
Es ist eine Geschichte von
internationaler – wie regionaler Bedeutung, von großem Leid – aber auch von
großer Tapferkeit. Die Historie der italienischen Militärinternierten ist
vielschichtig und vielen sind die Zusammenhänge bis heute unbekannt. Am 24.
Februar 1945 kam es zu Ereignissen im Raum Celle, die bis heute unvergessen in
die Geschichte eingegangen sind.
Als
Bündnispartner hatte Italien ursprünglich auf der Seite des Deutschen
Reiches gegen die alliierten Streitkräfte gestanden. Am 10. Juli 1943 begannen diese im Rahmen der „Operation Husky“ mit der Landung aufSizilien mit ihrem Italienfeldzug. Innerhalb weniger Tage gelang die Besetzung
der Mittelmeerinsel – den italienischen und deutschen Truppen war lediglich ein
Ausweichen auf das italienische Festland möglich („Unternehmen Lehrgang“). Als
Folge des alliierten Sieges auf Sizilien kam es zur Entmachtung des
italienischen Diktators Benito Mussolini, der in der Nacht vom 24. zum 25. Juli
1943 als politischer Führer abgesetzt wurde. Als sein Nachfolger wurde Pietro
Badoglio ernannt, dessen neue Regierung dem deutschen Bündnispartner zwar
Loyalität versicherte – im Geheimen jedoch bereits ab dem 3. August 1943
Geheimverhandlungen mit den Alliierten führte. Mit dem Waffenstillstand von
Cassibile strebte Pietro Badoglio für Italien militärisch einen neutralen
Status an.
Es
kam jedoch anders als geplant, denn die deutsche Wehrmacht besetzte kurzfristig
mehr als zwei Drittel des Landes, schloss Rom ein und nahm ca. 800.000
italienische Soldaten gefangen. Auch in Albanien, Jugoslawien, Griechenland
sowie den von italienischen Truppen besetzten Ägäis-Inseln werden tausende
italienische Gefangene vereinnahmt.[1]
Als militärische Gefangene kam ihnen ein besonderer Status zu, denn die
deutsche Führung betrachtete die Nachfolgeregierung Mussolinis nicht als
souveränen Staat im Sinne der Genfer Konvention. Somit konnten sich die
italienischen Militärinternierten (IMI) nicht auf den für Kriegsgefangene
geltenden Schutz der Genfer Konvention berufen. Als Zwangsarbeiter gelangten
viele von ihnen ins Deutsche Reich, wo man sie zu verschiedenen
Arbeitsmaßnahmen verpflichtete.
Eines
der Lager, das die IMI aufnahm, war das Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager
(Stalag) X B in der Nähe des Dorfes Sandbostel bei Bremervörde. Zusammen mit
seinem Zweiglager Wietzendorf war es eines der größten Durchgangslager für IMI,
die sich dort allerdings in den meisten Fällen nur für kurze Zeit aufhielten,
da sie rasch in entsprechende Arbeitskommandos weitertransportiert wurden. Eins
dieser Arbeitskommandos betraf den Flugplatz der deutschen Luftwaffe bei
Dedelstorf.
Der
Fliegerhorst Dedelstorf, dessen Lage durch die im Süden vorbeiführende heutige
Bundesstraße 244 und die westliche gelegene B 4 gekennzeichnet wird, bestand
aus einem ausgedehnten Rollfeld sowie weitläufigen Kasernenanlagen.[1]
Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Platz von verschiedenen Kampf- und
Jagdgeschwadern der deutschen Luftwaffe belegt. Wie die meisten Flugplätze in
dieser Zeit, verfüge auch der Fliegerhorst Dedelstorf über ein Rollfeld, das
auf die Anforderungen für Starts und Landungen von Propellerflugzeugen
ausgelegt war.
Mit dem fortschreitenden Kriegsverlauf und dem technologischen
Fortschritt im Bereich der Düsenflugzeuge wollte der Fliegerhorst in den
letzten Monaten vor Kriegsende jedoch noch entsprechend der Anforderungen
dieser neuartigen Flugzeugtypen umgerüstet werden. Eine Erweiterung um eine
feste Rollbahnstrecke war hierfür unabdingbar.

