f 2022 ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Donnerstag, 10. November 2022

Celle: Luftschutzraum unter der heutigen Stadtbibliothek


Dem Gebäude sieht man seine historischen Verwendungen heute kaum an. Zu diesen zählte während des Zweiten Weltkriegs auch die Unterbringung eines öffentlichen Luftschutzraumes im alten Kellergewölbe. 

In der heutigen Celler Stadtbibliothek befand sich einst Celles einziges Gymnasium .  Zwischen 1840 und 1843 wurde das Gebäude eigens für die Unterbringung des städtischen Gymnasiums an der Westercellertorstraße Nr. 5 errichtet. Diese Institution war darin bis 1916 untergebracht. Später zog die Höhere Landesbauschule (Albrecht-Thaer-Seminar) in das Gebäude ein. 

Als Bauwerk seiner Zeit war das Gebäude vollständig unterkellert. Die Kellerräume wurden als massive Tonnengewölbe aus Backstein errichtet. Die Stützpfeiler weisen an ihren längsten Seiten eine Stärke von ca. 1,5 m auf. Die massive Ausführung des Kellers und die zentrale Lage des öffentlichen Gebäudes trugen dazu bei, dass darin während des Zweiten Weltkrieges ein ziviler Luftschutzraum eingerichtet worden ist. 

In unmittelbarer Nähe existierte in der Union ebenfalls ein öffentlicher Luftschutzraum - dieser wies laut einer Aufstellung vom 17. September 1940 allerdings nur 55 Sitz- und 3 Liegeplätze auf. Um einen weiteren öffentlichen Luftschutzraum in zentraler Lage zu schaffen, wurde daher offenbar der Keller der Höheren Landesbauschule requiriert. Angaben zu der darin unterzubringenden Personenanzahl liegen nicht vor. 

Bild: Treppe zum Keller in der heutigen Stadtbibliothek. Quelle: Altmann: 2022. 

Es liegen auch keine Angaben zu der Ausstattung des öffentlichen Luftschutzraums in der ehemaligen Höheren Landesbauschule vor. Modernere Schutzräume waren damals bereits standardmäßig mit Luftfilteranlagen ausgerüstet. Hinweise für das Vorhandensein einer solchen fehlen in diesem Fall jedoch. 

Überliefert ist dagegen, dass der Luftschutzraum offenbar regelmäßig als solcher verwendet wurde. Ab 1942 erhöhte sich die Zahl der Luftangriffe durch die britische Royal Air Force (RAF) stetig. Im weiteren Kriegsverlauf beteiligte sich die US Air Force (USAAF) aktiv an den Luftangriffen. Im Regelfall flog die RAF nachts - die USAAF griff tagsüber an. Da Celle im Zuge der Angriffe auf Städte im Osten des Reichsgebietes mehrfach überflogen wurde, waren Luftalarme an der Tagesordnung. 

Der öffentliche Luftschutzraum in der Höheren Landesbauschule scheint in dieser Phase des Zweiten Weltkrieges regelmäßig frequentiert worden zu sein. Dies ergibt sich jedenfalls aus Aufzeichnungen, die im Celler Stadtarchiv erhalten geblieben sind. 

In einem Brief an den Celler Oberbürgermeister berichtete ein zuständiger Luftschutzordner, der im öffentlichen Luftschutzraum in der Höheren Landesbauschule seinen Dienst verrichtete, über "zahlreiche Disziplinlosigkeiten von Seiten Wehrmachtsangehöriger." In seinem Brief vom 15. März 1944 führte der Luftschutzordner aus, dass die Missstände im Luftschutzraum vorwiegend dann eingetreten seien, wenn das gegenüberliegende Kino durch Luftalarme geräumt werden musste. Die Kinoveranstaltungen wurden offenbar vielfach durch Wehrmachtsangehörige besucht - im Alarmfall begaben sich diese dann zum nächstgelegenen Luftschutzraum in der Höheren Landesbauschule. 

Bild: ehemaliger Kinosaal an der Magnusstraße. Quelle: Altmann: 2022. 

Die Wehrmachtsangehörigen kämen vielfach mit den Worten in den Luftschutzraum: "Wir wollen mal sehen, ob im Keller was los ist.", berichtete der Luftschutzordner in seinem Brief weiter. Er nahm an, dass die Soldaten Anschluss suchten - seiner Schilderung zufolge verließen sie den Schutzkeller aber bald wieder. Es entwickelte sich ein ständiges unerlaubtes Kommen und Gehen. 

Darüber hinaus brachten die Wehrmachtsangehörigen offenbar größere Mengen Alkohol mit in den Luftschutzraum, rauchten darin und bedrängten die anderen Anwesenden. Es kam darüber hinaus nach Aussage des zuständigen Luftschutzwartes zu vielen weiteren Ausschreitungen, die er allesamt mit der Anwesenheit der Wehrmachtsangehörigen in Verbindung brachte. 

Bild: Blick in den ehemaligen Luftschutzraum unter der Höheren Landesbauschule - heute der Keller der Stadtbibliothek. Quelle: Altmann: 2022. 

Es ist bislang nicht bekannt, ob die Mitteilung des Luftschutzordners an den Oberbürgermeister damals irgendwelche Konsequenzen nach sich trug. In dem schriftlichen Dokument befinden sich Hinweise, dass es auch in anderen Luftschutzanlagen im Stadtgebiet zu ähnlichen Ausschreitungen von Seiten Wehrmachtsangehöriger gekommen sein soll. Bestätigungen von anderer Seite fehlen bisweilen hierfür jedoch. 

Bild: Ausschnitt des Briefes des Luftschutzordners aus dem Luftschutzraum unter der ehem. Höheren Landesbauschule. Quelle: Stadtarchiv Celle, Best Celle, StadtA Best. 5 O, 012.

Dennoch ist der Brief des Luftschutzordners eine wichtige historische Überlieferung - schließlich liegen kaum Belege dazu vor, dass es im Keller der heutigen Stadtbibliothek damals einen öffentlichen Luftschutzraum gegeben hat. Aus dieser Quelle geht jedenfalls eindeutig hervor, dass der Schutzraum existierte und ganz offenbar auch mit gewisser Regelmäßigkeit genutzt worden ist. 

Bild: Blick in den ehemaligen Luftschutzraum unter der Höheren Landesbauschule - heute der Keller der Stadtbibliothek. Quelle: Altmann: 2022. 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges haben sich die Kellerräume der ehemaligen Höheren Landesbauschule stark verändert. An die einstige Nutzung als öffentlicher Luftschutzraum erinnert im heutigen Keller der Celler Stadtbibliothek so gut wie nichts mehr. Die Wände wurden gestrichen, die Böden wurden teilweise nach einem Eintritt von Hochwasser angehoben und darüber hinaus wurden neue Leitungen und Rohre verlegt. 

Einzig die massiven Wände und Stützpfeiler erlauben aus heutiger Sicht noch Rückschlüsse darauf, dass die alten Kellergewölbe aus damaliger Sicht vermutlich als Schutzräume geeignet erschienen sein mögen. Im Falle eines tatsächlichen Luftangriffs hätte der Luftschutzraum für die Insassen wohl aber kaum ausreichenden Schutz geboten. Soweit es keine zusätzliche Frischluftzufuhr gab, wäre der Luftschutzkeller im Ernstfall schnell zu einer tödlichen Falle geworden. Glücklicherweise ist es vor Ort nie zu einem solchen Ernstfall gekommen. 

H. Altmann


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Stand: 11/2022




Dienstag, 11. Oktober 2022

Was geschah im tauben Tal?


In Karten ist es nicht verzeichnet. Düstere Legenden ranken sich um seine Geschichte. Das "taube Tal" ist demnach kein Ort der zum Verweilen einlädt. 

Der Dichter Hermann Löns empfand die Landschaft der Fahlen Heide zwischen Gifhorn und Leiferde dagegen offenbar alles andere als abschreckend. Ansonsten hätte er sich dort wohl kaum ab 1904 in gewisser Regelmäßigkeit für Natur- und Jagdbeobachtungen aufgehalten. Im Werk "Haidbilder" erwähnt Löns das sogenannte "taube Tal" - einen verwunschenen Ort, der sich seiner Darstellung nach gar nicht weit vor den grünen Wiesen der Aller (...) unweit des Dorfes Winkel zwischen Gifhorn und Brenneckenbrück befindet

Löns beschreibt das taube Tal als einen trostlosen Ort. Weder Heide noch Bäume halten den Sandboden fest. Alle Bemühungen dort etwas zu anzupflanzen seien gescheitert, so Löns. "Denn das Tal ist verflucht für immerdar, weil unschuldiges Blut dort floss." In seinem 1913 erschienenen Buch unterstreicht Löns dies durch verschiedene Geschichten, die sich im tauben Tal zugetragen haben sollen. 

Ein Wilderer soll dort eine unheimliche Begegnung mit einem weißen Rehbock gehabt haben. Ein Gelehrter - dem Anschein nach ein Archäologe - war mit Ausgrabungen im tauben Tal beschäftigt, als plötzlich ein "uralter und in Lumpen gehüllter Mann" auftauchte. Wanderer, die sich dort Nachts verlaufen hatten, sollen von dämonischen Wesen und gruseligen Erlebnissen berichtet haben, so Löns.  

Bild: Informationstafel bei Winkel. Quelle: H. Altmann, 2022. 

Neben diesen düsteren und unheimlichen Berichten, findet Löns in seiner Erzählung zum tauben Tal eine mögliche Erklärung für den Fluch, der seiner Darstellung zufolge auf dem Tal lastet. 

"In dem tauben Tale hat einst ein Bauernhof gestanden. Als im dreißigjährigen Krieg die  Kaiserlichen in der Gegend raubten und brannten, fanden sie zu dem Hofe, der gut versteckt lag, nicht hin, bis er ihnen von einem Knecht verraten wurde, der dort im Dienst war und von der Haustochter abgewiesen war. Die Soldaten brachten alles um, was auf dem Hofe lebte, pochten ihn aus und steckten ihn an. Als der Knecht aber seinen Lohn haben wollte, lachten sie ihn aus und gaben ihm einen alten Strick. Da seine Meintat sich in der Gegend herumgesprochen hatte, wollte ihn kein Mensch wieder in Dienst nehmen und so ging er unter die Soldaten. Nach vielen Jahren kam er als Krüppel wieder, bettelte eine Zeit lang in Gifhorn herum, bis sich herausstellte, wer er war und der Büttel ihn aus dem Tore wies. Da ging er nach dem abgebrannten Hofe und ertränkte sich in dem See, der dicht dabei liegt.

Seitdem liegt der Ort wüst. Der Wind hat den losen Sand über die Stätte geweht und ihn so aufgetürmt, dass er wie lauter Grabhügel aussieht. Rundherum wuchert die Heide, grünen die Wiesen, stehen die Fuhren im dichten Moose. Die Stelle aber, auf der der Hof lag, bleibt taub und tot. 

Wer Abends dort vorüber geht und sieht in die Öde hinein, dem friert das Herz, auch wenn er nicht weiß, was sich dort zugetragen hat." (Quelle: Löns, Das taube Tal, in Löns, Haidbilder, 1913, S. 122.)
 
Bild: Fahle Heide bei Gifhorn. Quelle: H. Altmann, 2022. 

Zunächst einmal überrascht es, wie detailliert Löns die historischen Zusammenhänge schildert - fast als wäre er selber dabei gewesen. So mag aus heutiger Sicht unvermittelt der Eindruck entstehen, dass die Erzählungen um das taube Tal vollständig erdacht sein müssen. Sicherlich mag die Geschichte früher noch größeren Eindruck auf den Leser gemacht haben - dennoch lassen sich bis heute realistische Elemente in seiner Darstellung zum tauben Tal feststellen. 

