Die Uniformbilder der Armee Ehrenhalle des Vaterländischen Museums Celle
Ein Werk über das Celler Soldatenleben, Uniformen und Teilnahme der Soldaten am Kriegsgeschehen...
Kürzlich bin ich in meinem Schrank auf dieses interessante Werk des Johann Freiherrn von Reitzenstein gestoßen (Biografie). Das Buch stammt aus dem Jahr 1914 - hat also schon einiges erlebt.
Das Tolle ist, dass Reitzenstein (Königl. Sächs. Hauptmann a.D) darin sehr detailliert über die Uniformbilder der Armee Ehrenhalle des Vaterländischen Museums in Celle (heute: Bomann-Museum) berichtet. Und - was noch besser ist - das Werk enthält neben der bloßen Erklärung auch noch richtig tolle Abbildungen der Uniformbilder! Mit anderen Worten: man bekommt einen guten Einblick in die Geschichte des Celler Soldatentums.
Ich habe das Buch komplett eingescannt und per Texterkennung auch aus dem altdeutschen in normale Druckschrift übertragen. Allerdings wäre es witzlos jetzt hier einen Link zu einer 80 mb PDF-Datei zu veröffentlichen. Das Werk ist zwar älter als 70 Jahre und wäre somit urheberrechtlich unbedenklich nutzbar, aber das wäre wohl kaum im Sinne des Verfassers. Daher werde ich nur einige Auszüge - vor allem die Bilder - vorstellen. Wenn sich jemand für Einzelheiten aus dem Buch interessiert, kann sie/er mir gerne eine E-Mail schreiben (found-places@live.de).
Vorwort (d. Verfassers)
Die Uniformbilder in der Armee-Ehrenhalle des Vaterländischen Museums in Celle haben den Zweck, dem Beschauer die Ent- wickelung der militärischen Tracht bei den hannoverschen Truppen vomJahre 1631 bis zur Zeit des Königs Ernst August 1848 vor Augen zu führen. Es ist ein Zyklus von sechzehn Figuren, die von der Meisterhand des Professors Jordan in hannover künstlerisch schön und mit allen, für die Uniformenkunde so wich- tigen Kleinigkeiten bis ins einzelne streng historisch entworfen und ausgeführt sind. Die Auswahl dieser Figuren, welche in einem mehr als zweihundert Jahre langen Zeitraume die Uniformiernng der hannoverschen Truppen charakterisieren, auch deren Waffenruhm verkünden und endlich Beziehungen zu Celle haben sollten, war keine leichte Aufgabe, zumal die teilweise schwer zu be- schaffenden Vorlagen manches zu wünschen übrig ließen. Recht schwierig gestaltete sich auch die Beschreibung der Uniformbilder, bei der für die Geschichte der Truppen und ihre mititärische Tracht vier Zeitabschnitte zu Grunde gelegt wurden.
Den Anfang machen die Truppen der braunschweig- lüneburgischen Herzöge zu Celle und Hannover bis 1703. Die celleschen Truppen sollen schon 1617 Uniform getragen haben, wobei es sich lediglich um eine militärische Egalisierung der Bauernkleidung des Fußvolks und der Rittertracht der Reiterei durch Einführung gleichfarbiger Röcke und Ärmelaufschläge, diese in anderer Farbe, z. B. Weiß mit Blau, gehandelt haben dürfte. Später kamen blanke Knöpfe, bunte Achselschnüre und Bortenbesatz hinzu. In solcher Tracht zeigen sich uns die drei ersten Figuren, der geharnischte Reuter von 1631, der Unteroffizier vom Regimente von Podewils 1687 und der cellesche Konstabler um 1700, beide mit mantelartigem roten Rocke. Die Kriegertracht - die Uniform - der Offiziere hatte König Ludwig XIV. von Frankreich durch spitzenjabot, Manschetten, reichen Treffen- besatz, Federschmuck am Hute, vor allem aber durch die staats- und Sallongeperücke hoffähig gemacht. Dieser französische Einfluss läßt sich bei den beiden nächsten Figuren, dem Ingenieur von 1703 und dem Dragoneroberst, noch deutlich erkennen, aber die mächtige Staatsperücke ist bereits zur kleinen Stutzperücke zusammengeschrumpft. Es folgen diesen beiden Offizieren noch fünf andere Fignren der 1803 aufgelösten Kurfürstlich hannoverschen Truppen, ein Lucknerhusar von 1737, ein Grenadier der Fußgarde von 1759, Reuter vom Regiment von Sprengel 1761, Grenadier der Leibgarde von 1763 und ein Musketier vom Gibraltarischen des Regiments von Reden von 1782, die mit Zopf und Gamaschen, Blechmützen und Uniformschnitt den prenßischen Militarismns charakterisieren, dessen Schöpfer König Friedrich Wilhelm I. war. Daneben macht sich auch seit 1714 der englische Einfluss bemerkbar, anfangs nur in Abzeichen nnd Dekorationen, später jedoch ausgeprägter, wie die beiden letzten Figuren kurhannoverscher Truppen, namentlich der leichte Dragoner vom Prinz-Wallis-Regimente mit seinem Kaskett, 1783, und der Bombardier von 1794 beweisen. Ganz englischen Typ zeigen die beiden nächsten Figuren, der schwere Dragoner und der Schütz von des Königs Dentscher Legion, die von 1803 bis 1816 den dritten und glänzendsten Zeitabschnitt der althannoverschen Kriegsgeschichte bezeichnet. Die beiden letzten Figuren, der Oberst der Garde zu Corps von 1829 und der fast ganz preußisch uniformierte Korporal der Linieninfantrie von 1848, gehören der Königlich Hannoverschen Armee an.
