f April 2019 ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Dienstag, 30. April 2019

Vortragsveranstaltung am 19.05.2019



Von Straßen und Schienen - Entwicklung der Infrastruktur in Offensen-Schwachhausen 

Bild: Hans-Heinrich Heidmann mit dem Originalschild des Offensener Bahnhofs vor dem ehemaligen Bahnsteig. Quelle: Wilfried Hasselmann.  


Das Chronikteam führt am Sonntag, den 19. Mai 2019 um 15.00 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus Offensen-Schwachhausen eine weitere Vortragsveranstaltung im Rahmen der Erstellung der Dorfchronik durch. 

Hans-Heinrich Heidmann spricht zuerst über die Eisenbahnstrecke Celle-Gifhorn. Bei der Vorstellung der Versammlungsprotokolle der damals noch selbstständigen Gemeinden Offensen und Schwachhausen zwischen 1890 und 1911 wird deutlich, dass auch schon früher Infrastrukturentscheidungen recht lange dauerten. Nach dem Bericht über den Bau des Offensener Bahnhofs mit der zugehörigen Verladerampe im Jahr 1913 geht er auf die Dreharbeiten zum Film Kongo-Expreß ein. 

Die 1947 erbaute Bahnhofsgaststätte mit der Brückenwaage, die Nutzung der Rampe für das Verladen von Kartoffeln und Zuckerrüben sowie die Fahrten mit den Schienenbussen zur Schule in Celle oder Westercelle werden bei vielen Anwesenden Erinnerungen an vergangene Zeiten wachrufen. 

Der zweite Teil der Vortragveranstaltung beginnt mit der Vorstellung der Straßen und Wege einschließlich der Brücken und Furten in der Zeit vor den Agrarreformen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Nach 1860 wurde das heute noch weitgehend vorhandene Straßennetz in den Ortschaften Offensen und Schwachhausen wie auch in den beiden Gemarkungen nahezu komplett neu erstellt. Bei den Ausführungen über die Straßenbefestigungen innerhalb der Ortschaften um 1900 werden alte Aufzeichnungen und Lieferscheine gezeigt. Berichte über den Wirtschaftswegebau beginnend in den 1950er Jahren und die Pflasterarbeiten des Bürgersteigs durch die Offensener Anlieger 1977 beschließen die Vortragsveranstaltung. 

Wir freuen uns auf viele Besucher und ein reges Interesse. 

Gäste sind herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei. 

Vorstand des Heimatvereins Offensen-Schwachhausen e.V. 


Hinweise zu der Veranstaltung: 

Veranstaltungsort: Dorfgemeinschaftshaus Offensen-Schwachhausen
Adresse: Offensen, Spitzweg
Datum: 19.05.2019, 15:00 Uhr
Eintritt : frei

Donnerstag, 11. April 2019

Blickwinkel #10 - Celle, Bahnhofstraße


Schon in früheren Zeiten entstanden in Stadt und Landkreis herrliche Aufnahmen von Sehenswürdigkeiten, Straßenszenen und alltäglichen Begebenheiten. Manchmal sticht erst beim direkten Vergleich mit heutigen Aufnahmen ins Auge, was sich im Laufe der Zeit verändert hat. In der Serie Blickwinkel werden alte Fotografien im historischen und lokalen Kontext vorgestellt. 

Die folgende Aufnahme unbekannten Entstehungsdatums stammt von einer Postkarte, die im Oktober 1915 von Celle nach Charlottenburg gelaufen ist. Die Aufnahme zeigt die Bahnhofsstraße zur Rechten mit Blickrichtung zur Innenstadt und zur Linken die Trittanlagen. Im Zentrum des Fotos ist die ehemalige Straßenbahnstrecke mit einem darauf fahrenden Triebwagen zu erkennen. 

Bild: Parte an der Bahnhofstraße. Quelle: Postkarte, 1915; Archiv Altmann. 

Die Celler Straßenbahn existierte zwischen 1905 und 1956. Der Bahnhof bildete die Endhaltestelle der Linie, die über den Großen Plan, über den Markt und bis zum Depot am Berggarten führte. An der Szene der Postkarte hat sich ansonsten kaum etwas verändert. Lediglich die mittlere Baumreihe ist verschwunden und das Gebäude der heutigen Sparkasse ist hinzugekommen.  