Die Landschaft zwischen Brenneckenbrück, Winkel und Gifhorn ist außergewöhnlich und sehr abwechslungsreich. Hier erstreckt sich die "Fahle Heide" - das Gelände ist hügelig und dort, wo kein Oberflächenbewuchs existiert, klaffen gelegentlich sandige Stellen hervor. In direkter Nachbarschaft befinden sich Wälder und moorastige Stellen - die örtliche Fauna präsentiert hier zweifelsohne ein sehr breites Spektrum. Für jene Vielseitigkeit der Natur lieferte Löns offenbar die einfache Erklärung, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugehen kann. 

Bild: unzugängliche Moore bei Winkel. Quelle: H. Altmann, 2022. 

Nicht zu bestreiten ist, dass die Umgebung und das Wetter stets eine gewisse Wirkung auf Menschen entfalten. An einem hellen, aufgelockerten Tag mag die Landschaft nördlich von Winkel vergleichsweise unauffällig wirken. In der düsteren Jahreszeit - vielleicht bei Nebel oder an regnerischen Tagen - verändert sich die Wirkung aber sicherlich. Löns scheint hierauf ebenfalls anzuspielen, denn die unheimlichen Begebenheiten treten stets zu bestimmten Tageszeiten auf. 

Bild: düstere Stimmung in der Heide bei Winkel. Quelle: H. Altmann, 2022. 

Eine Überprüfung der Erzählungen wird allerdings alleine schon deswegen erschwert, weil der genaue Standort des tauben Tals nicht bekannt ist. Er lässt sich allenfalls vage eingrenzen. Archäologische Belege, die die Darstellung stützen könnten, liegen nicht vor. Gleichwohl blickt die Gegend zwischen Winkel und Gifhorn durchaus auf eine abwechslungsreiche Geschichte zurück - auch, wenn der Ort Winkel selbst noch gar nicht so alt ist. Er entstand als eine Kolonistensiedlung im 18. Jahrhundert. 

In direkter Nähe zu dem Bereich, den man heute als taubes Tal annimmt, existierten allerdings mehrere historische Orte. Hierzu gehört unter anderem eine mögliche mittelalterliche Wallanlage, die bis heute gut im Gelände zu erkennen ist. Den frei zugänglichen Informationen im Niedersächsischen Denkmalatlas ist zu entnehmen, dass es sich um eine kleine viereckige Burganlage mit einer Innenfläche von ca. 660 m² handelt. Wem diese Burg zuzuordnen ist, wann sie bewohnt oder verlassen wurde und welchem Zweck sie diente, ist nicht bekannt. Schriftquellen zu der Burg liegen bislang nicht vor. 

Unweit des vermeintlichen tauben Tals steht ein massiver Findling vor einer 1,20 m dicken Eiche. "Schindereiche" heißt es auf dem Stein. Der Baum wächst möglicherweise an der Stelle, die einst als Schinderanger diente und auf die man eingegangene und verendete Tiere brachte. Heute würde man dies als Abdeckerei bezeichnen. 

Bild: Schindereiche nordöstlich von Winkel. Quelle: H. Altmann, 2022. 

Historischen Karten ist zu entnehmen, dass sich die Landschaft im Bereich des tauben Tals über die Jahrhunderte stark verändert hat. Einst befand sich in dieser Gegend der sogenannte "Hehlen Teich" - in Karten, die gegen Ende des 18. Jahrhunderts erstellt wurden, ist der ausgedehnte Hehlen Teich noch verzeichnet. In einer Karte vom Lauf der Aller und Umgebung von Gifhorn über Müden bis Flettmar und Nienhof ist der Teich bereits als "abgelassen" bezeichnet worden - offenbar erfolgte ein Durchstich vom südlich verlaufenden Allerkanal durch den Hehlen Teich bis in die nördlich verlaufende Aller. 

Im Ergebnis fiel der Hehlen Teich trocken - heute wird die so gewonnene Fläche als Weideland genutzt. Durch den Ausbau des Allerkanals wurde die sumpfige Umgebung zusätzlich entwässert. 

Bild: Ausschnitt aus der Karte vom Lauf der Aller und Umgebung von Gifhorn über Müden bis Flettmar und Nienhof vom 1823. Quelle: Digitalisate von NLA HA Kartensammlung Nr. 31 f/53 pg (Kennzeichnung als Public Domain)

Charakteristisch für das Naturschutzgebiet "Fahle Heide" sind nicht nur die Heideflächen. Prägend sind auch die hier stellenweise noch häufig vorhandenen Schlatts (niederdeutsch "slat" = moorige Vertiefung in der Heide) - so heißt es auf einem örtlichen Hinweisschild. 

Tatsächlich scheint eben dieses besondere Landschaftsbild unmittelbar mit den Erzählungen zum tauben Tal zusammenzuhängen. 

Bild: moorige Flächen nördlich von Winkel. Quelle: H. Altmann, 2022. 

An historischen Orten im Bereich des vermuteten Standortes des tauben Tals mangelt es also nicht. Die Gegensätze in der Landschaft dürften vor den weitreichenden menschlichen Eingriffen noch deutlicher gewesen sein. Das ursprüngliche Landschaftsbild ist heute nur noch in wenigen Teilen erhalten. 

Hermann Löns hielt seine Eindrücke und die Geschichten um das taube Tal literarisch fest - allerdings ohne weitere Quellen zu benennen. Die Darstellung, dass im tauben Tal früher ein Hof existierte, lässt sich weder anhand urkundlicher Aufzeichnungen - noch anhand archäologischer Funde belegen. 

Bild: Heideflächen nördlich von Winkel. Quelle: H. Altmann, 2022.

Unter dem Strich gibt es - mit Ausnahme der Erzählung von Löns - heute keine besonderen Anzeichen dafür, dass sich in dieser Gegend irgendwelche übernatürlichen Dinge manifestieren. Es mag natürlich auch immer etwas davon abhängen, wie empfänglich man für so etwas ist. 

Nichtsdestotrotz hat die Landschaft vor Ort einen besonderen Charme. Kommt das passende Wetter hinzu so mag die Umgebung, in der man heute das taube Tal vermutet, vielleicht sogar etwas gruseliger wirken als andere Orte. 

H. Altmann

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Stand: 10/2022


Dienstag, 23. August 2022

Celle: Luftschutzbunker im Landessozialgericht


Die Mitteldeutsche Spinnhütte GmbH hatte ihren Hauptsitz während des Zweiten Weltkrieges in Celle. An der Georg-Wilhelm-Straße wurde ein Gebäude für die Hauptverwaltung errichtet, in dem heute das Landessozialgericht untergebracht ist. Nur wenigen ist bekannt, dass in den Kellerräumen zu Kriegszeiten ausgedehnte Luftschutzräume eingerichtet wurden. 

Bei genauem Hinsehen ist erkennbar: das Gebäude auf der Ecke der Lüneburger Straße und der Georg-Wilhelm-Straße ist im Baustil der Dreißigerjahre errichtet worden. Untergebracht war darin die Hauptverwaltung der Mitteldeutschen Spinnhütte GmbH - einem NS-Musterbetrieb, der aus der Seidenwerk Spinnhütte AG hervorgegangen war. 

Der erhebliche Bedarf an Fallschirmseide und die zunehmende Knappheit an Importprodukten führten zum Aufstieg des Unternehmens, das damals im gesamten Reichsgebiet über mehrere Zweigwerke verfügte. Die Seidenproduktion nahm in Celle daher enorm an Fahrt auf. Viele militärische und zivile Einrichtungen in der näheren Umgebung verfügten über Züchtungen von Seidenraupen und belieferten die Spinnhütte. 

Bei Errichtung des neuen Hauptverwaltungsgebäudes stand längst fest, dass die nationalsozialistische Führung militärische Expansionen anstrebte. Dementsprechend wurden geeignete Luftschutzräume im Keller der Hauptverwaltung vorgesehen. Diese waren nach den zur damaligen Zeit aktuellen Standards ausgelegt - meterdicke Betonwände, Luftfilter, Toilettenanlagen und elektrisches Licht machten den Schutzraum zu einem der modernsten in Celle. 

Bild: ehem. Hauptverwaltung der Mitteldeutschen Spinnhütte GmbH an der Ecke der Lüneburger Straße / Georg-Wilhelm-Straße. Quelle: Altmann, 2022. 

Neben den betrieblich genutzten Luftschutzräumen der Mitteldeutsche Spinnhütte GmbH stellte das Unternehmen auch Schutzräume zur öffentlichen Nutzung zur Verfügung. Bereits aus einem Schreiben des Hauptmanns der Celler Schutzpolizei, Hermann Oetzmann, an den Celler Oberbürgermeister vom 13. April 1942 geht dies hervor. Die öffentlichen Schutzräume sollten den offenen Bedarf an derartigen Einrichtungen im umliegenden Bereich decken und insbesondere Besuchern des städtischen Friedhofs zur Verfügung stehen. 

Bild: Luftschutz-Hausapotheke. Quelle: Celler-Garnison-Museum, 2022. 

Wie präsent das Thema Luftschutz zu jener Zeit auch in Celle gewesen sein muss verdeutlicht unter anderem eine Luftschutz-Apotheke, die sich noch im Fundus des Celler Garnison-Museums befindet. Offenbar sorgten die Menschen damals selbstständig vor den eventuellen Gefahren durch einen Luftangriff vor. 

Historische Dokumente belegen, dass der Celler Bevölkerung im Kriegsverlauf von der Stadtverwaltung unter anderem Sand zur Verfügung gestellt wurde. Dieser war das einzig wirksame Mittel, um die möglicherweise herabfallenden Phosphorbomben der alliierten Luftstreitkräfte wirksam zu löschen. 

Wie bereits eingangs erwähnt wurden gleichzeitig Möglichkeiten für die Bevölkerung geschaffen, um sich im akuten Angriffsfall in Schutzräumen in Deckung zu bringen. Eine historische Planskizze zeigt den öffentlichen Luftschutzraum in der Hauptverwaltung der Mitteldeutschen Spinnhütte GmbH. Für insgesamt 125 Personen waren in dem öffentlichen Schutzraum Steh- oder Sitzplätze vorhanden. Zusätzlich waren 15 Liegeplätze vorgesehen. 

Bild: Grundriss des öffentlichen Luftschutzraumes in der Hauptverwaltung der Mitteldeutschen Spinnhütte GmbH. Quelle: Stadtarchiv Celle, StadtA Best. 5 O, 012

Die öffentliche Luftschutzanlage war unterteilt in vier einzelne Schutzräume. Der Eingang war auf Seite der Lüneburger Straße vorgesehen - der Ausgang befand sich zum Innenhof. Vom Eingang führten einige Stufen in die Luftschutzräume hinab. 

Die Luftschutzanlage war für damalige Verhältnisse auf dem neusten Stand - sie verfügte über Toiletten (Aborte), Gasschleusen und mehrere Notausstiege. Diese waren mit massiven Stahlklappen verschlossen, die im Bedarfsfall geöffnet werden konnten. Um Splitterwirkung und mögliche Druckwellen abzufangen war auf Seite der Lüneburger Straße und auch auf Seite der Georg-Wilhelm-Straße eine Splitterschutzmauer eingezogen worden. 

Bis heute sind Teile der ehemaligen Luftschutzanlage erhalten geblieben - sie werden inzwischen als Kellerräume des Landessozialgerichtes genutzt. 

Bild:  Schutzraum mit Notausstiegsklappe im Keller des heutigen Landessozialgerichtes. Quelle: H. Altmann, 2022. 

Über die Abläufe und die Nutzung des Luftschutzraumes ist wenig bekannt. Die vorhandenen Aufzeichnungen sind sehr spärlich. Aus der Ausstattung der Räume lassen sich aber einige Rückschlüsse ziehen. 

Der Zugang zu der öffentlichen Luftschutzanlage wurde offenbar kontrolliert - möglicherweise sollte einer Überbelegung entgegengewirkt werden. Eine hölzerne Durchreiche ist das letzte verbliebene Relikt, das an diese Zusammenhänge noch erinnert. 

