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Dienstag, 21. Juli 2015

Das Aus in Altencelle



Das Aus in Altencelle...


Wie die Cellesche Zeitung am 20.07.2015 berichtet stehen die archäologischen Forschungen in Altencelle vor dem Aus. Die niedersächsische Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajić (Grüne) teilte auf Anfrage des Landtagsabgeordneten Thomas Adasch (CDU) mit, dass Seitens des Landes keine Mittel aufgewendet werden können um die Ausgrabungen in Altencelle fortzuführen. 

Laut CZ-Bericht verwies die Ministerin darauf, dass ein Verbleib der Funde im Boden verantwortet werden könne - neue Forschungsmethoden wären eventuell später in der Lage diese ohnehin besser zu sichten. Allerdings ist fraglich inwiefern diese Methoden überhaupt noch zum Einsatz kommen können, denn die nächsten Bauabschnitte der geplanten Ostumgehung verlaufen durch das archäologische Forschungsgebiet. 


Bild: Magnetometermessungen in Altencelle
Quelle: Dr. Lohwasser. 


Was bisher erreicht wurde...

Dr. Cornelia Lohwasser (Uni Göttingen) widmete sich in den letzten Jahren den archäologischen Untersuchungen rund um Altencelle. In 17 Grabungsschnitten konnten unter Mithilfe Studierender und freiwilliger Helfer bisher unbekannte Bodendenkmäler untersucht werden. Darüber hinaus wurden umfassende Magnetometer-Prospektionen durchgeführt, welche eindrucksvolle Ergebnisse verborgener Bodenstrukturen lieferten. Die anschließenden Grabungen erbrachten teils neue Erkenntnisse zur Bedeutung der untersuchten Bodendenkmale und zur Geschichte Altencelles. 

Unter anderem wurde die Gertrudenkirche mehrfach untersucht, der Burgwall in Burg, die Nienburg, und der heutige Pfarrgarten. Dabei lagen ein möglicher Hafen östlich der Gertrudenkirche und die Umgebung der einstigen Brunonenburg im Fokus der Archäologen.  Es kamen zahlreiche neue Erkenntnisse ans Licht. So konnte erstmals die hochmittelalterliche Besiedlung des Niemarktes erforscht werden - eine Schmiedehütte mit etlichen Beifunden wurde entdeckt. Als besonders eindrucksvoller Fund der einstigen Schmiede wurde eine Gewandschnalle identifiziert, die ins 13. Jahrhundert datiert. 

Bild: Gewandschnalle des 13. Jh. aus Altencelle. 


Die Kooperationen...

Bei den Untersuchungen in Altencelle zeigte sich eine gute Zusammenarbeit zwischen Archäologen, Heimatforschern und Sondengängern. Damit dürften die Forschungen in Altencelle nach den Vorstellungen des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege erfolgt sein. Hier steht seit einiger Zeit die Kooperation mit Sondengängern in einem guten Licht - Kurse und Hilfestellungen werden angeboten. 

So unterstützte die Sondengängergemeinschaft Allertal einige Male die Nachforschungen in Altencelle. Aber auch alteingesessene Heimatforscher, wie der im vergangenen Jahr verstorbene Dieter Reinebeck von der Gemeinschaft "Historisches Altencelle" widmeten sich leidenschaftlich der Untersuchungen in und um Altencelle. So wurden - neben den hauptsächlichen Forschungen in Altencelle - auch der Finkenherd und eine Verdachtsfläche bei Wienhausen unter die Lupe genommen. 


Warum geht es nicht weiter? 

Es stellt sich die Frage woran die weiteren Nachforschungen momentan scheitern. Sowohl von Seiten der eingesetzten Archäologen als auch der beteiligten Helfer wurde viel geleistet. Diese Leistungen stehen vergleichbaren Projekten in anderen Städten keineswegs nach. 

Liegt es an den Behörden der Stadt Celle? Bereits mehrfach wurden diese dafür kritisiert der Archäologie kein eigenständiges Ressort zukommen zu lassen. In Gifhorn beispielsweise ist die Regionalarchäologie präsent - warum nicht auch in Celle? Gerade die Stadt Celle müsste für Archäologen eine historische Fundgrube sein. Ständige Überbauung, keine Kriegseinwirkungen im Stadtkern und ein erhaltenes Stadtbild seit mehreren hundert Jahren - alles Faktoren die sich in der Begründung für archäologische Untersuchungen finden ließen. Und doch erfolgen solche nur sporadisch. 

Das Problem liegt allerdings noch tiefgreifender als nur in der Abwesenheit  forschungsbegeisterter Regionalarchäologen. Es fehlt an der Substanz. Während anderen Ortes Hinweisschilder und Prospekte Heimatgeschichte schmackhaft machen, herrscht in Celle reine Ödnis. Hier wurde vor allem eines falsch gemacht: der Anschluss verpasst. 

Grundsätzlich begeistern sich vor allem Ältere für das Thema Heimatgeschichte. Das ist so - und lässt sich auch nur bedingt beeinflussen. Trotzdem ist es wichtig, dass ältere Generationen den Jüngeren ihr Wissen übermitteln können. Im Bereich der Heimatgeschichte gibt es in Celle aber nur nur wenige Anknüpfungspunkte. Es mangelt an Hinweisschildern, Verweisen auf Ansprechpartner und konkreten Ansprechpartnern auf Seiten der Stadt/des Landkreises. Weiterhin fehlt es in der Stadt selbst an Hinweisen auf die frühmittelalterliche Geschichte - während andere Epochen, etwa die Entwicklung Celles im Barrock, hervorgehoben werden. 

Im CZ-Bericht vom 20.07.2015 wird das Scheitern der Forschungen um Altencelle dem Land Niedersachsen zugeschrieben. Liegt es alleine an der Bewilligung von Geldern? Nein - sicherlich nicht. Vielmehr müssten lokale Strukturen geschaffen werden, um die regionale Forschung voranzutreiben. 


Welche Perspektive gibt es? 

Auf dem jetzigen Stand verliert Celle seine eigene Geschichte. Diese zu vermitteln bedarf es neuer Konzepte. Traditionell erfolgt die Heimatforschung durch Privatpersonen - keinem ist geholfen, wenn Seitens der Stadt eine Geschichtspolitik betrieben wird, die kostenintensiv ist und in der private Heimatforscher kaum eine Rolle spielen. 

Die weitere Erforschung des historischen Altencelles ist notwendig. 

Im Dialog mit dem Celler Oberbürgermeister und Vertretern des Denkmalschutzes muss ein Konzept ausgearbeitet werden wie es in Altencelle weitergeht.  

Es muss endlich Klartext gesprochen werden und notwendige Umstrukturierungen erfolgen. So sollte die Stadt Celle um Stellen im Bereich der Archäologie bereichert werden. Weiterhin müsste ein offener Dialog zwischen Denkmalbehörde, Heimatforschern und Archäologen erfolgen. Dazu sollten entsprechende Termine und Treffen angesetzt werden. 

Es kommt nun darauf an das Eingesetzte nicht zu verspielen und die historischen Forschungen in Altencelle weiterzuführen! 


Hendrik Altmann

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