f Januar 2019 ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Mittwoch, 30. Januar 2019

Das krumme Moor bei Lachendorf


Flurnamen verraten manchmal eine ganze Menge über die Umgebung. Der vorliegende Fall liefert ein gutes Beispiel für die Entstehung einer Flurbezeichnung, die bis heute erhalten geblieben ist. 

Heute erstrecken sich im südlichen Bereich Lachendorfs ausgedehnte Wohngebiete. Noch vor 100 Jahren lagen hier die alten Äcker und Weideflächen des Dorfes. An diese Zeit erinnert heute allerdings so gut wie nichts mehr - nur noch einige Straßennamen, wie "Allerheide", "Am Fuchsbau" oder "Heidkamp" geben noch Hinweis auf die historischen Zusammenhänge. 

Auch der Straßenname "Am krummen Moor" deutet auf eine längst vergessene Ortsbezeichnung hin. Allerdings befand sich der zugehörige Ort ein wenig abseits der heutigen Straße - und ist außerdem gar nicht so verschwunden, wie man annehmen könnte. 

Bild: Straße "Am krummen Moor" in Lachendorf. Quelle: H. Altmann, 2019. 

Wie der Name schon sagt - das "krumme Moor" war einst tatsächlich ein krummes Moor. Es handelte sich um einen morastigen Ort inmitten der ausgedehnten Flächen der einstigen Allerheide südlich von Lachendorf. Bereits in der Kurhannoverschen Landesaufnahme aus dem Jahr 1780 trat das krumme Moor in Erscheinung. Die Karte verzeichnet das Moor im Bereich zwischen Allerheide, dem alten Weg von Celle nach Ahnsbeck und südlich von Lachendorf. 

Bild: das "krumme Moor" südlich von Lachendorf. Quelle: Kurhannoversche Landesaufnahme, 1780.  

Die erste kartografische Benennung des Moores erfolgte durch die vom Zeichner H. Michaal aufgenommene Verkoppelungskarte der Allerheide im Jahr 1850. Die Karte zeigt auch, dass die bis heute als Postweg gedeutete Wegverbindung, die aus Richtung Celle nach Ahnsbeck führt, in dieser Zeit nach Norden verlegt worden ist. Während der Weg auf der Karte um 1780 noch einen leichten Bogen um das Moor machte, führte die Straße im Jahr 1850 bereits schnurgerade durch das "Krumme Moor". 

Bild: das "krumme Moor" südlich von Lachendorf. Quelle: Verkoppelungskarte, 1850.  

Das Moor existierte offenbar auch noch nach der Teilung der Gemeinheiten. In diesem Zuge wurden die gemeinschaftlich genutzten Weidegründe der einstigen Heideflächen aufgeteilt. Was früher noch im gemeinschaftlichen Eigentum befand, ging fortan in den Eigenbesitz der ortsansässigen Höfe über. Die Folge war, dass viele bisher nicht effizient genutzte Flächen erstmals unter den Pflug genommen wurden bzw. auf ihnen Waldflächen entstanden. 

Obwohl rings um das alte Moor neue Waldflächen angepflanzt wurden, existierte dieses weiter. Dies belegt unter anderem das preußische Messtischblatt aus dem Jahre 1899. 

Bild: das "krumme Moor" südlich von Lachendorf. Quelle: preußisches Messtischblatt, 1899.  

Im direkten Abgleich des preußischen Messtischblatts mit dem aktuellen Satellitenbild wird erkennbar, dass das krumme Moor noch in heutiger Zeit lokalisiert werden kann. es befindet sich unmittelbar zwischen den Neubaugebieten nördlich des "Alten Postwegs" und nordöstlich des heutigen Lachendorfer Gymnasiums. 

Bild: das "krumme Moor" südlich von Lachendorf. Quelle: preußisches Messtischblatt, 1899; Google Earth.  