Bild: hölzerne Durchreiche im ehem. Luftschutzraum. Quelle: H. Altmann, 2022. 

Der Luftschutzraum verfügte über eine autarke Luftfilteranlage, die sich wahlweise per Motor oder per Handkurbel betrieben ließ. Um die Anlage mit Frischluft zu versorgen, mussten entsprechende Einstellungen vorgenommen werden. Vor Inbetriebnahme der Anlage musste das eingesetzte Personal diese Einstellungen vornehmen - Hinweise dazu sind noch heute an den Wänden zu lesen. 

Bild: Hinweis zur Frischluftversorgung im ehem. Luftschutzraum. Quelle: H. Altmann, 2022. 

Die einzelnen Räume waren durch Türen getrennt - diese verfügten allerdings über Luftdurchlässe für die Frischluftversorgung. Bis heute sind diese Türen noch im Keller des Landessozialgerichtes erhalten geblieben. 

Bild: Türen im ehem. Luftschutzraum. Quelle: H. Altmann, 2022. 

Die Toiletten (Aborte) waren für Frauen und Männer getrennt. Die einfach gehaltenen Räumlichkeiten befanden sich hinter einfachen Holztüren, die mit lumineszierender Farbe gekennzeichnet waren. Obwohl die Ausstattung heutzutage recht einfach anmutet, war dies zur damaligen Zeit schon ein recht fortschrittlicher Stand. 

Bild: Toiletten im ehem. Luftschutzraum. Quelle: H. Altmann, 2022. 

Die Luftfilteranlage der Luftschutzeinrichtung war zwar recht einfach - sie hätte die Schutzräume aber zumindest für eine gewisse Zeit mit sauberer Luft versorgen können. Es handelte sich um eine Pumpe, die mit vorgeschalteten Aktivkohlefiltern ausgestattet war. 

Bild: Luftfilterpumpe im ehem. Luftschutzraum. Quelle: H. Altmann, 2022. 

Laut Typenschild wurde die Luftfilterpumpe im Jahr 1940 von der Firma Anton Piller in Osterode (Harz) hergestellt. 

Bild: Typenschild der Luftfilterpumpe im ehem. Luftschutzraum. Quelle: H. Altmann, 2022. 

In den Räumen ist teilweise noch die originale Wandbemalung erhalten geblieben. Diese war recht schlicht gehalten und direkt auf dem Beton aufgetragen. 

Bild: Raum mit originaler Wandbemalung im ehem. Luftschutzraum. Quelle: H. Altmann, 2022. 

Außerhalb des heutigen Landessozialgerichtes sind ebenfalls noch Spuren von der einstigen Verwendung der Kellerräume zu Luftschutzzwecken zu erkennen. Zur Georg-Wilhelm-Straße ist die Splitterschutzmauer erhalten geblieben. 

Bild: alte Splitterschutzmauer zur Georg-Wilhelm-Straße. Quelle: H. Altmann, 2022. 

Der öffentliche Luftschutzraum im ehemaligen Hauptverwaltungsgebäude der Mitteldeutschen Spinnhütte GmbH nahm damals nur einen Bruchteil des gesamten Kellergeschosses ein. Die insgesamt luftschutztechnisch ausgestatteten Räumlichkeiten waren um ein Vielfaches größer. 

Über die Nutzung der Luftschutzeinrichtung ist bis heute wenig bekannt. Sehr wahrscheinlich wurden die Luftschutzräume in Fällen vorheriger Luftalarme genutzt - diese nahmen im Kriegsverlauf drastisch zu. Direkte Luftangriffe waren im Stadtgebiet bis zum 22. Februar 1945 und 8. April 1945 nicht zu verzeichnen. Der öffentliche Luftschutzraum im Keller der Hauptverwaltung der Mitteldeutschen Spinnhütte musste somit glücklicherweise nie einem Extremfall standhalten. 
 
H. Altmann 


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Stand: 09/2022


Freitag, 5. August 2022

Celle: Luftschutzbunker im Schlossberg


Der Schlossberg in Celle hütet bis heute wohl noch so manches Geheimnis. Historische Akten aus dem Celler Stadtarchiv und aktuelle Recherchen haben nun eines davon gelüftet - in der Böschung des Schlossberges wurden im Zweiten Weltkrieg mehrere Luftschutzräume eingerichtet. 

Auf den ersten Blick ist nichts Ungewöhnliches zu bemerken. Erst bei genauem Hinsehen fällt auf, dass der Schlossberg im hinteren Bereich offenbar ansteigt. Dieser Eindruck täuscht allerdings - die Standfläche des Schlosses ist grade. Auf der westlichen Seite, d.h. im rückwärtigen Teil des Schlosses, besteht der Berg im oberen Drittel aus einer beidseitig angehäuften leicht ansteigenden Böschung. Diese umläuft die Rückseite des Schlosses ähnlich einem Deich. Mehrere Meter hoch ist der Schlosswall bzw. Damm. 

Bild: augenscheinlich "schiefer" Schlossberg. Quelle: H. Altmann, 2022. 

Eben dieser Damm hinter dem Schloss erregte im fortschreitenden Zweiten Weltkrieg die Aufmerksamkeit der Ordnungsbehörden. Es galt damals gut erreichbare Schutzräume für die Zivilbevölkerung sicherzustellen, die im Falle eines Luftangriffs rasch bezogen werden konnten. 

Bereits in seinem Schreiben an den Oberbürgermeister vom 13. April 1942 machte Hermann Oetzmann in seiner Funktion als Hauptmann der örtlichen Schutzpolizei darauf aufmerksam, dass im Celler Schloss geeignete Schutzräume geschaffen werden könnten. Die zentrale Lage spielte hierbei eine entscheidende Rolle. 

Bis ins Jahr 1942 rechnete man in Celle zwar noch nicht mit Luftangriffen bei Tagen. Die Nachrichten aus bombardierten Städten im Reichsgebiet nahmen jedoch stetig zu und erreichten auch Celle. Am 30. April 1942 hatte die Lübecker Kunstweberin Alen Müller-Hellwig eine detaillierte Schilderung der Bombennacht, die sich tags zuvor in Lübeck ereignete, nach Celle geschickt. Zwischen dem 24. Juli und dem 3. August 1943 bombardierten Einheiten der alliierten Luftstreitkräfte (RAF, USAAF) im Zuge der "Operation Gomorrhadie Stadt Hamburg - der Feuerschein war Nachts bis Celle sichtbar. 

In Anbetracht der zunehmenden Luftangriffe zeigte sich, dass die vorhandenen Luftschutzräume in Celle keineswegs ausreichend waren. Aus einer Aufstellung vom 17. September 1940 geht hervor, dass die Stadt seinerzeit über insgesamt neun Sammelschutzräume mit 558 Sitz- und 18 Liegeplätzen. Diese Schutzräume waren allerdings nicht gegen schwere Bombenangriffe gewappnet - außerdem lagen sie teilweise sehr weit voneinander entfernt. Einige Bereiche der Stadt verfügten über gar keine Luftschutzeinrichtungen - die Anwohner hätten im Falle von Luftalarm weite Distanzen bis zum nächsten Schutzraum überbrücken müssen. 

Vor diesem Hintergrund bemühte sich die Stadtverwaltung zusätzliche bedarfsgerechte Luftschutzräume zu organisieren. Im Schlossdamm fand man schließlich einen geeigneten Raum. 

Bild: Grundriss des Luftschutzraumes unter dem Schlossdamm, 28.01.1944. Quelle: Stadtarchiv Celle, StadtA CE K 05 Nr. 4356

Im Celler Stadtarchiv ist eine Grundrissskizze erhalten geblieben, die den Luftschutzraum im Schlossdamm in der Seiten- sowie in der Draufsicht zeigt. Die Skizze trägt das Datum 28. Januar 1944, was darauf hindeuten könnte, dass sich der Schutzraum in den letzten Kriegsmonaten noch im Ausbau- bzw. Planungszustand befunden haben könnte. Die Skizze ist nicht unterzeichnet - der Name des planenden Architekten ist nicht vermerkt. 

Bild: Ausschnitt Grundriss des Luftschutzraumes unter dem Schlossdamm, 28.01.1944. Quelle: Stadtarchiv Celle, StadtA CE K 05 Nr. 4356

Der Luftschutzraum bestand gemäß dem Grundriss aus drei separaten Räumen. Der Zugang war auf der Seite des Hinterhofes des Schlosses vorgesehen. Über eine kurze Treppe erreichte man zunächst einen tiefer im Schlossdamm gelegenen Vorraum. Von diesem zweigte der Zugang zum ersten größeren Luftschutzraum ab. Diesem nachgelagert war ein weiterer, ähnlich großer Raum. Zusammengenommen verfügten die Räume über eine Gesamtfläche von ca. 125 Quadratmetern. 

Im westlichen Bereich, d.h. in Richtung des Schlossgrabens, verfügte die Anlage über einen Notausgang. Dieser war in Form eines länglichen Schlauches angelegt. Über technische Vorrichtungen, wie Gasschleusen oder Luftfilteranlagen verfügte der Luftschutzraum offenbar nicht. 

Bild: Ausschnitt Längsschnitt des Luftschutzraumes unter dem Schlossdamm, 28.01.1944. Quelle: Stadtarchiv Celle, StadtA CE K 05 Nr. 4356

Im Längsschnitt wird die Beschaffenheit der Luftschutzanlage deutlich - sie reichte von der einen Seite des Schlossdammes bis zu dessen anderer Seite. Um eine möglichst große Deckung zu schaffen, war die Anlage einige Meter in den Damm eingelassen - daher mussten beim Betreten einige Stufen abgestiegen werden. 

Ob die Luftschutzräume ausreichenden Schutz im Falle eines unmittelbaren Luftangriffs geboten hätten, erscheint fraglich. Ebenso konnte noch nicht abschließend geklärt werden, ob die Anlage zu Kriegszeiten fertiggestellt werden konnte oder ob sie sich noch im Ausbau befand. 

Bis heute ist die Luftschutzanlage im Schlossdamm erhalten geblieben - bei genauem Hinsehen ist sie von Außen erkennbar. 

Bild: Notausgang des Luftschutzraumes unter dem Schlossdamm. Quelle: Altmann, 2022

Auf der Seite des Schlossgrabens ist der ehemalige Notausgang des Luftschutzraumes zu erkennen. Der Ausgang selbst ist mit Efeu bewachsen - ein nachträglich installierter Auslass einer modernen Lüftungsanlage steht heute an dieser Stelle. Die Lüftungsanlage des Celler Schlosstheaters wurde in Teile des ehemaligen Schutzraums eingebaut. 

Bild: Notausgang des Luftschutzraumes unter dem Schlossdamm. Quelle: Altmann, 2022

Der Notausgang weist heute noch dieselbe betonierte Form auf wie es die Planskizze aus dem Jahr 1944 zeigt. Über diesen Ausstieg hätten die Insassen fliehen können, falls der Haupteingang - beispielsweise in Folge eines Bombentreffers - verschüttet worden wäre. 

Die inneren Räume des Luftschutzraumes sind in Form von Tonnengewölben ausgebaut. Diese sind aus Ziegelsteinen gemauert und hell verputzt. Über die Decken- und Wandstärken liegen keine Angaben vor. Aus der Planskizze kann jedenfalls geschlossen werden, dass die Wände eine Mindeststärke von ca. 50 - 75 cm gehabt haben dürften. Hinzu kam die natürliche Deckung durch den Schlosswall. 

Bild: das Innere des Luftschutzraumes unter dem Schlossdamm. Quelle: Altmann, 2022

Auf der Innenseite des Schlosswalls ist der Eingang zu der Luftschutzanlage nicht mehr sonderlich gut zu erkennen. Eine moderne Verblendung und Eingangstür täuschen darüber hinweg, dass sich dort eine Einrichtung aus dem Zweiten Weltkrieg befindet. 

