f Fliegerschießplatz bei Gerdehaus ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Freitag, 28. Mai 2021

Fliegerschießplatz bei Gerdehaus


Heute ist es eine idyllische Heidefläche. Früher wurde auf dem Areal südlich von Gerdehaus jedoch scharf geschossen. Die Luftwaffe unterhielt im Zweiten Weltkrieg hier einen Fliegerschießplatz. Noch heute sind Relikte aus dieser Zeit erkennbar. 

Kaum jemand käme auf die Idee, dass hier früher einmal Schießübungen veranstaltet worden sind. Gut erschlossene Wanderwege durchziehen heute die Heideflächen südlich der kleinen Siedlung Gerdehaus zwischen Müden und Unterlüß. Auf den ersten Blich deutet nichts auf die einstige militärische Nutzung des Geländes. 

Erst bei genauem Hinsehen fallen auf Luftaufnahmen markante Linien in der Heidelandschaft ins Auge. Es handelt sich hierbei um parallele Gräben, die sich über die komplette Heidefläche erstrecken und die in Ost-West-Richtung verlaufen. Nicht sofort erschließt sich, dass es sich hierbei um Relikte des einstigen Fliegerschießplatzes handelt. 

Bild: parallele Gräben, Fliegerschießplatz südlich Gerdehaus.  

Schriftliche Quellen zum einstigen Fliegerschießplatz gibt es nur wenige. Auf Luftaufnahmen der Alliierten ist das Gelände aus größerer Höhe zu erkennen, da es von einem aufgelockerten Brandschutzstreifen umgeben war, der sich deutlich von der Umgebung abhebt. In einer Nachkriegsaufstellung der verfügbaren Wehrmachtseinrichtungen im Landkreis Celle wird der Fliegerschießplatz als "Bombenabwurfplatz Weesen" geführt und mit einer Größe von 37 ha zuzüglich einer Sperrzone von insgesamt 75 ha aufgeführt. 

In früherer Zeit schein es gelegentlich zu Verwechselungen mit dem Fliegerschießplatz Lutterloh gekommen zu sein. Dieser befand sich früher etwas weiter südlich im Bereich des sogenannten Tiefental. Der dortige Fliegerschießplatz war allerdings um einiges größer. 

Mangels schriftlicher Quellen kann die Nutzung des ehemaligen Fliegerschießplatzes Gerdehaus größtenteils nur anhand der heute noch erkennbaren Relikte ermittelt werden. 

Bild: Lage des Fliegerschießplatzes Gedehaus. Quelle: Google Earth, H. Altmann. 

Folgt man den parallel verlaufenden Gräben, gelangt man zu einer verlandeten Böschung, die früher offenbar als Kugelfang für den Schießbetrieb gedient hat. Vor dem Kugelfang verläuft ein ebenerdiger Wall. Dieser diente damals vermutlich, um eine bewegliche Scheibenanlage in entsprechende Position zu verschieben. Entsprechende Konstruktionen sind von den Fliegerschießplätzen - insbesondere im Tiefental - bekannt. 

Bild: Rostige Eisenreste, Fliegerschießplatz Gerdehaus. H. Altmann, 2021. 

Rostige Eisenreste, die aus dem ebenerdigen Wall der Schießanlage herausragen, deuten darauf hin, dass es vor Ort mechanische Anlagen gegeben hat. Möglicherweise dienten diese unmittelbar dem Schießplatzbetrieb. 

Es steht zu vermuten, dass die parallel verlaufenden Gräben in der Heidefläche als Ziel- bzw. Anflugmarkierung dienten, um die Zieleinrichtung am Erdwall ins Visier zu nehmen. Laut unbestätigten Quellen wurde der Schießplatz Gerdehaus nur zum Einschießen von Bordmaschinenkanonen für Flugzeuge verwendet. Hiergegen spricht jedoch die abknickende Zielmarkierung auf der Heidefläche. Darüber hinaus ist von anderen Schießständen für Bordmaschinenkanonen, wie insbesondere bei Hustedt, bekannt, dass diese über deutlich höhere Böschungen verfügten, als dies bei Gerdehaus der Fall ist. Dies spricht grundsätzlich dafür, dass die Anlage bei Gerdehaus für Anflugübungen gedient haben könnte. 

Bild: Betonreste im Bereich des ehemaligen Fliegerschießplatzes Gerdehaus. Quelle: H. Altmann, 2021. 

Im Ergebnis ist festzuhalten, dass sich die historischen Zusammenhänge der einstigen Fliegerschießanlage bei Gerdehaus nur noch sehr eingeschränkt anhand von historischen Quellen ermitteln lassen. Dass es eine solche Anlage gegeben hat, ist jedoch durch die vorhandenen Relikte vor Ort zweifelsfrei belegbar. 

Die dünn besiedelte Gegend bot sich damals sicherlich für eine militärische Nutzung an. Heute hat sich die Verwendung des Areals vollständig gewandelt - insbesondere touristischen Besuchern scheint es daher kaum in den Sinn zu kommen, dass sich auf der Heidefläche südlich von Gerdehaus auf einem alten Schießplatz der Luftwaffe bewegen. 

H. Altmann




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