f Der Ort des Werwolfes (Löns) ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Freitag, 10. Januar 2014

Der Ort des Werwolfes (Löns)

Wo spielt die Handlung des Werwolfes? 



Bild: Hermann Löns
Quelle: Wikipedia
Kaum ein anderes regionales Werk wurde von der nationalsozialistischen Propaganda derart ausgenutzt, wie die Werwolfgeschichte von Hermann Löns. Die Geschichte der wehrhaften Bauern aus der Heide (Haidburn), die sich im Dreißigjährigen Krieg gegen alle ins Land einfallenden Mächte zur Wehr setzen, wurde im Jahr 1910 veröffentlicht. Löns selbst erlebte den rasanten Werdegang seiner Geschichte in den Dreißigern nicht mehr. Er starb im Ersten Weltkrieg, 1914 in Reims (Frankreich). Zum Weiterlesen: Vita Löns

Vermutlich führte nicht zuletzt der, durch Hitler selbst geförderte Begräbniskult um den Heidedichter dazu, dass er fortlaufend mit nationalsozialistischen Idealen in Einklang gebracht wurde. Dabei wird regelmäßig vergessen: Löns erlebte das III. Reich nicht. Seine Werke entstanden vor dem Hintergrund seiner Zeit. Alles was folgte kann daher nur eine Interpretation und Auslegung sein. 

Bild: Buch-Cover "der Werwolf"
Quelle: Wikipedia
Den Nazis kam es sicherlich zupass was Löns geschrieben hatte. Eine eingeschworene Bauernschaar die feindliche Truppen im Hinterhalt besiegt und am Ende glorreich das eigene Vaterland (im Kleinen) rettet. Das klingt nach einer Gute-Nacht-Geschichte ganz nach Führer-Geschmack. Mit dem kleinen Unterschied, dass sich die Bauern in Löns "Werwolf" nur aus eigener Not wehren. Sie haben zuvor keinen Angriffskrieg begonnen. Auch kämpfen sie nicht für politische Ideale. Ohne den Missbrauch durch die nationalsozialistische Propaganda würde sich die Geschichte sicherlich für den Deutschunterricht eignen. Es finden sich alle Motive, die in den aktuellen Lehrplan passen würden: Staatlichkeit & Rechtsordnung, Gewissenskonflikte und politische Interessenbildung. 

Löns verstand es den inhaltlichen Konflikt treffsicher in eine Zeit und Umgebung einzubetten, die den Leser fesselt und neugierig macht. Da gelingt so gut, dass man glauben könnte reale Orte seien beschrieben worden. Ist das so? Wo spielt die Handlung? 

Zunächst einmal der Link zum Werk: Der Werwolf (Löns) - Digitale Version



Die Handlungsorte


Oft liest man die Handlung des "Werwolf" spiele am Burgwall in Burg bei Celle / Altencelle. Dieser Burgwall diente, wie auch der Geschichte Löns, als Fluchtburg. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass sich Löns tatsächlich durch den markanten Burgwall bei Celle inspirieren ließ. Aber nur wegen diesem Burgwall soll die ganze Handlung in Burg stattfinden? 

Einige Orte werden in der Handlung besonders hervorgehoben. Das sind u.a. Celle (20 mal), Burgdorf (11 mal), Fuhrwerk (11 mal), Wettmar (8 mal), Ehlershausen, Wienhausen, Wietze und Hambühren. 

Alle diese Orte liegen im (Süd-)Osten der Stadt Celle. Und es kommt noch doller! Keine 10 Km entfernt der Stadt Celle findet sich eine seltsame Flurbezeichnung, die fast wie aus dem Buch gegriffen scheint: der "Wulfshorst". 


Bild: Lage des Wulfshorst südöstlich von Celle. 
Quelle: Region Celle Navigator, LGLN.  