Bild: Zugangsbereich zur ehemaligen Luftschutzanlage hinter dem Schloss. Quelle: Altmann, 2022

Der Luftschutzraum im Schlossdamm hätte im Extremfall vermutlich keinen ausreichenden Schutz gegen direkte Treffer geboten. Vielmehr wurde der Schutzraum sehr wahrscheinlich nur als solcher vorgehalten, um das städtische Sicherungskonzept abzurunden. In den Kellergewölben des Schlosses befanden sich weitere Schutzräume - unter anderem für die Jugendherberge und den, seinerzeit ebenfalls im Schloss untergebrachten Landeserbhofgerichtes. 

Eine tatsächliche Verwendung des Luftschutzraumes im Schlosswall ist bis heute nicht bekannt. Möglicherweise war die Anlage bei Kriegsende noch nicht abschließend fertiggestellt worden. 

H. Altmann


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Stand Beitrag: 08/2022



Mittwoch, 15. Juni 2022

Verschüttet seit Kriegsende


Ausrüstungsgegenstände, Waffen und Munition - mitten in Celle kamen kürzlich zahlreiche Gegenstände aus den letzten Kriegstagen ans Tageslicht. Die Sachen waren in einem alten Splitterschutzgraben verschüttet. 

Es war nicht ungewöhnlich, dass man sich gegen Ende des Zweiten Weltkrieges aller möglichen Utensilien entledigte, die irgendeine Verbindung zum Nationalsozialismus nahelegten. Als die letzten Einheiten von Wehrmacht und Waffen SS abgezogen waren, konnte es vielen gar nicht schnell genug gehen Uniformen, Waffen und Abzeichen loszuwerden. In vielen Fällen landeten die unliebsamen Überbleibsel der NS-Diktatur dort, wo man sie vor dem Zugriff durch die herannahenden Alliierten in Sicherheit wägte. 

Die Sorge vor Repressionen durch die britischen sowie durch die US Truppen hatte durchaus einen Grund. Waffen und andere Gegenstände, die einen unmittelbaren Zusammenhang zur NS-Ideologie nahelegten, hätten seinerzeit sehr wahrscheinlich den Verdacht gestützt, dass der jeweilige Eigentümer dem politischen System nahestand. Schlimmer noch: die alliierten Truppen fürchteten in den letzten Kriegstagen das Aufkommen von Partisanenangriffen. Der Aufruf zu sogenannten "Werwolf-Aktionen" bestärkte diese Sorge. Wer also bei Eintreffen der Alliierten über verdächtige Gegenstände verfügte, musste schlimmstenfalls damit rechnen, dass ihm weitergehende Ermittlungen ins Haus stünden. 

Viele entsorgten daher vorhandene Waffen, Uniformen, Abzeichen und Ausrüstungsgegenstände schnellstmöglich. Mitten in Celle sind nun einige solcher Relikte bei Baumaßnahmen wieder aufgetaucht. 

Bild: Baumaßnahmen vor dem Neuen Rathaus in Celle. Quelle: H. Altmann 2022. 

Auf einer Freifläche vor dem Neuen Rathaus in Celle wurden kürzlich vorbereitende Baumaßnahmen im Zuge der Errichtung eines neuen Hotels durchgeführt. Beim Abtragen der oberen Erdschichten wurde ein Bereich angeschnitten, in dem zu Kriegszeiten offenbar ein ehemaliger Splitterschutzgraben verlief. 

Da derartige Bauarbeiten üblicherweise durch Mitarbeiter des Kampfmittelbeseitigungsdienstes begleitet werden, konnten die metallischen Relikte fachmännisch gesichtet und entsprechend ans Tageslicht gebracht werden. 

Bild: Metallische Überreste. Quelle: H. Altmann 2022. 

Die Auswertung historischer Luftaufnahmen bestätigt die Vermutung. Im Bereich der Baufläche verlief bei Kriegsende ein sogenannter Splitterschutzgraben. Diese im Zickzack angelegten Gräben dienten dem einfachen Luftschutz und sollten bei Tieffliegerangriffen sowie im Falle von Bombenabwürfen zumindest notdürftigen Schutz gegen die Splitterwirkung bieten. Auch auf den Dörfern im Landkreis Celle wurden derartige Maßnahmen seinerzeit durchgeführt. 

Der nun aufgefundene Splitterschutzgraben lag unmittelbar nördlich eines alten Barackengebäudes, das einst an die 77er Straße angrenzte. 

Bild: Lage des Splitterschutzgrabens vor dem Neuen Rathaus in Celle. Quelle: Google Earth, H. Altmann 2022. 

In dem Splitterschutzgraben fanden sich unterschiedlichste Gegenstände. Teller, Flaschen, Glasgefäße, Volksgasmasken und Ausrüstungsgegenstände der Wehrmacht. Teilweise waren die Objekte offensichtlich damals bereits beschädigt in den Graben geworfen worden. 

Bild: Fundobjekte aus dem Splitterschutzgraben. Quelle: Kristóf Nagy 2022. 

Neben Bügelflaschen und Porzellan waren auch zahlreiche fragile Glasgefäße in den Graben gelangt, die sich nicht eindeutig zuordnen lassen. Eine unmittelbar militärische Verwendung dieser Objekte war damals jedenfalls nicht üblich. 

Andere Fundgegenstände sprechen dagegen eindeutig für einen militärischen Kontext. Übungsmunition - die durch den Kampfmittelbeseitigungsdienst entfernt wurde - ein Bajonett, Helme und Essgeschirr lassen sich klar als Ausrüstungsgegenstände der Wehrmacht identifizieren. 

Bild: Fundobjekte aus dem Splitterschutzgraben. Quelle: Kristóf Nagy 2022. 

Ein spektakulärer Fund: unter den Fundstücken befand sich auch eine alte Streckenzugtafel, die damals insbesondere bei der Vermessung für Feuerstellungen der Artillerie zum Einsatz kam. Die Tafel ist den Umständen entsprechend recht gut erhalten. 

Bild: Ausschnitt Streckenzugtafel. Quelle: Kristóf Nagy 2022. 

Die Streckenzugtafel und weitere besonders erhaltenswerte Fundgegenstände konnten erfreulicherweise direkt durch das Celler Garnison-Museum übernommen und gesichert werden. Da die Funde in direktem Zusammenhang zur Geschichte der Celler Garnison zu betrachten sind, werden sie zunächst im Garnisonmuseum verwahrt und sind für künftige Ausstellungsprojekte verfügbar. Auch die übrigen Fundobjekte konnten sichergestellt werden. Durch die Unterstützung seitens des Garnison-Museums ist somit gewährleistet, dass die Funde und die dahinter befindlichen Informationen für die Nachwelt erhalten bleiben. 

Bild: Streckenzugtafel. Quelle: Kristóf Nagy 2022. 

Unklar ist bislang, wer die Gegenstände nach Kriegsende in dem Graben entsorgt hat. Waren es deutsche Militärangehörige oder Zivilisten? Oder waren es eventuell britische Soldaten, die alte Sachen aus den umliegenden Kasernengebäuden auf einfach Weise entsorgen wollen? Hierfür spräche, dass viele der Gegenstände wohl bereits kaputt waren, als sie in den Splitterschutzgraben gelangten. 

Obwohl sich nicht alle offenen Fragen beantworten lassen, belegt der Fund deutlich, dass auch 77 Jahre nach Kriegsende immer noch Dinge ans Tageslicht kommen, die weiteres Licht auf die damaligen Ereignisse werfen. 

Bild: zerbrochener Teller mit Reichsadler. Quelle: H. Altmann, 2022. 

Bild: Fundkiste mit verrosteten Ausrüstungsgegenständen. Quelle: H. Altmann, 2022. 


H. Altmann



Dienstag, 14. Juni 2022

Das Erbe der Heeresmunitionsanstalt Hänigsen


Einst handelte es sich um eine streng gesicherte Rüstungseinrichtung. Die ehemalige Heeresmunitionsanstalt Hänigsen blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Im Sommer 1946 ereignete sich ein schweres Explosionsunglück. In der Nachkriegszeit wurden umfangreiche Anstrengungen unternommen, um den Umfang der untertägigen Rüstungsaltlast einzuschätzen. Welche Hinterlassenschaften im Untergrund zurückgeblieben sind, ist bis heute ungeklärt. 

Selten wäre der Ausdruck einer „Überlagerung von Gegenwart und Geschichte“ treffender, als in Bezug auf das ehemalige Kalibergwerk Niedersachsen-Riedel. Während über Tage inzwischen die meisten sichtbaren Überreste verschwunden sind, erstreckt sich unter Tage immer noch ein weitläufiges Streckensystem alter Kalisalzstollen. Neben den üblichen Hinterlassenschaften ehemaliger Bergwerke, werden in den Abbaustrecken sowie in deren angrenzenden Kammern bis heute noch brisante Rüstungsaltlasten vermutet, die aus jener Zeit stammen, als eine Munitionsanstalt des Heeres unter Tage untergebracht war. 

Eine Bestandsaufnahme der verbliebenen Rüstungsmaterialien gestaltet sich aus heutiger Sicht schwierig – falls nicht sogar unmöglich. Die historischen Zusammenhänge der Heeresmunitionsanstalt wurden von verschiedener Seite bereits umfassend aufgearbeitet.[1] Zum Verständnis werden sie nachfolgend auszugsweise dargestellt.

Teilweise untertägige Munitionsanstalt

Seit 1913 war das Kalibergwerk „Riedel“ bei Hänigsen auf der 500-m-Sohle mit dem benachbarten Schacht „Niedersachsen“ bei Wathlingen verbunden.[2] Durch Umstrukturierungen befanden sich beide Schachtanlagen ab 1928 in Hand der Burbach Kaliwerke AG. Das Werk Riedel wurde während der Kalikrise stillgelegt – der Betrieb wurde auf Instandhaltungsmaßnahmen[3] beschränkt – lediglich der Werksteil „Niedersachsen“ bei Wathlingen produzierte weiter. 

Bild: Ansicht der alten Schachtanlage Riedel. Quelle: Postkarte 1927, Archiv Altmann.

Mit dem steigendem Bedarf an Rüstungserzeugnissen begann sich das Oberkommando des Heeres ab Mai 1936 für die Schachtanlage Riedel zu interessieren.[4] Mehrere Sprengversuche zwischen 1936 und 1937 sollten zur Klärung über die notwendigen Sicherheitsabstände und die Abmessungen der untertägigen Lagerkammern beitragen, wobei die Versuchsabläufe ebenfalls den Betrieb der Ein- und Auslagerung von Munition auf den Strecken simulierten.[5]

Bild: Übersichtskarten der untertägigen Munitionsanstalt Hänigsen 1937. Quelle: NLA Hannover BaCl Hann. 184 Acc. 9 Nr. 3042. Das Archivgut ist Eigentum des Niedersächsischen Landesarchivs. Ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Niedersächsischen Landesarchivs darf diese Abbildung nicht gespeichert, reproduziert, archiviert, dupliziert, kopiert, verändert oder auf andere Weise genutzt werden. 

Offenbar fiel bereits im Sommer 1936 die Entscheidung das Werk Riedel zu Heereszwecken zu nutzen – seit dem 1. März 1937 stellte die Burbach AG sowohl das Werksgelände als auch den Schacht sowie alle dazugehörigen Gebäude und Anlagen für die Herrichtung du den Betrieb der Munitionsanstalt zur Verfügung.[6] 

Auf Veranlassung des Oberbergamtes[7] wurde in der Verbindungsstrecke zum Schacht Niedersachsen eine doppelte Dammtür-Anlage eingebaut[8], um die Arbeiter im Schacht Niedersachsen im Falle einer untertägigen Explosion zu schützen – einerseits vor eintretendem Grundwasser und andererseits vor giftigen Gasen. Laut Stammblatt der Heeresmunitionsanstalt wurde die Einrichtung am 1. Mai 1938 als solche funktionell aufgestellt und war zunächst dem Feldzeugkommando XXX (Kassel) unterstellt.[9] 

Bild: Fertigungskomplex Waldlager heute. Quelle: Altmann, 2022. 

