f Celle am 14. Juli 1944 ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Sonntag, 14. Juli 2013

Celle am 14. Juli 1944




Bild: CZ vom 14. Juli 1944




14. Juli 1944...


Was war an diesem Tag in Celle los? Nun, eher nichts besonderes konnte man meinen - im Vergleich zu den Ereignissen, die in der Welt stattfanden.

Am 6. Juni 1944 waren amerikanische, britische und kanadische Truppen in der Normandie (Frankreich) gelandet. In den darauf folgenden Tagen und Wochen kam es zu heftigen Kämpfen um die Küstenstädte und ihr Hinterland.

Zwischen Januar und Mai 1944 tobte in Italien die Schlacht um Monte Cassino.

Im Osten wurde die Deutsche Wehrmacht immer weiter zurückgedrängt. Nachdem 1943 das Unternehmen "Zitadelle" misslungen war und die Stadt Kursk nicht gehalten werden konnte, war jede Hoffnung auf einen Sieg im Osten verloren.

Am 20. Juli 1944 verübte der Widerstandkreis um den Grafen von Stauffenberg ein Attentat auf Hitler , welches dieser jedoch leicht verletzt überlebte.



Und Celle...?


Nun, in Celle kann man sagen unterschied sich der 14. Juli nicht von der Tagen davor oder danach. Und genau darin liegt das Beachtenswerte. In diesem Beitrag geht es um die gespielte Sorglosigkeit an einem Sommertag im Juli 1944...

Werfen wir also einen Blick in die Cellesche Zeitung vom 14. Juli 1944!



Die Bilder können durch Anclicken vergrößert werden






Bild: Die Titel-Story. "Schlacht zwischen Wilna und Ostsee". 
Quelle: CZ 14. Juli 1944. 


Sicherlich fällt es uns heute auf, wenn wir solch eine Geschichte auf Seite eins lesen würde. Damals druckte die Cellesche Zeitung in fast jeder Ausgabe den Stand der Kriegsereignisse ab. Damit unterschied sich die Zeitung aber nicht großartig von anderen Zeitungen. Das war eben das, was die Menschen an der "Heimatfront" lesen wollten / sollten. 

Zumal sich zu Beginn des Krieges viele Leser mit den Erfolgen der Wehrmacht gewinnen ließen, wurden die Kriegsberichte beibehalten. So kam es dazu, dass auch die weniger günstigen Entwicklungen irgendwie positiv bewertet werden mussten. Dass die Armeen im Osten für den Wahnsinn Hitlers verbluteten konnte man ja schlecht schreiben...



Bild: auch die Schlacht um Monte-Cassino fand Einzug in die CZ-Ausgabe.
Quelle: Quelle: CZ 14. Juli 1944. 


"Erst zerstören - dann bezahlen wollen" - mit derartigen Überschriften und fragwürdigen Auslegungen von Fakten sollte der durchschnittliche Bürger dazu gebracht werden ein zurechtgelegtes Bild der Alliierten zu bekommen.

In dem Artikel wird mehr oder weniger deutlich zum Ausdruck gebracht, wie fürsorglich die Wehrmacht doch vorginge und wie rücksichtslos die Alliierten dies danken würden. Es scheint quasi so, als wolle man sagen die anderen würden "unfair" kämpfen. Vor dem Hintergrund, dass zu dieser Zeit die Ungerechtigkeiten vor der eigenen Haustür schon so groß waren, dass man sie kaum übersehen konnte, ist das sicherlich nur eine Ausflucht gewesen.



Bild: Ein Beitrag zur Geschichte.
Quelle: CZ vom 14. Juli 1944.


Der Beitrag über das erste Soldatenhospital in Celle kommt beinahe so fachlich, sachlich und banal daher wie es langweiliger nicht hätte gehen können.

Was sollte man auch geschichtlich spannendes berichten? Normalerweise nutze man die Geschichte ja eher gerne dazu, um auf die "arische" Abstammung zu verweisen und sich selbst in den Himmel zu loben.

In Anbetracht des nahenden Untergangs wollte man sich so viel Sarkasmus dann wohl doch lieber ersparen...



Bild: Der Landkreis berichtet.
Quelle: CZ vom 14. Juli 1944.


"Unterlüß: Die Ortsgruppe Unterlüß der NSDAP gibt bekannt, dass am Donnerstag, dem 20. Juli, um 20:30 Uhr, Stabsarzt Dr. D. (Name) aus Lüneburg im Kurhotel im Rahmen einer Kundgebung zu den Parteigenossen und Einwohnern über das Thema "Der totale Krieg und die bevölkerungspolitische Lage" spricht. Das Erscheinen sämtlicher Parteigenossen und Formationen ist Pflicht. Die Bevölkerung und insbesondere die Frauen, sind zu dieser Veranstaltung herzlich eingeladen." 

Nun, war da am 20. Juli nicht schon ein anderer Termin? - Richtig: Das Hitler-Attentat durch den Grafen v. Stauffenberg. Ob das Meeting in Unterlüß trotzdem stattfand, wage ich stark zu bezweifeln...



Bild: Sport und Mitteilungen...
Quelle: CZ vom 14. Juli 1944.


Celler Jugendhockey, Fußball am Sonntag und natürlich die Sommerkampfspiele der Hitler-Jugend. 

Im Mitteilungsteil bestimmt die Partei das Programm für die nächsten Tage. Die strikte Organisation der Freizeit war, seit Anbeginn des Dritten Reiches, eine de effektivsten Methoden, um die Bürger auf die einheitliche Linie der Partei einzustimmen. 



Bild: Letzte Seite: der Anzeigenteil. 
Quelle: Quelle: CZ vom 14. Juli 1944.


Stellenangebote, Tausch-Gesuche, Veranstaltungen, Werbung, Kirchliches und sonstige Events. 



Fazit...


Wenn man die Zeitungsanzeigen so betrachtet, könnte man meinen es sei nur ein ganz gewöhnlicher Tag in Celle. Doch das entscheidende ist, dass die wichtigen Nachrichten die einzigen sind, die nicht in dieser Zeitungs-Ausgabe gedruckt sind. 

Nichts gedruckt wurde zum Beispiel über den wachsenden Unmut jedes Einzelnen, der das Ende kommen sehen musste. Nichts gedruckt wurde ebenso über das sinnlose Sterben an den Fronten oder die Gedanken, die die Soldaten weit weg von zuhause hatten. Nicht gedruckt wurde auch, dass viele von ihnen absolut sinnlos kämpften - für ein Land, welches längst untergegangen war. 

Ebenso wenig wurde etwas über die zig tausenden KZ-Häftlinge gedruckt, über das Morden und Sterben in den Lagern - nicht einmal über die, die direkt vor der Haustür lagen. Auch über tausende von Zwangsarbeitern, die in (Untertage-) Kriegsproduktionen, bei Hänigsen, Höfe, Scheuen und Hambühren Munition zusammenschraubten, schreib man nichts. 

Über die Bombenangriffe, die schon fast täglich erfolgten - die Amerikaner kamen tagsüber, die Briten Nachts - steht nichts in der Zeitung. 

Es ist, wenn man so will, ein leeres Blatt. Diejenigen, die bereits resigniert auf das Ende warteten, wussten sicherlich bescheid. Viele andere wollten es nicht wissen. 


Abschließend kann man nur festhalten, dass am 14. Juli 1944 in Celle weniger los war, als im Rest der Welt...


Viele Grüße, 

Hendrik. 














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