f April 2015 ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Montag, 27. April 2015

Heeresmunitionsanstalt Hänigsen II



Hier im Blog wurde bereits zu früherer Zeit über die ehemalige Heeresmuntionsanstalt im Wald zwischen Wathlingen und Hänigsen berichtet (Link - Klick). Zumal dieses Gelände heute zu noch am besten erhaltenen Orten der NS-Zeit im Raum Celle zählt, habe ich mich der Sache erneut gewidmet. 

Im Jahr 1937 bereits war die Heeresmuntionsanstalt Waldlager erbaut worden. Der Komplex bestand aus fünf Produktionsgebäuden, sowie vier dreigeschossigen Lagerhäusern und zwei "Handmunitionshäusern". Weiterhin wurden ein Speisesaal, sowie Sozial- und Sanitärgebäude errichtet. Bereits 1938 trafen 60 dienstverpflichtete Frauen ein, die bald die Arbeit aufnahmen. Wenig später wurden auch zahlreiche Zwangsarbeiter eingesetzt, um Munition herzustellen. 

Durch die ständig wachsende Bedrohung durch Bombenangriffe wurde die Produktion 1944 unter Tage verlegt. In unterirdischen Stollen des Bergwerkes Riedel in Hänigsen wurde weiterhin Munition gefertigt und eingelagert. In die Gebäude zog bald der Wehrkreis-Sanitätspark XI aus Hannover ein. Am 11. April 1945 wurde der Komplex durch Einheiten der 84. US Infanterie Division entdeckt ein eingenommen. 

Nach Kriegsende dienten die oberirdischen Anlagen zur Einlagerung von Sanitätsmaterial. Bereits im Jahr 1949 erwarb die Firma Bahlsen die Gebäude und nutzte sie fortan als Lager für Backzutaten, Maschinen und sonstiges. In dieser Zeit entstand der Name "Waldlager". 

Später ging das Gelände in den Besitz der Lorenz Snackworld GmbH & Co. KG über. Im Jahr 2008 stand ein möglicher Verkauf an einen Investor an, welcher an Ort und Stelle eine Biogasanlage und einen Schweinemast- und Zuchtbetrieb errichten wollte. Dazu kam es nicht und das Gelände blieb im Brachzustand. 

Bodenuntersuchungen ergaben, dass das Gelände teilweise überdurchschnittlich durch die Kampfmittelproduktion belastet ist. Unter anderem wurden Kampfstoffreste wie Phosphor und Arsen beseitigt. Es wurden 973 Kg Chemikalienrückstände mit Erdreich zur Entsorgung nach Munster gebracht. Im Boden fanden Rückstände vom Nasen- und Rachenkampfstoff Adamsit. Die zuständige Behörde sah allerdings keine Gefahr für die Öffentlichkeit da das Gelände eingezäunt ist und regelmäßig überwacht wird. 

Im älteren Beitrag (Link - Klick) finden sich einige Bilder, welche die Gebäude im einstigen Zustand zeigen. Heute ist davon freilich nur noch wenig zu erahnen. Leider war es auch nach erneuter Anfrage nicht möglich das Gelände zu betreten. Allerdings wurde die Anfrage zeitnah von den Verantwortlichen bearbeitet und erklärt weswegen ein Betreten des Geländes ausgeschlossen ist. Die nachfolgenden Bilder sind somit alle außerhalb des Geländes der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt entstanden. 


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Quellen: 
HAZ vom 21.02.2015
HAZ vom 31.01.2015


Bild: ehemaliger Bahnzubringer. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: Rückansicht der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: Kanalisation. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: Kanalisation. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: Rückansicht der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt. Quelle: Hendrik Altmann.



Bild: Gleise innerhalb des Geländes - Prellbock. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: Gebäudekomplex. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: Gebäudekomplex. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: Relikte. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: Relikte. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: Gleise innerhalb des Geländes - Prellbock. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: Gebäudekomplex. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: Gebäudekomplex. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: Gebäudekomplex. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: Gebäudekomplex. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: ehemaliger Bahnzubringer. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: Gebäudekomplex. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: Warnschilder an Gebäuden. Quelle: Hendrik Altmann. 


Etwas Kurioses konnte ebenfalls erspäht werden. In einem der Lagerhäuser scheinen Palmen ein neues Zuhause gefunden zu haben. Ob es sich tatsächlich um tropische Pflanzen handelt, konnte nicht geklärt werden, denn ein Betreten des Geländes ist untersagt. Aber durch die großen Fenster des alten Produktions- und Lagergebäudes der ehemaligen Heeresmunitionsanstalt konnte man deutlich Palmenblätter erkennen. 