Bis heute ist da krumme Moor landschaftlich erhalten geblieben. In Anbetracht der großen kulturlandschaftlichen Veränderungen im Süden Lachendorfs ist dieser Umstand durchaus erwähnenswert. Nach wie vor zeichnet sich das "krumme Moor" als auffällige Vegetationsformation ab. 

Bild: das "krumme Moor" südlich von Lachendorf. Quelle: H. Altmann, 2017.  

Die gute Nachricht: das Krumme Moor ist im Laufe der Geschichte nicht verloren gegangen. Leider weist der heutige Straßenname nicht ganz auf die historisch korrekte Lage hin. Möglicherweise ahnte man bei der Wahl des Namens noch nicht, dass der Ort so stark wachsen würde. 

Das krumme Moor beweist jedoch eindrucksvoll, wie eine alte Flurbezeichnung die fortschreitenden Entwicklungen überdauern kann. Immerhin konnte mittels historischer Karten ein ca. 240 Jahre andauernder Bezug hergestellt werden. Die Karten belegen allerdings auch, wie stark sich die Kulturlandschaft im Laufe der Zeit gewandelt hat. 

H. Altmann


Mittwoch, 23. Januar 2019

Vortragsveranstaltung, 21.02.2019


Die Luftmunitionsanstalt 4/XI und die Untertageverlagerung Löwe 

Am 21.02.2019 findet in Scharnhorst im Gasthaus "zur Post" eine Vorstellung des neu erschienenen Buches "Die Luftmunitionsanstalt 4/XI und die Untertageverlagerung Löwe" statt. 

Im Rahmen eines Vortrags erläutert der Autor und Heimatforscher Hendrik Altmann die Zusammenhänge der ehemaligen Rüstungsanlagen bei Höfer und Habighorst. Für das Buch hat Altmann in verschiedenen Archiven in ganz Deutschland recherchiert, historische Luftaufnahmen und Karten ausgewertet und mit Zeitzeugen gesprochen. Darüber hinaus wurden zahlreiche Ortsbegehungen durchgeführt.

Ort:                   Gasthaus "Zur Post", Heerstraße 7, 29348 Scharnhorst
Zeit:                  21.02.2019, 20:00 - 21:00 Uhr
Kosten:             kostenlos
Redner:            Hendrik Altmann

Weitere Informationen: Neuerscheinung

 







Donnerstag, 17. Januar 2019

Blickwinkel #8 - Celle, Bomann-Museum



Schon in früheren Zeiten entstanden in Stadt und Landkreis herrliche Aufnahmen von Sehenswürdigkeiten, Straßenszenen und alltäglichen Begebenheiten. Manchmal sticht erst beim direkten Vergleich mit heutigen Aufnahmen ins Auge, was sich im Laufe der Zeit verändert hat. In der Serie Blickwinkel werden alte Fotografien im historischen und lokalen Kontext vorgestellt. 

Es ist ein Ort an dem tagtäglich hunderte Menschen vorbeigehen - das Celler Bomann-Museum mitten im Herzen der Stadt. Gegründet wurde es im Jahr 1892 als Vaterländisches Museum. Wilhelm Bomann war Initiator und Leiter des Museums. Bei seiner Errichtung am Schlossplatz verfügte das Bomann-Museum noch über einen markanten Turm, der später zurückgebaut wurde. 

Bild: Postkarte, Bomann-Museum. Quelle: Hofphotograph Harder, Celle, 1929. 

Zur Geschichte des Celler Bomann-Museums gibt es hier weitere Informationen: Klick

Die heutige Szene stellt sich recht ähnlich dar. Schlossplatz, Museum und Stadtkirchturm. Allerdings wurde das Soldatendenkmal, dass sich einst direkt vor dem Schloss befand, entfernt. In der heutigen Ansicht zeigt sich das Gebäude des Bemann-Museums darüber hinaus ohne den Turmaufbau. 

Bild: Bomann-Museum heute. Quelle: H. Altmann, 2018. 