Bild: Fliegerhorst Dedelstorf - erkennbar ist die neu errichtete Start- und Landebahn in Ost-West-Richtung (Bildmitte links). Quelle: USAAF, April 1945.
Ausgeführt
wurden die Arbeiten regelmäßig durch örtliche und regionale
(Handwerks-)Betriebe, die ihrerseits gegenüber der jeweils zuständigen
Oberbauleitung abrechneten. So rechnete beispielsweise die Firma Peter Büsche
& Sohn, deren Verwaltungssitz in Hämelerwald im Landkreis Peine lag,
gegenüber der OT-Oberbauleitung Ost Hannover-Süd mit Sitz in Hambühren ab. Die
Organisation Todt (OT) war gleichgeschaltete Bautruppe im Dritten Reich, die
vorwiegend mit der Realisierung von Bauprojekten im Rüstungssektor beauftragt
war. Da etliche Rüstungsbauvorhaben bei Kriegsende unvollendet blieben, machten
viele ehemals beauftragte Firmen nach Kriegsende ihre Forderungen gegenüber
entsprechenden Abwicklungsstellen geltend. In den beigebrachten Unterlagen
belegten die Betriebe sehr detailliert welche Arbeiten bzw. Forderungen
unmittelbar vor Kriegsende noch offen waren.
So
rechnete Peter Büscher & Sohn u.a. Baustellenlöhne i.H.v. 38.615 Reichsmark
für die Monate Februar, März und April 1945 betreffend des Auftrags
„Platzausbau Flugplatz Dedelstorf“ (Auftrag-Nr.: XII/X Gc. 297 (M)) ab.[1]
Dem Schreiben liegt eine Aufstellung der beschäftigten Arbeiter sowie der
geleisteten Arbeitsstunden bei, die erstaunlich viele italienische Namen
beinhaltet. In dieser Aufstellung wird insbesondere der Arbeiter Diego Are
genannt, der seine Erlebnisse nach Kriegsende in seinem Buch „Nebbia e
Girasoli“ (Nebel und Sonnenblumen) festhielt.
Are
war einer der 214 IMI, die sich am 16. Februar 1945 aus dem Offizierslager
(Oflag) 83 bei Wietzendorf auf den Weg nach Dedelstorf machten. Die Italiener
verließen das Lager als vermeintlich „freie“ Arbeiter – sie erhielten keine
Bewachung auf dem Weg nach Dedelstorf. Mit dem Zug erreichten sie am 17.
Februar den Bahnhof Repke, um von dort aus zu Fuß bis zum Flugplatz Dedelstorf
zu gelangen.[2] Auf dem
Weg versuchten sich die Offiziere etwas Essbares auf umliegenden Bauernhöfen zu
ergattern. Are beschreibt, wie hungrig sich seine Kameraden auf Teller mit Kartoffelsuppe
stürzten. Schließlich erreichten die 214 IMI den Flugplatz Dedelstorf.

Am
18. Februar 1945 wurden sie zum Arbeitseinsatz in drei Gruppen eingeteilt.[3]
Die genauen Einsatzorte der Arbeiten sind nicht im Detail überliefert – es gibt
jedoch Hinweise darauf, dass die IMI im Bereich der neu zu errichtenden
Rollbahn, beim Bau eines neuen Barackenlagers im Westen des Flugplatzes und bei
Holzfällarbeiten im Bereich des nördlich gelegenen Scheinflugplatzes bei Bokel
eingesetzt waren.[4] Im
Bereich des neuen Barackenlagers, das sich in einem Waldstück westlich der
einstigen Gastwirtschaft „Großer Kain“ befand, mussten die IMI sogenannte
Populiplatten transportieren.[5]
Es handelte sich dabei um ein neuartiges Baumaterial, das in Bruchstücken vor
Ort noch heute auffindbar ist.
[1] Schreiben der Peter Büscher & Sohn GmbH
vom 19.09.1945, Bundesarchiv R/50/1.
[2] Are, Nebbia e Girasoli, Deutsche Übersetzung.
[3] Parodi, Gli eroi di Unterlüss, S. 77.
[4] Parodi, Gli eroi di Unterlüss, S. 77 f.
[5] Are, Nebbia e Girasoli, Deutsche Übersetzung.

Bild: Barackenlager, westlich vom "Großen Kain". Quelle: USAAF, April 1945.

Bild: Relikte des Barackenlagers. Quelle: H. Altmann, 2019.

Bild: Relikte des Barackenlagers. Quelle: H. Altmann, 2019.

