f Blickwinkel #12; Allerbrücke Langlingen ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Dienstag, 5. Mai 2020

Blickwinkel #12; Allerbrücke Langlingen


Schon in früheren Zeiten entstanden in Stadt und Landkreis herrliche Aufnahmen von Sehenswürdigkeiten, Straßenszenen und alltäglichen Begebenheiten. Manchmal sticht erst beim direkten Vergleich mit heutigen Aufnahmen ins Auge, was sich im Laufe der Zeit verändert hat. In der Serie Blickwinkel werden alte Fotografien im historischen und lokalen Kontext vorgestellt. 

Eine Allerbrücke hatte Langlingen schon von Alters her. Wie die Kurhannoversche Landesaufnahme aus dem Jahr 1780 belegt, verlief früher sogar die alte Poststraße zwischen Celle und Gifhorn über die Langlinger Allerbrücke. 

In früherer Zeit wurden die Brücken meist aus Holz konstruiert. Eine Ausnahme bildete unter anderem die Schwachhäuseer Brücke - hier wurde im Jahr 1931 eine Kastenbrücke mit massiven Stahlträgern installiert. 

Eine alte Postkarte, die am 2. März 1941 gelaufen ist, zeigt den Lauf der Aller unterhalb der Langlinger Allerbrücke. Zu erkennen ist auch noch das hölzerne Geländer der Brücke und das Hinweisschild "Schritt fahren". 

Bild: Blick von der alten Allerbrücke bei Langlingen. Quelle: Postkarte, 1941; Archiv Altmann. 

Die hölzerne Allerbrücke sucht man heute bei Langlingen vergebens - sie überlebte das Ende des Zweiten Weltkrieges nicht. Am Abend des 12. April 1945 befand sich das 3. Bataillon des 334. Infanterie Regiments der 84. US Infanterie Division im Vormarsch von Hannover über Bröckel und Wiedenrode. Die Einheit sollte eigentlich das Nordufer der Aller erreichen und sichern. 

In Langlingen lagen jedoch zu diesem Zeitpunkt Teile der SS. Ausbildungs- und Ersatzabteilung der Nebeltruppe. Die Brücke war bereits mit Sprengladungen versehen. Im Gespräch mit der Celler Redakteurin und Heimatforscherin, Hanna Fueß, erinnerte sich der Langlinger Bauer Scheller noch Ende des Krieges, dass die "schöne feste Allerbrücke durch die Wehrmacht gesprengt wurde". Eigentlich hatte der Volkssturm den entsprechenden Auftrag erhalten - die vor Ort beheimateten Volkssturmleute weigerten sich jedoch den Befehl auszuführen. 

Am 12. April 1945 um 19:00 Uhr Abends ist die Brücke schließlich gesprengt worden - von der Waffen SS oder der Wehrmacht - man weiß es nicht genau. Die US-Truppen waren bereits im Anrollen und hatten das Feuer auf den Ort eröffnet. Die Sprengung scheint somit in letzter Sekunde erfolgt zu sein und durchkreuzte den Plan der US-Einheit. Diese war nun gezwungen am Abend des 12. April in Langlingen zu verbleiben, um am nächsten Tag eine andere Überquerungsmöglichkeit über die Aller zu finden. Weitere Informationen

Heute erinnert an diese Geschehnisse vor Ort natürlich nichts mehr - und natürlich wurde die zerstörte Allerbrücke nach Kriegsende recht bald durch eine neue ersetzt. 

Bild: Blick von der neuen Allerbrücke bei Langlingen. Quelle: Altmann; 2020. 

Der Flussromantik hat die neue Brückenkonstruktion wohl keinen Abbruch getan. Ein weiterer Vorteil: der Hinweis auf Schrittgeschwindigkeit ist bei der neuen Brücke wohl nicht mehr notwendig gewesen. 

Im direkten Vergleich fällt auf, dass sich vor Ort eigentlich gar nicht so viel verändert hat - bis auf die inzwischen neue Brücke. 


Bild: Vergleich der beidenBilder; Allerbrücke bei Langlingen. Quelle: Postkarte, 1941 / Aufnahme heute; Archiv Altmann. 

Im Lauf der Geschichte wurde die Allerbrücke sicherlich einige Male erneuert und ersetzt. Ungewöhnlich dürfte es jedoch gewesen sein, dass die Brücke durch Kriegseinwirkungen in Mitleidenschaft gezogen wurde. 

Somit ist die Allerbrücke ein Beleg dafür, dass sich die Ereignisse zum Ende des Zweiten Weltkrieges teilweise unmittelbar vor unserer Haustür abgespielt haben. 

H. Altmann


2 Kommentare:

  1. Hendrik, nicht eine SS-Werfer-Ausbildungs-und-Ersatzabteilung sonder DIE SS-Werfer-AuE-Abt...es gab nur diese Eine

    Gruß

    Jan-Hendrik

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  2. Danke für den Hinweis! war missverständlich - die Abteilung war ja auch auf mehrere Orte verteilt.

    Viele Grüße ;)

    Hendrik

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