f August 2019 ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Dienstag, 20. August 2019

Das alte Denkmal in Oppershausen


Mitten in Oppershausen steht ein altes Denkmal, dessen Bedeutung heute sicherlich kaum jemand kennt. Und mehr noch: dieser verwitterte Stein ist vermutlich das letzte Relikt der Oppershäuser Landwehr... 

Mit dem Fahrrad ist der ein oder andere hier vielleicht schon einmal vorbeigekommen. Je nach Fahrtrichtung erfasst der Blick sicherlich zunächst die Einfahrt zum alten Oppershäuser Gutshof oder den renovierten Gutskrug direkt an der Hauptstraße. In direkter Nachbarschaft hierzu fällt bei genauerem Hinsehen ein verwitterter und moosbewachsener Gedenkstein ins Auge. Er befindet sich auf einer kleinen, mit Eichen bestandenen Freifläche - direkt gegenüber der Einfahrt zum Gutshof. 

Dem flüchtigen Betrachter könnte sich der Eindruck aufdrängen, dass eine religiöse Bedeutung innehabe und gar in Bezug zur naheliegenden Maria-Magdalenen-Kapelle stehen könnte. Diese Annahme geht jedoch fehlt - und genau genommen scheint dieser Stein nicht nur eine Bedeutung gehabt zu haben. 

Bild: Gedenkstein mitten in Oppershausen. Quelle: H. Altmann, 2019. 

Detaillierte Hinweise und Erklärungen sucht man vor Ort leider vergebens. Im Verzeichnis der Kunstdenkmale des Landes Niedersachsen, Band 34, Landkreis Celle findet sich der schnörkellose Hinweis auf ein "profanes", d.h. ein nicht im religiösen Bezug stehendes, Denkmal auf dem Platz vor der Kapelle. Dieses Denkmal sei, zur Erinnerung an einen in Gegenwart der königlichen Familie stattgefunden Gottesdienst im Jahr 1855 errichtet worden. 

Nachdem Ernst August I. im November 1851 verstarb bestieg sein Sohn als König Georg V. den Thron des Königreichs Hannover. In seinem, bereits 1897 erschienen Werk zur "Heimatkunde des Lüneburger Landes mit besonderer Berücksichtigung des Klosters und der Gemeinde Wienhausen" berichtete der Wienhäuser Pastor Wilhelm Bettinghaus über den Besuch der königlichen Familie im Spätsommer des Jahre 1855. 

In der Gemeinde Wienhausen - und zwar in der Heide hinter Oppershausen - fand zu dieser Zeit ein großes Artillerie-Manöver statt, so Bettinghaus. Die königliche Familie war zu diesem Anlass angereist und hatte im Celler Schloss ihre Wohnung bezogen. Bei dieser Gelegenheit besuchte die königliche Familie ebenfalls das Kloster Wienhausen und wohnte  am 23. September 1855 einem Gottesdienst in der Oppershäuser Maria-Magdalenen-Kapelle bei. Es war die Gedächtnisfeier zum Jahrestag des 300 jährigen Augsburger Religionsfriedens. Der Wienhäuser Pastor Meyer hielt die Predigt und im Anschluss an die Feierlichkeiten wurde ein Denkmal an jenen denkwürdigen Tag eingeweiht

Bei dem Artillerie-Manöver, dass Bettinghaus beschreibt, handelte es sich zweifelsohne um die Manöver auf der Allerheide, die vom 24. August bis zum 24. September 1855 angesetzt worden waren. Der Übungsplan des Manövers weist ab dem 23. September einige handschriftliche Korrekturen auf, sodass Grund zu der Annahme besteht, dass der Ablauf nachträglich an den königlichen Besuch angepasst werden musste. Die Übungen wurden schließlich bis zum 26. September 1855 abgehalten. 

Ein interessantes Detail zur Geschichte des Denkmals blieb jedoch bislang scheinbar unbeachtet - bis zur Versetzung an seinen heutigen Standort befand sich der Stein offenbar an einem anderen historischen Ort in Oppershausen. 

Bild: Gedenkstein mitten in Oppershausen. Quelle: H. Altmann, 2019. 

Die hintere, mittlerweile stark verwitterte Inschrift des Gedenksteins lautet: 

Dieses, 
einst in der Landwehr 
errichtete Denkmal, 
wurde 1855 hierher ver-
setzt. 

