f Der alte Obstgarten bei Vorwerk ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Sonntag, 19. März 2017

Der alte Obstgarten bei Vorwerk



Unmittelbar zwischen Celle und dem Stadtteil Vorwerk befinden sich einige Flächen und Bereiche, die scheinbar fast vergessen sind. Hier ist unter anderem ein alter Obstgarten zu finden, der quasi im Dornröschenschlaf vorzufinden ist. 

Es ist schon beeindruckend, dass dieser Ort, obwohl er sich in direkter Nachbarschaft zu belebten Straßen und bewohnten Gebieten befindet, offenbar nur wenig Beachtung erfährt. 

Der alte Obstgarten liegt in Richtung Vorwerk rechts der Straße quasi in der Verlängerung der Straße "Hohe Wende". Offenbar befindet sich der alte Garten im toten Winkel zwischen der ehemaligen Kaserne an der Hohen Wende, dem Vorort Vorwerk und den Industrieflächen bei Altenhagen. 

Bild: Alter Obstgarten zwischen Celle und Vorwerk. Quelle: Google Earth. 

Vor Ort scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. In Reihe gepflanzt stehen alte Apfel-, Birn- und Kirschbäume im Obstgarten. Der Boden ist bedeckt mit alten Früchten. Schon vor längerer Zeit hat sich Efeu ausgebreitet. In dicken Ranken hat es die Bäume erklommen und bis in ihre obersten Wipfel eingenommen. 

Bild: Alter Obstgarten zwischen Celle und Vorwerk. Quelle: H. Altmann. 
Es ist eine eigenartig mystische Atmosphäre in diesem alten Obstgarten. Wenn das Sonnenlicht durch die mit Efeu bedeckten Baumkronen bricht, zeigt sich die ganze Schönheit dieses Ortes. Irgendwie hat die Szene etwas Beeindruckendes. 

Bild: Alter Obstgarten zwischen Celle und Vorwerk. Quelle: H. Altmann. 

Geschichtlich betrachtet befindet sich der alte Obstgarten auf historischem Gründung Boden. Unweit von den schmalen Alleen der Obstbäume befanden sich einst Gebäude der ehemaligen Kaserne. Heute stehen nur noch die Gebäude auf der anderen Straßenseite - weiter in Richtung der Stadt Celle. Einst gab es aber noch weitere Gebäude in Richtung Vorwerk. 

Doch der Obstgarten ist auch noch aus anderen Gründen historisch interessant. In diesem Bereich erstreckten sich früher die alten Wirtschaftsflächen der Schieblerschen Baumschule

Bild: Efeu-Ranken im alten Obstgarten. Quelle: H. Altmann. 

Die Baumschule war im ganzen Land für die erlesenen Züchtungen von Obstbäumen bekannt. An so manchen Straßen und Allen wachsen heute noch alte Obstbäume aus der Obstplantage bei Celle, die scheinst zwischen Vorwerk, Groß Hehlen, Celle und Altenhagen erstreckte. 

Mit dem Aussterben der Familie Schiebler verschwanden auch die Anbauflächen. Lediglich einige Straßennamen erinnern noch an die einst ausgedehnten Flächen der Gartenhandlung. Gehörte dieser Obstgarten vielleicht damals zu den schieblerschen Anbauflächen? 

Das wäre schon eine kleine Sensation, denn es finden sich heute eigentlich keine Spuren der damaligen Obstplantagen mehr. In diesen wurden Veredelungen und heute seltene Obstsorten gezüchtet, wie etwa die Apfelsorte "Schieblers Taubenapfel". 

Bild: Alter Obstgarten zwischen Celle und Vorwerk. Quelle: H. Altmann. 

Die Obstbäume weisen einen Durchmesser von etwa 35 cm auf. Anhand des Durchmessers der Bäume lässt sich Ihr Alter schätzungsweise bestimmen. Die Schätzung ergibt für Apfelbäume ca. 48 Jahre, für Birnbäume ca. 47 Jahre und für Kirschbäume ca. 58 Jahre. Unterstellt man, dass der Obstgarten einheitlich zur selben Zeit bepflanzt wurde, kommt man so auf ein Alter von rund 50 - 60 Jahren. 

Vielleicht handelt es sich beim alten Obstgarten bei Vorwerk um eine Bepflanzung aus Zeiten der Kasernengebäude. Eher wahrscheinlich ist jedoch, dass die Bäume danach gepflanzt wurden. Damit wäre zumindest ein Zusammenhang zu den schieblerschen Obstplantagen ausgeschlossen. 

Bild: Efeu-Ranken im alten Obstgarten. Quelle: H. Altmann. 

Andere Bepflanzungen im Landkreis, die sich anhand schriftlicher Quellen zweifelsfrei den schieblerschen Obstbeständen zuordnen lassen, weisen allerdings einen ähnlichen Stammumfang auf. Ganz ausschließen lässt sich somit nicht, dass die Obstbäume bei Vorwerk nicht schon um einiges älter sind. 

Insgesamt ist der alte Obstgarten ein beeindruckender Ort. Er vermittelt Geschichte - unmittelbar vor der Haustür vieler Celler. Die geschichtlichen Zusammenhänge liegen teilweise noch im Dunkeln - vielleicht kann das historische Gesamtbild durch künftige Untersuchungen noch vervollständigt werden... 

H. Altmann



5 Kommentare:

  1. Ja, den Obstgarten kenne ich, habe ihm aber leider nie Beachtung geschenkt. Ich bin den Schleichweg, an dem der Garten liegt, früher immer mit dem Rad lang gefahren, auf dem Weg in die Schule. Mittlerweile müsste er fast vollständig zugewachsen sein.

    AntwortenLöschen
  2. Das war ein schrebergarten der wegen der Ortsumgehung weichen muste

    AntwortenLöschen
  3. Wir waren im letzten Jahr einmal da, und haben einige Äpfel mitgenommen. Wir haben es zufällig entdeckt, weil wir nach Brombeeren gesucht haben. Über das Feld kommt man nur schwer dort hin. In diesem Jahr habe ich es leider vergessen, eigentlich schade

    AntwortenLöschen
  4. Den ehemaligen Obstgarten kann man heute vergessen: das ist nur noch ungepflegter Wildwuchs, voller Brombeersträucher und Unkraut, es führen keine Wege hindurch, und es liegt überall Müll herum. Nicht schön.Schade.

    AntwortenLöschen
  5. Ein schöner Fund Hendrik,
    zunächst dachte ich auch an die Schieblersche Baumschule, was aufgrund der begrenzten Lebensdauer von Obstbäumen allerdings sicher auszuschließen ist. Eine Verbindung zur Kaserne halte ich auch nicht unbedingt für schlüssig - aber hast Du schon mal über einen Zusammenhang mit der Spinnhütte und der sogenannten Webersiedlung nachgedacht? Die räumliche Nähe ist doch etwas verdächtig und zeitlich würde es auch gut passen.

    AntwortenLöschen