Vieles spricht dagegen, dass es sich dabei um einen Zufall handelt. Allerdings ist der einsam liegende Hof beim Wulfshorst auch nicht gerade ein Beweis für den Schauplatz der "Werwolf" Geschichte. Seit der Bauer "Harm Wulf" (Wulfsbur) sich wehrte (daher: Wehr-Wulf) sind schon gute 400 Jahre vergangen. Die Feldflur hat sich seitdem mehrfach geändert. 

Bild: Wulfshorst, südöstlich von Celle. 
Quelle: Region Celle Navigator, LGLN. 


Die Orte die den Wulfshorst umgeben (Celle, Wietze, Burgdorf, Wettmar) passen zwar zur Geschichte der "Wehrwölfe". Jedoch ist es sehr unwahrscheinlich, dass die Bezeichnung "Wulfshorst" die Zeit so unbeschadet überdauerte. Und doch liegt genau in dieser Gegend möglicherweise der Schlüssel zur Löns-Geschichte. 

Zwischen Celle und Wettmar liegt das Wietzenbruch. Im "Werwolf" werden die Heide-Bauern zu Bruch-Bauern, als sie sich vor den Feinden verstecken müssen. Das "Bruch" taucht als feuchte Sumpflandschaft fast 70 Mal im Buch auf. 

Bild: Thönser Berg beim Wulfshorst. 
Quelle: Preußische Landesaufnahme, 1899. 


Auch Bezeichnungen wie "Thönse" und "Thönser Berg" begegnen dem Leser im "Werwolf".  

Und noch ein weiterer Bekannter begegnet dem Leser: der Dietweg - ein alter Handels-, Volks- und Heeresweg. Auch dieser verlief unweit der beschriebenen Gegend...

Es spricht also einiges dafür, dass die Geschichte des "Werwolfes" von Löns nicht ausschließlich bei Burg angesiedelt wurde. Viele Hinweise deuten darauf hin, dass Löns die Handlung irgendwo ins Wietzenbruch legte. Diese Landschaft bestand einst aus großen Heideflächen an die eine weite Bruch- und Moorlandschaft grenzte. Der ideale Rückzugsort, um marodierenden Horden aufzulauern und sie in die Falle zu locken. 



Fazit


Wie auch immer man es deuten mag, dass am Wulfshorst ein einsamer Hof liegt - man muss die Dinge realistisch sehen. Und auch wenn sich die Betreiber des Wulfshorst-Hofes in der Tradition der "Wulfsbauern" sehen, wenn sie eine abgewandelte Wolfsangel auf ihrer Website zeigen, scheint es fraglich, ob dies der exakte Handlungsort ist. 

Die Wolfsangel wurde, ebenso wie die Geschichte des "Werwolfes", für propagandistische Zwecke in der NS-Zeit missbraucht und steht heute in der entsprechenden Form auf der Liste der verbotenen NS-Zeichen. Plakate wie "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns", mit dem Symbol der Wolfsangel, sollten zum Ende des Zweiten Weltkrieges für einen Partisanenkrieg in Deutschland sorgen. Mit einem eigenen Radiosender ausgestattet sollten die NS-Werwölfe als untergetauchte Einheiten hinter den feindlichen Linien für Chaos sorgen, den Nachschub behindern und die eigene Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzen, um mögliche Überläufer abzuschrecken. 

Zu wirkungsvollen Einsätzen der Einheiten kam es nicht mehr und wäre es vermutlich nie gekommen. Es ist sehr bedauerlich, dass ein so interessantes Werk wie der "Werwolf" zur NS-Zeit derart schadhaft benutzt wurde. Frei aus Indiana Jones: "Es sagt mir, dass im Stechschritt marschierende Idioten die Bücher besser lesen sollten, statt sie zu verbrennen…" 

Insgesamt spricht die hohe Detailverliebtheit in der Beschreibung sehr dafür, dass der Schauplatz des "Werwolfes" in einer dünn besiedelten Gegend zwischen Wietze, Fuhrwerk, Wettmar, Burgdorf, Ehlershausen und Celle lag. Und genau dort findet sich eine, selbst heute nicht dicht besiedelte Feldflur: das Wietzenbruch. 


