f Weihnachten im / nach dem Ersten Weltkrieg ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Dienstag, 23. Dezember 2014

Weihnachten im / nach dem Ersten Weltkrieg


In diesem Jahr jährte sich der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum 100. Mal. Ein guter Anlass um einmal einen Blick in das Dezember-Heft der Deutschen Kriegsopferversorgung zu werfen, welches im Jahr 1934 über die Weihnachtsfeste im und nach dem Ersten Weltkrieg berichtete. 

Wie die Aufmachung der Herzte zeigt, handelt es sich sicherlich um Propaganda - und trotzdem spiegelt es ein Stück Zeitgeschichte wider. 

Bild: Weihnachten im Schützenunterstand. Quelle: Deutsche Kriegsopferversorgung, Heft Dezember 1934. 


Vor Ausbruch des Krieges ging es der Deutschen Bevölkerung flächendeckend recht gut - auch wenn gravierende Unterschiede im Einkommensniveau bestanden. 

Bild: Weihnachten 1913. Quelle: Deutsche Kriegsopferversorgung, Heft Dezember 1934. 


Für viele Soldaten kam der erste Weihnachtsabend im krieg unerwartet - es war angenommen worden man sei zum Weihnachtsfest bereits wieder in der Heimat. Auch die oberste Heeresleitung ging zu Beginn des Krieges noch davon aus, dass Frankreich bis Weihnachten bezwungen sei und der Krieg schnell wieder vorbei sei. 

Es kam jedoch anders. Und so erlebten nicht nur die deutschen Soldaten den ersten Kriegswinter fern der Heimat. Im Heft der Kriegsopferversorgung aus dem Jahr 1934 ist natürlich keine Rede vom Heimweh und den Nöten der Kämpfer. Diese waren aber gewiss alles andere als glücklich, so weit von ihren Familien entfernt zu sein. 

Bild: Weihnachten 1914. Quelle: Deutsche Kriegsopferversorgung, Heft Dezember 1934. 


Bereits im Jahr 1915 war das Ende des Krieges in weite Ferne gerückt. Ein schneller Sieg war bislang nicht eingetreten. Schlimmer noch: der Kampf hatte sich in zermürbenden Grabenkämpfen festgefressen. 

Bild: Weihnachten 1915. Quelle: Deutsche Kriegsopferversorgung, Heft Dezember 1934.


Die großen Feldschlachten bei Verdun und an der Somme brachten keine klaren Sieger hervor. Ganze Armeen saßen sich dementsprechend auch zum Weihnachtsfest im Jahr 1916 in ihren Schützengräben und Unterständen gegenüber. 

Bild: Weihnachten 1916. Quelle: Deutsche Kriegsopferversorgung, Heft Dezember 1934.


In der Heimat wurden die Lebensmittel rationiert. Die Wirtschaft war nun voll auf den Krieg ausgerichtet. Die Seeblockade und der Kampf an allen Fronten sorgte schließlich dafür, dass ein gesamtes Volk am Rande des Existenzminimums lebte. Vielen war klar, dass dieser zermürbende Krieg nicht mehr zu gewinnen war. Die Materialschlachten forderten große Opfer und abermals nahte ein Weihnachtsfest, welches die Soldaten aller Nationen im Schützengraben erleben mussten...

Bild: Weihnachten 1917. Quelle: Deutsche Kriegsopferversorgung, Heft Dezember 1934.


Nach der Kapitulation Deutschlands verbesserte sich die Lage im Land kaum. Die enormen Verluste, die wirtschaftlichen Einbußen durch Repressionen und die harten Auflagen der Siegermächte verschärften die Situation noch. 

Zwar konnten die Soldaten im Jahr 1918 wieder einmal ein Weihnachtsfest in ihrer Heimat erleben - aber diese hatte sich enorm verändert. Auch dies wird im vorliegenden Heft thematisiert - allerdings mit einem recht eindeutigen Verständnis der Geschichte...

Bild: Weihnachten 1918. Quelle: Deutsche Kriegsopferversorgung, Heft Dezember 1934.


Die Weimarer Republik wird in der Betrachtung völlig außen vor gelassen. Bereits hier wird die Intention des Autors deutlich auf die Kommende Zeit und die Herrschaft des Nationalsozialismus anspielen zu wollen. 

Und so erlebte man im Jahr 1933 das erste Weihnachtsfest unter der gefestigten Diktatur Adolf Hitlers. Was im Heft so positiv und fröhlich klingt, ist letztlich der Anfang vom Ende. Schon bald bereitete sich Deutschland auf den nächsten vernichtenden Krieg vor. 

Bild: Weihnachten 1933. Quelle: Deutsche Kriegsopferversorgung, Heft Dezember 1934.


Was die Propaganda nicht vermittelt ist der objektive Blick auf die Geschichte. Aber auch diese, aus heutiger Sichtweise verblendete Art die Geschichte auszulegen, zeugt von etwas Wesentlichem: welch schwere Zeit auch herrschte - das Weihnachtsfest wurde trotzdem immer als etwas Besonderes empfunden und gefeiert. Ganz gleich, ob auf See, im Unterstand oder im Feldlazarett. 

Diese sehr menschliche Weise, trotz Not und Krieg das Weihnachtsfest zu feiern zeigt uns, wie vielschichtig Geschichte doch sein kann. 

Bild: Weihnachten an Bord eines Kriegsschiffes. Quelle: Deutsche Kriegsopferversorgung, Heft Dezember 1934.


Bild: Weihnachten im Unterstand. Quelle: Deutsche Kriegsopferversorgung, Heft Dezember 1934.


Bild: Weihnachten - Ankunft der Pakete an der Front. Quelle: Deutsche Kriegsopferversorgung, Heft Dezember 1934.


Bild: Weihnachten im Feldlazarett. Quelle: Deutsche Kriegsopferversorgung, Heft Dezember 1934.


Die Bilder haben zwar einerseits etwas Befremdliches - andererseits zeigen sie auch, dass es Menschen waren, die das Weihnachtsfest als einen elementaren Bestandteil ihrer Kultur feiern wollten. Und es waren nicht nur die deutschen Soldaten, die auf diese Weise das Fest erlebten. 

Irgendwie hat es fast etwas Beruhigendes, dass das Weihnachtsfest selbst in solchen schweren Zeiten immer noch etwas Besonderes und Einzigartiges war. es verkörpert eine unglaubliche Konstanz. 

Wir sollten uns heute freuen, dass es uns vergönnt ist Weihnachten auf eine andere Weise erleben zu können. Gleichzeitig muss man sich ins Gedächtnis rufen, dass es nicht überall so friedlich ist wie bei uns. Es ist somit bei Weitem nichts Selbstverständliches - dafür muss man dankbar sein. Man sollte sich also auf das Wesentliche besinnen und zur Ruhe kommen. Denn darin liegt schließlich das Besondere an diesem Fest. 

Schöne Weihnachten, 
Hendrik



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