Der direkte Vergleich der Bilder zeigt, wie beständig das Woman-Museum in den vergangenen 100 Jahren gewesen ist. Es ist ein fester Bestandteil der Celler Innenstadt und hat dessen Gesicht über die Jahre geprägt. 

Bild: Bomann-Museum, Celle, Bildmontage. Quelle: H. Altmann. 

Auch wenn sich die Umgebung des Museums teilweise verändert hat - in seinen wesentlichen Bestandteilen ist das ursprüngliche Erscheinungsbild dasselbe wie bei der Erbauung. 

H. Altmann


Dienstag, 15. Januar 2019

Neuerscheinung: Die Luftmunitionsanstalt 4 / XI und die Untertageverlagerung Löwe



Demnächst erhältlich - Vorbestellungen möglich. 

Inhalt: 

Die Luftmunitionsanstalt 4/XI diente im Rahmen des Nachschubs der Luftwaffe als eine Art Logistikzentrum. Insbesondere für die Operationen auf Kreta sowie in Nordafrika wurden Ausrüstungs- und Munitionskontingente abgewickelt. Bei Kriegsende wurden die Einrichtungen gesprengt und später von den britischen Truppen zur Vernichtung von Kampfmitteln verwendet. 

Die Untertageverlagerung mit dem Decknamen "Löwe" war ein Geheimprojekt, das in den letzten Kriegsmonaten realisiert werden sollte. Vorgesehen war Teile der Firma Schelter & Giesecke, die als kriegswichtiger Zulieferungsbetrieb Flugzeugteile für die Firma Focke-Wulff fertigte, in Stollen des einstigen Kalisalzschachtes "Fallersleben" bei der Habigorster Höhe, zu verlagern. Darüber hinaus wurden bis Kriegsende Akten, Archive und Kulturgüter zum Schutz vor Luftangriffen in den benachbarten Kalisalzschacht "Mariaglück" eingelagert. 

Die Recherchen erfolgten deutschlandweit in verschiedenen Archiven. Darüber hinaus wurden unveröffentlichte Quellen ausgewertet, Zeitzeugen befragt sowie Karten und historische Luftaufnahmen ausgewertet. Im Rahmen zahlreicher Ortsbegehungen konnte das Gesamtbild der einstigen Rüstungsanlagen sowie der heute noch auffindbaren Relikte vervollständigt werden. 

Weitere Informationen zum Buch: Hier klicken

Video: Hier klicken

Weitere Eckdaten: das Buch umfasst 200 Seiten, Hartcover in Farbe. 

Vorbestellungen per E-Mail an: found-places@live.de

Preis: 22,50 €

Frühstes Lieferdatum: 06.02.2019 








Dienstag, 8. Januar 2019

Der Luftschutzbunker in Klein Hehlen (Celle)


Historische Orte gibt es eine ganze Menge. Viele davon sind ausgeschildert, in Stadtplänen zu finden und kosten manchmal sogar Eintritt. Es gibt allerdings auch noch historische Orte, die uns kaum - oder sogar überhaupt gar nicht bekannt sind. Manchmal befinden sie sich neben viel befahrenen Straßen, an Bahnstrecken, hinter Bushaltestellen und hinter Häusergärten. Ungefähr so verhält es sich auch mit einem alten Luftschutzbunker, der kürzlich in Klein Hehlen (Celle) wiederentdeckt werden konnte. 

Glücklicherweise blieb die Stadt Celle bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs von schweren Luftangriffen verschont. Am 22.02.1945 sowie vor allem am 08.04.1945 wurde die Bedrohung aus der Luft für die Celler Bevölkerung deutlich. Auch wenn die Bombardierungen durch alliierte Luftverbände an diesen beiden Tagen nur wenige Wochen vor Kriegsende erfolgten, wurden ofenbar bereits frühzeitig Maßnahmen ergriffen, die zumindest einen gewissen Schutz gegen Luftangriffe sicherstellen sollten. Hierzu zählten insbesondere die Anlage von Splitterschutzgräben neben den Straßen und der Bau von Luftschutzräumen, wie beispielsweise jene nördlich der Kaserne an der Hohen Wende. 