Viele Grüße, 
Hendrik

9 Kommentare:

  1. Schade daß sie ihren Artikel mit der unnötigen Naziparanoia füllen und damit in die mediale Degradierung des H.Löns als Nazi einstimmen.
    Der Werwolf war lange bevor Adolf Hitler kam und auch noch lange nach 1945 fester Bestandteil im Deutschunterricht. Erst ab den '70er Jahren wurde Löns dann so nach und nach im Sinne des Schuldkultes als Nazi bzw. deren Wegbereiter "gebrandmarkt".

    Zur Örtlichkeit möchte ich noch anmerken daß auch Orte wie Heessel, Engensen, Schillerslage etc. im Werwolf auftauchen und somit Löns den Werwolf sicher näher an Burgdorf ansiedelte.

    Gruß aus Burgdorf

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    1. Vielen Dank für Ihren Kommentar. Scheinbar haben Sie leider die erste Passage des Beitrags missverstanden. Obgleich es hier nicht um politische Hintergründe geht, lässt sich die propagandistische Ausnutzung der Werwolfs-Geschichte nicht von der Hand weisen. Wohlgemerkt hatte ich mehrfach betont, dass Löns kaum die Intention gehabt haben kann, den Nationalsozialismus in seiner späteren Form zu unterstützen - zumal er ihn nie erlebte. Dass seine Werke und besonders "der Werwolf" später durch nationalsozialistische Zwecke ausgenutzt wurden und um seine Person ein regelrechter Kult entstand - das will ich nicht in Abrede stellen. Dies ist im oben stehenden Beitrag jedoch auch nicht geschehen.

      Es ist natürlich spekulativ den Handlungsort so eng einzugrenzen. Dass die Orte Heessel, Engensen und Schillerslage für einen Handlungsort näher an Burgdorf sprechen, halte ich für unwahrscheinlich. Zumal die genannten Orte immer dann Erwähnung finden, wenn in der Geschichte von weiter entfernten Handlungsplätzen die Rede ist.

      Viele Grüße aus Celle.

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    2. Wieso schreibt Ihr immer ,,Werwolf''dieses ist nicht von H.Löns.
      Auf dem Cover ist klar und deutlich zu lesen ,,Wehrwolf'',die
      Wulfsbauern haben sich gegen die Angreifer gewehrt,die ihre Häuser
      ansteckten,Frauen vergewaltigten und ihre Kinder ermordeten.

      Gruß aus Celle ..engling_klaus@web.de

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  2. Natürlich geht es bei der Örtlichkeitsfrage nicht um politische Hintergründe. Deswegen schrieb ich ja von der in dem Fall "UNNÖTIGEN" Naziparanoia. Ihr Artikel wäre doch auch ohne das Nazigeschwafel perfekt. Wofür muß in einem Beitrag der sich mit der durchaus interessanten Frage der Werwolf Örtlichkeit beschäftigt soviel "Nazikrempel" im eingearbeitet werden ? Guido Knopp hätte ihren Beitrag nicht besser formulieren können.
    Sie selbst lieber Hendrik machen letztlich genau das was sie den Nazis vorwerfen denn sie instrumentalisieren H.Löns bzw. den Werwolf für politische Meinung.
    Löns war ein Mensch der seine Heimat und sein Volk liebte und darüber schrieb er. Er liebte Heimat und Volk so sehr daß er sogar sein Leben dafür hergab so wie viele andere Menschen auch damals.
    Daß knapp 20 Jahre nach Löns tot die Nazis die gleiche liebe für Heimat und Volk predigten kann man weder Löns noch den Nazis vorwerfen. Damals war es noch eine Selbstverständlichkeit daß man egal ob Nazi oder Spd'ler seine Heimat und sein Volk lieben durfte. Ich wünschte heutige Politiker und Prominente würden die gleiche Heimatliebe in sich tragen wie die Menschen damals.
    Dieses heutige sinnlose Politisieren ist nichts anderes als Gehirnwäsche mit dem Ziel dem Volk vorzukauen was sie gut zu finden haben und was nicht. DAS ist der Grund warum immer weniger Leute sich mit den Werwolf oder anderen Löns Werken beschäftigen.

