Vorwort...
Im Raum Celle gibt es einige Dörfer, die sehr auffällige Namen tragen. Es scheint fast so, als könnte man bereits aus dem entsprechenden Namen die Geschichte ableiten. Allerdings sollte man sich auch nicht "verleiten" lassen - manchmal haben sich die Ortsbezeichnungen auch aus völlig anderen Quellen ergeben.
Burgen im Raum Celle sind ein sehr interessantes Thema - sie sind teilweise noch völlig unerforscht. Die meisten Stellen wurden bereits archäologisch erfasst und manche auch bereits untersucht. An anderen Stellen liegen bis heute keine wissenschaftlichen Erkenntnisse vor, oder die Erforschung findet aktuell statt - wie beispielsweise in Altencelle durch die Archäologin Dr. Cornelia Lohwasser.
Es gibt jedoch auch solche Burgen und Wehranlagen, die zwar urkundlich belegt sind, aber bislang schlichtweg nicht gefunden wurden. Hier wäre die Mundburg ein gutes Beispiel. Bislang konnte weder Müden als Standort dieser Wehranlage bestätigt werden, noch konnte die Burg an anderer Stelle entdeckt werden.
Ein ähnlicher Fall ist die "Bunkenburg" - es ist unklar, ob es eine solche Burg jemals gegeben hat, oder nicht.
Auch wenn der Ortsname auf eine alte Burganlage in der Nähe des Ortes Bunkenburg, zwischen Ahnsbeck und Jarnsen, hindeutet fanden sich bislang keinerlei Spuren, die derartige Spekulationen stützen würden.
Aufgabe eines Heimatforschers kann es nicht sein Gerüchte zu streuen. Dennoch ist es immer wieder erforderlich neugierig zu bleiben und Fragen zu stellen. Dabei sollte man in alle Richtungen denken und so die in Frage kommenden Möglichkeiten abwägen. Im Ergebnis wird sich immer ein Erkenntnisgewinn einstellen.
In diesem Sinne widmet sich der nachfolgende Beitrag der Frage, ob es in Bunkenburg jemals eine Burg gegeben haben kann.
Zur Bunkenburg...
Es gibt unterschiedliche Arten sich der Problematik zu nähern. Für gewöhnlich würde ich einen Blick in alte Karten empfehlen. Das hilft jedoch an dieser Stelle nur bedingt, denn kartografische Aufzeichnungen in entsprechender Genauigkeit waren erst ab dem 16./17. Jahrhundert verfügbar. Man kann davon ausgehen, dass die Burgen im Raum Celle im frühen- hohen Mittelalter entstanden. In dieser Zeit waren Schutz- und Fluchtburgen notwendig, denn es kam häufig zu Überfällen wendischer/slawischer Stämme.
Wäre eine Burganlage bzw. ein Ringwall oder Ähnliches erst in der frühen Neuzeit entstanden, wäre sie vermutlich auf alten Karten noch erkennbar. Oder zumindest in schriftlichen Quellen auffindbar.
Das führt zu einer weiteren Quellengattung - den schriftlichen Aufzeichnungen. Allerdings kann ich bereits an dieser Stelle die erste Enttäuschung offenbaren - weder Karten, noch schriftliche Quellen, die die Bunkenburg eindeutig belegen könnten, liegen vor.
Die erste Karte, welche den Ort Bunkenburg einigermaßen ortsgetreu abbildet stammt aus der Zeit um 1600...
Bild: Lage des Ortes Bunkenburg. Quelle: Mellinger Kartenmappe, um 1600.
Seit jeher waren Burgen Orte an denen sich Menschen ansiedelten. Es könnte also sinnvoll sein nach dem Ursprungs des Ortes Bunkenburg zu forschen.
Ein erster Hinweis auf Bunkenburg ist im Schatzregister von 1438 gegeben. Hier ist von einem "Olverd tor Bunkenborch" die Rede. Allerdings ist er dem Ort Jarnsen zugehörig.
Nimmt man diesen Hinweis wörtlich, so bedeutet "Bunkenborch" zwei Dinge: Bunken und Borch. Die Silbe "Borch" deutet dabei tatsächlich auf eine Burg hin (Borch - im Sinne von "bergen" - in sich bergen).
