? Eine Verteidigungsanlage? Ein altes Wasserreservoir? Hendrik Altmann lieferte schließlich die Auflösung: ein künstliches Wasserbecken, das eventuell auch als Anlage zur Entenjagd der Herzöge gedient haben könnte.

Nach einer ausgiebigen Frühstückspause und nördlich von Scheuen bei Celle fortgesetzt werden. Vorbei an einem alten Einsatzhafen (Flugplatz), den die Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg nutzte, gelangte die Gruppe schließlich zum Ziel: Bunkerrelikte der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt Celle. Hendrik Altmann erläuterte, dass kurz vor Kriegsende hier ebenfalls (chemische) Spitzenkampfstoffe eingelagert worden waren, deren Abtransport sehr wahrscheinlich unmittelbar vor Eintreffen der britischen Truppen Mitte April 1945 erfolgte. 

Bild: Eingangsbereich eines zerstörten Lagerbunkers. Quelle: Altmann, 2021. 

LIDAR-Aufnahmen und historische Luftbilder lieferten einen Überblick über die gesprengten Relikte – die archäologische Betrachtungsweise der Teilnehmenden steuerte weitere Erkenntnisgewinne bei. Der mögliche Funktionszusammenhang eines röhrenförmigen Bunkers wurde diskutiert.

Bild: Begutachtung einer teilweise erhalten gebliebenen Bunkerröhre. Quelle: Heinz-Dieter Freese, 2021. 

Als nächstes steuerte die FAN-Exkursion den historischen Klosterort Wienhausen an. Dort, im urwüchsigen Waldgelände des „Sundern“, wurde eine kreisförmige Mehrfach-Wall-Graben-Anlage begutachtet. Der auffällige Ringwall war unter anderem in 2013 archäologisch untersucht worden – die Archäologin Dr. Cornelia Lohwasser hatte eine Magnetometer-Prospektion durchgeführt und Sondengänger hatten die Anlage nach Metallfunden abgesucht. Erkenntnisreiche Funde konnten seinerzeit nicht festgestellt werden, sodass offene Fragen zu der Anlage bestehen. Könnte es sich gar um die sagenumwobene Mundburg handeln, deren Lokalisierung in der Fachliteratur bis heute nicht abschließend geklärt werden konnte? Lebhaft diskutierten die Teilnehmenden diese und weitere Deutungen zum aufgefundenen Ringwall.

Bild: mehrfacher Ringwall bei Wienhausen. Quelle: Altmann, 2019.

Nach kurzer Pause bei einem leckeren Eis unter den alten Lindenbäumen des Klosterortes brach die FAN-Exkursion zum letzten Ziel auf: Nordburg. Bereits im Jahre 1202 im Zuge der Erbteilung Heinrichs des Löwen urkundlich erwähnt, verfügt Nordburg über einen denkmalrechtlich erfassten Burgplatz. Oberirdische Relikte der Burg werden noch bis ins 18. Jahrhundert im Schrifttum bezeugt und noch im ausgehenden 19. Jahrhundert als „große Schantze“ dokumentiert. Anhand verschiedener Kartenwerke gab Hendrik Altmann einen historischen Überblick. 

Bild: Nordburg zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Quelle: NLA HA Kartensammlung Nr. 31 c/21 pg, Kennzeichnung als public domain

Von wem, wann und zu welchem Zweck die Nordburg allerdings erbaut worden ist, konnte bis heute jedoch noch nicht abschließend nachgewiesen werden. An den Fundamenten des Glockenturms – im Bereich des alten Burgplatzes liegt heute ein Friedhof – konnten die Teilnehmenden große Blöcke aus Raseneisenstein in Augenschein nehmen. Ziegel- und Steinreste in den Randbereichen regen hier zu interessanten Spekulationen an. Weitere Erkenntnisgewinne werden an dieser Stelle wohl erst künftige archäologische Untersuchungen liefern. 

Bild: Blick auf den Wallberg in Nortburg - heute als Friedhof genutzt. Quelle: Altmann, 2021. 

H. Altmann


Ein ausführlicher Bericht zur Exkursion ist unter dem folgenden Link abrufbar: