Bild: Besprechung der historischen Quellen. Quelle: Heinz-Dieter Freese, 2021.
Eine spannende Mischung historischer Orte aus verschiedenen Epochen erwartete die Teilnehmenden der FAN-Exkursion am 24. Juli 2021 im Landkreis Celle. Der ehrenamtlich Beauftragte für die archäologische Denkmalpflege und Heimatforscher, Hendrik Altmann, begleitete die Gruppe bei hochsommerlichen Temperaturen zu den einzelnen Anlaufpunkten.
Erstes Ziel war ein kreisrunder Erdwall im Neustädter Holz bei Celle. Vorbei am Standort einer längst abgetragenen Zugbrücke über die Aller und an der ehemaligen Schäferei – die zeitweise als Rückzugsdomizil der Celler Herzöge diente – erläuterte Hendrik Altmann anhand historischer Karten die Entwicklung der Umgebung.
Im tiefen Unterholz stieß die Gruppe schließlich auf den vermeintlichen Ringwall – worum konnte es sich hierbei handeln? Ein Begräbnisplatz? Eine Verteidigungsanlage? Ein altes Wasserreservoir? Hendrik Altmann lieferte schließlich die Auflösung: ein künstliches Wasserbecken, das eventuell auch als Anlage zur Entenjagd der Herzöge gedient haben könnte.
Nach einer ausgiebigen Frühstückspause und nördlich von Scheuen bei Celle fortgesetzt werden. Vorbei an einem alten Einsatzhafen (Flugplatz), den die Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg nutzte, gelangte die Gruppe schließlich zum Ziel: Bunkerrelikte der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt Celle. Hendrik Altmann erläuterte, dass kurz vor Kriegsende hier ebenfalls (chemische) Spitzenkampfstoffe eingelagert worden waren, deren Abtransport sehr wahrscheinlich unmittelbar vor Eintreffen der britischen Truppen Mitte April 1945 erfolgte.
Bild: Eingangsbereich eines zerstörten Lagerbunkers. Quelle: Altmann, 2021.
LIDAR-Aufnahmen und historische Luftbilder lieferten einen Überblick über die gesprengten Relikte – die archäologische Betrachtungsweise der Teilnehmenden steuerte weitere Erkenntnisgewinne bei. Der mögliche Funktionszusammenhang eines röhrenförmigen Bunkers wurde diskutiert.
Bild: Begutachtung einer teilweise erhalten gebliebenen Bunkerröhre. Quelle: Heinz-Dieter Freese, 2021.
Als nächstes steuerte die FAN-Exkursion den historischen Klosterort Wienhausen an. Dort, im urwüchsigen Waldgelände des „Sundern“, wurde eine kreisförmige Mehrfach-Wall-Graben-Anlage begutachtet. Der auffällige Ringwall war unter anderem in 2013 archäologisch untersucht worden – die Archäologin Dr. Cornelia Lohwasser hatte eine Magnetometer-Prospektion durchgeführt und Sondengänger hatten die Anlage nach Metallfunden abgesucht. Erkenntnisreiche Funde konnten seinerzeit nicht festgestellt werden, sodass offene Fragen zu der Anlage bestehen. Könnte es sich gar um die sagenumwobene Mundburg handeln, deren Lokalisierung in der Fachliteratur bis heute nicht abschließend geklärt werden konnte? Lebhaft diskutierten die Teilnehmenden diese und weitere Deutungen zum aufgefundenen Ringwall.
Bild: mehrfacher Ringwall bei Wienhausen. Quelle: Altmann, 2019.
Nach kurzer Pause bei einem leckeren Eis unter den alten Lindenbäumen des Klosterortes brach die FAN-Exkursion zum letzten Ziel auf: Nordburg. Bereits im Jahre 1202 im Zuge der Erbteilung Heinrichs des Löwen urkundlich erwähnt, verfügt Nordburg über einen denkmalrechtlich erfassten Burgplatz. Oberirdische Relikte der Burg werden noch bis ins 18. Jahrhundert im Schrifttum bezeugt und noch im ausgehenden 19. Jahrhundert als „große Schantze“ dokumentiert. Anhand verschiedener Kartenwerke gab Hendrik Altmann einen historischen Überblick.
Bild: Nordburg zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Quelle: NLA HA Kartensammlung Nr. 31 c/21 pg, Kennzeichnung als public domain.
Von wem, wann und zu welchem Zweck die Nordburg allerdings erbaut worden ist, konnte bis heute jedoch noch nicht abschließend nachgewiesen werden. An den Fundamenten des Glockenturms – im Bereich des alten Burgplatzes liegt heute ein Friedhof – konnten die Teilnehmenden große Blöcke aus Raseneisenstein in Augenschein nehmen. Ziegel- und Steinreste in den Randbereichen regen hier zu interessanten Spekulationen an. Weitere Erkenntnisgewinne werden an dieser Stelle wohl erst künftige archäologische Untersuchungen liefern.
Bild: Blick auf den Wallberg in Nortburg - heute als Friedhof genutzt. Quelle: Altmann, 2021.
H. Altmann
Ein ausführlicher Bericht zur Exkursion ist unter dem folgenden Link abrufbar:
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