Im Schatzregister von 1348 wird Bunkenburg nicht erwähnt. Das muss jedoch nichts heißen. Angenommen es gab eine Bunkenburg, die wüst gefallen ist, wäre es durchaus denkbar, dass die Stelle erst später neu besiedelt wurde. In der Zwischenzeit könnte der Ort zu Jarnsen zugeschlagen worden sein, was dafür spricht, dass im Schatzregister von 1438 Bunkenburg zu Jarnsen gehörte.
Im Schatzregister von 1589 wird ein Werner Bunkenborg und ein Helmke Wulf genannt. Sie besaßen stattliche Viehschatzungen - jeweils rund 25 Rinder und insgesamt etwa 340 Schafe. Dies ergibt insofern Sinn, als dass anzunehmen ist, dass Bunkenburg aus zwei Höfen hervorging.
Im Jahr 1622 heiratete eine Anna Bunkenburg einen Hans Lockmann. Im Jahr 1645 fand eine Eheberatung zwischen Fasten Bunkenborg und Magdalena Winkelmann statt (17. März 1645). Noch zu Zeit der Verkopplung, um 1853 war ein "Bunkenburg" ein Vollhöfner im Ort.
Es spricht also einiges dafür, dass Bunkenburg möglicherweise zunächst wüst gefallen war und Jarnsen zugehörig war. Warum sonst wäre es im Schatzregister von 1438 unter Jarnsen genannt worden? Weiterhin wäre es möglich, dass der einst wüste Ort von den (neuen) "Bunkenburgern" in der Folgezeit erneut besiedelt wurde. Dann würde die Bezeichnung etwa in die Richtung gehen wie: "die, die auf der alten Bunkenburg wohnen" - die "Bunkenburger".
Andere Interpretationen sind natürlich auch möglich. Die späteren Bunkenburger könnten ihren Namen ebenfalls von anderswo mitgebracht haben.
Wie ist der Name überhaupt zu verstehen?
Laut Wortdeutungen um 1906 im Lüneburger Heimatbuch stammt der Name Bunkenburg von "Bunckinburg" bzw. "Bunkenborgh", das auf den Personennamen des "Buno" oder ausgesprochen auch "Puno" zurückgehen soll.
Aber es gibt auch noch weitere Möglichkeiten zur Deutung. "Bunken" ist eine Betätigung die ursprünglich aus den niedersächsischen Torfmooren bekannt ist. Es steht für die Tätigkeit die Oberfläche eines Moores abzutragen, sodass der wertvolle Torfboden zum Vorschein tritt. Einst musste das Moor zunächst von Heide, Gras und Strauchwerk befreit werden, damit der Torf gestochen werden konnte. Die Erde, die beseitigt werden musste, wurde auch "Bunkerde" genannt - dies stand für "unfruchtbare Erde". Die Arbeiter, die diese Arbeit verrichteten wurde auch "Bunker" genannt. (Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Bd. 1 Leipzig 1793, S. 1257-1258).
Weiterhin gibt es Deutungen, die "Bunken" in Zusammenhang mit Raseneisenstein setzen. Raseneisenstein war einst das einzige verfügbare steinähnliche Baumaterial, welches für Wehr-Bauten in frühmittelalterlicher Zeit zur Verfügung stand. Am einstigen Standort der Nordburg ist dieses Material aus jener Zeit bis heute nachweisbar.
Man ahnt worauf es hinausläuft...
"Bunken"Burg würde in diesem Zusammenhang für eine Burg aus Raseneisenstein stehen, die möglicherweise durch entsprechenden Erdabtrag in die Umgebung eingebettet wurde. Dahingehend wäre Bunkenburg im Grunde ein Vorläufer des heutigen Bunkers - eine art Befestigung, die nicht nur aus Erde und Holz bestand, sondern möglicherweise auch noch aus Stein - evtl dem weit verbreiteten Raseneisenstein.
Auf eine weitere Verbindung sei an dieser Stelle ebenfalls hingewiesen. Es ist verwunderlich, dass der Familienname "Bunkenburg" um 1400 quasi wie aus dem Nichts im Raum Celle auftaucht. Dabei gab es die Bunkenburgs bereits andernorts zuvor - waren es dieselben? Das bleibt bis jetzt ungeklärt. Noch im Jahr 1316 lebte ein Johannes de Bunkenborg. Seine Familie ging zurück auf das alte Rittergeschlecht von Duvenwort - es waren Mitglieder der Bremer Ritterschaft.