Die Produktion erfolgte zunächst oberirdisch im sogenannten „Waldlager“ – einem Fertigungskomplex, bestehend aus vier dreigeschossigen Arbeitshäusern sowie Nebengebäuden, der sich am südlichen Ende des Forstes „Brand“ zwischen Wathlingen und Hänigsen befand. Heute liegt der nördliche Teil des Areals im Landkreis Celle – der südliche Bereich liegt in der Region Hannover. 

Bild: Fertigungskomplex Waldlager heute. Quelle: Altmann, 2022. 

Mit Voranschreiten des Zweiten Weltkrieges wurde eine untertägige Fertigung eingerichtet – die entsprechenden Arbeitsräume waren bis Anfang 1943 geschaffen worden.[10] Nach Übernahme der über- und untertägigen Werksanlagen durch die Heeresverwaltung nehmen die überlieferten Schriftwechsel ab – entsprechend eingeschränkt ist die verfügbare Quellenlage aus der Zeit zwischen 1943 bis April 1945.

Bild: Übersichtskarte, Fertigungskomplex Waldlager. Quelle: Open Street Map, public domain; Eintragungen: Altmann, 2022. 

Rüstungsgüter aller Art im Schacht

Auf der 650-m-Sohle standen 35 große und 31 kleine Kammern zur Unterbringung von Pulver und Munition zur Verfügung – auf der 750-m-Sohle waren es 9 große und 12 kleine Kammern.[11] In Ausnahmefällen sollten geringe Mengen unscharfer Munition und Munitionsteile außerhalb der Lagerräume in geeigneten Streckenerweiterungen untergebracht werden.[12] Zusätzlich war eine Lagerung gestapelter Munition für Handfeuerwaffen in den alten Steinsalzabbauen auf der 640-m-Sohle vorgesehen.[13] 

Über die eingelagerten Mengen und die Zusammensetzung der konventionellen Munition liegen bis 1945 keine abschließenden Informationen vor. Neben dieser „normalen“ Munition wurden nachweislich bereits ab Mitte 1944 chemische Kampfstoffe unter Tage eingelagert. In einem Schreiben des Bergrevierbeamten aus Celle an das Oberbergamt sowie den Oberbergrat vom 24. Mai 1944 heißt es hierzu:

Gelegentlich einer Befahrung wurde festgestellt, dass in der Heeresmunitionsanstalt Hänigsen untertage Chloracetonphenon und ein Reizstoff unbekannter Zusammensetzung gelagert werden. Bei beiden Stoffen handelt es sich um Gaskampfstoffe, wobei ersteres etwa dem Tränengas entspricht, während letzteres wesentlich gefährlicher ist. Über seine Zusammensetzung und seine Wirkung ist Näheres dem Bergamt nicht bekannt. Es handelt sich um 38.000 kg Chloracetonphenon und 14.000 kg Reizstoff (...)[14]

Diese Stoffe wurden laut dem Schreiben ohne Rücksprache mit der Bergbaubehörde mitten in der Grube zwischen anderen Lagerräumen untergebracht – auf Veranlassung des Bergamtes wurden sie in gesonderte Räume verbracht, die im ausziehenden Wetterstrom lagen. Von Seiten der Heeresmunitionsanstalt wurde erklärt, dass „besondere kriegsbedingte Gründe die Lagerung dieser Stoffe untertage erfordern“ und es möglich wäre, dass „noch weitere Mengen dieser Stoffe untertage gelagert werden müssten“.[15] Inwiefern es hierzu kam, ist unbekannt – die schriftlichen Quellen halten sich diesbezüglich bis zum Kriegsende bedeckt. 

Die Leitung der Heeresmunitionsanstalt setzte sich am Vormittag des 11. April 1945 vor Eintreffen der US Truppen ab – vermutlich nach Schleswig-Holstein.[16] Zu den genauen Abläufen bei Kriegsende liegen keine näheren Informationen vor.

Bild: Auszug des Schreibens des Bergrevierbeamten aus Celle an das Oberbergamt sowie den Oberbergrat vom 24. Mai 1944. Quelle: NLA Hannover BaCl Hann. 184 Acc. 9 Nr. 3042. Das Archivgut ist Eigentum des Niedersächsischen Landesarchivs. Ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Niedersächsischen Landesarchivs darf diese Abbildung nicht gespeichert, reproduziert, archiviert, dupliziert, kopiert, verändert oder auf andere Weise genutzt werden.

In einem Bericht über die Sicherstellung der Spitzenkampfstoffmunition, der höheren Stellen erst am 14. April 1945 vorgelegt wurde, findet die Heeresmunitionsanstalt neben anderen Einrichtungen zwar nicht explizite Erwähnung – in einer, dem Bericht beigefügten Karte ist Hänigsen allerdings mit einem Kreuz als Standort für eingelagerte Kampfstoffe markiert.[17] Der Bericht dürfte den Stand unmittelbar zu Kriegsende wiedergeben – zu diesem Zeitpunkt scheinen sich also noch chemische Kampfstoffe vor Ort befunden zu haben. Diese konnten offenbar nicht mehr – wie ursprünglich vorgesehen – durch deutsche Einheiten sichergestellt werden. 

Am 12. April 1945 wurde Hänigsen zunächst von Einheiten der 84. US-Infanterie-Division erreicht.[18] Die Zuständigkeit über die Munitionsanstalt ging später auf die britischen Truppen über, die bereits nach ersten Erkundungen feststellen mussten, dass über- und unter Tage mehrere tausend Tonnen Explosiv- und Kampfstoffmunition sowie diverse Vorprodukte lagerten. Die Inventarverzeichnisse aus dieser Zeit geben Aufschluss über die Masse der vorgefundenen Rüstungsgüter.

Bild: Auszug Bericht über die Sicherstellung der Spitzenkampfstoffmunition, April 1945. Quelle: German Documents in Russia, Akte 231.

Was die Briten vorfanden...

Bereits kurz nach Kriegsende war den britischen Dienststellen bekannt, dass sich unter den (vermuteten) 10.000 t Munition in ehemaligen Heeresmunitionsanstalt Hänigsen auch chemische Kampfstoffe befanden.[19] Ein genaueres Bild der aufgefundenen Kampfmittel liefert ein Bericht der „Chemical Weapon“ (CW) Section vom 22. Juli 1945.[20] Demzufolge befanden sich in den untertägigen Räumen der Munitionsanstalt unter anderem 1.060 t Gasgranaten, 90 t chemische Kampfstoffe „lose“ gelagert – davon 13 t „EX“[21] sowie 5.020 t Spreng- und Rauchgranaten. 

Bild: Gleise zum ehemaligen Fertigungsgebiet Waldlager heute. Quelle: Altmann, 2021.

Im Bereich der Munitionsfertigung des Waldlagers wurden 602 t Gasgranaten und 860 t Spreng- und Rauchgranaten dokumentiert. Für die Räumung der Heeresmunitionsanstalt war zunächst die 28. Moblie Section der 303. Enemy Army Depot Control Unit (EADCU) zuständig. Diese unterstand dem 30. Corps und dieses wiederum der 21. Army Group der British Army Of The Rhine (B.A.O.R.). Zwischen September 1946 und April 1946 oblag die Räumung der untertägigen Räume der Heeresmunitionsanstalt der Sondereinheit „Mines-Control“.

Bild: Fertigungsgebäude im Waldlager einst und heute. Quelle: Heimabund Niedersachsen e.V. - Ortsgruppe Hänigsen (historische Aufnahme), Altmann, 2022 (aktuelle Ansicht).

Während die Heeresmunitionsanstalt durch britische Einheiten beräumt wurde, kam es zur Anlieferung von konventionellen und chemischen Kampfmitteln aus anderen Standorten. Tausende Tonnen wurden alleine aus der Heeresmunitionsanstalt im Schacht Erichssegen bei Ilten antransportiert.[22] Dort hatte die 303. EADCU zunächst ihr Hauptquartier – verfügte vor Ort jedoch nicht über ein geeignetes Depot zur Zwischenlagerung. 

Bis das Gelände der, nordöstlich von Braunschweig gelegenen, ehemaligen Heeresmunitionsanstalt, Lehre in den Zuständigkeitsbereich der 303. EADCU fiel, wurde ein Großteil der ausgelagerten Munition daher offenbar nach Hänigsen verfrachtet. Von hier aus nahm die angesammelte Munition verschiedene Wege. Ein Teil wurde im ehemaligen Fertigungsgebiet „Waldlager“ delaboriert. Chemiewaffen – unter anderem in 15 cm Granaten – wurden offenbar teilweise in einem speziell eingerichteten Labor vor Ort unschädlich gemacht.[23] 

Bild: ehemaliger Fertigungskomplex Waldlager heute - Betreten verboten. Quelle: Altmann, 2021.

Andere chemische Kampfstoffe wurden durch Abbrennen oder Vergraben „demilitarisiert“. Größere Mengen chemischer Kampfstoffe (rd. 1.600 t) wurden aus Hänigsen zur Seeversenkung abtransportiert. Konventionelle Munition wurde offenbar auch noch an andere Standorte verbracht. Laut militärischer Berichterstattung sollen die Chemiewaffen bereits Mitte September 1945, „wie auch immer“, vollständig in ein Lager über Tage abtransportiert worden sein[24] - spätere Aussagen werfen diesbezüglich allerdings Fragen auf.

Insoweit lässt sich festhalten, dass in der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt Hänigsen erhebliche Mengen konventioneller Munition, Pulver sowie chemische Kampfstoffe und deren Vorprodukte eingelagert und teilweise laboriert worden sind. Unklar bleibt jedoch in welchen Mengen die (chemischen) Kampfmittel eingelagert wurden und ebenso in welchem Umfang sie in der unmittelbaren Nachkriegszeit wieder ausgelagert wurden. Ein tragisches Ereignis im Sommer 1946 trug entscheidend dazu bei, dass bis in die heutige Zeit diesbezüglich Ungewissheit besteht.

Der 18. Juni 1946

Nach Auskunft des Majors Meier, der damals in leitender Position in der Heeresmunitionsanstalt zuständig war, befanden sich an jenem Tag 13.000 t Munition unter Tage – davon 6.000 t Pulver, das in Kisten verpackt war.[25] Die Räumung der eingelagerten Munition erfolgte unter Aufsicht der 76th Depot Control Company[26] und unter Einsatz von Kräften der 28. Mobile Section der 303. EADCU.[27] Das in Kisten verpackte Pulver wurde täglich in Chargen von 50 t zu Tage gebracht und dort vernichtet[28] – wahrscheinlich auf besonderen Abbrandplätzen.[29] 

In Räumung standen an diesem Tag Lagerkammern auf der Westseite des Grubengebäudes auf der 650 m Sohle. Neben den Pulverbeständen in den Kammern war ebenfalls Pulver in einem Abbau untergebracht, der die einzelnen Kammern verband.[30] Es handelte sich offenbar um Pulver unterschiedlicher Zusammensetzung und Herkunft, das teilweise aus anderen Munitionsanstalten übernommen worden war.

Bild: Räumung von Rüstungsaltlasten unter Tage. Quelle: Heimabund Niedersachsen e.V. - Ortsgruppe Hänigsen.

Nach späterer Aussage des Majors Meier wurden am 18. Juni 1946 erstmals 20 russische Arbeiter für die Räumungsarbeiten auf der 650 m Sohle eingesetzt. Die angegebene Anzahl der Arbeiter stimmte zwar – aber es handelte sich nicht um russische, sondern um ukrainische Helfer, die im Lager „Colorado“ am Celler Weg in Hänigsen untergebracht waren.[31] Möglicherweise trug die beschleunigte Arbeitsweise dazu bei, dass die nötige Sorgfalt vernachlässigt wurde. 

Bild: Zerstörungen über Tage. Quelle: Heimabund Niedersachsen e.V. - Ortsgruppe Hänigsen.