    Gruß aus Burgdorf

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    1. Mir scheint im Kern teilen wir ähnliche Ansichten zum Thema Hermann Löns, zumal ich im Beitrag wohlwissentlich von einem "Missbrauch durch die nationalsozialistische Propaganda" spreche. In der Reflektion aus heutiger Sicht hat es nichts mit "Naziparanoia" zu tun, wenn man die Dinge so beim Namen nennt. Das 3. Reich bewusst auszuklammern entspräche eben jener Vorgehensweise der 70er Jahre, die Sie selber in Ihrem ersten Kommentar kritisieren.

      "Der Werwolf" war zwar bereits vor dem 3. Reich ein beliebtes Buch. Wie im Beitrag erwähnt, eignete sich die Geschichte aber eben auch vortrefflich für die nationalsozialistische Propaganda. Würde sich ein Lehrer heute mit dem Werk vor seine Schulklasse stellen, wäre ihm der Protest von vielen Seiten sicher. Eben aus diesem Grund ist es wichtig zu betonen, dass die Werwolf-Geschichte nichts mit dem 3. Reich zu tun hat, sonder lediglich für dessen Zwecke missbraucht wurde. Mit einer politischen Aussage hat die Erwähnung dieses Umstandes herzlich wenig zu tun.

      Den Guido Knopp-Vergleich hätte man sich schenken können - auch, wenn manch einer Schubladen benötigt um die Übersicht zu behalten. Man kann Herrn Knopp immerhin zugute halten, dass viele über ihn wettern mögen - aber trotzdem seine Beiträge verfolgen.

      Viele Grüße

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  3. Hallo zusammen, ich lese grad das Buch und finde dort eine Passage, wo Ulf mit ein paar anderen aus Celle über den Dietweg nach Hause reitet statt über die Heerstraße. Sie machen Zwischenstopp in Ehlershausen, im "Krug". Wenn das ein Zwischenstopp war, müsste der Wulfshof halbwegs in derselben Richtung weiter von Celle weg liegen. Wietzenbruch wird dadurch etwas unwahrscheinlicher... wenn man bei google map mal Celle-Ehlershausen-Wietzenbruch eingibt, fährt man quasi hin und wieder zurück...

    Auf der eine oder anderen Karte zwischen 1600 und 1900 finden sich entlang der Strecke Celle - Burgdorf so einige "Brüche": Watlinbruch, Neuenbruch, Utzer Bruch, Nienbruch, ...

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  4. Und weiter... diese Passage hier spricht für einen Ort östlich oder zumindest NICHT westlich von Burgdorf "Anfangs hieß es, seine Pferde würden bloß bis Burgdorf gebraucht; aber als man auf der hohen Haide war, kam ein Zigeuner angelaufen, sprach mit dem Führer und der Zug schwenkte nach Wettmar ab, wo zwei Wagen mit Hafer standen, die Wulf weiterbringen sollte.

    Es war schon meist Abend, als sie in Bissendorf ankamen."

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  5. Immer diese Hetze gegen die ach so bösen Nazis und ihren „Angriffskrieg“. Macht doch mal die Augen auf und lasst die linke Propaganda sein. Ihr wurdet nicht als Schafe geboren, wollt ihr wirklich als welche sterben?

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    1. Beachtlich, wie viel Blödsinn in 3,25 Zeilen passt. Gegen böse Nazis ist es wohl kaum nötig zu "hetzen" - die historischen Belege reichen aus, um hier eine eindeutige Position zu finden. Eventuell sollten Sie dahingehend mal ihren eigenen Kompass einnorden. Tipp: von manchen Standpunkten aus betrachtet, ist auch die Mitte bereits links.

      p.S.: Schafe sind sehr nützliche Tiere.

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