Daher einigten sich die IMI darauf am kommenden Tag die Arbeit zu verweigern. Tatsächlich fallen die namentlichen Aufstellungen der italienischen Arbeiter für den Rest des Monats Februar 1945 recht spärlich aus.[4] Diego Are beschreibt in seinen Erinnerungen die zähen Verhandlungen, die in den letzten Februartagen offenbar zwischen den IMI, den Baufirmen, dem Aufsichtspersonal des Flugplatzes und der Oberbauleitung stattgefunden haben.[5] Auch intern scheint es zwischen den IMI Verhandlungen gegeben zu haben. Manche wollten nur körperlich erträgliche Arbeiten ausführen – andere dagegen lehnte alle Arbeit ab und wollten sogar lieber zurück ins Lager nach Wietzendorf zurück. Da sich die IMI strikt gegen die Arbeitsleistung verweigerten, wurde schließlich die Gestapo eingeschaltet.
[1] Forcella, Übersetzung; Stiftung NG.
[2] Parodi, Gli eroi di Unterlüss, S. 79.
[3] Are, Nebbia e Girasoli, Deutsche Übersetzung.
[4] Namentliche Aufstellung zum Schreiben der
Peter Büscher & Sohn GmbH vom 19.09.1945, Bundesarchiv R/50/1.
[5] Are, Nebbia e Girasoli, Deutsche Übersetzung.
Am
24. Februar kam es schließlich zu einem einschneidenden Ereignis. Vertreter der
Gestapo ließen die IMI vollständig vor den Hangar-Hallen des Flugplatzes
antreten. Durch die Reihen der Angetretenen schritten Gestapo-Beamte und
suchten unter den schwächsten IMI 21 Personen aus. Ein Befehlshaber der Gestapo
verkündete daraufhin: „schaut euch eure Kameraden an! Ihr werdet sie nie wieder
sehen!“[1]
Währenddessen traten aus den Reihen der Angetretenen weitere Offiziere heraus
und stellten sich an die Seite ihrer Kameraden. Unter den 18 Offizieren[2]
im Dienstgrad eines Leutnants befand sich auch Giuliano Nicolini aus Stresa,
einer Gemeinde am westlichen Ufer des Lago Maggiore. 26 Unterleutnants waren
ebenfalls aus den Reihen hervorgetreten sowie zwei Offiziere im Dienstgrad
eines Hauptmanns.[3]
Insgesamt 44 Freiwillige waren bereit das Schicksal ihrer zuvor ausgewählten
Kameraden zu teilen. Michele Montàgano, einer der Unterleutnants erinnerte sich
später, dass unter den Wartenden unterschiedliche Reaktionen entstanden. Für
die Jüngeren, die Zuhause keine Frau oder sogar Kinder hatten, war es einfacher
– für die anderen umso schwerer.[4]
Befürchtet
hatte man offenbar, dass man die zuvor Ausgewählten wohlmöglich erschießen
wollte. Dies ist allerdings nicht durch Quellen belegt – lediglich einzelne
Berichte von anwesenden Zeitzeugen aus den Reihen der IMI deuten darauf hin.
Der Unterleutnant Mario Forcella berichtete beispielsweise später, dass die
Todesstrafe in eine Deportation in das Lager Unterlüß umgewandelt worden sei.[5]
Über den genauen Ablauf ist wenig bekannt. Michele Montàgano berichtete, dass
die Hervorgetretenen Italiener von einem Traktor mit Anhänger abgeholt worden
sind.[6]
Auf der Fahrt hatten die italienischen Offiziere große Sorge: sie befürchteten
irgendwo in den weiten Wäldern eine Grube ausheben zu müssen und erschossen zu
werden.[7]
Hierzu kam es jedoch nicht – der Transport erreichte schließlich das
Arbeitserziehungslager (AEL) in Unterlüß.
Der
größere Teil der IMI verblieb währenddessen auf dem Flugplatz Dedelstorf und
musste dort in den letzten Kriegswochen schwere körperliche Arbeit verrichten.
Unter den, in Dedelstorf verbliebenen, IMI war auch Diego Are, der in seinem
Tagebuch die Tätigkeiten jener Zeit beschreibt.[8]
Auch aus den Stundenlisten der italienischen Arbeitskräfte geht für die Monate
März und April ein deutlicher Anstieg der Tätigkeiten und Arbeitszeiten hervor.
Im Durchschnitt wurden pro Tag demnach zwischen 6 und 9 Stunden gearbeitet.[9]
Ihre gelegentlichen Freizeiten nutzten die Italiener – mehr oder weniger
offiziell – um sich in den Nachbardörfern mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Fertiggestellt
werden konnten die Bauprojekte nicht mehr. Kurz vor Kriegsende und dem
Eintreffen der US-Truppen schickte man die Italiener in Richtung Celle – und
damit in die Freiheit.[10]
[1] Are, Nebbia e Girasoli, Deutsche Übersetzung.
[2] Parodi, Gli eroi di Unterlüss, S. 85.
[3] Parodi, Gli eroi di Unterlüss, S. 86.
[4] Parodi, Gli eroi di Unterlüss, S. 86.
[5] Forcella, Übersetzung; Stiftung NG.
[6] Parodi, Gli eroi di Unterlüss, S. 86.
[7] Forcella, Übersetzung; Stiftung NG.
[8] Are, Nebbia e Girasoli, Deutsche Übersetzung.
[9] Namentliche Aufstellung zum Schreiben der
Peter Büscher & Sohn GmbH vom 19.09.1945, Bundesarchiv R/50/1.
[10] Are, Nebbia e Girasoli, Deutsche Übersetzung.