Insoweit dürften zwei Dinge feststehen. Erstens stand das Denkmal bis 1855 nicht dort, wo es heute steht, sondern in der Landwehr. Zweitens: es war bereits an seinem vorherigen Standort ein Denkmal, denn anders kann die Inschrift wohl kaum gedeutet werden. Unweigerlich stellt sich die Frage wo sich die besagte "Landwehr" befunden haben mag - und vor allem: worum es sich dabei wohl gehandelt haben kann. 

Dem Grunde nach kann eine "Landwehr" sowohl eine alte Grenzziehung, d.h. ein Erdwerk oder Graben, als auch eine befestigte Schanze gewesen sein. Dergleichen sucht man heute in Oppershausen allerdings vergeblich. Lediglich alte Karten könnten noch Aufschluss geben, wo sich die besagte Landwehr einst befunden haben könnte. 

Der Kurhannoverschen Landesaufnahme aus dem Jahr 1780 ist zu entnehmen, dass der Ort Oppershausen im Norden von den sogenannten "Holzwiesen" begrenzt wurde. Hierbei handelte es sich sicherlich um feuchte Wiesen, die mit Schilf und brackigen Gräsern bewachsen waren. Östlich der Holzwiesen befindet sich der Verlauf der Wienhäuser Gemeindegrenze - diese trifft hier auf die Lachendorfer Gemeindegrenze. Mit diesen Grenzverläufen waren, anders als in der heutigen Zeit, wesentliche gesellschaftliche und politische Zusammenhänge verbunden. Hiernach richtete sich unter anderem die Gerichtsbarkeit, das Steuerwesen und die kirchlichen Zuständigkeiten. 

Bild: Grenzverläufe bei Oppershausen im 18. Jahrhundert. Quelle: Kurhannoversche Landesaufnahme, 1780. 

Eine Landwehr in Form eines befestigten Erdwerks lässt sich der Kurhannoverschen Landesaufnahme allerdings nicht entnehmen. es wäre also möglich, dass der Begriff "Landwehr" lediglich den Treffpunkt der Gemeindegrenzen markiert. 

Unter Zuhilfenahme der Flurnamensammlung für Oppershausen lässt sich die Lage der Landwehr weiter eingrenzen. Die Sammlung, erstellt vom Lehrer Gate aus Wienhausen, beinhaltet rund 50 Flurnamen aus der Gemarkung Oppershausen. Unter der Nummer 5 findet sich "die Landwehr" in einer Übersichtskarte in etwa dort markiert, wo sich heute die "Stettiner Straße" und die Straße "In den Tannen" befinden. 

Im Rahmen einer ersten Änderung des örtlichen Bebauungsplans Nr. 2 "Landwehr" hatte der Wienhäuser Rat am 10. Oktober 1989 über eine entsprechende Vorlage entschieden, die diese Flur ebenfalls mit der Bezeichnung "Landwehr" benannt hat. 

In ihrem bereits 1952 erschienenen Werk "Celler Flurnamensammlung" stellten Paul Alpers und Friedrich Barenscheer bereits Überlegungen an, ob die Landwehr in der Nähe des Dorfes Oppershausen auf eine frühere Befestigung hinweisen soll. Allerdings können sie diese These weder be- noch widerlegen. 

Die in den Jahren 1831 / 1832 eingemessene Verkoppelungskarte des Dorfes und der Gemarkung Oppershausen könnte ebenfalls Informationen zur Lage und Beschaffenheit liefern. 

Bild: Oppershausen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Quelle: Verkoppelungskarte 1831 / 1832. 

In der Gegend des, auf Grundlage der Flurbezeichnung bereits als möglichen Standorts der Landwehr eingegrenzten, Bereiches lassen sich in der Karte diverse historische Flurformen erkennen. Nordöstlich der Kapelle scheint es eine Art ringförmigen Wassergraben zu geben - dieser wurde allerdings durch die Neuanlage der späteren Stettiner Straße durchschnitten (in der Karte schwach in rot erkennbar). 

Ohnehin hat sich die Feldflur in diesem Bereich stark verändert. Durch Anlage des Osterbruchkanals, der Wasser aus den alten Flussarmen der Aller in die westlich gelegenen Osterbruchwiesen transportiert, wurde die Flur "Landwehr" nochmals durchkreuzt. 