Bild: ehemaliger Bahnzubringer. Quelle: Hendrik Altmann. 



Bild: ehemaliger Bahnzubringer. Quelle: Hendrik Altmann. 




Mittwoch, 1. April 2015

Celle - Ursprünge in römischer Zeit?

Wie schon in Fachkreisen vermutet: APRIL, APRIL! 

Was bereits viele Forscher angenommen haben, scheint sich nun zu bestätigen. Jüngste Untersuchungen ergaben, dass Celle wohl auf römischen Ursprung zurückgeht. In seinem Werk "Die Römer an der Elbe" hatte der Althistoriker Klaus-Peter Johle  die römischen Exilprovinzen im norddeutschen Raum untersucht. Dass es städtische Siedlungen gegeben hat, war lange umstritten. Nun wurden in Celle ernsthafte Anzeichen für eine ursprüngliche Erschließung in der Zeit des römischen Reiches gefunden. 

Bild: Ausgrabungen im Stadtbereich, Quelle: H. Altmann
Bei Grabungen im Stadtbereich wurden Holzreste und Keramik sichergestellt, die sich ganz eindeutig in die Zeit um 300-400 n. Chr. datieren lassen. Archäologen fanden außerdem Werkzeuge und zeittypische Bearbeitungsspuren an Tongefäßen. Leider wurden viele der historischen Relikte bereits durch Bodeneingriffe zerstört. Die komplette Neuanlage der Stadt im 13. Jh. vernichtete die meisten Hinweise auf die einst stolze römische Siedlung. Im Zetrum Celles befand sich einst ein florierendes Wirtschaftszentrum. Hier entwickelte sich, aufgrund der günstigen geografischen Lage, vermutlich bereits um 25 n. Chr. ein wichtiger Umschlagplatz. Aus den nördlichen Regionen wurde Salz, Bernstein und Wachs angeliefert, während aus den südlichen Provinzen kostbare Stoffe, Gewürze und Werkzeuge angeliefert wurden. 


Bild: Fund aus Celle. Quelle: H. Altmann
Ein aufgefundenes Glasgefäß weißt klassische Spuren römischer Bearbeitung auf. Einst diente dieses kleine Gefäß sicherlich, um einen kostbaren Inhalt zu konservieren. Der Fund ist spektakulär - bereits in anderen Städten, wie Lübeck und Hamburg, dienten die einstigen Kloaken, um gut erhaltene Funde zu bergen. Dass sich dieses, seinem Fundzustand nach, einmalige Glasgefäß derart gut erhalten hat, liegt vor allem daran, dass es in einer solchen Kloake am heutigen Brandplatz landete. Die Archäologen gehen davon aus, es könnten sich unter den Grundmauern der Stadt noch zahlreiche weitere solcher spektakulären Funde ausmachen lassen. Inwiefern die Untersuchungen nun fortgeführt werden müssen, ist zum jetzigen Stand noch unklar. Zumal die Mittel für weitere Ausgrabungen erst sehr niedrig waren, müsse man nun zunächst weitere finanzielle Aspekte klären. Ein wichtiges Indiz, für die Annahme es gäbe einen römischen Stadtursprung, war bislang eine noch undatierte Karte. Sie zeigt das Zentrum der Stadt Celle. Allerdings muss die Karte vor Erbauung des Stadtschlosses entstanden sein, denn dort wo später auf dem Schlossberg das Celler Schloss errichtet wurde, befindet sich laut der Karte ein anderes Bauwerk. 

Bild: Karte zeigt Hinweise auf römischen Ursprung. Quelle: H. Altmann. 


Das fächerartige Gebäude deutet darauf hin, es könne sich um ein altes Amphitheater handeln. Diese Art der Bebauung und Nutzung wäre typisch für eine römische Siedlung gewesen, so die Experten. Vieles deutet darauf hin, dass dieses Amphitheater bei der Erbauung des Schlosses abgerissen wurde. Auf den Trümmern entstand später das Schloss. Der heutige Schlossberg scheint somit das letzte sichtbare Überbleibsel aus der römischen Zeit zu sein. 

Es werden auf jeden Fall noch weitere Forschungen erforderlich sein, um der Entstehung der Stadt auf den Grund zu gehen. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ebenfalls nicht ausgeschlossen werden, dass es sich bei diesen Informationen um solche handelt, welche im Rahmen des gewöhnlichen Brauchtums zu diesem Tag bereitgestellt wurden. 

Hendrik Altmann