Bild: Fundtücke in einem Schacht des ehem. Barackenlagers. Quelle: H. Altmann, 2019.
Während
ihre Kameraden in Dedelstorf beim Ausbau des Flugplatzes eingesetzt waren,
sahen sich die italienischen Offiziere in Unterlüß drakonischen Strafmaßnahmen
ausgesetzt. Ihr neuer Aufenthaltsort wurde das dortige Arbeitserziehungslager
(AEL) – ein Ort für „arbeitsvertragsbrüchige“ Ausländer – dessen Aufsicht der
Gestapo unterstand.[1] Über
dieses Lager ist heute sehr wenig bekannt.
Bereits zur damaligen Zeit – wie auch unmittelbar nach Kriegsende bekam die Unterlüßer Bevölkerung von der Existenz des AEL und den dortigen Abläufen angeblich so gut wie nichts mit.[2] Der damalige Ortsgruppenleiter Hermann Denecke gab an, das AEL sei erst Anfang 1945 errichtet worden und er selber habe nicht gewusst, wo sich dieses Lager befand – eine Aussage, die der Quellenlage zufolge angezweifelt werden muss.[3]
Bereits zur damaligen Zeit – wie auch unmittelbar nach Kriegsende bekam die Unterlüßer Bevölkerung von der Existenz des AEL und den dortigen Abläufen angeblich so gut wie nichts mit.[2] Der damalige Ortsgruppenleiter Hermann Denecke gab an, das AEL sei erst Anfang 1945 errichtet worden und er selber habe nicht gewusst, wo sich dieses Lager befand – eine Aussage, die der Quellenlage zufolge angezweifelt werden muss.[3]
Nach Kriegsende räumte der damalige Gemeindedirektor Erich Müller ein, dass die
Ausschreitungen und Misshandlungen im Lager allgemein bekannt waren.[4]
Es wäre sehr überraschend, wenn die Bevölkerung von dem AEL nichts mitbekommen
hätte, da sich dieses in unmittelbarer Ortsnähe hinter dem einstigen
Männerlager III (heutiger Sportplatz) an der Müdener Straße befand. Rund 300
Personen waren laut dem letzten Wachdienstleiter in den letzten Wochen vor
Kriegsende dort untergebracht.[5]
Die tatsächliche Zahl dürfte wohl durchaus höher gelegen haben.

Bereits
bei ihrer Ankunft wurden die italienischen Offiziere offenbar vom
Aufsichtspersonal des AEL drangsaliert. Mario Forcella beschrieb später die
Situation in deren Verlauf die Ankömmlinge gezwungen wurden im Kreis zu laufen,
während die Peiniger mit Eisendraht verstärkte Gummischläuche herauszogen und
blindlings auf die Laufenden einschlugen.[6]
Umberto Beltrami, ebenfalls ein IMI, der jedoch zuvor nicht in Dedelstorf sondern an der Elbe Zwangsarbeit verrichten musste, berichtete von der Ankunft im AEL Unterlüß, dass den Ankömmlingen alle Erkennungszeichen abgenommen und die Köpfe in Kreuzform rasiert wurden – um sie im Falle einer Flucht zu erkennen.[7] In Unterlüß traf Beltrami schließlich auch auf die italienischen Offiziere aus Dedelstorf. Die kommenden Wochen verbrachten die Insassen unter schlimmsten Bedingungen – im Lager waren zu diesem Zeitpunkt unterschiedlichste Häftlinge zusammengepfercht – darunter auch viele schwerstkriminelle, wie Mario Forcella später schrieb.[8]
Umberto Beltrami, ebenfalls ein IMI, der jedoch zuvor nicht in Dedelstorf sondern an der Elbe Zwangsarbeit verrichten musste, berichtete von der Ankunft im AEL Unterlüß, dass den Ankömmlingen alle Erkennungszeichen abgenommen und die Köpfe in Kreuzform rasiert wurden – um sie im Falle einer Flucht zu erkennen.[7] In Unterlüß traf Beltrami schließlich auch auf die italienischen Offiziere aus Dedelstorf. Die kommenden Wochen verbrachten die Insassen unter schlimmsten Bedingungen – im Lager waren zu diesem Zeitpunkt unterschiedlichste Häftlinge zusammengepfercht – darunter auch viele schwerstkriminelle, wie Mario Forcella später schrieb.[8]
[1] Köhler, Zwangsarbeit in der Lüneburger Heide,
S. 368 f.
[2] Gedicke, Chronik der politischen Gemeinde
Unterlüß, S. 171.
[3] Köhler, Zwangsarbeit in der Lüneburger Heide,
S. 372.
[4] Schreiben des Gemeindedirektors Müller betr.
Aburteilung des Hermann Kühn, Gemeindearchiv Unterlüß, Ordner 19.
[5] Aussage Hermann Kühn, 04.07.1947,
Gemeindearchiv Unterlüß, Ordner 19.
[6] Forcella, Übersetzung; Stiftung NG.
[7] Beltrami, Übersetzung; Stiftung NG.
[8] Forcella, Übersetzung; Stiftung NG.