Hier schließt sich gleichsam der Kreis zu einer nachgewiesenen Burganlage. Es mag absurd klingen, aber die Burg hieß "Bunkenburg" und befand sich bei Ahlden.
Es stellt sich jetzt die Frage: woher stammen die Bunkenburger? Möglicherweise handelt es sich um Abkömmlinge des Rittergeschlechtes, die die Burg bei Ahlden besaßen. Die Namensgleichheit ist mehr als auffällig. Wäre es denkbar, dass beide Burgen denselben namentlichen Ursprung haben und unterschiedlichen Familien zuzuordnen waren? Zogen die Bunkenburgs einst aus dem Raum Celle weiter in Richtung Bremen? Wurde ihr Name möglicherweise überliefert und auf die späteren Ansiedler der ehemaligen Burg in Bunkenburg übertragen?
Das alles ist reine Spekulation und nicht ohne weiteres belegbar.
Fakt ist jedoch: der Name "Bunkenburg" ist nicht vom Himmel gefallen.
Halten wir uns an die Fakten...
In alten Karten ist Bunkenburg völlig anders dargestellt, als wir es heute kennen. Nimmt man an, es habe eine Burg gegeben, dann wären bestimmte Faktoren notwendig, die eine solche Anlage begünstigen. Bevor auf derartige standortbegünstigende Faktoren eingegangen werden soll, darf ein wichtiges Indiz nicht vernachlässigt werden - die Flurnamen.
Bild: Das Steinburgfeld. Quelle: Verkopplungskarte 1853.
In der Verkopplungskarte aus dem Jahr 1853 ist von einem Steinburgsfeld bei Bunkenburg die Rede. Diese Flurbezeichnung verdient eine verstärkte Aufmerksamkeit, denn solche alten Flurbezeichnungen, die sich bis zur Verkopplung erhalten haben, sind häufig nützliche Hinweise auf deutlich ältere Orte.
Auch in der Folgezeit erhielt sich diese Flurbezeichnung. Allerdings ist in späteren Karten stetig vom "Steinbergfeld" die Rede. Dieses ist an derselben Stelle zu verorten, wie das einstige "Steinburgfeld".
Bild: Das Steinbergfeld. Quelle: Region Celle Navigator, 1:25.000.
Allerdings kann es in der Zwischenzeit zu einer Vertauschung von "Burg" und "Berg" aufgrund der ähnlichen Schreibweise gekommen sein. Möglicherweise lag solch eine Vertauschung bereits im Jahr 1853 vor, als die Verkopplungskarte erstellt wurde - allerdings wurden die Karte damals noch vielmehr aufgrund mündlicher Überlieferungen erstellt, als es später der fall war. Das spräche sehr dafür, dass sich der Name "Steinburgfeld" tatsächlich bis ins Jahr 1853 erhalten haben könnte und auf eine entsprechende Burg hindeuten könnte.
Schauen wir uns dieses Steinburgfeld also einmal näher an...
Die Feldflur liegt zwischen dem Ort Jarnsen und dem Ort Bunkenburg. Und lässt sich mittels der Verkopplungskarte im aktuellen Satellitenbild wie folgt verorten...
Bild: Lage des Steinburgfeldes. Quelle: Verkopplungskarte 1853 / Google Earth.
Allerdings wurde die Verkopplungskarte aus dem Jahr 1853 verkehrt herum aufgenommen. Zum besseren Verständnis sollte man sie also nach Norden ausrichten, sodass sie sich wie folgt darstellt...
Bild: Lage des Steinburgfeldes. Quelle: Verkopplungskarte 1853 / Google Earth.
Das Steinburgfeld befindet sich demnach südlich der Straße Jarnsen-Bunkenburg. Wenn man der These folgt, dass Bunkenburg einst zu Jarnsen gehörte und die Burg demnach möglicherweise in eben dieser Richtung zu verorten ist, würde sich dieser Standort anbieten...
Bild: Lage des Steinburgfeldes. Quelle: Verkopplungskarte 1853 / Google Earth.