Im preußischen Messtischblatt von 1899 ist sowohl die Veränderung der Flurnutzung als auch die voranschreitende Bebauung im nördlichen Teil Oppershausens erkennbar. 

Bild: Oppershausen zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Quelle: preußisches Messtischblatt, 1899.  

Inzwischen sind die Flächen der ehemaligen Landwehr vollständig überbaut. Es lässt sich somit nicht mehr abschließend klären welchen Zweck die Landwehr früher einmal gehabt haben mag. Alpers und Barenscheer vermuten bei derartigen Hinweisen aus alten Flurnamen, dass es sich um Schutzbereiche gehandelt hat, die bei Gefahr aufgesucht werden konnten. 

Hierbei wäre jedoch stets zu hinterfragen in welcher Zeit eine solche Einrichtung Schutz hätte bieten sollen. In den letzten geschichtlichen Epochen hätte ein kleines Erdwerk sicherlich kaum jemandem ausreichenden Schutz bieten können. Die weitläufigen und menschenleeren Heideflächen der nördlich gelegenen Allerheide hätten da vermutlich mehr geholfen. 

Da historische Aufzeichnungen und Karten bislang keine weiteren Erkenntnisse zur Oppershäuser Landwehr liefern konnten, wäre deren genaue Erforschung vermutlich nur anhand von entsprechenden Bodenfunden möglich. Dass es in Oppershausen eine Landwehr gegeben hat, ist zumindest gesichert. Sowohl anhand des Flurnamens als auch aufgrund der Tatsache, dass der im September 1855 versetzte Gedenkstein zuvor in dieser   besagten Landwehr gestanden hat. 

H. Altmann



Donnerstag, 8. August 2019

Vater Philipp - ein Arresthaus in Celle


Zwischen dem heutigen Rathaus und dem französischen Garten - also in bester Lage  - stand einst eine Arrestanstalt. Aus dem Stadtbild ist das Gebäude mittlerweile verschwunden. Lediglich alte Karten, Zeichnungen und Fotografien zeigen das ehemalige Militärgefängnis, das den auffälligen Namen "Vater Philipp" trug. 

Als alte Garnisonstadt ist Celle schon seit den Zeiten des Königreichs Hannover bekannt - die lokale Militärgeschichte reicht allerdings noch um weiter in die Geschichte zurück. Bereits in der frühen Neuzeit wurde Celle zu einer sogenannten rondellierten Stadtfestung ausgebaut. Christian der Ältere benannte die Stadt schon in recht früh - in einem am 18. Mai 1625 ergangenen Edikt - als "Festung Zelle". Eine regelmäßige militärische Präsenz war Celle somit seit der Zeit des Dreißigjährigen Krieges gewohnt. 

Für militärische Zwecke schien Celle und seine Umgebung bestens geeignet. So boten die umliegenden Dörfer genügend Kapazitäten für Einquartierungen und eine ausreichende Versorgung der Truppen. Die einst noch vorhandenen Heideflächen eigneten sich zudem hervorragend für die Abhaltung von Manövern und Exerzierübungen

In Folge der Schlacht bei Langensalza fiel das ehemalige Königreich Hannover an Preußen - die machtpolitische Veränderung war von erheblichen Ausschreitungen auf den Straßen  der Stadt Celle begleitet. Im Zuge der Annexion wurde die Stadt zum Quartier und Standort preußischen Militärs sowie unter preußische Verwaltung gestellt. Mit dieser politischen Entwicklung war gleichermaßen die Funktion der Stadt als "Residenz" beendet. 

Mit der allerhöchsten Kabinettsorder (A.K.O.) wurde bereits im September 1866 das 2. Hannoversche Infanterie-Regiment Nr. 77 aufgestellt. Im Deutsch-Französischen Krieg war das Regiment südlich von Saarbrücken eingesetzt, wobei der 6. August 1870 die Feuertaufe mit der Schlacht bei Spichern brachte. Nach Beendigung der Feindseligkeiten am 25. Juli 1871 wurde Celle zur Garnisonstadt für das Regiment.  

Bild: Feldfahnen des Regiments vor den neuen Infanterie-Kaserne in Celle. Quelle: Geschichte des 2. hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 77, Schimmelpfeng, S. 209. 