Bild: Lage des AEL Unterlüß - das Lager befand sich ca. im Bereich des Buchstabens "T" vom Namen Tilemannsort. Quelle: War Office, 1945.
Das
AEL Unterlüß war die einzige Einrichtung dieser Art im Gau Osthannover.[1]
Zentral zwischen den großen Industrieregionen Hamburg, Hannover, Bremen,
Braunschweig und Salzgitter in der Mitte des Regierungsbezirks Lüneburg verortet,
bot sich Unterlüß als ein recht abgelegener Standort förmlich an.[2]
Es erscheint naheliegend, dass sich die Insassen daher auch aus vielen
verschiedenen Herkunftsgebieten zusammensetzten. Unterlagen und Quellen zu den
Abläufen und Strukturen im ehemaligen AEL Unterlüß gibt es nur wenige. So
blieben auch die Arbeitstätigkeiten der Insassen weitestgehend unbekannt.
Einige
Aussagen deuten aber darauf hin, dass zumindest die Italiener zeitweise mit
einer besonderen Tätigkeit betraut waren. So berichtete beispielsweise Michele
Montàgano später, dass die Italiener Erdarbeiten im Lager verrichten mussten
und später Kriegsmaterial von Zügen entladen und tarnen mussten.[3]
In anderen Überlieferungen heißt es: „Ja,
ja. Immer arbeiten. Am Schlimmsten war die Arbeit im Wald. Sie hatten
Kriegsbeute: Wägen, viele Lastwägen aller Art. Und wir mussten sie ihrer
Meinung nach tarnen. Also Äste aus dem Wald holen, sie auf den Schultern einige
Kilometer tragen, um dann bei den geparkten Wägen anzukommen und sie mit den
Ästen zu bedecken.“[4]
Der
Abstellbereich für Fahrzeuge und anderweitiges Material befand sich im Waldgebiet
zwischen Lünsholz und der Försterei Unterlüß. Der Forstmeister August Adolf
Maske berichtete im Gespräch mit der Celler Redakteurin und heimatforserin Hanna
Fueß, dass eine SS Division rund 3.000 motorisierte Fahrzeuge getarnt bei
Unterlüß abgestellt habe.[5]
Die Lehrer Wilhelm Busse und Robert Kröger berichteten es habe sich um eine
gegen Fliegersicht getarnte Werkstattanlage der SS gehandelt.[6]

Die
Arbeit war äußerst beschwerlich, die Versorgung und die hygienischen
Bedingungen im AEL waren mangelhaft. Die Insassen litten unter Krankheiten und
Läusebefall.[7] Ein
eigenes Krankenrevier gab es im AEL nicht – offenbar war allerdings der
Werksarzt der Rheinmetall-Borsig AG gegen Honorarzahlung verpflichtet worden,
die ärztliche Betreuung des AEL zu gewährleisten.[8]
Zur ohnehin beschwerlichen Haftsituation der Insassen kam noch die rohe
Behandlung der Aufseher hinzu. Die Frage, wer genau die Verantwortung über das
AEL innehatte, lässt sich aus heutiger Sicht nur noch institutionell
beantworten, da über persönliche Zuständigkeiten nur sehr wenige Informationen
vorliegen.
De facto unterstand das AEL der Kontrolle der Gestapo. In den
späteren Kriegsjahren wurden Sicherungsaufgaben zunehmend durch ausländische
SS-Einheiten wahrgenommen.[9]
Die Bewachung des AEL in Unterlüß soll dementsprechend durch ukrainische
SS-Angehörige erfolgt sein.[10]
In den letzten vier Wochen vor dem Kriegsende arbeitete der Kriminalobersekretär
Hermann Kühn als Wachdienstleiter im AEL.[11]
In diese Zeit fällt offenbar eine Massenexekution an Insassen des AEL.[12]
Bei der Exhumierung der 11 Toten im Juli 1945 wurde festgestellt, dass das
Todesdatum zwischen dem 4. Und 13. April 1945 gelegen haben muss.[13]
Sieben der Toten wieder Genickschüsse auf – die anderen vier zeigten Merkmale
von Strangulierungen bzw. von Schädelverletzungen.[14]
Man hatte die Leichen in einem Bombenkrater in unmittelbarer Nähe des AEL
notdürftig bestattet – nach Kriegsende wurden die Toten auf den Unterlüßer
Gemeindefriedhof umgebettet.
[1] Köhler, Zwangsarbeit in der Lüneburger Heide,
S. 370 f.
[2] Köhler, Zwangsarbeit in der Lüneburger Heide, S. 370 f.
[3] Eine fast vergessene Geschichte: die
44 Helden von Unterlüß; Interview mit Michele Montàgano; Übersetzung; Stiftung
NG.
[4] Deportati E Internati della Sicilia,
Übersetzung; Stiftung NG.
[5] Forstmeister August Adolf Maske, Gespräch am
25.05.1948; Hanna Fueß Berichte; Kreisarchiv Celle.
[6] Wilhelm Kröger und Robert Busse, Gespräch am
02.06.1948; Hanna Fueß Berichte; Kreisarchiv Celle.
[7] Deportati E Internati della Sicilia,
Übersetzung; Stiftung NG.
[8] Köhler, Zwangsarbeit in der Lüneburger Heide,
S. 374.
[9] Köhler, Zwangsarbeit in der Lüneburger Heide,
S. 372.
[10] Schreiben des Gemeindedirektors Müller betr.
Aburteilung des Hermann Kühn, Gemeindearchiv Unterlüß, Ordner 19.
[11] Aussage Hermann Kühn im
Spruchgerichtsverfahren Az. 49 164/47; Gemeindearchiv Unterlüß, Ordner 19.
[12] Köhler, Zwangsarbeit in der Lüneburger Heide,
S. 375.
[13] Schreiben des Gemeindedirektors Müller betr.
Aburteilung des Hermann Kühn, Gemeindearchiv Unterlüß, Ordner 19.
[14] Schreiben des Gemeindedirektors Müller betr.
Aburteilung des Hermann Kühn, Gemeindearchiv Unterlüß, Ordner 19.

