Nachdem am vergangenen Mittwoch drei schwere 105 cm Sprenggranaten und diverse Infanteriemunition in Ahnsbeck gefunden wurden, war unklar in welchem Zusammenhang diese Rückstände in den Boden geraten sind. Mittlerweile hat der Kampfmittelbeseitigungsdienst die Munition entfernt. Wie kamen diese schweren Geschosse nach Ahnsbeck? Hier eine mögliche Erklärung...
Die älteren Dorfbewohner mögen sich vielleicht noch an jene Tage im Frühjahr 1945 erinnern, als in Ahnsbeck zu Kriegsende mit schweren Kalibern geschossen wurde. Am 14. April gegen 13:00 Uhr Mittag befanden sich verschiedene Kompanien des 771. US Tank-Destroyer-Bataillon in Ahnsbeck. Diese Einheiten verfügten über Panzer des Typs M36 Jackson und M10 Wolverine. Die US Truppen hatten sich auf einen schnellen Vormarsch eingerichtet – Gefechte waren in dieser Phase des Krieges bereits zur Seltenheit geworden. Somit sicherten die Einheiten vermutlich vor allem in nördliche Richtung.
Gegen Mittag des 14. April geschah allerdings das unvorstellbare – eine schwere deutsche Panzereinheit näherte sich aus der südlich gelegenen Allerheide bei Lachendorf. Die deutschen Panzer des Typs „Jagdpanther“ waren ausgerüstet mit der schweren 8,8 cm Kanone. Es handelte sich um Einheiten der SS-Kampfgruppe Wiking unter dem SS-Hauptsturmführer Nicolussi-Leck. Die deutsche Kampfgruppe hatte es bislang geschafft quasi unentdeckt hinter feindlichen Linien in östliche Richtung vorzugehen. Als die schweren deutschen Panzer sich Ahnsbeck näherten, überrumpelten sie die US Truppen vermutlich völlig.
Quelle: H. Altmann.
Zwei US Panzer waren durch Treffer ausgeschaltet, bevor auch nur ein einziges amerikanisches Geschütz in Richtung der Angreifer ausgerichtet werden konnte. Umherfliegende Splitter trafen einen amerikanischen LKW, der mit Munition beladen war. Mindestens zwei US Soldaten wurden getötet – weitere mussten mit Verletzungen evakuiert werden. Ein Kind wurde schwer verletzt und von den US Truppen ins Lazarett nach Bückeburg gebracht.
Auch die deutschen Angreifer hatten Verluste. Ein Panzer wurde getroffen und blieb am Weg nach Bunkenburg stehen – mindes zwei Soldaten starben. Einige erlitten schwere Verwundungen und wurden in einem Behelfslazarett in Lachendorf behandelt. Die SS-Kampfgruppe konnte das Gefecht für sich entscheiden und verzichtete dennoch auf die Einnahme Ahnsbecks. Stattdessen rückten die Deutschen weiter in östliche Richtung ab.