f Juni 2014 ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Donnerstag, 19. Juni 2014

Kartenlayer in Google Earth II

Mal etwas Praktisches ;) 

Bereits vor einiger Zeit hatte ich einen Beitrag zum Erstellen von eigenen Kartenlayern in Google Earth eingestellt. Viele mögen Google Earth belächeln und als reine Spielerei abtun.  Es gibt jedoch Funktionen, die das Programm zu einem echt coolen Begleiter für Heimatforscher machen. 

Kartenlayer sind eins der "mächtigsten Tools" aus Google Earth. Was dahinter steckt, ist eigentlich recht simpel: es geht darum zwei Bilder möglichst exakt übereinander zu legen und miteinander zu vergleichen. In diesem Fall ist eins der Bilder das aktuelle Satellitenbild (Google Earth). Das andere Bild kann alles mögliche sein - eine alte Karte, ein Luftbild oder auch ein anderes Satellitenbild. 

Bild: Luftbild von 1945 - Bombenangriff auf Celle. 
Quelle: Google Earth / H. Altmann. 


Liegt das gewünschte Bild erst einmal möglichst genau auf dem Kartenhintergrund in Google Earth, kann man es transparent schalten und so ziemlich wertvolle Informationen aus dem direkten Vergleich ziehen. 

Die Kunst und gleichzeitig das Problem besteht darin, die zu vergleichende Karte selber anzulegen. Dazu benötigt man neben einigen Fingerfertigkeiten im Programm vor allem Ortskenntnisse. Es gilt herauszufinden, welche Geländemerkmale sich verändert haben und welche bestehen geblieben sind. Beispielsweise kann ein alter Flussverlauf als Fixpunkt dienen, um eine Karte anzulegen - allerdings könnte der Fluss auch im Lauf verändert worden sein. Dahingehend muss man ein Gespür entwickeln. Es folgt, dass man ein wenig Geduld braucht, um gute Ergebnisse zu erzielen, aber es lohnt sich dennoch. 

Ohne um den heißen Brei herumzureden - sicherlich ist dieses Verfahren besonders für Sondengänger interessant. Mit Sondengängern verbindet man besonders in jüngster Vergangenheit nicht viele positive Eigenschaften. Es geht jedoch auch anders - eine gute Zusammenarbeit mit Archäologen und Denkmalbehörden hilft letztlich allen Beteiligten. Die folgenden Tipps, für den Umgang mit Kartenlayern in Google Earth, richten sich daher ausschließlich an diejenigen, die sie sinnvoll und verantwortungsbewusst einsetzen. 


Hier vorab der Link zum älteren Beitrag:



Hier geht's zum Tutorial zum Erstellen von Kartenlayern in Google Earth: 









Mittwoch, 11. Juni 2014

Wienhäuser Relikt in Stand gesetzt

Im Grunde ist es nur ein alter Kilometerstein der längst verschwunden Oberallertalbahn im dichten Wald zwischen Wienhausen und Sandligen. Viele, dieser meist völlig verwitterten Steine, sind bereits abhanden gekommen. Der Stein, welcher auf den Bahnkilometer 30/8 hinweist steht noch. Mit ihm ist ein sehr dunkles Kapitel der regionalen Geschichte verbunden. 
Irma Schulte mit der Polizei 1947
Quelle: Der Spiegel 21/1947

Im Frühjahr 1945 befand sich zwischen dem 5. und 7. April ein KZ-Transportzug auf der Bahnstrecke Gifhorn - Celle. Darin waren sich mehrere tausend Häftlinge des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora bei Nordhausen (Thüringen) auf engstem Raum eingepfercht. Die Bedingungen während der mehrtägigen Fahrt waren grauenvoll. Immer wieder hielt der Zug an - Tote wurden entlang des Gleiskörpers verscharrt. Auch wurden schwache Häftlinge ermordet. Auch bei Wienhausen hielt der Zug. Einige Häftlinge mussten Gräber ausheben, in welche die Leichen anderer gestapelt wurden. 

Die Zusammenhänge der KZ-Evakuierungstransporte waren lange ungeklärt. Die Wienhäuser Zivilbevölkerung erlebte das grausame Geschehen unmittelbar vor Kriegsende kaum. Zwei Jahre nach Kriegsende wurden die Gräber entdeckt - Irma Schulte, die eine der wenigen weiblichen Häftlinge war, zeigte der Polizei den genauen Ort. Die Leichen wurden auf den Celler Waldfriedhof umgebettet. Am 24. Mai 1947 berichtete das Magazin "Der Spiegel" ausführlich über die "Drei Gräber bei Wienhausen" (Klick). Im Jahr 2012, also 65 Jahre nach Auffinden der Gräber und 67 Jahre nach Kriegsende, konnten die Zusammenhänge der Massengräber bei Wienhausen umfassend aufgeklärt werden. Am ehemaligen Bahnübergang zwischen Wienhausen und Sandlingen wurde eine Bank mit Gedenktafel aufgestellt (Bericht in der Celleschen Zeitung). 


An die Stelle der Gräber erinnert heute darüber hinaus nur noch ein alter Kilometerstein an der ehemaligen Bahntrasse. Etwa in Höhe des Streckenkilometers 30,8 befanden sich die Gräber. Der Stein war moosbewachsen und verwittert - die Inschrift kaum noch lesbar. 

In Eigenregie setzte Wolfhard Höhne die Inschrift des Steines kürzlich wieder in Stand. Durch die geschichtsbewusste Aktion bleibt ein wichtiges Relikt sichtbar erhalten. 

Bild: Kilometerstein 30,8 bei Wienhausen.
Quelle: W. Höhne.