Möge die nachfolgende Beschreibung der Uniformbilder als Beitrag zur Geschichte der hannoverschen Truppen freundliche Aufnahme und nachsichtige Beurteilung sinden. Baden-Baden, im Januar 1907.
Bild: Reuter vom Leibregiment (zu Ross) des Herzogs Georg zu Braunschweig- Lüneburg, 1631
Bild: Unteroffizier vom Infanterie-Regiment von Podewils (das alte Rote), 1687
Konstabler der Celleschen Artillerie um 1700
Bild: Hannoverscher Ingenieur von 1705
Bild: Oberst vom Dragoner-Regiment von Bülow, 1708
Bild: Luckner-Husar von 1757
Bild: Grenadier der Fußgarde (Grenadieregiment) von 1759
Bild: Reuter vom Regiment von Sprengel (vormals Rauchhaupt), 1761
Bild: Grenadier des Leibgarde-Regimants, 1763
Bild: Musketier vom Infanterie-Regiment von Reden, 1782
Dragoner vom 10. Regiment Prinz Wallis, leichte Dragoner, 1783
Bild: Bombardier vom Artillerie-Regiment, 1794
Dragoner vom 1. Schweren Regiment der Königlich Deutschen Legion, 1812
Schütz vom 2. leichten Bataillon der königlich Deutschen Legion, 1815
Bild: Oberst der Garde du Corps, 1829
Korporal vom 3. Infanterie-Regiment, 1848
Veränderungen der Uniformen...
Deutlich erkennbar ist der internationale Einfluss bei der fortlaufenden Gestaltung der Uniformen. Die Reuter-Uniformierung von 1631 (Dreißigjähriger Krieg) hat nichts mehr mit der Bekleidung eines Soldaten des Siebenjährigen Krieges oder der Befreiungskriege (1813 bis 1815) gemeinsam.
Besonders durch die Jahre der Fremdherrschaft und den recht häufigen Wechsel der hannoverschen Herrscher wurden die nationalen Uniformstile durchbrochen.
Es würde an dieser Stelle zu weit gehen die einzelnen Uniformen detailliert zu beschreiben. Zumal dies im Buch (Uniformbilder in der Armee-Ehrenhalle (...), Reitzenstein, 1914) bereits erfolgte.
Fazit...
Um sich einen ersten Überblick zum Thema historische Uniformen in Bezug auf Celle/Hannover zu verschaffen ist das Buch von Reitzenstein bestens geeignet und sehr empfehlenswert! Erhalten kann man es u.a. hier: ZVAB oder man findet es - wie ich - einfach in seinem Schrank. Für den weiteren Einstieg in das Thema empfehle ich: Liliane und Fred Funcken, Historische Uniformen, Mosaik Verlag (2 Bände). Fairer Weise muss man sagen, dass das Thema "Uniformen" - und dazu noch aus verschiedenen Zeiten - sehr (!) umfassend ist. Selbst wenn man sich auf Niedersachsen/Hannover beschränkt hat man noch gut zu lesen. Schnell hat man bei so einem Thema die Lust am Weiterlesen verloren - daher will ich auch gar nicht so sehr ins Detail gehen. Reitzenstein hat das Problem in seinem Buch clever gelöst: er beschränkt sich im Wesentlichen auf Celle und auf die Sammlung des Vaterländischen Museums. Die 16 Uniformbilder erklärt er sehr anschaulich und leicht verständlich. Daneben erläutert er chronologisch die kriegerischen Ereignisse bei denen diejenigen, welche in den jeweiligen Uniformen steckten, eingesetzt wurden.
Bei Fragen gerne eine E-Mail an: found-places@live.de
Viele Grüße,
S.t.a.l.k.e.r.
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Quellen:
Originalausgabe: Uniformbilder in der Armee-Ehrenhalle des Vaterländischen Museums in Celle. Beschrieben von Johann Freiherrn von Reitzenstein. Herausgegeben vom Vaterländischen Museum, Celle 1914, Verlag und Druck von W. Ströher.
Zeichnungen: C. Ernst.
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