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Dienstag, 2. April 2019

Spektakulärer Fund in Winsen (Aller)



Nicht schlecht gestaunt haben Anwohner des Campingplatzes "Wachholderpark" bei Winsen, als im Zuge von Bauarbeiten vermeintliche Gehwegplatten aufgenommen wurden. Bei der Aktion kam ein spektakulärer Fund ans Tageslicht. 

Die unscheinbaren Platten bildeten seit vielen Jahren die Umrandung einer Gartenlaube und waren bereits vorhanden, als der heutige Eigentümer das Grundstück erwarb. Bei den aktuellen Baumaßnahmen wurden die Platten erstmalig umgedreht, sodass ihre Unterseiten sichtbar wurden. Hierauf waren regelmäßige Strukturen schwach erkennbar, die sich nach behutsamer Reinigung als alte Landkarten herausstellten. 

Bild: vermeintliche "Gehwegplatten". Quelle H. Altmann. 

Bei genauerem Hinsehen konnte festgestellt werden, dass es sich bei den Karten um topografische Messtischblätter der preußischen Landesaufnahme im Maßstab 1:25.000 handelt. Allerdings wurden die Karten nicht als solche aufgefunden, sondern vielmehr originale Steindruckplatten, die bei der Herstellung der eigentlichen Karten verwendet worden sind. 

Bild: Karte auf der oberen Steinplatte. Quelle H. Altmann. 

Das Kartenwerk der preußischen Landesaufnahme entstand in seiner Erstausgabe zwischen 1877 und 1912 nach neuer Triangulation und neuer topografischer Aufnahme. In den folgenden Jahren wurden die Karten durch Folgeausgaben ergänzt und fortgeführt. Eine der vorliegenden Druckplatten weist hierzu den folgenden Hinweis aus: 

"Herausgegeben von der Preußischen Landesaufnahme 1902
Reichsamt für Landesaufnahme berichtigt 1924
Einzelnachträge 1936"  

Bild: oben: Negativ - für den Druck, unten: in Positiv umgewandelt. Quelle H. Altmann. 

Die Steindruckplatten bestehen aus zwei zusammengesetzten Steintafeln, wobei die jeweilige Karte als Negativ in die obere Platte sehr fein eingraviert wurde. Das Material dieser Abdruckplatte ist sehr fein, sodass bei der Drucklegung keine Verunreinigungen durch die Körnung eintreten konnten. Beachtlich ist das hohe Gewicht der Druckplatten - mit rund 50 - 60 kg sind sie gewiss alles andere als handlich. 

Bild: die Druckplatten wurden aus zwei Materialien zusammengesetzt. Quelle H. Altmann. 

Wie die Platten an Ort und Stelle gelangten ist bisher nicht geklärt. Offenbar muss sie ein Vorbesitzer der Parzelle dorthin geschafft haben. Die bisher aufgenommenen Druckplatten geben leider auch keinen Hinweis darauf, aus welcher Gegend sie stammen mögen, da die dargestellten Karten aus völlig unterschiedlichen Gegenden Niedersachsens stammen. So zeigt ein Kartenblatt beispielsweise die Gegend von Uchte, südwestlich von Nienburg / Weser. 

Bild: Druckplatte im Fundzustand. Quelle H. Altmann. 

Wie hoch der Wert der Druckplatten ist, bzw. ob sie überhaupt einen solchen haben, ist fraglich. Der Stand der Karten ist natürlich stark veraltet und das Druckverfahren längst überholt. So kämen höchstens Sammler oder Museen in Frage, falls sich ihr aktueller Eigentümer davon trennen möchte. 

Hiervon unbenommen bleibt festzuhalten, dass es sich um einen wirklich erstaunlichen und spannenden Fund handelt, der erneut beweist, dass es sich durchaus lohnen kann, sich manche Steine ganz genau anzuschauen. 

H. Altmann



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