Lachtehausen
/ Altencelle. Am 8. März trafen sich die in Altencelle forschende Archäologin
Dr. Cornelia Lohwasser, der Kulturlandschaftsforscher Florian Friedrich, der
Vorsitzende der Fördergemeinschaft Historisches Altencelle e.V., Dieter
Reinebeck, sowie Mitglieder der Sondengängergemeinschaft-Allertal zu einer
Feldbegehung im Finkenherd zwischen Altencelle und Lachtehausen.
Bild: Vorbesprechung am Finkenherd zwischen Altencelle und Lachtehausen.
Quelle: Hendrik Altmann.
Hintergrund
ist die Planung des dritten/mittleren Abschnitts der Celler Ortsumgehung. Durch
die Straßenbauarbeiten wird das Celler Kulturdenkmal „Finkenherd“ mindestens
tangiert werden, so Friedrich. Dabei finden sich im Gelände noch Spuren des
einstigen Fangbereiches, welcher wohl bereits in der zweiten Hälfte des 17.
Jahrhunderts genutzt wurde. Ein gut sichtbarer Erdwall umgibt das Areal, in dem
früher der fürstliche Vogelfänger – der so genannte Federschütz – unterschiedliche
Vogelarten bejagte. Auch in Beedenbostel, Osterloh, Wolthausen und Winsen
wurden solche Vogelfanganlagen nach 1670 unterhalten. Die erlegten Vögel wurden
an die Hofküche des Celler Schlosses geliefert.
Auf der Karte des Deutschen Reiches aus dem Jahr 1904 ist der Finkenherd noch verzeichnet. Heute liegt er rechts der Straße zwischen Lachtehausen und Altencelle. Diese Straße existierte allerdings früher noch nicht. Statt ihrer gab es nur einen Feldweg. Nach Auskunft von Herrn Reinebeck wurde die Straße erst nach dem Zweiten Weltkrieg, als auch die Altenceller Allerbrücke wieder aufgebaut wurde, befestigt und ausgebaut.
Bild: Finkenherd zwischen Altencelle und Lachtehausen.
Quelle: Karte des Deutschen Reiches 1904, Blatt 262 Celle.
Im Jahr 1732 war der heutige Finkenherd als "Vogelherd" verzeichnet:
Bild: "Vogelherdt" zwischen Altencelle und Lachtehausen.
Quelle: Environs von der Statt Zell 1732, BnF.
Im Heimatbuch "der Speicher" findet sich eine Beschreibung des Beedenbostler Vogelherdes. Darin werden unter anderem auch Fangmethoden und die Organisation dieser Institution beschrieben. In diesem Zusammenhang findet auch der Vogelherd bei Lachtehausen Erwähnung.
Es sei sehr bedauerlich, dass
bisher kaum Nachforschungen zu diesem bedeutenden Celler Kulturdenkmal
unternommen wurden, meint Friedrich. Die Suche gestaltet sich jedoch nicht einfach,
zumal im Gelände - außer dem Wall - kaum Spuren der Vogeljagd zu finden sind.
Gemeinsam mit Dr. Lohwasser, den Heimatforschern und Sondengängern war es nun
möglich untersuchungsrelevante Stellen innerhalb des Finkenherdes ausfindig zu
machen.
Technische Geräte kamen dabei noch nicht zum Einsatz. Der nächste
Schritt könnte eine Untersuchung mit Metalldetektoren und/oder eine Prospektion
mit einem Magnetresonanzgerät sein, um mögliche verborgene Bodenstrukturen zu
untersuchen.
Bild: Feldbegehung im Finkenherd zwischen Altencelle und Lachtehausen.
Quelle: Hendrik Altmann.
Bild: Ein alter Forst-Grenzstein im Finkenherd. Quelle: Hendrik Altmann.
Bild: Feldbegehung im Finkenherd. Quelle: Hendrik Altmann.
Im Anschluss
fand eine Prospektion an der Gertrudenkirche in Altencelle statt. Gemeinsam mit
Dr. Lohwasser untersuchten Mitglieder der Sondengänger-Gemeinschaft Allertal eine
Fläche zwischen der Kirche und einem Altarm der Aller.
Bild: Sondengänger-Gemeinschaft Allertal mit Dr. Lohwasser an der Getrudenkirche.
Quelle: Hendrik Altmann.
Neben Müll,
Metallschrott und „modernen“ Funden, wie verschossenen Patronenhülsen, kamen
auch Knöpfe, eine Musketenkugel, ein Teil einer silbernen Gabel und etliche
Scherben unterschiedlichster Datierung zu Tage.
Viele der
Metallfunde müssen erst gereinigt und bestimmt werden, bevor man genau sagen
kann, in welchem Zusammenhang sie stehen. Dr. Lohwasser plant weitere
Untersuchungen, über die sie bereits im Rahmen ihres kürzlich erfolgten
Vortrages informierte.
Eine gute
Zusammenarbeit zwischen Archäologen, Denkmalschutzbehörden, Heimatforschern und
(genehmigten) Sondengängern ist gerade bei großen Bauvorhaben unverzichtbar. Besonders,
wenn Bodeneingriffe das Landschaftsbild nachhaltig und unwiederbringlich
verändern, ist es wichtig, dass entsprechende Spuren der Geschichte vorab
gesichtet und gesichert werden.
Bild: Sondengänger-Gemeinschaft Allertal mit Dr. Lohwasser an der Getrudenkirche.
Quelle: Hendrik Altmann.
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen