Zeitschrift zum Tag (heute: 06.09.1940)
Am einfachsten erfasst man die Dinge doch, wenn man sich in die Situation selbst hineinversetzt. So geht es einem häufig bei Problemen, die einem ein anderer berichtet: erst wenn man sich selber in die Situation versetzten kann, versteht man meist das Problem.
So ist es wohl auch bei Geschichte - wie soll man aus heutiger Sicht Dinge verstehen und beurteilen, die außerhalb des persönlichen Bereiches liegen. Durch eine gewisse Vorbildung kann man sein Denken dahingehend schulen. Trotzdem ist die einfachste Möglichkeit sich in etwas hineinzuversetzen und es so zu verstehen, indem man denselben Blickwinkel wählt. Das soll in diesem Zusammenhang keineswegs missverstanden werden - der Blickwinkel meint nicht die persönliche Meinung und Einstellung zu etwas - vielmehr geht es um den "Blick auf eine Sache".
Um dies zu demonstrieren berichte ich heute über eine alte Zeitschrift: "Die SA" vom 06.09.1940 (also genau heute vor 72 Jahren). Damals mag alles etwas anders gewesen sein, als heute. Dennoch waren bestimmte Dinge auch identisch z.B. die Gefühle der Menschen in Bezug auf den sich neigenden Sommer. Zumindest ist das sehr wahrscheinlich - wenn man mal alle anderen Geschehnisse plakativ ausblendet.
Ich möchte in diesem Beitrag einige der Inhalte der Zeitschrift vom 06.09.1940 vorstellen. Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass es sich nicht um eine Verherrlichung - sondern eine geschichtliche Betrachtung handelt die zeigen soll, was die Menschen genau heute vor 72 Jahren lasen. (Alle nationalsozialistische Zeichen wurden natürlich entfernt!)
Die Zeitschrift
Frontcover der Zeitschrift.
Unten erkennbar: 06.09.1940.
Das Hakenkreuz wurde entfernt.
Der Hauptartikel "Lüge und Revue - Ausdruck britischen Geisteslebens".
Der Artikel ist mehr oder weniger eine Abhandlung progagandistischer Art über Großbritannien". Im Wesentlichen werden darin britische Ideale verunglimpft und ihnen jede Form von Ehrbarkeit abgesprochen.
Letztlich lässt sich der Artikel in die einfachen Worte fassen:"Deutsche sind toll - Briten nicht!" - sicherlich nicht ungewöhnlich für Zeit und Kontext.
In Zeichnungen wie dieser soll an Kriegstugenden appelliert werden. Diese Zeichnung beispielsweise seitenfüllend - es fehlt eigentlich nur noch der Hinweis "reiß mich aus und häng mich auf..."
Die Handzeichnung stammt von einem unbekannten "E.R. 40". Ein typisches Propagandabild. Mit ihm soll der Einzelne auf die allgemein und typisch heroischen Ideale der SA eingeschworen werden.
Auch mal ganz praktisch:
nebenbei lernt der aufmerksame Leser, wie er mit der Gasmaske II umgehen muss. Könnte ja sein, dass man die mal braucht.
Dazu findet man eine Seite vorher auch noch die Benutzeranleitung. Im oberen Drittel dieser Darstellung sieht man, wie die Gasmaske anzulegen ist. In der Mitte und Unten haben wir dann die Darstellung, wie die Gasmaske korrekt zu tragen ist - zu Fuss und auf dem Pferd.
Fragt sich wo das Pferd seine Gasmaske trägt...
Interessant:
Feldpost. "Aus dem Dienst und dem Leben der SA".
Zitat:
"Der alte Kampfgeist der SA, verbunden mit dem Geist der Wehrmacht, wird auch den letzte Widerstand brechen. Ich hoffe nur, auch beim letzten Sturm dabei zu sein." (Gefr. W. Obersturmbannführer).
Weitere "Leserbriefe" der Feldpost. Daneben immer wieder Zeichnungen von Wehrmachtssoldaten. Beim Stellungsbau, beim Anreichen von Artielleriemunition (beliebtes Motiv), beim Essen und beim Funk.
Es ist dem objektiven Beobachter aus heutiger Sicht natürlich klar, was sich hinter solchen "Leserbriefen" steckt. Der damalige Leser sollte neugierig auf den Dienst an der Waffe gemacht werden. Natürlich konnte man hier keine objektiven Berichte drucken.
Was haben wir denn da?
Eine Karte von Großbritannien mit Flughäfen und Marinehäfen. Na so ein Zufall!
- Wo wir doch auf den Seiten 1 bis 5 darauf eingeschworen wurden, dass uns die Briten nicht mögen - wir aber besser sind als sie. Was soll man daraus schließen...
Anders als heute wurde das Volk mittels solcher Darstellung aktiv zum Strategen und Feldherren. Jeder konnte sich leicht ein Bild der Lage machen und fachsimpeln, wie man den Gegner in die Knie zwängen könnte. Das war der Propagandaführung natürlich schnell aufgefallen:
Die Menschen hinterfragten an dieser Stelle nur das "wie" - wie kann man die Briten besiegen? Aber nicht das "Warum" - das wurde nämlich vorgegeben. Und zwar auf den Seiten 1 - 5...
Auch beliebt:
Kleinanzeigen. Auf dieser Seite erfährt man unter anderem, dass "die Front der Arbeit den "Angriff" liest" und wird über "Kleinigkeiten von Bedeutung" (Kleinkalibergewehre) von der Marke Walther informiert.
Ein heroischer Abschluss darf natürlich nicht fehlen...
Fazit
Natürlich waren das nicht alle Seiten der Zeitschrift vom 06.09.1940. Bei Sammlern werden derartige Exemplare hoch gehandelt - um die 25 bis 45€ habe ich einige Male im Internet gefunden. Ob ich dafür so viel Geld ausgeben würde? Eher nicht. Denn ich glaube fast nicht, dass sich die anderen Ausgaben wesentlich in ihrem Inhalt unterscheiden. Vielleicht wird darin dann nicht auf Großbritannien sondern den USA, Russland oder Frankreich herumgehackt...
Für einen Einblick reichen die oben dargestellten Seiten wohl aus. Sie vermitteln uns auf anschauliche Weise, wie die Propaganda damals eingesetzt wurde.
September 1940 - da herrschte gerade ein Jahr Krieg. Und heute vor 72 Jahren hatten viele einen unerschütterlichen Glauben an ein politisches System wie es es hoffentlich nie mehr geben möge!
Damit soll es für den 06.09. erst einmal gut sein.
Beste Grüße,
S.t.a.l.k.e.r.
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