In Celle waren die Unterbringungsmöglichkeiten zunächst noch unzureichend. Die Truppen wurden daher unter anderem in der Cambridge-Dragoner-Kaserne (heute: CD-Kaserne) und der ehemaligen Burgkaserne untergebracht. 

Der Bau der Großen Infanterie-Kaserne (heute: Neues Rathaus) im Bereich des einstigen Wildgartens erfolgte von 1869 bis 1872. Es folgten das Offizierskasino im Jahr 1876, das Lazarett in 1878 (später: Finanzamt) sowie die Garnisonskirche im Jahr 1902. 

Bild: ehemalige Große Infanteriekaserne (heute: Neues Rathaus), zwischen Kaserne und Offizierskasino (unten im Bild) badend sich das einstige Arresthaus. Quelle: H. Altmann, 2016. 

Die preußischen Truppen waren allgemein für ihren unbedingten Gehorsam und ihre vorbildliche Disziplin bekannt. Was dabei jedoch regelmäßig nicht bedacht wird: die Durchsetzung dieser Tugenden erfolgte stets unter strengen Sanktionen. Gängiges Mittel war seinerzeit der militärische Arrest. Auch in Celle gab es, unmittelbar südlich des Magnusgrabens eine eigene Arrestanstalt für Truppenangehörige. Sie trug den Namen "Vater Philipp" - und fand Eingang in so manches Soldatenlied: 

In Celle an der Aller steht ein großes Haus, 
Drinnen sitzen viele, möchten gerne raus. 
Tust Du sie dann fragen nach des Hauses Namen, 
Rufen sie heraus: 
Vater Philipps Haus. 

Quelle: Die Revolution marschiert, P. Schlichtings handschriftliche Sammlung, 1935. 

Bild: Lage des ehemaligen Arresthauses. Quelle: Katasterkarte, 1925. 

Die Bezeichnung "Vater Philipp" wurde noch viele Jahre später als umgangssprachlicher Ausdruck für Arrestanstalten verwendet. Ihr Ursprung liegt vermutlich bei der Lehr-Escadron-Kaserne in der Lindenstraße 36/36a / Ecke Fellnerstraße in Berlin-Kreuzberg. Wohnhaft war hier der preußische Platzmajor Philipp, ein Militär der alten Schule. Die dortige Arrestanstalt verfügte über 134 Arrestzellen und 10 Gerichtszimmer. 


Die Celler Arrestanstalt wird zwar um einiges kleiner gewesen sein - trotzdem dürfte hier dasselbe Protokoll wie andernorts angewandt worden sein. Der Arrest wurde insbesondere bei unerlaubtem Ausgang, Verspätungen und sonstigen Ausrutschern der Soldaten angesetzt. 

Bild: das ehemaligen Arresthauses. Quelle: Stadtarchiv Celle, StadtA CE F 01 21.03.01. Nr. 0027 (ehemaliges Arresthaus, "Vater Philipp"). 

Der Haupteingang des Arresthauses befand sich auf dessen nördlicher Seite in Richtung Magnusgraben bzw. der heutigen Maulbeerallee. Der Gebäudekomplex der Arrestanstalt setzte sich aus insgesamt drei Bestandteilen zusammen: dem Hauptgebäude, einem Kohlenschuppen sowie einer Asch- und Müllgrube. 


Bild: Ausschnitt aus der Foto-Collage "Zur Erinnerung an meine Dienstzeit, Harder und Söhne, Celle, 1905, Archiv Dr. Haack. 

Südlich an die vollständig eingezäunte Arrestanstalt schlossen sich das alte und das neue Kammergebäude der Kaserne an. In unmittelbarer Nachbarschaft lagen ebenfalls noch das alte Exerzierhaus, das später als Gelände der Offiziersreitbahn diente und die Handwerkstätten. 

Obwohl es sich eigentlich dabei nicht um ein repräsentatives Gebäude der Infanteriekaserne handelte, findet sich das Arresthaus neben dem Hauptgebäude, der einst stattlichen Burgkaserne und dem Offizierskasino als Motiv auf zeitgenössischen Postkarten. 

Bild: Arresthaus "Vater Philipp". Quelle: Postkarte, gelaufen am 15.10.1906 von Celle nach Dahlenburg, Archiv Altmann.  