Wie bereits angedeutet, finden sich keine expliziten kartografischen Hinweise für eine Burg im genannten Bereich. Möglicherweise liefern jedoch alte Karten die entschiedenen Hinweise, ob sich das Gelände für die Anlage einer Burg geeignet haben könnte. Diesbezüglich sind ebenfalls geologische Karten sehr aussagekräftig, denn auf ihnen erkennt man die jeweiligen Vorzüge des entsprechenden Standortes recht schnell.
Bild: Lage des Steinburgfeldes. Quelle: Bodenschätzungskarte 1:5.000, NIBIS Kartenserver.
Auf der aktuellen Bodenschätzungskarte erkennt man, dass die genannte Fläche aus einem lehmigen Sandboden besteht. Dieser ist für die Gegend nicht ungewöhnlich und stellt insofern noch kein Alleinstellungsmerkmal dar. Es sind demgemäß weitere Betrachtungen der Bodenstruktur notwendig.
Bild: Lage des Steinburgfeldes. Quelle: Bodenübersichtskarte 1:25.000, NIBIS Kartenserver.
Bereits die topografische Karte gibt an, dass die genannte Fläche des Steinburgfeldes in einer Höhe von ca. 50 m. über N.N. liegt. damit einhergehend ist sie denkbar ungünstig belegen, um natürliche Grundwasserbestände zu nutzen. Allerdings ist die Gegend sehr hügelig - bereits einige hundert Meter entfernt befindet sich eine tiefgelegene Stelle, die einen möglichen Zugriff auf Grund- und damit Trinkwasser ermöglicht.
Bild: Lage des Steinburgfeldes. Quelle: Forstliche Standortkarte 1:25.000, NIBIS Kartenserver.
Selbst heute finden sich dort Aue- und Marschböden, die für eine natürlich feuchte Umgebung sprechen. Dementsprechend lässt sich festhalten dass das Steinburgfeld eine durchschnittlich günstige Position für die Anlage einer Burg aufwies.
Möglicherweise wurde der Vorteil der Anlage auf einem Hügel hier gegen die direkte Trinkwasserversorgung abgewogen. Für eine gewisse Zeit diente vielleicht ein nahegelegener Brunnen in einer Senke zur Versorgung.
Insgesamt fällt natürlich eine strategisch recht günstige Lage auf. Sollte im Bereich des Steinburgfeldes tatsächlich eine Burg gestanden haben, befand sie sich in idealer Entfernung zur Lachte, als natürliches Hindernis. Zumal der Fluss nordöstlich von Jarnsen einen Bogen macht, hätte die Bunkenburg sowohl in Richtung Lachendorf, als auch in Richtung Jarnsen und weiter in Richtung Hohnhorst in etwa denselben Abstand zum Fluss besessen.
Aus historischen Karten wird deutlich, wie stark sich der Ort Bunkenburg im späteren Verlauf ausgedehnt hat...
Möglicherweise wurde der Vorteil der Anlage auf einem Hügel hier gegen die direkte Trinkwasserversorgung abgewogen. Für eine gewisse Zeit diente vielleicht ein nahegelegener Brunnen in einer Senke zur Versorgung.
Insgesamt fällt natürlich eine strategisch recht günstige Lage auf. Sollte im Bereich des Steinburgfeldes tatsächlich eine Burg gestanden haben, befand sie sich in idealer Entfernung zur Lachte, als natürliches Hindernis. Zumal der Fluss nordöstlich von Jarnsen einen Bogen macht, hätte die Bunkenburg sowohl in Richtung Lachendorf, als auch in Richtung Jarnsen und weiter in Richtung Hohnhorst in etwa denselben Abstand zum Fluss besessen.
Aus historischen Karten wird deutlich, wie stark sich der Ort Bunkenburg im späteren Verlauf ausgedehnt hat...
Bild: Lage des Steinburgfeldes. Quelle: Kurhannoversche Landesaufnahme 1780.
Daraus wird zum einen deutlich, dass sich die mutmaßliche Burg recht nah bei Jarnsen befunden haben muss. Zum anderen erkennt man, dass der Ort nicht in der Nähe der (mutmaßlichen) einstigen Burg gegründet wurde, wenn man annimmt diese habe im Bereich des Steinburgfeldes gestanden.
Erst im 19. Jahrhundert wuchs Bunkenburg zu einem größeren Ort - jedoch begründete sich die Fortentwicklung immer noch recht stark durch Abbauerstellen von den großen Höfen des Ortes.
