Der Lachendorfer Werwolf
Einer Sage nach hatte ein Lachendorfer Bauer zwei Knechte, die eines Tages gemeinsam zur Mittagszeit auf der Weide waren. Sie wollten im Schatten eines Baumes Mittagsruhe halten und so kam es, dass einer der beiden fast einschlief.
Im Halbschlaf sah er, wie sich der andere Knecht einen ledernen Gürtel anlegte und sich in einen Werwolf verwandelte. Gleich nach der Verwandlung rannte der Werwolf davon und riss ein junges Fohlen, welches auf der Weide stand. Von dem Tier blieb fast nichts übrig.
Später wachte der andere Knecht unter dem Baum wieder auf und fand den "Werwolfknecht" in menschlicher Gestalt neben sich liegen. Sie taten ihre Arbeit und gingen nach Hause. Auf dem Weg ließ sich der normale Knecht nichts anmerken - sagte aber dennoch zum Werwolfknecht:" ich würde mich nicht am lebendigen Pferde satt essen wollen..."
Der Werwolfknecht entgegnete:" das hättest Du heute Mittag nicht sagen dürfen - dann wäre es Dir übel ergangen..."
Als er bei anderer Gelegenheit wieder seinen Gürtel umlegte und sich in einen Werwolf verwandelte, folgten ihm die anderen Knechte, hetzten die Hunde auf ihn und schlugen ihn tot.
(Originaltext in: Quelle: Will-Erich Peukert: Niedersächsische Sagen II. Göttingen 1968, S.498-499)
Bild: Der Werwolf von Neuss.
Quelle: Wikipedia.
Nur eine Sage...?
Zunächst klingt es sehr weit hergeholt. Ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, da war eine ganze Menge Phantasie im Spiel - oder Drogen. Oder beides...
Aber - die Geschichte hat auch viele realitätsnahe Hintergründe. Nördlich von Lachendorf liegt die alte "Wulfsloher Heide" - eine ehemalige Heidelandschaft, die ihren Namen nach den vielen Wölfen bekam, die einst dort lebten. Im und nach dem Dreißigjährigen Krieg, in welcher Zeit sich diese Sage zugetragen haben soll, wird überregional berichtet, dass Wölfe ganze Landstriche bevölkerten. Der Krieg brachte Seuchen und Chaos - niemand beschäftigte sich mit der Wolfsjagd und so breiteten sich die Tiere in dieser Zeit stark aus. Erst später wurden sie in groß angelegten Jagden weitgehend und schließlich ganz ausgerottet. Leider weiß man nicht, wo exakt sich die Geschichte zugetragen haben soll...
Es ist zwar ein Mythos, aber ein verbreiteter: der Gürtel. Angeblich führt ein Gürtel aus Wolfsleder dazu, dass sich der Träger in einen Werwolf verwandeln kann. Es existieren auch noch Varianten, in denen der Werwolf seinen Gürtel von Satan persönlich erhält.
Es ist anzunehmen, dass die Menschen damals wirklich etwas beobachtet haben, oder dass die Geschichte frei erfunden ist.
Fazit
Wie bei den alten Sagen, um Riesen und Zwerge, oder auch bei den neuen Legenden, wie die der "Weißen Frau" ist nicht die wortwörtliche Bedeutung gemeint. Vielmehr geht es darum etwas mitzuteilen. Der tiefere Sinn in einer solchen Sage muss aus heutiger Sicht nicht immer logisch oder greifbar sein.
Ohne einen tieferen Sinn zu suchen, kann man festhalten, dass es sich die Menschen damals oftmals etwas einfach gemacht haben, wenn es um die Ursachenfindung ging.
Heute denkt man nicht mehr an den Werwolf, wenn so etwas passiert:
Wölfe reißen 8 Schafe (CZ vom 11.09.2013) - Oder hat dort etwa jemand den Wolfs-Gürtel angelegt?
Viele Grüße
Hendrik
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