f Historische Aufnahme am Lönsstein bei Müden ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Mittwoch, 30. Mai 2018

Historische Aufnahme am Lönsstein bei Müden


Historische Fotografien tragen immer etwas Einzigartiges und Spannendes in sich - besonders dann, wenn die abgebildeten Orte einen gewissen Wiedererkennungswert aufweisen. Kürzlich erhielt ich ein Bild das noch einige Fragen aufwirft...

Bei einem Flohmarktbesuch fand ich das alte Foto, dass offenbar Uniformierte zur Zeit des Dritten Reiches vor einem massiven Gedenkstein zeigt. Durch die rückseitige Bildbeschriftung war es relativ einfach den Ort der Aufnahme ausfindig zu machen:  

"Abgang von Wietzendorf nach Munster 1933 - Aufgenommen am Lönsdenkmal in Müden a. d. Örtze" 

Mit diesem Hinweis konnte der Lönsstein bei Müden, der noch heute ein sehr beliebtes Ausflugsziel ist, als Entstehungsort der Aufnahme ausgemacht werden. Die Identität der abgebildeten Personen konnte bislang allerdings noch nicht geklärt werden. 

Zunächst scheinen die Uniformen in diesem Zusammenhang weiterhelfen zu können. Offenbar handelt es sich bei den getragenen Uniformen um solche der Sturmabteilung (SA) der NSDAP. Der diagonal verlaufende Gürtelriemen und der markante Mützenadler unterstützen diese Annahme. 

Bild: Uniformierte posieren vor dem Lönsstein bei Müden, 1933*. Quelle: Archiv H. Altmann. 

Schwierig einzuordnen sind dagegen die anderen sichtbaren Abzeichen. Der Form und Größe nach erinnern sie an Insignien des Reichsarbeitsdienstes (RAD). In diesem Zusammenhang ergibt jedoch die SA-Uniform keinen Sinn. Der Hinweis "Abgang nach Munster" deutet darauf hin, dass es sich um eine Gruppe gehandelt hat, die sich nur vorübergehend im Raum Müden / Wietzendorf aufhielt. Möglicherweise handelte es sich um eine Fortbildung oder ähnliches. 

Der Lönsstein ist allerdings noch immer an Ort und Stelle auf dem Wietzer Berg bei Müden aufzufinden. Als weithin sichtbares Denkmal war der Stein schon immer ein beliebtes Ausflugsziel, wie zeitgenössische Quellen belegen können. So enthielt beispielsweise der "Heideführer" aus den 30er Jahren eine Zeichnung von Friedrich Hans Koken, die den Lönsstein zeigt. Es ist daher nicht verwunderlich, dass dieser Ort für so manches Foto eine gute Kulisse bot. Im Dritten Reich wurde Hermann Löns als heimatverbundener Heidedichter oftmals von der nationalsozialistischen Propaganda instrumentalisiert. Es ist somit durchaus plausibel, dass die oben gezeigte Aufnahme an diesem Ort entstand. 

Die nachfolgende Aufnahme zeigt den Stein aus einer ähnlichen Perspektive wie auf dem historischen Foto. 

Bild: Lönsstein bei Müden. Quelle: H. Altmann, 2018. 

Durch eine Aufnahme aus der entsprechenden Perspektive lässt sich das historische Foto in die aktuelle Ansicht einbinden. Dabei verschweigt diese Vergleichsaufnahme allerdings, dass sich die Landschaft um den Lönsstein stark gewandelt hat. Wo sich 1933 noch ausgedehnte Heideflächen erstreckten, wachsen heute ausgedehnte Kiefernwälder bzw. wurden Äcker angelegt. 

Bild: Abgleich der Bilder*. Quelle: Archiv H. Altmann. 

Möglicherweise kann noch jemand Hinweise zu diesem Bild beisteuern. Über weitere Informationen  hierzu würde ich mich sehr freuen: 

E-Mail: found-places@live.de 

H. Altmann
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* Die gezeigten Fotos wurden im Rahmen der regionalhistorischen Forschung als Berichterstattung über Vorgänge des Zeitgeschehens ungekürzt veröffentlicht. 





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