Es wurde später gemutmaßt, dass die eingesetzten Arbeitskräfte die Pulversäcke aufgetrennt haben könnten, um die hochwertigen Leinenstoffe anderweitig zu verwenden, wobei das Pulver dann lose in Kisten in den untertägigen Strecken transportiert worden sein soll. Bereits geringste Funken, die auch durch Reibung auf den Schienen entstehen konnten, hätten gravierende Folgen verursacht. Was tatsächlich unter Tage zur Explosion führte, konnte bis heute nicht abschließend geklärt werden. 

Oberirdisch soll die Explosion in einem allmählich immer stärker werdenden Rauschen, mehreren Explosionsstößen und einer 200 m hohen Stichflamme aus dem Schacht vernehmbar gewesen sein.[32] Die Schachtgebäude, das Fördergerüst und weitere Einrichtungen wurden massiv beschädigt – die Trümmer verteilten sich in einem weiten Umkreis.

Bild: Zerstörungen über Tage. Quelle: Heimabund Niedersachsen e.V. - Ortsgruppe Hänigsen.

Rettungs- und Aufklärungsversuche

Als gegen 11:20 Uhr des 18. Juni 1946 Mitarbeiter des Bergamtes Celle vor Ort eintrafen, galt es zunächst einen Überblick der Lage zu gewinnen. Der Schacht Riedel war nicht mehr zugänglich, sodass gegen 12:30 Uhr ein erster Erkundungstrupp über die Verbindungsstrecke aus dem Schacht Niedersachsen an die untertägige Unglücksstelle herangeführt werden sollte – unter Unterstützung von Mitgliedern der Grubenwehr des Erdölbergwerks Wietze. 

Trotz Ausstattung mit Sauerstoffgeräten, schaffte die Mannschaft nur in etwa bis auf die halbe Strecke bis zum Schacht Riedel. Eins der Dammtore, das ursprünglich dazu vorgesehen war, notfalls dem Laugendruck aus dem Schacht Riedel standzuhalten, war aus seinen Angeln gedrückt und in Richtung des Schachtes Niedersachsen geschleudert worden.

Bild: Anlagen des benachbarten Kaliwerkes Niedersachen bei Wathlingen. Quelle: Archiv Altmann.

Weder die erste noch die weiteren Rettungstrupps konnten tiefer in den Grubenbau des Schachtes Riedel eindringen. Qualm und giftige Gase machten jeden Versuch zunichte – es wurde damit gerechnet, dass niemand im dortigen Bereich überlebt haben konnte.[33] Insgesamt starben bei dem Unglück sowie in Folge der ersten Rettungsversuche 86 Menschen. 

Nach mehreren vergeblichen Versuchen gelang es schließlich das intakt verbliebene Dammtor mittels Flaschenzuges zu schließen, um so den Schacht Niedersachsen vor einziehenden Rauchschwaden zu schützen. Um darüber hinaus das Eintreten giftiger Gase zu verhindern, wurde die Verbindungsstrecke Riedel-Niedersachsen gasdicht abgemauert. Bis in die Abendstunden waren aus dem Schacht Riedel heftige Explosionen vernehmbar.[34]

In einem ausführlichen Schreiben zu den Vorgängen unterrichtete das Oberbergamt am 9. Juli 1946 die alliierte Kontrollkommission, die zu diesem Zeitpunkt in der Villa Hügel in Essen untergebracht war. Zunächst sollte die Verbindungsstrecke verschlossen bleiben, regelmäßige Wetterproben entnommen werden und durch weitere Maßnahmen ein Abzug giftiger Gase über den Schacht Riedel gewährleistet werden.[35] Diese Maßnahmen und die sonstigen über- und untertägigen Aufräumarbeiten dauerten bis ins Jahr 1947 an. Befahrungen Anfang 1947 erreichten auf der 650 m Sohle den Bereich, in dem die Explosionen unmittelbare Auswirkungen hinterlassen hatten. Neben dicken Rußschichten in den Strecken waren hier ebenfalls meterhohe Deckeneinbrüche zu verzeichnen.[36]

Bestrebungen zur Wiederinbetriebnahme

Ungeachtet des Umstandes, dass zum damaligen Zeitpunkt noch kein vollständiges Bild der bestehenden Gefährdung durch Rüstungsaltlasten vorlag, wurde seitens des Oberbergamtes eine Wiederinbetriebnahme des Bergwerkes Riedel zur Kaliförderung angestrebt.[37] Bereits im Zuge einer Befahrung am 13. Februar 1947 und einer Besprechung mit dem zuständigen Lt. Colonels Cook wurde die grobe Vorgehensweise für eine mögliche Wiederinbetriebnahme des Schachtes zur Kaligewinnung besprochen.[38] 

In einem vertraulichen Vermerk wurde festgehalten, dass eine Stellungnahme zur Munitionsbeseitigung, die ebenfalls von höheren Stellen zu überprüfen sei, wesentlich für den weiteren Fortgang einer möglichen Wiederinbetriebnahme wäre. Cook wies darauf hin, dass die bereits aufgefundene Munition nicht zu berühren sei und Herr Grosser als deutscher Munitionsfachmann in den folgenden vier Wochen über alle Munitionskammern ein genaues Befundverzeichnis aufstellen sollte – erst dann würden weitere Entscheidungen folgen.[39]

Bild: ehemaliger Fertigungskomplex Waldlager heute. Quelle: Altmann, 2021.

Oberstleutnant a.D. Hellmuth Grosser war in seiner aktiven Dienstzeit in leitender Position in der Heeresmunitionsanstalt Hänigsen tätig gewesen und wurde nun zum Munitionssachverständigen berufen. Bevor es soweit kam, waren jedoch weitere Abstimmungen mit der britischen Militärregierung sowie der eingesetzten Kontrollkommission erforderlich, um die Wiederinbetriebnahme des Schachtes Riedel sicherzustellen. 

In einer Unterredung zwischen Bergrat Lohff, Berginspektor Blenke und Lt. Colonel Cook am 24. März 1947 gab dieser zu bedenken, dass er lediglich als Offizier der britischen Armee eingesetzt worden sei, um die Munition zu beseitigen.[40] Wie dies vonstatten ging, war Cook prinzipiell egal – er hatte die ihm gesetzte Frist einzuhalten und wollte offenbar seine Kompetenzen nicht durch vorschnelle Zusagen überschreiten. Folglich verwies er den Bergrat und den Berginspektor an seine vorgesetzte Dienststelle, „um deren Entscheidung im Sinne des Bergamtes zu beeinflussen“.[41]

Bereits am folgenden Tag wurde Bergrat Lohff bei der britischen Dienststelle in Hannover vorstellig. Dort klärte ihn ein Mr. Simons über seine Bedenken in Bezug auf eine Zumauerung der Munitionskammern auf – insbesondere für den Fall, dass sich in den Kammern Explosionen ereignen sollten. 

Bergrat Lohff klärte Mr. Simons seinerseits über die potentiellen Lagerstätten abbaufähiger Kalisalze auf und darüber hinaus auch darüber, dass eine Aufgabe des Schachtes Riedel absehbar ebenfalls einen Niedergang des benachbarten Schachtes Niedersachsen mit sich bringen würde – zumal im Schacht Riedel in Folge des Explosionsunglück bereits Wasser eintrat. Immerhin sicherte Simons mit Schreiben vom 15. April 1947 schließlich zu, dass schnellstmöglich das Machbare getan werde.[42]

Bild: Gelände der Schachtanlagen bei Hänigsen heute. Quelle: Altmann, 2021.

Bis September 1947 gelang es, schadhafte Tübbinge des Schachtes Riedel abzudichten. Im Oktober 1947 war der sogenannte Schachtsumpf auf der 750 m Sohle per Förderkübel erreicht worden – hierbei konnten in einer Kammer unversehrte Panzergranaten festgestellt werden, während alle übrigen Munitionskammern als explodiert angenommen wurden.[43] Aufgrund dieser Rüstungsaltlasten sowie weiterer Streumunition, die auf der 650 m Sohle gefunden worden war, wollten die britischen Dienststellen den Schacht Riedel am liebsten für immer sperren.[44] 

Die vorhandenen erheblichen Kalivorräte begünstigten schließlich jedoch eine Kompromisslösung. Hintergrund war, dass der überwiegende Teil der Kalisalzlagerstätten nach Kriegsende im Bereich der sowjetischen Besatzungszone lag und somit unzugänglich war.[45] Die Versorgung der Landwirtschaft mit Kali als Düngemittel war unumgänglich, um in der Nachkriegszeit die Ernährungslage nicht zu gefährden.

Bild: Gelände der Schachtanlagen bei Hänigsen heute. Quelle: Altmann, 2021.

Die britische Militärregierung signalisierte schließlich ihre Zustimmung den Schacht Riedel unter strengen Auflagen wieder in Betrieb setzen zu lassen. Zwei Munitionskammern auf der 750 m Sohle mussten vermauert werden und die 650 m Sohle sollte komplett abgesperrt werden.[46] Die Burbach AG stellte daraufhin zum 30. April 1948 einen Sonderbetriebsplan auf, in dem die Vorgaben der britischen Militärregierung umgesetzt werden sollten.[47] Von Seiten des Oberbergamtes wollte man sicherstellen, dass von den Rüstungsaltlasten in den gesperrten Bereichen keinerlei Gefahren für den künftigen Bergbau oder dessen Belegschaften ergeben könnten.[48]

Die britische Dienststelle hatte sich in dieser Hinsicht recht bedeckt gehalten. Das Oberbergamt ging davon aus, dass „unter den obwaltenden Umständen von dieser Dienststelle eine bindende Erklärung hierüber nicht zu erhalten sein“ würde – darüber hinaus hielt es das Oberbergamt „auch im Interesse der reibungslosen Rückführung des Werkes (...) nicht für zweckmäßig, hierauf zu dringen.[49] 

Stattdessen sollte die Burbach AG eine gutachterliche Stellungnahme bereitstellen, wobei das Oberbergamt vorschlug sich hierfür an ehemalige höhere Feuerwerksoffiziere der Heeresmunitionsanstalt zu wenden. Dies war der Moment als Oberstleutnant a.D. Hellmuth Grosser auf den Plan gerufen wurde. Bereits zwei Wochen später setzte Grosser die beteiligten Bergbaubehörden und die Burbach AG darüber in Kenntnis, dass für seine Stellungnahme zu den Gefahrenverhältnissen durch die Rüstungsaltlasten noch weitergehende Untersuchungen unter Tage erforderlich seien.[50]

Das erste Gutachten betreffend der „Gefahrenverhältnisse durch Explosionsrückstände in den Sperrgebieten des Grubenfeldes Riedel“ legte Grosser am 24. Juli 1948 vor. Dieses sowie die weiteren Auswertungen Grossers können als äußerst relevant eingestuft werden, denn sie dienten als Ausgangspunkt späterer Betrachtungen und entfalten daher in Teilen bis heute maßgebliche Bedeutung in Bezug auf die Beurteilung der Rüstungsaltlasten im Schacht Riedel.

Bild: Erstes Gutachten durch Hellmuth Grosser vom 24.07.1948. Quelle: NLA Hannover BaCl Hann. 184 Acc. 9 Nr. 3040. Das Archivgut ist Eigentum des Niedersächsischen Landesarchivs. Ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Niedersächsischen Landesarchivs darf diese Abbildung nicht gespeichert, reproduziert, archiviert, dupliziert, kopiert, verändert oder auf andere Weise genutzt werden.

Am 24. Juli 1948 legte Oberstleutnant a.D. Hellmuth Grosser seine, im Auftrag der Burbach AG erstellte, gutachterliche Stellungnahme betreffend der „Gefahrenverhältnisse durch Explosionsrückstände in den Sperrgebieten des Grubenfeldes Riedel“ vor. Er legte darin zunächst dar, mit welchen Stoffen die Munitionsanstalt – abgesehen von Geschossen, Kartuschen, Zündungen und ähnlichen Munitionsteilen – zu Kriegszeiten belegt war. Es war die erste systematische Inventarisation der unter Tage verbliebenen Rüstungsaltlasten nach der Explosion.

