f Blickwinkel #13; Post Celle ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Dienstag, 26. Mai 2020

Blickwinkel #13; Post Celle


Schon in früheren Zeiten entstanden in Stadt und Landkreis herrliche Aufnahmen von Sehenswürdigkeiten, Straßenszenen und alltäglichen Begebenheiten. Manchmal sticht erst beim direkten Vergleich mit heutigen Aufnahmen ins Auge, was sich im Laufe der Zeit verändert hat. In der Serie Blickwinkel werden alte Fotografien im historischen und lokalen Kontext vorgestellt. 

Orte, die man fast jeden Tag vor Augen hat, verlieren manchmal die Aufmerksamkeit, die sie aufgrund ihrer Geschichte verdienen. Ähnlich mag es bei sich beim alten Gebäude der Hauptpost am Schloßplatz Nr. 8 verhalten. Auf einer alten Postkarte, gelaufen im Jahr 1900, ist das Postgebäude abgebildet - zu diesem Zeitpunkt war es gerade einmal fünf Jahre alt. 


Bild: Hauptpostgebäude in Celle, 1900. Quelle: Postkarte, 1900; Archiv Altmann. 

Das Celler Postwesen geht bis in die herzogliche Zeit zurück. Berittene Boten überbrachten wichtige Nachrichten - für das einfache Volk war es allerdings zu dieser Zeit noch unvorstellbar Neuigkeiten über weit entfernte Distanzen zu versenden oder zu empfangen. Um 1350 lag Celle am Postweg von Nürnberg nach Hamburg. Bereits in dieser Zeit konnten sich die Celler recht glücklich schätzen - spannende "News" aus diesen wichtigen mittelalterlichen Handelsplätzen gelangten nun regelmäßig in die Stadt. 

Im Jahr 1645 erhielt Celle auf Veranlassung Kaiser Ferdinands III. Anschluss an die Thurn- und Taxischen Fernpostlinien. Bereits 1941 hatte ein Hildesheimer Bürger einen Postdienst zwischen Bremen, Celle, Hannover, Hildesheim und Kassel eingerichtet. Seit dieser Zeit erhielt Celle auch im Stadtbild die erforderlichen Gebäude. Schon 1540 gab es das erste Posthaus Am Markt. 1652 gab es noch die Poststation des Fuhrunternehmers Lose Im Kreise. 

Nachdem Herzog Georg Wilhelm den Hofagenten Francesco Maria Stechellini-Capellini im Jahr 1678 zum Generalpostmeister ernannt hatte, machte dieser das Postwesen vom Thurn- und Taxischen System unabhängig. Einige Postrouten, die noch heute die Bezeichnung "Alter Postweg" führen, gehen auf diese Epoche zurück. 

Zwischen 1682 und 1885 wechselte der Sitz der Post in Celle mehrmals. Von der Mühlenstraße Nr. 1 verlegte sie 1706 in die Zöllnerstraße, dann in die Mauernstraße und schließlich an den Schloßplatz Nr. 8, wo sich einst die alte Vorburg befunden hatte. Dieses Gebäude steht heute noch an Ort und Stelle. 


Bild: Hauptpostgebäude in Celle, heute. Quelle: Altmann, 2020. 

Mit dem Aufkommen neuer Technologien veränderte sich auch das Postwesen. Maßgeblichen Einfluss entfaltete in diesem Zusammenhang insbesondere die Eisenbahn. Die letzte Postkutsche im Raum Celle fuhr im Jahr 1913 von Wienhausen nach Celle. 1924 wurde der Paketverkehr durch Pferdekutschen von Automobilien übernommen. 

Ein klein wenig ist dieser Prozess auch an der vorliegenden Postkarte abzulesen. Diese lief am 13. November 1900 ab Hannover ins belgische Denderleeuw - und kam im dortigen Postamt bereits am selben Tag an. 


Bild: Postkarte, Rückseite. Quelle: Postkarte, 1900; Archiv Altmann. 

Ob die Karte die dortige Mademoiselle erreicht hat, bleibt ungewiss. Nichtsdestotrotz ist sie ein schönes historisches Zeugnis aus der Geschichte der Stadt Celle. Im direkten Vergleich fällt auf, dass sich in Bezug auf das alte Hauptpostgebäude eigentlich gar nicht so viel verändert hat. 

Bild: Hauptpostgebäude in Celle, 1900 - Vergleich heute. Quelle: Postkarte, 1900; Aufnahme 2020, Altmann. 

H. Altmann


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Quellen: RWLE Möller, Celler-Chronik. 





1 Kommentar:

  1. "Bereits 1941 hatte ein Hildesheimer Bürger einen Postdienst zwischen Bremen, Celle, Hannover, Hildesheim und Kassel eingerichtet." Zahlendreher/falsche Jahrzahl vermute ich? Im vierten Absatz. Ansonsten wier immer toll zu lesen, sehr informativ und hier im Blog sehr schön dargestellt. Weiter so! :)

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