Interessanterweise ist noch im Messtichblatt aus dem Jahr 1899 eine Furt im Ort Jarnsen verzeichnet. Zumal keinerlei Begradigungsmaßnahmen im betreffenden Flussabschnitt erfolgten, kann angenommen werden, dass der Flussübergang älter ist. Burgen und Wehranlagen waren nicht selten in der Nähe solcher Flussübergänge angesiedelt.
Bild: Lage des Steinburgfeldes. Quelle: Preußisches Messtischblatt 1899.
Das größte Wachstum erlebte der Ort erst später - im 20./21. Jahrhundert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Steinburgfeld in Karten bereits seit 1780 als Ackerfläche verzeichnet ist.
Das größte Wachstum erlebte der Ort erst später - im 20./21. Jahrhundert. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Steinburgfeld in Karten bereits seit 1780 als Ackerfläche verzeichnet ist.
Bild: Lage des Steinburgfeldes. Quelle: War Office 1945.
Vor Ort erkennt man recht schnell, dass sich Bunkenburg über das Umland erhebt - wenn auch nur geringfügig. Blickt man in Richtung Jarnsen und Lachendorf, fällt das Gelände. Grund dafür ist das Aller-Urstromtal und der Flusslauf der Lachte, welcher in diesem Bereich bereits seit tausenden Jahren eine natürliche Senke im Gelände geschaffen hat.
Bild: Lage des Steinburgfeldes - Blick in Richtung Jarnsen. Quelle: Hendrik Altmann.
Blickt man nach Westen, in Richtung Lachendorf, fällt das Gelände ebenfalls leicht ab.
Bild: Lage des Steinburgfeldes - Blick in Richtung Lachendorf. Quelle: Hendrik Altmann.
In östlicher Richtung erstreckt sich der heutige Ort Bunkenburg. Man erkennt, dass das Gelände bis dorthin sehr leicht ansteigt.
Das aktuelle Satellitenbild zeigt recht gut, wie sich der mögliche Standort einer Burg im Bereich des Steinburgfeldes dargestellt haben könnte. In einiger Entfernung, nördlich der Straße zwischen Jarnsen und Bunkenburg, befindet sich eine Wallanlage - das sogenannte "Ole Heeg". Man nimmt an, dass es sich um ein ehemaliges Viehgehege handelt.
Bild: Umwallung des "Ole Heeg". Quelle: Hendrik Altmann.
Allerdings wies der Kulturlandschaftsforscher Florian Friedrich bereits darauf hin, dass entsprechende Bodenproben keine Spuren von erhöhten Phosphatwerten aufwiesen - solche wären jedoch typisch für ein altes Viehgehege. Das Fehlen derartiger Ablagerungen deutet darauf hin dass diese Wallanlage eventuell noch eine andere Bestimmung gehabt haben könnte. Seine Lage und Beschaffenheit schließt eine burgähnliche Nutzung nicht aus - es scheint aber fraglich, dass die (früh-) mittelalterliche Umwallung bis heute erhalten geblieben ist.
Für eine Burg im Raum Bunkenburg sprich grundsätzlich die exponierte Lage des Ortes. Seit jeher war er über zwei Hauptwege mit Jarnsen und Ahnsbeck verbunden. Im Osten dagegen schloss sich einst das unwirtliche Gebiet des Schmarloh an. Bis zu Teilung des Schmarloh, im Zuge der Verkoppelung von 1850, gab es hier kaum Besiedlung und nur eine mäßige Bodenqualität, die nicht zuletzt von den einstigen Mooren bestimmt war. Später erstreckten sich hier weite Heideflächen und kleine Fuhrenwälder.
Im Norden Bunkenburgs erstrecken sich weite Aue-und Marschlande der Lachte, welche sich fast bis zum Ort Luttern ziehen. Diese werden einst kaum passierbar gewesen sein und boten daher sicherlich ein natürliches Hindernis.
Im Süden liegt der Ort Ahnsbeck. Unmittelbar südlich Ahnsbecks erstrecken sich die sogenannten Allerdreckwiesen. Einst boten diese ausgedehnten Moorflächen ein unüberwindbares Hindernis. es wird daher kaum möglich gewesen sein dieses Gelände mit schwerer Last oder einem größeren Tross zu passieren. Das Gebiet nördlich von Ahnsbeck, welches sich bis Jarnsen erstreckt, ist für derartige Unternehmungen besser geeignet.
