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Mittwoch, 15. August 2018

Blickwinkel #3: Am Markt Celle


Schon in früheren Zeiten entstanden in Stadt und Landkreis herrliche Aufnahmen von Sehenswürdigkeiten, Straßenszenen und alltäglichen Begebenheiten. Manchmal sticht erst beim direkten Vergleich mit heutigen Aufnahmen ins Auge, was sich im Laufe der Zeit verändert hat. In der Serie Blickwinkel werden alte Fotografien im historischen und lokalen Kontext vorgestellt. 

Die am 25.01.1915 verschickten Postkarte zeigt eine Straßenszene "Am Markt" in Celle. Pferdefuhrwerke sind zu erkennen und zumeist dunkel gekleidete Personen vor einem Hauseingang. Im Vordergrund sind die Gleise der einstigen Straßenbahn schwach zu erkennen. 

Auf den ersten Blick scheint ansonsten alles sehr vertraut - die Fassaden, der Straßenverlauf und das  auffällige Eckhaus (heute: Deutsche Bank). Tatsächlich hat dieses Bild jedoch noch einige Informationen mehr zu bieten... 

Bild: Am Markt, Celle, Postkarte gel. 25.01.1915. Quelle: Archiv H. Altmann. 

Auf der linken Bildseite ist eine Menschenansammlung vor einem Gebäudeeingang mit der Inschrift "C.C. Lauenstein Söhne" zu sehen. Worum handelte es sich hierbei? 

Der Name "Lauenstein" dürfte vielen Cellern bis heute noch geläufig sein - insbesondere von der Lauensteinstraße und dem Lauensteinplatz. Die Namensgebung geht zurück auf den einstigen Bürgermeister Carl Christian Lauestein (1764 - 1853). Die Familie Lauenstein gehörte über Jahrzehnte zu einer der bekanntesten Celler Kaufmannsfamilien. 

Bereits im Jahr 1799 hatte Carl Christian Lauenstein mit seinem Mitstreiter Heinrich Conrad Bierwirth die Material- und spätere Kolonialwarenfirma gegründet. Bierwirth schied aus der Firma im Jahre 1896 aus und gründete ein eigenes Geschäft am Großen Plan 3. Die Lauenstein'sche Kolonialwarenhandlung verblieb am Markt. 

Bild: Kolonialwarenhandlung Lauenstein. Quelle: Adressbuch der Stadt Celle, 1898, Archiv H. Altmann.

Im Jahre 1830 übernahmen die beiden Söhne Lauensteins, Ernst und Burkhard das Geschäft am Markt. Bereits 1839 machte sich Ernst Lauenstein durch die Gründung einer Seifenfabrik in der ehemaligen Gastwirtschaft "Schumla" in der Harburger Straße selbstständig. Die dort hergestellten Haushalts- und Toilettenartikel wurden wiederum im Geschäft am Markt verkauft. Auch die im Volksmund als "Lauenstein-Seife" betitelte Seife war hier erhältlich. 

Bild: Fabrik Lauesten, Briefkopf 1894. Quelle: Archiv H. Altmann.

Das Geschäft am Markt blieb bis 1966 erhalten und wurde schließlich von der Stadt Celle erworben, die darin städtische Ämter unterbrachte und den Hof als Parkplatz umfunktionierte. 

Im Bild (s.o.) aus dem Jahr 1915 fällt auch das Eckgebäude in der Kanzleistraße 9/10 ins Auge des Betrachters. Heute ist dieses den meisten Cellern als Sitz der Filiale der Deutschen Bank bekannt. 

Bild: Markt heute, gleiche Perspektive. Quelle: Archiv H. Altmann, 2018.

Auf dem historischen Bild ist am Gebäude der Schriftzug "Hannoversche Bank - vorm. David Daniel" zu lesen. Dies rührt daher, dass die Hannoversche Bank im Jahr 1901  an Ort und Stelle das Bankgeschäft des jüdischen Bankiers David Daniel übernommen hatte. 

An eben dieser Stelle hatte bis 1904 ein Fachwerkhaus (erbaut: 1603) gestanden, in dem zuvor die Firma Naesemann & Schultz einen Großhandel mit Wolle, Wachs und Honig betrieben hatte. 1904 bezog die Hannoversche Bank schließlich das neu errichtete Gebäude an der Ecke Kanzleistraße / Hehlentorstraße. 

Bild: Werbeanzeige Hannoversche Bank, 1898. Quelle: Archiv H. Altmann.

Im Jahr 1921 wurde die Filiale der Hannoverschen Bank von der Deutschen Bank übernommen. Im Jahr 1984 / 1985 erfolgte ein Umbau der im Jugendstil errichteten Fassade der Deutschen Bank. Diese war ursprünglich als Keramikfassade erbaut worden. 

Im direkten Vergleich der historischen Aufnahmen mit heute erstellten Fotos wird einem klar, wie viel Geschichte sich alleine in den letzten 200 Jahren "Am Markt" ereignet hat. 

Bild: Am Markt, Celle, Bildmontage. Quelle: H. Altmann. 

In mancher Hinsicht hat sich die Straße "Am Markt" verändert - ihr Gesicht grundsätzlich gewandelt hat sie jedoch nicht. 


H. Altmann

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