Bild: Bombardierung von Unterlüß am 4. April 1945. Quelle: USAAF, April 1945.
Dieses
Ereignis steht allem Anschein nach in direktem Zusammenhang zu dem schweren
Luftangriff, der sich am 4. April 1945 ereignete. Ausgeführt wurde der Angriff
durch die 303. Bomb Group („Combat Mission No. 351“) gegen 10:35 Uhr.[1]
Nachdem die Bombenabwürfe geendet hatten, lagen weite Teile im nordwestlichen Bereich von Unterlüß in Schutt und Asche. Während der Großteil der Bombenlast nördlich und südlich der Müdener Straße im Ortsteil Hohenrieth niederging, verfehlten jedoch einige Bomben diesen Bereich – so wurde offenbar auch das AEL an diesem Tag massiv beschädigt.
Nachdem die Bombenabwürfe geendet hatten, lagen weite Teile im nordwestlichen Bereich von Unterlüß in Schutt und Asche. Während der Großteil der Bombenlast nördlich und südlich der Müdener Straße im Ortsteil Hohenrieth niederging, verfehlten jedoch einige Bomben diesen Bereich – so wurde offenbar auch das AEL an diesem Tag massiv beschädigt.

Bild: Relikte von Bombenkratern westlich von Unterlüß - unmittelbar hinter dem ehemaligen Männerlager II Tielemannsort. Quelle: H. Altmann, 2020.
Mario Forcella erinnerte sich, dass die von
der Arbeit zurückkehrende Gruppe der italienischen Offiziere die Baracke
vollkommen zerstört vorfand, weil sie von den Alliierten bombardiert worden
war.[2]
Er gab weiterhin an, dass das Lager aufgegeben werden musste – Gefangene, die
zu schwach zum Laufen waren, wurden von den Deutschen mit einem Schlag (gemeint
wahrscheinlich: Schuss) ins Genick hingerichtet.[3]
Aufgrund des gerichtsmedizinisch datierten Todeszeitpunktes zwischen dem 4. Und
13. April 1945 und auch wegen des Fundortes scheint es sich bei den
aufgefundenen 11 Toten um eben jene hingerichteten Insassen des AEL zu handeln.
[1] Gedicke, Chronik der politischen Gemeinde
Unterlüß, S. 186 ff.; Einsatzbericht der 303rd BG; Combat Mission No. 351.
[2] Forcella, Übersetzung; Stiftung NG.
[3] Forcella, Übersetzung; Stiftung NG.

Bild: Auffindung von Toten hinter dem ehemaligen Männerlager III. Quelle: Gemeindearchiv Unterlüß Ordner 19.
Mit
dem unfreiwilligen Umzug begann das letzte Kapitel der IMI in Unterlüß. Man
brachte sie in das sogenannte Tannenberglager – ein Außenlager des Konzentrationslagers
(KZ) Bergen-Belsen, das sich unmittelbar südlich des Gehöftes Altensothrieth
befand. Einige der italienischen Offiziere erinnerten sich später noch daran,
wie sie nach der Bombardierung in das rund fünf Kilometer entfernte Lager
gebracht wurden in dem zu diesem Zeitpunkt bereits jüdische Frauen
untergebracht waren.[1]
Die Jüdinnen, die größtenteils aus der Ukraine und Polen stammten, waren im Sommer bzw. im Herbst des Jahres 1944 aus dem KZ Auschwitz nach Unterlüß gebracht worden. Sie verrichteten in der näheren Umgebung verschiedene Arbeitseinsätze – unter anderem waren sie im Straßen-, Gleis- und Bunkerbau sowie in der örtlichen Rüstungsproduktion beschäftigt. Die Bedingungen im Tannenberglager waren entwürdigend. Italienische Offiziere erinnerten sich, dass die Frauen in einem abgetrennten Bereich untergebracht waren und man von dort häufig Schreie, Gezeter und Geschimpfe vernahm – „Nachts sagen sie mit sehr leiser Stimme schmerzhafte Klagelieder in einer unbekannten Sprache.“[2]
Die Jüdinnen, die größtenteils aus der Ukraine und Polen stammten, waren im Sommer bzw. im Herbst des Jahres 1944 aus dem KZ Auschwitz nach Unterlüß gebracht worden. Sie verrichteten in der näheren Umgebung verschiedene Arbeitseinsätze – unter anderem waren sie im Straßen-, Gleis- und Bunkerbau sowie in der örtlichen Rüstungsproduktion beschäftigt. Die Bedingungen im Tannenberglager waren entwürdigend. Italienische Offiziere erinnerten sich, dass die Frauen in einem abgetrennten Bereich untergebracht waren und man von dort häufig Schreie, Gezeter und Geschimpfe vernahm – „Nachts sagen sie mit sehr leiser Stimme schmerzhafte Klagelieder in einer unbekannten Sprache.“[2]
[1] Beltrami, In der Hölle von Unterlüss
und die Rückkehr: Wir im Lager. Zeitzeugenberichte von italienischen
Militärinternierten in den Lagern der Nazis (1943 – 1945); Stiftung NG.
[2] Eine fast vergessene Geschichte: die
44 Helden von Unterlüß; Interview mit Michele Montàgano; Übersetzung; Stiftung
NG.