Und eben genau zwischen Ahnsbeck und Jarnsen befindet sich heute der Ort Bunkenburg. Das Steinburgfeld liegt sogar genau zwischen Ahnsbeck und Jarnsen. Demnach scheint es nicht unwahrscheinlich, dass eben dieser Standort ideal für die Anlage einer Burg ist.
Östlich von Celle gab es einst zahlreiche Burgen. Angefangen mit der Altenceller Burg, die vermutlich unweit der Allerfurt stand, ergibt sich ein erkennbarer Burgen-Gürtel, der sich entlang der Aller in östliche Richtung erstreckt.
Bild: Lage der Burgen im Umkreis. Quelle: Google Earth.
Dabei ist bislang unklar, ob die einstige Mundburg nun in Müden (Aller) oder in Wienhausen befand. Neben den Burgen in Wahrenholz und der Nordburg ist ebenfalls eine Turmhügelburg bei Hohne bekannt. Diese sogenannte Motte ist bislang ebenfalls noch nicht abschließend erforscht.
Die o.g. Karte zeigt weiterhin nur einen Ausschnitt - weiter in östlicher Richtung, im heutigen Landkreis Gifhorn, finden sich ebenfalls eine ganze Reihe von Wallanlagen und Burgen, die sich in diese Übersicht einreihen ließen.
Es stellt sich die Frage warum im genannten Gebiet derartig viele Burgen und Wallanlagen gefunden wurden und weitere vermutet werden können. Die Antwort darauf fällt im Grunde recht umspektakulär aus. Zum einen bot die Aller ein natürliches und massives Hindernis. Zum anderen verliefen im genannten Gebiet uralte Gaugrenzen, welche bereits zur Zeit der Sachsen bestanden und später übernommen wurden. Bei Celle trafen drei alte Gaue aufeinander. Östlich von der Stadt verlief die Gaugrenze zwischen Flotwedel (Flutwidde) und Gretingau (Grethe).
Um das Jahr 800 kam es weiterhin regelmäßig zu slawischen / wendischen Einfällen in das Bistum Hildesheim. In der Grenzbeschreibung der alten Hildesheimer Diözese werden genau die genannten Grenzverläufe geschildert. Zumindest für die Wahrenholzer Burg und für die Mundburg ist belegt, dass sie gegen slawische Einfälle errichtet wurden.
Es scheint also nicht zu weit hergeholt das Gebiet als eine Art frühmittelalterliche Grenzregion zu bezeichnen.
Allerdings darf man sich dies nicht wie einen modernen Grenzverlauf vorstellen. Aufgrund der spärlichen Besiedlung in jener Zeit werden sicherlich nur die wichtigsten Einfallspunkte entsprechend geschützt gewesen sein. Weiterhin machte man sich natürliche Hindernisse, wie Flüsse und Moore zu Nutze, da diese ohnehin nicht, oder lediglich schwer passierbar waren.
Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Existenz einer Bunkenburg nicht unwahrscheinlich ist. Zwar können bislang keinerlei empirische Beweise vorgebracht werden - die Indizien sprechen aber stark dafür, dass es eine entsprechende Anlage gab. Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass es sich nur um eine kleine Anlage, z.B. einen Wehrturm oder einen befestigten Aussichtspunkt handelte.
Sollte es sich wirklich um eine befestigte Anlage aus (Raseneisen-)Stein gehandelt haben, schein es plausibel, dass die Anlage später abgetragen wurde und das Baumaterial anderen Ortes weiterverwendet wurde.
Neben der namentlichen Bezeichnung "Steinburgfeld" sprechen weitere Hinweise sehr dafür, dass es bei Bunkenburg eine befestigte Anlage gegeben hat. Unklar ist dabei noch in welchem Zusammenhang diese Bunkenburg mit der anderen Bunkenburg bei Ahlden zu sehen ist. Auch die Verbindung zum Familiennamen "Bunkenburg" ist noch nicht geklärt.
Dementsprechend sind sicherlich weitere Nachforschungen nötig, um die Frage nach der Existenz einer Burg bei Bunkenburg abschließend zu klären.
Hendrik Altmann
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