f Verschwundene Bahnstrecke zwischen Beedenbostel und Höfer ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Donnerstag, 24. April 2014

Verschwundene Bahnstrecke zwischen Beedenbostel und Höfer

Unweit hinter Beedenbostel befinden sich alte Gleisstränge im Boden. Wer vielleicht schon einmal mit dem Rad in der Gegend unterwegs war, hat die Schienen sicher schon einmal überquert. An einem einstigen Bahnübergang nordöstlich des Dorfes sind sie noch gut erkennbar. 

Bild: Gleisstränge im Bodenbelag der "Grünen-Plan-Straße". Im Hintergrund: Beedenbostel. 
Quelle: Hendrik Altmann. 


Anwohner werden den Zugbetrieb auf der ehemaligen Bahnstrecke Beedenbostel - Höfer - Habighorst noch in Erinnerung haben. Heute existieren nur noch wenige erkennbare Spuren der eingleisige Bahnlinie. Dabei wurde sie früher sogar für den Personenverkehr genutzt.  

Bild: Gleisstränge im Bodenbelag der "Grünen-Plan-Straße". 
Quelle: Hendrik Altmann. 


Bereits im Jahr 1910 gab es Überlegungen die Bergbaubetriebe in Höfer (Schacht Mariaglück) und in Habighorst (Schacht Fallersleben) an das Kleinbahnnetz anzuschließen. Es sollte ein Anschluss an die Strecke Celle - Wittingen erfolgen. Als Knotenpunkt wurde Beedenbostel gewählt. Am 20. September 1911 ergibt der Planfeststellungsbeschluss zum Bauvorhaben der Bahnstrecke. Zuvor hatte der Minister für öffentliche Arbeiten seine Zustimmung zu dem Bau gegeben. 

Da es sich bei der Kleinbahngesellschaft um eine Aktiengesellschaft handelte, mussten die Aktionäre dem Vorhaben zustimmen. Bereits am 17. November 1911 wurde der Vertrag mit den Bergbaugesellschaften beschlossen. Die Kalibetriebe zeichneten Aktien im Wert von 300.000 Mark und übernahmen so die geschätzten Baukosten. Die Kleinbahn sollte für die Strecke eine Lokomotive zur Verfügung stellen, die am Haltepunkt Habighorst stationiert wurde. Diese sollte unentgeltlich für den Rangierbetrieb auf dem Gelände der Bergwerksbetriebe zum Einsatz kommen. 


Bild: Anschluss nach Habighorst. 
Quelle: Vom Kleinbahnnetz zu den Osthannoverschen Eisenbahnen, Hüter, Bretschneider, Uhl, Kasper. 



Bild: Grubenbahnhof Habighorst. 
Quelle: Vom Kleinbahnnetz zu den Osthannoverschen Eisenbahnen, Hüter, Bretschneider, Uhl, Kasper. 


Erst fast zwei Jahre später wurde die Strecke in Betrieb genommen. Am 20. Juli 1912 wurde die Linie abgenommen und am 22. Juli offiziell eingeweiht. Schon bald zeigte sich: die Strecke war für die Kleinbahn alles andere als rentabel. Im Jahr 1913 / 1914 verursachte die Strecke Kosten in Höhe von 31.600 Mark. Dem standen jedoch nur Einnahmen von 30.868 Mark gegenüber - ein Verlustgeschäft. 

Erschwerend kam hinzu, dass nur wenig später die staatliche Bahnstrecke zwischen Celle und Gifhorn eröffnet wurde. Dies führte zu einem deutlichen Rückgang des Zugverkehrs auf der Strecke Celle - Wittingen. Man versuchte entgegenzusteuern und neue Anschlussgleise zu bauen, um die Strecke wieder rentabel zu machen. So wurde unter anderem ein Anschlussgleis in die Papierfabrik in Lachendorf gelegt. Weiterhin gab es Überlegungen eine Bahnstrecke von Lachendorf über Ahnsbeck, Helmerkamp, Hohne, Spechtshorn, Ummern bis nach Pollhöfen zu bauen. Die Eisenbahndirektion stimmte diesem Vorhaben sogar zu - kommen sollte es dazu jedoch nicht mehr. Im Jahr 1914 begann der Erste Weltkrieg und die Pläne wurden fallen gelassen. 


Bild: Fahrplan der Bahnstrecke im Jahr 1926. 
Quelle: Vom Kleinbahnnetz zu den Osthannoverschen Eisenbahnen, Hüter, Bretschneider, Uhl, Kasper. 


Das Verhältnis zwischen der Kleinbahngesellschaft und den Bergbaubetrieben war in den ersten Jahren angespannt. Zwar diente die Bahnlinie für Transportaufträge der Kalibetriebe - es wurde jedoch ebenfalls ein planmäßiger Personenverkehr etabliert. Zwischen der Kleinbahn und den Bergbaubetrieben kam es diesbezüglich zu Streitigkeiten. Zumal die Bahn nicht, wie vertragsgemäß vereinbart, die besagte Lokomotive für den Rangierbetrieb zur Verfügung stellte, beschwerte sich die Bergbaugesellschaft in einem Schreiben vom 22. März 1917. 