In Klein Hehlen, an der Petersburgstraße, befindet sich ein Luftschutzbunker in der Böschung der Bahnstrecke Hamburg-Hannover. An jener Stelle stand bis 1961 das geräumige Gasthaus "Petersburg". Bis auf den Straßennamen ist von diesem allerdings nichts mehr erhalten geblieben. Bereits im Jahr 1939 hatte die Stadt Celle die Flächen erworben - nach dem Abriss der Gastwirtschaft wurden die Grundstücke "an der Leegde" neu bebaut. Ein schmaler Streifen zur Bahn blieb allerdings brach liegen - in diesem befinden sich die heute noch vorhandenen Relikte des alten Luftschutzbunkers. 

Bild: Lage der ehem. Gastwirtschaft "Petersburg". Quelle: War Office 1945. 

Bei dem Bunker handelte es sich um eine massive unterirdische Anlage, deren Ausmaße bis heute nicht eindeutig geklärt werden konnten. Die oberirdischen Zugänge wurden vermutlich gegen Ende der 70er / Anfang der 80er Jahre verschüttet. Der Hauptteil des alten Luftschutzbunkers befindet sich unterhalb der Erdoberfläche. Oberirdisch ist von der Luftschutzanlage lediglich ein unauffälliger Erdhügel geblieben. 

Bild: Erdanhäufung hinter der Bushaltestelle in der Petersburgstraße. Quelle: H. Altmann. 

Historische Karten geben lediglich Aufschluss über die Bebauung der ehemaligen Gaststätte - Baupläne oder Karten, die den Luftschutzbunker zeigen, sind bis heute nicht wieder aufgetaucht. Allerdings geben die vorhandenen Karten relativ gut Aufschluss über der mögliche Ausdehnung der einstigen Luftschutzanlage. 

Bild: Lage der Petersburg in Klein Hehlen. Quelle: Karte 1925, Google Earth.

Die Straße "an der Leegde" (ehemals "Parkstraße") führte auf die einstige Gastwirtschaft Petersburg zu. Mittlerweile hat sich das Straßenbild allerdings stark verändert - Spuren der historischen Bebauung sucht man daher vergebens. Einzig auf der rückwärtigen Seite der heutigen Gebäude - in Richtung der Bahnstrecke - finden sich einige bauliche Zeugnisse. 

Bild: An der Leegde - Standort der einstigen Petersburg. Quelle: H. Altmann. 

Von der Petersburgstraße im Norden führt ein schmaler Pfand entlang der Bahngleise, der schließlich an der Unterführung am Bremer Weg einmündet. Entlang dieses Pfades befanden sich 1975 zwei Belüftung- bzw. Aufstiegsschächte. 

Neugierige Schüler (Namen hier nicht genannt) überprüften diese Schächte und stiegen in einen von ihnen rund 3 m ab. Im Innern des Bunkers fanden sie einen Raum von ca. 3,5 x 5 m vor. In Richtung der Bahnlinie befand sich eine Türöffnung, die offenbar jedoch mit Steinen verfüllt worden war. An den Wänden befanden sich noch einige alte Schalter aus Bakelit - sonstiges Inventar war nicht mehr vorhanden. 

Auf der nach Klein Hehlen zugewandten Seite war eine große zwei-flügelige Stahltür vorhanden. Eine Art Rampe führte an dieser Stelle scheinbar in Richtung Erdoberfläche, war jedoch ebenfalls zugeschüttet worden. Ob es tieferliegende Räumlichkeiten gibt, geht aus dieser bereits mehr als 40 Jahre zurückliegenden Darstellung leider nicht hervor. 

Der schmale Pfand neben den Bahngleisen ist heute noch vorhanden. Die Böschung steigt in diesem Bereich relativ stark in Richtung der nördlich gelegenen Petersburgstraße an. 