Bild: Tannenberglager südlich von Altensothrieth bei Unterlüß. Quelle: USAAF, April 1945.
In
jenen Tagen zwischen dem 4. Und dem 13. April 1945 zeichnete sich das nahende
Kriegsende bereits ab – das Leid der Insassen des Tannenberglagers hielt jedoch
an. Am 6. April 1945 kam der Leutnant Giuliano Nicolini gewaltsam zu Tode.
Zeitzeugenaussagen zufolge wurde er von einem ukrainischen Kapo, d.h. einem
Funktionshäftling, erschlagen.[1]
Nicolini sollte Kessel, in denen Essen zubereitet wurde, im kleinen
benachbarten Flusslauf der Sothrieth waschen. Allerdings war er aufgrund der
Anstrengung und der unzureichenden Ernährung der vorangegangenen Wochen nicht
in der Lage sich aus seiner sitzenden Position am Fluss aus eigenen Kräften wieder
zu erheben.
Der Kapo schlug daraufhin mit seinem Schlagstock auf ihn ein – Nicolini brach schließlich sterbend zusammen. Er wurde anschließend einige hundert Meter entfernt hinter dem Tannenberglager begraben. Am 10. Juli 1946 wurde seine Leiche auf den Unterlüßer Gemeindefriedhof umgebettet.[2] In den frühen 50er Jahren wurde sein Leichnam exhumiert und in seine Heimatstadt Stresa überführt. Dort wurde er unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem örtlichen Friedhof zur Ruhe gebettet. Am 17. Januar 2016 wurde vor seinem ehemaligen Wohnsitz in Stresa, in einer kleinen Privatstraße nahe der Piazza Possi ein Stolperstein zu seinem Gedenken gesetzt.
Der Kapo schlug daraufhin mit seinem Schlagstock auf ihn ein – Nicolini brach schließlich sterbend zusammen. Er wurde anschließend einige hundert Meter entfernt hinter dem Tannenberglager begraben. Am 10. Juli 1946 wurde seine Leiche auf den Unterlüßer Gemeindefriedhof umgebettet.[2] In den frühen 50er Jahren wurde sein Leichnam exhumiert und in seine Heimatstadt Stresa überführt. Dort wurde er unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem örtlichen Friedhof zur Ruhe gebettet. Am 17. Januar 2016 wurde vor seinem ehemaligen Wohnsitz in Stresa, in einer kleinen Privatstraße nahe der Piazza Possi ein Stolperstein zu seinem Gedenken gesetzt.
[1] Brief Otto Wahl v. 14.06.1946,
Privatarchiv Ambretta Sampietro.
[2] Gemeinde Unterlüß – Meldung der
Gräber von Personen nichtdeutscher Staatsangehörigkeit; IST Archives,
2.1.2.1./70590984.

Bild: Brücke über die Sothrieth heute - im Hintergrund: Hof Altensothrieth. Quelle: H. Altmann, 2020.
Die
Situation der italienischen Offiziere im Tannenberglager änderte sich erst am
9. April 1945. An diesem Tag erhielten sie entsprechende Bescheinigungen über
ihre offizielle Entlassung aus dem AEL Unterlüß, die gleichzeitig zur Vorlage
beim Ernährungsamt zum Erhalt entsprechender Lebensmittelkarten vorgesehen
waren.[1]
Interessanterweise trugen eben jene Bescheinigungen die Unterschrift des einstigen (letzten) Wachdienstleiters des AEL – Hermann Kühn. Die Entlassungen wurden demnach ganz offiziell durch die Gestapo vorgenommen.
Interessanterweise trugen eben jene Bescheinigungen die Unterschrift des einstigen (letzten) Wachdienstleiters des AEL – Hermann Kühn. Die Entlassungen wurden demnach ganz offiziell durch die Gestapo vorgenommen.