Bild: Ansicht heute. Quelle: Altmann, 2019. 



Bild: Ansicht heute / damals im direkten Vergleich. Quelle: Altmann, 2019. 


H. Altmann




Dienstag, 2. April 2019

Spektakulärer Fund in Winsen (Aller)



Nicht schlecht gestaunt haben Anwohner des Campingplatzes "Wachholderpark" bei Winsen, als im Zuge von Bauarbeiten vermeintliche Gehwegplatten aufgenommen wurden. Bei der Aktion kam ein spektakulärer Fund ans Tageslicht. 

Die unscheinbaren Platten bildeten seit vielen Jahren die Umrandung einer Gartenlaube und waren bereits vorhanden, als der heutige Eigentümer das Grundstück erwarb. Bei den aktuellen Baumaßnahmen wurden die Platten erstmalig umgedreht, sodass ihre Unterseiten sichtbar wurden. Hierauf waren regelmäßige Strukturen schwach erkennbar, die sich nach behutsamer Reinigung als alte Landkarten herausstellten. 

Bild: vermeintliche "Gehwegplatten". Quelle H. Altmann. 

Bei genauerem Hinsehen konnte festgestellt werden, dass es sich bei den Karten um topografische Messtischblätter der preußischen Landesaufnahme im Maßstab 1:25.000 handelt. Allerdings wurden die Karten nicht als solche aufgefunden, sondern vielmehr originale Steindruckplatten, die bei der Herstellung der eigentlichen Karten verwendet worden sind. 

Bild: Karte auf der oberen Steinplatte. Quelle H. Altmann. 

Das Kartenwerk der preußischen Landesaufnahme entstand in seiner Erstausgabe zwischen 1877 und 1912 nach neuer Triangulation und neuer topografischer Aufnahme. In den folgenden Jahren wurden die Karten durch Folgeausgaben ergänzt und fortgeführt. Eine der vorliegenden Druckplatten weist hierzu den folgenden Hinweis aus: 

"Herausgegeben von der Preußischen Landesaufnahme 1902
Reichsamt für Landesaufnahme berichtigt 1924
Einzelnachträge 1936"  

Bild: oben: Negativ - für den Druck, unten: in Positiv umgewandelt. Quelle H. Altmann. 

Die Steindruckplatten bestehen aus zwei zusammengesetzten Steintafeln, wobei die jeweilige Karte als Negativ in die obere Platte sehr fein eingraviert wurde. Das Material dieser Abdruckplatte ist sehr fein, sodass bei der Drucklegung keine Verunreinigungen durch die Körnung eintreten konnten. Beachtlich ist das hohe Gewicht der Druckplatten - mit rund 50 - 60 kg sind sie gewiss alles andere als handlich. 

Bild: die Druckplatten wurden aus zwei Materialien zusammengesetzt. Quelle H. Altmann. 

Wie die Platten an Ort und Stelle gelangten ist bisher nicht geklärt. Offenbar muss sie ein Vorbesitzer der Parzelle dorthin geschafft haben. Die bisher aufgenommenen Druckplatten geben leider auch keinen Hinweis darauf, aus welcher Gegend sie stammen mögen, da die dargestellten Karten aus völlig unterschiedlichen Gegenden Niedersachsens stammen. So zeigt ein Kartenblatt beispielsweise die Gegend von Uchte, südwestlich von Nienburg / Weser. 

Bild: Druckplatte im Fundzustand. Quelle H. Altmann. 

Wie hoch der Wert der Druckplatten ist, bzw. ob sie überhaupt einen solchen haben, ist fraglich. Der Stand der Karten ist natürlich stark veraltet und das Druckverfahren längst überholt. So kämen höchstens Sammler oder Museen in Frage, falls sich ihr aktueller Eigentümer davon trennen möchte. 

Hiervon unbenommen bleibt festzuhalten, dass es sich um einen wirklich erstaunlichen und spannenden Fund handelt, der erneut beweist, dass es sich durchaus lohnen kann, sich manche Steine ganz genau anzuschauen. 

H. Altmann