Detaillierte Quellen zur Nutzung des Arrestgebäudes sind leider nicht mehr vorhanden. Ebenso ist nicht abschließend geklärt, wie lange der "Vater Philipp" in Benutzung war. Offenbar überdauerte die Einrichtung sowohl den Ersten Weltkrieg als auch die Zeit der Weimarer Republik. 


Ein Fotoalbum der in Celle stationierten Nebel-Abteilung 1 zeigt Bilder eines Umzugs mit verkleideten Soldaten. Darunter ist ebenfalls eine Gruppe Soldaten, die sich - offenbar auf Bettlaken - improvisierte Sträflingskleidung geschneidert hat. Vor sich tragen sie einen vergitterten Holzrahmen, mit der Beschriftung "Vater Philipp". Das Bild schein gegen Ende der 30er Jahre aufgenommen worden zu sein. 

Bild: Verkleidete Soldaten "hinter Gittern". Quelle: Fotoalbum, Nebel-Abteilung 1, Archiv Altmann. 

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges zogen britische Streitkräfte der Britischen Rheinarmee (BAOR, "British army of the rhine") auf das Areal der Großen Infateriekaserne, die fortan den Namen "Taunton Barracks" trug. Über die genaue Nutzung der einzelnen Gebäudeteile ist aus dieser Zeit nichts bekannt. 

Das Arresthaus "Vater Philipp" blieb während der britischen Besatzungszeit als Nebengebäude zur Hauptkaserne erhalten. 


Bild: ehemaliges Arrestgebäude 1996 / 1997. Quelle: Archiv Dr. Haack. 

Im Januar 1995 übernahm die Stadt Celle das ca. 12 Hektar große Kasernengelände. In den Vorjahren waren bereits umfangreiche Vorübergegangen angestrengt worden, um insbesondere die ehemalige Große Infanteriekaserne als Neues Rathaus umzugestalten. Im Zuge der Umbaumaßnahmen wurde das alte Arrestgebäude vollständig abgerissen. Lediglich ein Teilstück einer Mauer blieb erhalten und erinnert heute noch an das einstige Gebäude. 



Bild: Mauerteilstück des ehemaligen Arrestgebäudes. Quelle: H. Altmann, 2019. 

Die Backsteine des ehemaligen Arrestgebäudes wurden abtransportiert und fanden teilweise andernorts Wiederverwendung. Einige der Backsteine tragen noch gut lesbare Signaturen der Brennereien bzw. Ziegeleien aus denen die Steine einst geliefert worden waren. 

Bild: Backstein mit Sugnatur "W. Stille". Quelle: H. Altmann, 2019. 

Vor Ort erinnert lediglich das erhalten gebliebene Mauerstück an das einstige Arresthaus "Vater Philipp" - die Aufzeichnungen, Quellen und Literatur schweigen zur Geschichte des Bauwerks jedoch. Weder in den umfassenden Stadtchroniken noch in Aufsätzen finden sich Informationen zu der Arrestanstalt. 

Ein letztes zeitgetreues Überbleibsel des "Vater Philipp" ist im Untergeschoss des Neuen Rathauses zu finden. In einem Seitengang der Eingangshalle - für Besucher zugänglich, von den meisten bisher jedoch vermutlich unbemerkt - steht eine alte hölzerne Zellentür mit massiven Metallbeschlägen. 

Bild: ehemalige Zellentür im Neuen Rathaus. Quelle: H. Altmann, 2019. 

Die alte Zellentür verfügt noch über einen kleinen Sehschlitz sowie über massive Schließriegel. Eine kleine Tafel aus Messing weist auf den historischen Zusammenhang hin.  

Bild: ehemalige Zellentür im Neuen Rathaus. Quelle: H. Altmann, 2019. 

Obgleich sich diese Einrichtung einst mitten in der Stadt befand, dürfte die Geschichte des "Vater Philipp" heute den meisten vollkommen unbekannt sein. Außer alten Postkarten, Fotos oder topografischen Katasterkarten existieren so gut wie keine zeitgenössischen Quellen mehr, die Hinweise auf die ehemalige militärische Arrestanstalt liefern. 

Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, die vorhandenen Informationen zusammenzutragen, damit die Geschichte des "Vater Philipp" in Celle nicht vollständig in Vergessenheit gerät. 

H. Altmann