Bild: Bescheinigung zur Entlassung aus dem AEL Unterlüß. Quelle: Archiv A. Parodi.
Die
entlassenen italienischen Offiziere erhielten die Weisung nach Celle zu fahren.
Nach etlichen Strapazen auf ihrem Weg erreichten sie schließlich das Ziel,
erlebten dort letztlich auch die Ankunft der britischen Truppen und erhielten
somit ihre Freiheit zurück. Nahrungsmittel konnten sich die Italiener unter
anderem in der Trüller’schen Keksfabrik ergattern.

Bild: Fabrik Trüller in Celle Quelle: Postkarte, Archiv H. Altmann.
Nicht
alle italienischen Offiziere hatten jedoch das Glück am 9. April in die
Freiheit entlassen zu werden. So berichtete der Offizier Umberto Beltrami
später, dass nur Gefangene bis zur Häftlingsnummer 700 entlassen worden sind.[1]
Mit geschätzt 90 weiteren Gefangenen erreichte Beltrami nach einem mehrtägigem
Marsch die Elbe und schließlich am 14. April 1945 den Ort Alt Garge.[2]
Ungeklärt ist, ob dieser Marsch in Zusammenhang mit den Absetzungsbewegungen
der Wachmannschaften und Aufseherinnen des Tannenberglagers zu setzten ist.
Diese verließen am 11. oder 12. April 1945 das Tannenberglager und überließen
die darin befindlichen Jüdinnen ihrem Schicksal. Diese wurden am Morgen des 13.
April 1945 von bewaffneten Zivilisten mit Lastwagen in das KZ Bergen-Belsen
gebracht und dort schließlich durch britische Truppen befreit.
Auf
Umwegen fanden die italienischen Offiziere schließlich – teilweise im
ehemaligen Oflag 83 in Wietzendorf – wieder Anschluss an ihre Kameraden und
schließlich ihre Heimat. Andere wiederum waren von Celle aus mit dem Zug nach
dorthin aufgebrochen. Die Berichte der Überlebenden eröffnen aus heutiger Sicht
tiefe Einblicke in Zusammenhänge und eine zeit des Dritten Reiches aus der
meist nur bruchstückhafte Quellen vorhanden sind. Da die italienischen
Militärinternierten an diversen Orten untergebracht waren und vielseitige
Eindrücke sammelten, tragen die Berichte der einstigen Zeitzeugen entscheidend
dazu bei das Gesamtbild der Ereignisse dieser Zeit zu vervollständigen.
Nichtsdestotrotz bleiben einige Aspekte bis heute im Unklaren. So konnte bis heute der Verbleib der Offiziere Alberto Pepe und Giorgio Tagliente nicht geklärt werden. Möglicherweise gehörten sie zu den nicht identifizierten Toten, die im Bereich des ursprünglichen AEL, hinter dem Männerlager III, im Juli 1945 aufgefunden worden waren. Ihre Namen werden in den offiziellen Berichten nicht genannt – möglicherweise, weil man ihnen alle Gegenstände abgenommen hatte, die eine Identifizierung ermöglicht hätten. Im Ergebnis bleibt somit die Ungewissheit wo die beiden italienischen Offiziere ihre letzte Ruhestätte fanden.
Nichtsdestotrotz bleiben einige Aspekte bis heute im Unklaren. So konnte bis heute der Verbleib der Offiziere Alberto Pepe und Giorgio Tagliente nicht geklärt werden. Möglicherweise gehörten sie zu den nicht identifizierten Toten, die im Bereich des ursprünglichen AEL, hinter dem Männerlager III, im Juli 1945 aufgefunden worden waren. Ihre Namen werden in den offiziellen Berichten nicht genannt – möglicherweise, weil man ihnen alle Gegenstände abgenommen hatte, die eine Identifizierung ermöglicht hätten. Im Ergebnis bleibt somit die Ungewissheit wo die beiden italienischen Offiziere ihre letzte Ruhestätte fanden.
Gewissheit
besteht indessen darüber was Menschen - unter entsprechenden Voraussetzungen -
bereit sind ihren Mitmenschen anzutun.

Bild: Überreichung des Bundesverdienstkreuzes an Michele Montagàno am 17.12.2019. Quelle A. Parodi.
Am
17. Dezember 2019 wurde Michele Montagàno, in Anerkennung seiner Leistungen des
ihm zuteil gewordenen Unrechts, das Bundesverdienstkreuz verliehen. Er ist
einer der letzten italienischen Offiziere, die sich am 24. Februar 1945 gegen
das Dritte Reich zur Wehr setzten, indem sie sich auf dem Flugplatz Dedelstorf mutig
vor ihre Kameraden stellten. Die Leiden der folgenden Monate sahen diese
Soldaten nicht – für sie zählte die Menschlichkeit.
H.
Altmann
Siehe auch Arbeitserziehungslager Heddernheim in Frankfurt/Main, wo eine Gedenkstätte ab 1986 eingerichtet wurde: https://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitserziehungslager_Heddernheim
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