Die Bestrebungen die Strecke an die Kalibetriebe abzugeben verliefen im Sand. Trotzdem verbesserte sich die wirtschaftliche Situation der Strecke - auch nach Kriegsende - nicht. 

Bild: Bahnlinie in Höfer / Habghorst - zum Kalibetrieb. 
Quelle: Google Earth, Karte War Office 1945. 


Im Zweiten Weltkrieg gewann die Bahnlinie nochmals an Bedeutung. Zumal im Kalibergwerk Mariaglück eine Untertage-Produktion eingerichtet wurde und am Aschenberg eine Luftmunitionsanstalt in Betrieb genommen wurde, war die Bahnstrecke zu einem wichtigen Verbindungsweg geworden. 

Bild: Kalischaft Mariaglück in Höfer um 1950. 
Quelle: Postkarte. 


Am 22. Mai 1955 wurde der Personenverkehr zwischen Beedenbostel und Höfer eingestellt. Der Güterverkehr blieb jedoch noch über längere Zeit erhalten. Zwischen 2009 und 2011 wurde die Strecke endgültig zurückgebaut. 

Bild: Güterzug verlässt Beedenbostel. 
Quelle: Sammlung Günther Willens. 


Heute finden sich nur noch wenige Spuren, die die einstige Bahnstrecke eindeutig identifizieren. Das Gleisbett und der Schotter sind vollständig abgetragen worden. Schienen und Bahnschwellen sucht man vergebens. Langsam gewinnt die Natur den Grünstreifen vollständig zurück. An vielen Stelle erinnert nur noch der zurückgebliebene Streifen an die einstige Verbindung. 


Bild: Reste einer alten Bahnschwelle. 
Quelle: Hendrik Altmann. 


Bild: Alter Bahndamm. 
Quelle: Hendrik Altmann. 

Bild: Freigelegter alter Kilometerstein der Bahnstrecke. 
Quelle: Hendrik Altmann. 


Bild: Wildwuchs auf der einstigen Bahnstrecke. 
Quelle: Hendrik Altmann. 


Auf aktuellen Satellitenbildern ist die frühere Bahnstrecke immer noch zu erkennen. Sie verläuft leicht S-förmig nordöstlich von Beedenbostel nach Höfer. 

Bild: Bahnstrecke im Satellitenbild. 
Quelle: Google Earth. 

Bild: Bahnstrecke im Satellitenbild. 
Quelle: Google Earth. 



Bild: Bahnstrecke im Satellitenbild. 
Quelle: Google Earth. 


Etwa auf de Hälfte der Strecke zwischen Beedenbostel und Höfer befindet sich ein kleines "Highlight" der ehemaligen Bahnstrecke. Hier musste die Bahn einen Weg und einen kleinen Bachlauf auf gleicher Höhe überwinden. Die Ingenieure ließen sich eine raffinierte Brückenkonstruktion einfallen, um diese Situation zu meistern. Heute liegt diese alte Brücke fast vergessen in der Landschaft...

 Bild: Brücke der ehemaligen Bahnstrecke.  
Quelle: Hendrik Altmann. 

Bild: Brücke der ehemaligen Bahnstrecke.  
Quelle: Hendrik Altmann. 


Bild: Brücke der ehemaligen Bahnstrecke.  
Quelle: Hendrik Altmann. 


Die Bahnstrecke Beedenbostel - Höfer / Habighorst ist heute sicherlich noch vielen bekannt.   Doch die Strecke wurde gründlich zurückgebaut und ist deswegen schon innerhalb kürzester Zeit aus der Landschaft verschwunden. 

Heute erinnern nur noch im Straßenbelag verbliebene Gleisstücke, Waldschneisen und eine alte Brücke an die einstige Bahnstrecke. Diese diente vor allem den Kalibetrieben. Später wurde sie auch von den Rüstungsbetrieben genutzt. 

Trotz allem Moos und Gras welches über die ehemalige Strecke wachsen mag, ist sie dennoch ein Zeugnis der Bahngeschichte im Landkreis Celle. Es ist wichtig die Erinnerung daran lebendig zu halten. 


Viele Grüße, 

Hendrik 






5 Kommentare:

  1. Ich finde es gut das jemand sich darüber Gedanken gemacht hat und dieses auch mal dokumentiert hat. Mir hat der Beitrag sehr gut gefallen, ich fand ihn interessant. Hut ab.
    Jens

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  2. Kurzer, aber netter Beitrag über eine fast vergessene Bahnlinie.
    Mein Jagdrevier liegt in dem Bereich, jetzt wieß ich, wo die alte Strecke hinführte.

    Simon B.

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  3. Interessanter Beitrag über diese vergessene Bahnstrecke.
    Dietrich G

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  4. Sehr schade das die Strecke so schnell zurück gebaut wurde, wo doch jetzt die Gleisanlagen wieder für den Personenverkehr geprüft werden.
    Eine Neubau der Strecke ist ja nun auch nicht mehr möglich da direkt auf der gleisanlage in höfer nun ein Haus gebaut wird.
    Sonst wäre eine Wiedereröffnung umd eventueller weiter Bau bis eschede von der touristischen Sicht nicht verkehrt gewesen.

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    1. Ein Personenverkehr nach Höfer wäre aber auch dann nie passiert ^^

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