Bild: Trampelpfad an den Bahngleisen zwischen Bremer Weg und Petersburgstraße. Quelle: H. Altmann. 

Auf der oberen Kante der Böschung wurde eine hölzerne Lärmschutzwand installiert. In diesem Bereich befinden sich die noch vorhandenen Relikte des einstigen Luftschutzbunkers. Diese sind allerdings auf den ersten Blick kaum als solche zu erkennen. 

Bild: Lärmschutzwand zwischen Bremer Weg und Petersburgstraße. Quelle: H. Altmann. 

Kurz unterhalb der Lärmschutzwand ist direkt neben dem Trampelpfad ein unauffälliger Betonklotz zu erkennen, der bereits mit Dornen und Efeu überwuchert ist. Hier befand sich früher ein zweiter Eingang bzw. ein Zugangsschacht zum Bunker. Dieser ist mittlerweile allerdings versperrt und zugeschüttet worden. 

Bild: Ehemaliger Zugangsschacht zum Luftschutzbunker. Quelle: H. Altmann. 

Im schmalen Streifen zwischen der Böschung / Bahnstrecke und den Wohnhäusern (Klein Hehlen) sind auf den ersten Blick ebenfalls keinerlei erkennbare Relikte des Bunkers vorhanden. Dornranken und Unterholz haben diesen Bereich stark in Beschlag genommen - selbst in der kalten Jahreszeit ist das Gelände von einem dichten Pflanzenteppich überzogen. 

Bild: Auf dem alten Luftschutzbunker - dieser ist stark überwuchert. Quelle: H. Altmann.

Auffällig ist allerdings, dass die Fläche sehr gleichmäßig und eben ist. Dies deutet zunächst einmal auf feste Strukturen im Boden hin. Der Bewuchs spricht ebenfalls für diese Annahme, denn es finden sich vorwiegend schnell wachsende und flach wurzelnde Gewächse. 

Bild: Dichter Bewuchs auf dem alten Luftschutzbunker. Quelle: H. Altmann.

Die im Boden befindlichen baulichen Strukturen treten allerdings am Randbereich zu Tage. auf den angrenzenden Wohngrundstücken sind auffällige Hügelstrukturen zu erkennen. Unterhalt der Grasnabe befinden sich die Relikte des einstigen Luftschutzbunkers. 

Bild: Auffällige Hügelstruktur am Rand des alten Luftschutzbunkers. Quelle: H. Altmann.

Eine relativ simple Methode lieferte erste Erkenntnisse über die Abmessungen des Luftschutzbunkers. Mit einem dünnen Metallstab konnte die obere Bodenschicht untersucht werden - die Deckenplatte des Bunkers befindet sich ca. 30 cm unter der Erdoberfläche. An einigen Stellen konnte der Stab deutlich tiefer ins Erdreich getrieben werden. Hier könnten gegebenenfalls weitere Zugänge bzw. Schächte in den Bunker vorhanden sein, die derzeit  eventuell nur mit lockerem Erdreich verschüttet sind. 

Bild: Überprüfung mit einem Metallstecken. Quelle: H. Altmann.

Mit dieser ersten - zugegeben recht einfachen - Methode konnte der ungefähre Umfang des Bunkers ermittelt werden. Im Extremfall könnte er danach eine Deckenfläche von ca. 100 m x 20 m aufweisen. Hier sind sicherlich noch genauere Messungen erforderlich. 

Bild: Mögliche Ausdehnung des Luftschutzbunkers. Quelle: H. Altmann; Google Earth.

Bei der sogfältigen Untersuchung des Bodens wurde ein offener Lüftungsschacht entdeckt. Dieser war lediglich mit Laub bedeckt - offenbarte ansonsten jedoch einen freien Zugang zum Innern des Luftschutzbunkers. Allerdings scheidet dieser Lüftungsschacht als Einstieg aus - er hat einen Durchmesser von lediglich 20 - 25 cm. Dennoch konnte der Lüftungsschacht genutzt werden, um einen kleinen Einblick ins Innere des Luftschutzbunkers zu erhalten. 

Bild: Lüftungsschacht des Luftschutzbunkers. Quelle: H. Altmann.

Mit Hilfe eines ausrangierten Handys, Taschenlampen, Bindfaden und etwas Klebeband konnte noch vor Ort eine behelfsmäßige Untertage-Kamera improvisiert werden. Als Heimatforscher muss man eben etwas erfinderisch sein. 

Bild: Erkundung des Luftschutzbunkers mithilfe einer improvisierten Kamera. Quelle: H. Altmann.

Der Lüftungsschacht reicht ca. 2,5 - 3,0 m in die Tiefe. Der Luftschutzbunker verfügte somit über eine äußerst massive Deckenverstärkung. Annahmegemäß besteht die decke aus Stahlbeton und hätte vermutlich sogar direkte Treffer kleinerer Bomben überstanden. 

Das Innere des Bunkers ist stark versandet. Einerseits handelt es sich dabei um eingeschwemmten Sand - andererseits wurde vermutlich auch Sand von Außen eingebracht. Für diese Annahme spricht unter anderem ein angestellter Plastikeimer, den die Kamera nur wenige Meter neben dem Lüftungsschacht erfasste. Dieser Plastikeimer wurde offenbar beim Zuschütten des Bunkers zurückgelassen und stammt vermutlich aus den 70er Jahren. 

In südliche Richtung eröffnet sich eine breite Tür, die mit Stahlrahmen verstärkt wurde. Möglicherweise handelt es sich hierbei um eine der doppelflügligen Stahltüren, die bereits 1975 von Schülern beobachtet wurden. 

Bild: Das Innere des Luftschutzbunkers mithilfe einer improvisierten Kamera. Quelle: H. Altmann.

In südöstlicher Richtung erfasste die Kamera einen größeren Hohlraum. Die Deckenhöhe beträgt schätzungsweise 2,3 m. Direkt hinter einer Nische, neben der o.g. Doppeltür, befindet sich eine weitere Türöffnung. Es handelt sich dabei ebenfalls um eine Doppeltür, die jedoch vermauert wurde. 

Möglicherweise liegt hinter dieser vermauerten Tür ein Treppenabgang zu tiefer gelegenen Ebenen des Bunkers oder lediglich ein weiterer Raum auf derselben Ebene. 

Bild: Weitere Doppeltür im Bunkerinnern. Quelle: H. Altmann.

Nach einem kleinen Rechtsschwenk, also immer noch in südöstlicher Richtung des Lüftungsschachts, erfasste die Kamera einen massiven Pfeiler. Rechts von diesem liegt die eingangs genannte Doppeltür - links davon die vermauerte Doppeltür. 

Der Pfeiler weist markante Öffnungen - vor allem unmittelbar über dem Boden - auf. Es scheint, dass es sich hierbei um eine Klappe eines Lüftungszugs eines einstigen Kamins bzw. Schornsteins handeln könnte.  

Bild: Möglicherweise ein alter Schornstein / Abzug im Bunker. Quelle: H. Altmann.

Sofern es sich um einen Luftzug bzw. einen Abzug eines Kamins / Ofens handelt, stützt dies die Annahme, dass es noch tiefer liegende Ebenen des Bunkers geben könnte. Regelmäßig waren mehrere übereinander befindliche Räume an denselben Schornstein angeschlossen. 

Es schein logisch, dass der Luftschutzbunker beheizbar gewesen sein müsste - besonders in den kalten Wintermonaten. Dass es einen Kaminabzug gab, erscheint vor diesem Hintergrund nur konsequent, da die Abgase abgeleitet werden mussten. Dass es noch weitere tieferliegende Ebenen des Bunkers gibt, erscheint somit wahrscheinlich. 