Erste Bestandsaufnahme nach der Explosion

Bei den Stoffen handelte sich um Pulver, wie unter anderem Nitrocellulosepulver, Diglycolpulver und Schwarzpulver. An Sprengstoffen listete Grosser mitunter Trinitrotoluol und Nitropenta auf, die hauptsächlich in Granaten und Sprengladungen verfüllt waren. Darüber hinaus waren Hexanitrodiphenylamin, Pikrinsäure sowie Alphamononitronaphtalin vorhanden.

Neben Rauch- und Nebelstoffen verschiedener Art nannte Grosser ebenfalls den Kampfstoff „EX“, dessen nähere Bezeichnung ihm laut Gutachten nicht bekannt war – darüber hinaus erwähnte er das Zwischenprodukt Merodansäure.[51] Grosser kam zu der Schlussfolgerung, dass die Explosion die Masse der eingelagerten Bestände offenbar vernichtet habe.[52]

Zu den verbliebenen Restbeständen an Kartuschen sowie an Zwischen- und Vorprodukten von Kampf- und Sprengstoffen stellte Grosser die jeweils die Mengen fest. Auf der 650 m Sohle befanden sich demzufolge in Raum Nr. 16 ca. 25.000 schussfertige 10 cm Panzergranaten. In Raum Nr. 17 lagerten rund 50 t Merodansäure. Raum Nr. 18 beinhaltete ca. 6.000 Kartuschen mit Diglycolpulver. In Raum Nr. 20 wurden ca. 500.000 geladene 3,7 cm Panzergranaten vorgefunden und in Raum Nr. 24 waren es in etwa 4 Mio. Rauchentwickler. Raum Nr. 68 beherbergte Phosphor und Ammoniumchlorid. 

Darüber hinaus befanden sich in den Strecken und einzelnen Räumen auf der 650 m Sohle noch größere Mengen an verstreut liegender Munition – darunter rund 2.000 Stück 12 cm Wurfgranaten. Auf der 750 m Sohle lagerten in Raum Nr. 5 ca. 1,5 Mio. Wurfgranatenzünder sowie 17 Fässer eines kristallisierten Kampfstoffvorproduktes. In Raum Nr. 12 befanden sich ca. 58.500 schussfertige 10 cm Panzergranaten.

Bild: Grundriss und Profil der 500, 600, 650 und 750m Sohle, Anlage zum Schreiben der Burbach AG vom 17.02.1953, Eintragungen zu den belasteten Bereichen untertage. Quelle: NLA Hannover BaCl Hann. 184 Acc. 9 Nr. 3040. Das Archivgut ist Eigentum des Niedersächsischen Landesarchivs. Ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Niedersächsischen Landesarchivs darf diese Abbildung nicht gespeichert, reproduziert, archiviert, dupliziert, kopiert, verändert oder auf andere Weise genutzt werden.

Neben der Inventarisation der vorhandenen Rüstungsaltlasten, traf Grosser auch Aussagen über die Gefahrenverhältnisse und machte Vorschläge für zusätzliche Sicherungsmaßnahmen. Im Ergebnis kam er zu dem Schluss, dass auf der 650 m Sohle bei zusätzlichen Maßnahmen keine Gefahr bestünde. Auch auf der 750 m Sohle könnte die Sicherheit durch zusätzliche Maßnahmen gewährleistet werden, so Grosser damals. 

In einer schriftlichen Ergänzung zu seinem Gutachten vom 26. August 1948 bekräftigte er seine ursprüngliche Einschätzung und stellte fest, dass sich ein Durchkämmen der munitionsbelasteten Räume nicht lohne.[53] Stattdessen hielt er es für ausreichend, „wenn die künftige Belegschaft auf immerhin noch mögliche geringfügige Gefahren hingewiesen und zur entsprechenden Vorsicht ermahnt“ würde.[54] Der Kalischacht Riedel nahm schließlich zum 26. Juli 1950 den Förderbetrieb wieder auf.[55]

Erneute Relevanz der Altlasten

Nach der Wiederinbetriebnahme beabsichtigte die Burbach AG unter Tage eine Flotationsanlage für Kalisalze auf der gesperrten 650 m Sohle einzurichten.[56] Durch die Innovation des Flotationsverfahrens, einem damals neuartigen Löseverfahren, sollte die Aufbereitung des Rohsalzes zu hochprozentigem Kali gesteigert werden.[57] Problem hierbei: der Bereich des sogenannten „großen Gesenks“, in dem die unterirdische Fabrikanlage entstehen sollte, war erheblich durch Rüstungsaltlasten belastet. 

Erneut wurde Oberstleutnant a.D. Hellmuth Grosser daher zum 16. Juni 1952 als Munitionssachverständiger bemüht, um zu klären, inwiefern die dort vorhandenen Altlasten in andere gesperrte Bereiche verlagert oder durch andere Maßnahmen unschädlich gemacht werden könnten.

Bild: Schreiben der Burbach AG vom 17.02.1953 zum Antrag auf Freigabe eines Teilabschnitts auf der 650 m Sohle. Quelle: NLA Hannover BaCl Hann. 184 Acc. 9 Nr. 3040. Das Archivgut ist Eigentum des Niedersächsischen Landesarchivs. Ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Niedersächsischen Landesarchivs darf diese Abbildung nicht gespeichert, reproduziert, archiviert, dupliziert, kopiert, verändert oder auf andere Weise genutzt werden.

Bereits rund einen Monat später lieferte Grosser seinen Bericht über die „Durchführung der munitionstechnischen Sicherungsarbeiten im Nutzungsabschnitt der 650 m Sohle, Werk Riedel“ ab. Nach seinen Ausführungen über den Umfang der durchgeführten Räumungsmaßnahmen sowie einer Einschätzung der Gefahrenlage, kam Grosser zu dem Ergebnis, dass die Sicherheit innerhalb des Nutzungsgebietes hergestellt wäre und der ihm erteilte Auftrag damit ausgeführt worden sei.[58] 

Über die durchgeführten Maßnahmen berichtete die Norddeutsche Zeitung am 29. August 1952 unter dem Titel „Himmelfahrtskommando 1952 – drei arbeitslose Freiwillige räumten Schacht Riedel auf“.[59] In einem selbst verfassten Artikel „Himmelfahrtskommando oder gemeinnütziger Einsatz?“, der knapp drei Wochen später im Burgdorfer Kreisblatt erschien, zeigte sich Grosser bemüht, die Zusammenhänge nochmals auf „fachmännische“ Weise einzuordnen.[60] 

Aufgrund seiner eigenen Leistungen scheint naheliegend, dass Grosser ein erhebliches Interesse an einer positiven öffentlichen Wahrnehmung gehabt haben dürfte. Im Auftrag der Burbach AG hatte er die munitionssachverständige Begutachtung durchgeführt und darüber hinaus auch selber aktiv an der Beseitigung von Rüstungsaltlasten mitgewirkt. Im Rahmen seiner Tätigkeiten hatte Grosser wesentlich dazu beigetragen, dass seine Auftraggeberin ihre Pläne zur Errichtung der unterirdischen Flotationsanlage forcieren und am 17. Februar 1953 einen entsprechenden Antrag auf Freigabe eines Teilabschnitts der – nun sicheren – 650 m Sohle stellen konnte.[61] Anfang März 1954 berichtete die Hannoversche Allgemeine Zeitung über die erfolgreich errichtete „erste Kalifabrik unter Tage“.[62]

Bild: Zeitungsartikel zur unterirdischen Kali-Fabrik. Quelle: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 06./07.03.1954, in: NLA Hannover BaCl Hann. 184 Acc. 9 Nr. 3040. Das Archivgut ist Eigentum des Niedersächsischen Landesarchivs. Ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Niedersächsischen Landesarchivs darf diese Abbildung nicht gespeichert, reproduziert, archiviert, dupliziert, kopiert, verändert oder auf andere Weise genutzt werden. 

Im Zusammenhang mit möglichen Rüstungsaltlasten stand während der Planungsphase der Flotationsanlage die Frage nach möglichen Gefahren durch Explosivstoffe im Vordergrund. Die Belastung durch unter Tage verbliebene (chemische) Kampfstoffe wurde dagegen eher randläufig behandelt. Deren Zusammensetzung stellte sich jedoch als gefährlicher heraus, als es zunächst angenommen worden war.

Der Kampstoff „Ex“

In seinem Gutachten vom 24. Juli 1948 hatte Grosser auf den Kampfstoff „Ex“ bereits hingewiesen – nähere Angaben lagen ihm seinerzeit offenbar nicht vor.[63] Darüber hinaus hatte er einen vorgefundenen Bestand von 50 t Merodansäure erwähnt. In den späteren Auswertungen und Begutachtungen wurden diese Kampfstoffe laut Aussage des Oberbergamtes nicht mehr erwähnt.[64] Dies ist jedoch geringfügig einzuschränken, denn in einem Schreiben der Burbach AG an das Bergamt Celle vom 17. Februar 1953 wurden „(...) 17 Fass, etwa 900 kg Kampfstoff-Vorprodukte, kristallisiert (...)“ genannt.[65] Eine genauere Bezeichnung wurde zu diesem Vorprodukt jedoch nicht angegeben.

Erst in Folge weitergehender Abstimmungen und unter Einbeziehung des Materialprüfungsamtes Berlin-Dahlem geriet insbesondere der Kampfstoff „Ex“ erneut in den Fokus. „Die anfängliche Annahme, es handle sich um einen Exerzier-Kampfstoff (z.B. Tränengas) erwies sich leider als unzutreffend“, hieß es hierzu im einem Vermerk des Oberbergamtes.[66] Stattdessen stellte sich heraus, dass es sich um einen sehr gefährlichen Arsen-Kampfstoff handelte, der bereits in nicht wahrnehmbaren Mengen tödlich wirke. 

Bild: Vermerk Oberbergamt vom 12.12.1953. Quelle: NLA Hannover BaCl Hann. 184 Acc. 9 Nr. 3040. Das Archivgut ist Eigentum des Niedersächsischen Landesarchivs. Ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Niedersächsischen Landesarchivs darf diese Abbildung nicht gespeichert, reproduziert, archiviert, dupliziert, kopiert, verändert oder auf andere Weise genutzt werden. 

Tatsächlich bezeichnete „Ex“ einen Kampfstoff der Blauring-Klasse, d.h. einen Nasen- und Rachenkampfstoff, mit der chemischen Bezeichnung 10-Chlor-9,10-Dihydroacridarsin[67], der schon im chemischen Zentralblatt des Jahres 1932 aufgeführt wurde.[68] 

Bereits im Ersten Weltkrieg waren artverwandte Kampfstoffe entwickelt worden – darunter u.a. das sogenannte Clark I, dessen Bezeichnung eine Verkürzung des Wortes „Chlor-Arsin-Kampfstoff“ war. Durch stetige Weiterentwicklung entstanden später Clark II und III – sowie schließlich auch der, nach Obst riechende, Kampfstoff „Ex“, dessen Tarnbezeichnung eigentlich „Excelsior“ lautete.[69] Bis März waren hiervon rund 48 Tonnen produziert worden – offenbar unter Regie der I.G. Farben AG in Höchst.[70] Wie und in welchen Mengen der Kampfstoff seinen Weg in die Heeresmunitionsanstalt im Schacht Riedel fand, ist ungeklärt.

Zu dem Kampfstoff „Ex“ gab der Munitionssachverständige Grosser an, dass es sich „nur noch um ganz geringe Mengen“ handele, die in einem Raum der 650 m Sohle verstreut liegen.[71] Neben „Excelsior“ waren allerdings noch weitere Kampfstoffe bzw. entsprechende Vorprodukte eingelagert worden.