Bild: Möglicherweise ein alter Schornstein / Abzug im Bunker. Quelle: H. Altmann.

Ein Schwenk nach Links zeigt den Bereich östlich des Lüftungsschachts. Auch hier hat sich eine erhebliche Menge losen Erdreichs abgelagert. Im Kegel der weit ausgerichteten Taschenlampe ist allerdings in einiger Entfernung das Ende des Raums erkennbar. Der Raum in dem sich der Lüftungsschacht befindet weist somit schätzungsweise eine Größe von 3,5 x 5 m auf. Dies entspräche exakt den Angaben der Schüler, die den Bunker im Jahr 1975 erkundeten. 

Bild: Blick in das Bunkerinnere in östliche Richtung. Quelle: H. Altmann.

Ein weiterer kleiner Schwenk nach Links zeigt ebenfalls das Innere des Raums in östlicher Richtung des Lüftungsschachts. Erkennbar sind hierbei auch die Unmengen an losem Sand der offenbar durch Niederschlagswasser in den vergangenen Jahren ins Bunkerinnere gespült wurde. 

Am Ende des Raumes sind allerdings auch die Umrisse einer weiteren Tür erkennbar, die ebenfalls mit einem Stahlrahmen verstärkt wurde. Möglicherweise handelt es sich hierbei um einen Zugang zu weiteren Räumen oder gegebenenfalls auch zu tiefer befindlichen Ebenen des Bunkers. 

Bild: Blick in das Bunkerinnere in östliche Richtung. Quelle: H. Altmann.

Das Innere des Bunkers gibt somit auch heute noch viele Rätsel auf. Eine Nachfrage bei der Stadt Celle blieb ergebnislos. Baupläne oder sonstige Informationen zu der Anlage sind offenbar nicht vorhanden. 

Einige Erinnerungen an den Bunker sind bis heute erhalten geblieben. So berichtet insbesondere Gisbert Selke in seinen Erinnerungen an das Kriegsende 1945 wie er als vierjähriges Kind die Bombardierung des Celler Bahnhofs am 08.04.1945 im Luftschutzbunker an der Petersburg erlebte. Die Familie war kurz zuvor aus Hannover nach Celle gelangt, um hier Schutz vor den andauernden Luftangriffen zu suchen und wurde durch den schweren Luftangriff auf Celle schließlich doch wieder von der Realität des Krieges eingeholt. 

Nach Kriegsende war der Wohnraum knapp und die ehemalige Gastwirtschaft Petersburg diente als Unterkunft mehrerer Familien. In der Serie "Alte Fotos erzählen" vom 04.04.2014 wurden einige Interviews mit ehemaligen Bewohnern der Petersburg zusammengetragen. Einige erinnerten sich dabei auch noch gut an den alten Luftschutzbunker, der ebenfalls zu Teilen als (Kartoffel-)Keller verwendet wurde. Bernhard Helms berichtete in einem kürzlichen Gespräch von seinen Erlebnissen mit dem Bunker. Rund 30 Treppenstufen führten seiner Erinnerung nach in die Tiefe hinab. Der Bunker besaß demzufolge eine Länge von mindestens 40 m. 

Leider liegen noch einige Informationen zum Luftschutzbunker an der Petersburgstraße sprichwörtlich im Dunkeln. Zunächst ist erst einmal beachtlich, dass dieses Bauwerk überhaupt noch vorhanden ist und die unterirdischen Räume nicht vollständig verschüttet sind. Es stellt sich allerdings natürlich die Frage wie tief der Bunker in den Boden reicht - hat er möglicherweise mehrere Geschosse? Wurde der Bunker komplett geräumt - blieben vielleicht Gegenstände in Räumen zurück, die heute nicht mehr zugänglich sind? Wie oft und zu welchen Anlässen wurde die Anlage zu Kriegszeiten verwendet? 

E-Mail: found-places@live.de

Über weitere Informationen würde ich mich sehr freuen! 


Hendrik Altmann