„Merodansäure“ und weitere Vorprodukte

In seinen Begutachtungen hatte Grosser 97 Fässer mit Kampfstoffvorprodukten erwähnt, die auf der 720 m und 750 m Sohle lagerten.[72] Während 17 Fässer mit kristallisierten Kampfstoffvorprodukten offenbar im Jahr 1953 in Raum 5 auf der 750 m Sohle umgelagert worden sind, befanden sich weitere 80 Fässer in einem Abbau auf der 720 m Sohle – überschüttet mit ca. 20 m Haufwerk. 

Auf der 650 m Sohle lagerten darüber hinaus rund 50 Tonnen „Merodansäure“, die chemisch zunächst nur vage eingeordnet werden konnte. Annahmegemäß handelte es sich lediglich um „(…) einen milchig, weißen festen Stoff, der als Presskörper laboriert in die Geschosse eingesetzt wurde (...) zur Erzeugung von Rauch- und Nebelwolken.[73] 

In späteren Auswertungen zeigte sich, dass es sich bei der „Merodansäure“ ebenfalls um ein Kampfstoffvorprodukt mit der chemischen Bezeichnung „Diphenylmethan-o-arsonsäure“ gehandelt haben könnte.

Ungewisses Erbe

Wechselseitige Faktoren trugen dazu bei, dass sich die verbleibenden Belastungen durch Rüstungsaltlasten im Schacht Riedel aus heutiger Sicht nicht mit Gewissheit beurteilen lassen. Bereits während des laufenden Betriebes der Heeresmunitionsanstalt waren Kampfmittelbestände in Bereichen eingelagert worden, die hierfür ursprünglich nicht vorgesehen waren. Darunter befanden sich unter anderem (chemische) Kampfstoffe, die möglicherweise im Zuge von Räumungen nach Kriegsende bereits (teilweise) beseitigt worden sind. 

Spätere Quellen legen allerdings nahe, dass die Räumungen unmittelbar nach Kriegsende nicht vollumfänglich erfolgten. In Folge des Explosionsunglücks am 18.06.1948 gerieten die Zustände in den betreffenden untertägigen Bereichen vollkommen durcheinander. Nachdem diese Bereiche wieder zugänglich wurden, waren dementsprechend Inventarisationen und Begutachtungen erforderlich, um die Gefahren durch die noch vorhandenen Rüstungsaltlasten einschätzen zu können.

Bild: Warnschild im Bereich des ehemaligen Fertigungsgebietes Waldlager heute. Quelle: Altmann, 2022. 

Die Bestandsaufnahmen und Gefahrenabschätzungen erfolgten im Wesentlichen durch den Munitionssachverständigen Hellmuth Grosser, der als ehemaliger Oberstleutnant der Heeresmunitionsanstalt über entsprechende Kenntnisse verfügte. Zu bemerken ist aber auch: Grosser war als Sachverständiger im Auftrag der Burbach AG tätig – deren maßgebliche Interessen auf einer zeitnahen Wiederinbetriebnahme der Schachtanlagen ausgerichtet waren. 

Einerseits war Grosser wiederholt als Gutachter tätig und darüber hinaus auch selber aktiv in die Räumung von Rüstungsaltlasten einbezogen. Andererseits erfolgten seine Stellungnahmen vor dem Hintergrund, dass die Schachtanlagen seinerzeit weiterhin wirtschaftlich genutzt werden sollten.

Ebenfalls ist zu bemerken, dass die Stellungnahmen Grossers den Grundstein für spätere Einschätzungen und Gutachten zu den Rüstungsaltlasten legten. Insbesondere die durch ihn festgestellten Mengen wurden in späteren Auswertungen vielfach übernommen. Dies mag nicht zuletzt daran liegen, dass die betreffenden Bereiche unter Tage durch die, aus Sicherheitsgründen erfolgten Aufschüttungen in den Strecken, für spätere Begutachtungen nicht mehr zugänglich waren.

Mit Blick auf die historischen Zusammenhänge ergeben sich durchaus noch ungeklärte Fragen, die allerdings den Umfang dieses Beitrags überschreiten würden. Festzuhalten ist daher insoweit, dass die Zusammensetzung und die Menge der unter Tage verbliebenen Rüstungsaltlasten bis heute nicht final geklärt werden konnte. Das Erbe der Heeresmunitionsanstalt bleibt somit bis auf Weiteres ungewiss.

H. Altmann

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Stand: 12.03.2022
Quellen: 

[1] Bierod, Tag der Apokalypse – Die Versuchs- und Musteranstalt – Heeresmunitionsanstalt Bergwerk Riedel in Hänigsen 1936 – 1946 und die Geschichte ihrer Explosion.
[2] Slotta, Technische Denkmäler der BRD, Bd. 3, S. 411.
[3] Bergbauliche Werkstoff- u. Seilprüfstelle Berlin, Gutachten zur Untersuchung des Hauptförderseils Schacht Riedel vom 07.03.1931, NLA Hannover Acc. 2016/50 Nr. 1.
[4] OKH, Sprengversuche im Kalibergwerk, Schreiben vom 27.05.1936, NLA Hannover Acc. 2016/50 Nr. 1.
[5] OKH, Sprengversuche im Kalibergwerk, Schreiben vom 29.10.1936, NLA Hannover Acc. 2016/50 Nr. 1.
[6] Vertrag zwischen dem Reichsfiskus (Heer) und der Burbach AG vom 09.06.1941, NLA Hannover, BaCl Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[7] Preußisches Oberbergamt, Schreiben betr. Einlagerung von Heeressprengstoffen im Kaliwerk Riedel bei Burgdorf v. 18.02.1937, NLA Hannover, BaCl Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[8] Nachtrag zum Betriebsplan der Burbach-Kaliwerke AG Werk Riedel, Hänigsen vom 3. April 1937, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3659.
[9] Stammtafel, BArch RH 53-9/14.
[10] Betriebsplan der Heeresmunitionsanstalt Hänigsen vom 12.02.1943, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[11] Ebd.
[12] Ebd.
[13] Ebd.
[14] Der Bergrevierbeamte des Bergreviers Celle, Schreiben an das Oberbergamt und den Oberbergrat vom 24. Mai 1944, betreffend der Muna Riedel, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[15] Ebd.
[16] Bierod, Tag der Apokalypse – Die Versuchs- und Musteranstalt – Heeresmunitionsanstalt Bergwerk Riedel in Hänigsen 1936 – 1946 und die Geschichte ihrer Explosion, S. 33.
[17] Bericht Hauptmann Hemmen vom 14.04.1945, Gruppe Munition, german documents in russia, Bestand 500 Findbuch 12450 Akte 231.
[18] S-2 Bericht, 10.04. bis 20.04.1945, 334th Infantry Regiment.
[19] Appendix A to Chemical Warfare Intelligence Report No. 1 dated 24 May 1945, Locations of german ammunition depots containing gas weapons, TNA WO 171/3664.
[20] G (T) & CW, Ammunition Depots – Progress Report No. 4, 22.07.1945, TNA WO 208/2176.
[21] EX = Excelsior, 10 Chlor-9, 10-dihydroacridarsin (chemischer Kampfstoff).
[22] 303. EADCU , war diary, July 1945, TNA 171/6787.
[23] G (T) & CW, Ammunition Depots –Report 17.08.1045, TNA WO 208/2176.
[24] HQ B.A.O.R., Disarmarment progress report No. 4; September 1954; AIR 55/146.
[25] Bergamt Celle, Abschrift Aktenvermerk betreffend der Explosion Riedel vom 21.06.1946, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[26] TNA WO 208/10182.
[27] EADCU = Enemy Army Depot Control Unit
[28] Bergamt Celle, Abschrift Aktenvermerk betreffend der Explosion Riedel vom 21.06.1946, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[29] Grosser, Gutachten vom 24.06.1948, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3040.
[30] Bergamt Celle, Abschrift Aktenvermerk betreffend der Explosion Riedel vom 21.06.1946, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[31] Aufstellung des am 18.06.1946 eingefahrenen Personals, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[32] Bergamt Celle, Abschrift Aktenvermerk betreffend der Explosion Riedel vom 21.06.1946, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[33] Ebd.
[34] Schreiben Oberbergamt an Mine Inspection Control vom 09.07.1946, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[35] Aktenvermerk betreffend Schutzmaßnahmen gegen das Eindringen giftiger Gase vom Bergwerk Riedel zum Nachbarbergwerk Niedersachsen, Bergamt Celle vom 23.07.1946, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[36] Schreiben des Bergamtes Celle an das Oberbergamt vom 10.02.1947, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[37] Schreiben des Oberbergamtes an das Niedersächsische Wirtschaftsministerium und an die alliierte Kontrollkommission vom 24.02.1947, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[38] Vermerk betreffend die Befahrung des Werkes Riedel am 13.02.1947 und Besprechung mit Oberst Cook am 14.02.1947, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[39] Ebd.
[40] Aktenvermerk betreffen der Instandsetzung Riedel vom 25.03.1947, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[41] Aktenvermerk betreffen der Instandsetzung Riedel vom 25.03.1947, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[42] Simons, Schreiben der Chemical Industries Section, 229 HQ CCG BOAR vom 15.04.1947, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[43] Schreiben Bergamt Celle vom 28.10.1947, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[44] Besprechungsvermerk vom 08.12.1947, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[45] Pröhl, Gespräch mit Hanna Fueß a, 03.09.1948, in: Schulze, Unruhige Zeiten, S. 188 ff.
[46] Phillips, Chemical Industries Section, Instructions regarding the potash mine Riedel Hänigsen, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[47] Sonderbetriebsplan der Burbach AG vom 30.04.1948, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3040.
[48] Vermerk Oberbergamt an die Burbach AG vom 01.06.1948, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[49] Vermerk Oberbergamt an die Burbach AG vom 01.06.1948, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[50] Grosser, Schreiben vom 14.06.1948, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[51] Grosser, Gutachten vom 24.07.1948, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[52] Grosser, Gutachten vom 24.07.1948, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[53] Grosser, Schreiben vom 26.08.1948, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[54] Grosser, Schreiben vom 26.08.1948, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[55] Industriekurier vom 27.07.1950.
[56] Vermerk über die Besprechung am 23.05.1952, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3040.
[57] Hannoversche Presse v. 09.10.1952, Burbach Kali baut unterirdische Fabrik.
[58] Grosser, Bericht über die Durchführung der munitionstechnischen Sicherungsarbeiten im Nutzungsgebiet der 650 m Sohle vom 17.07.1952, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3040.
[59] Norddeutsche Zeitung vom 29.08.1952, Himmelfahrtskommando 1952.
[60] Burgdorfer Kreisblatt vom 18.09.1952, Himmelfahrtskommando oder gemeinnütziger Einsatz?
[61] Burbach AG, Antrag auf Freigabe eines Teilabschnitts der 650 m Sohle vom 17.02.1953, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3040.
[62] Erste Kalifabrik unter Tage, HAZ vom 6./7.03.1954.
[63] Grosser, Gutachten vom 24.07.1948, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3042.
[64] Vermerk Oberbergamt vom 12.12.1953, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3040.
[65] Schreiben der Burbach AG vom 17.02.1953, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3040.
[66] Vermerk Oberbergamt vom 12.12.1953, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3040.
[67] Ochsenbein, Hüber, Dossier Chemischer Kampfstoffe.
[68] Voss, Chemisches Zentralblatt, Jg. 1932, S. 166.
[69] Hahn, Waffen und Geheimwaffen des deutschen Heeres, Bd. 1, S. 225.
[70] Ebd.
[71] Vermerk Oberbergamt vom 12.12.1953, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3040.
[72] Ebd.
[73] Chemisch-Technische Reichsanstalt Berlin-Dahlem, Gutachterliche Stellungnahme zu den durch Munitionsreste im Kaliwerk Riedel bedingten Gefahren, 05.01.1954, NLA Hannover, BaCl. Hann. 184, Acc. 9 Nr. 3040.