Im Frühjahr 1944 entstand tief unter Hambühren eine Großbaustelle. Für das geheime untertägige Rüstungsprojekt „Hirsch“ musste auch oberirdisch Infrastruktur geschaffen werden. Die Friedrich Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG beschäftigte zeitweise hunderte weibliche jüdische KZ-Häftlinge vor Ort.
Mit dem Bau der Lufthauptmunitionsanstalt Hambühren 1/XI wurde bereits zur Mitte der 1930er Jahre begonnen.[1] Die Rüstungseinrichtung, deren Ausdehnung große Teile der heutigen Gemeinde Hambühren und Ovelgönne vereinnahmte, konnte bis zum Kriegsende nicht vollständig fertiggestellt werden. Der voranschreitende Kriegsverlauf, die zunehmende Bedrohung durch alliierte Luftangriffe und das hiermit verbundene Erfordernis sicherer Produktionsstätten bescherten Hambühren allerdings noch zusätzliche Rüstungsprojekte.
Am 3. Mai 1944 wurde im Rahmen einer Tagung des Jägerstabs in Lüneburg, an der alle Dienststellen und Behörden der Rüstungsinspektion XI teilnahmen, der Firma Focke-Wulf die Grube Prinz Adalbert bei Hambühren zugewiesen.[2] Untertage sollte eine sichere Produktionsstätte für Flugzeugteile eingerichtet werden. Der Ausbau der Grube bzw. einzelner Abschnitte sowie der Schachtanlagen, die mit den Tarnnamen „Hirsch I“ und „Hirsch II“ versehen waren, stand unter der Leitung eines Regierungsbaurates als Sonderdezernent des Baubevollmächtigten im Rüstungsministerium unter Albert Speer.[3]
Die Realisation des Vorhabens gestaltete sich jedoch schwierig, da die Schachtanlagen bereits im Jahr 1926 stillgelegt worden waren, „sodass alles Material vom Schienennagel bis zur Fördermaschine erst beschafft werden“ musste.[4] Während die untertägigen Ausbaumaßnahmen Anfang des Jahres 1945 keineswegs abgeschlossen waren,[5] liefen die oberirdischen Arbeiten bis Ende des Jahres 1944 auf Hochtouren. Zu dieser Zeit war bereits die Oberbauleitung Ost-Hannover-Süd der Einsatzgruppe „Hansa“ der Organisation Todt (OT) in Hambühren untergebracht.[6]
Im August des Jahres 1944 gelangten 400 jüdische Frauen in einem ersten Transport aus Auschwitz über das KZ-Bergen-Belsen in das Lager III nach Hambühren/Ovelgönne.[7] Dieses Barackenlager befand sich östlich des heutigen Wiesenwegs in Ovelgönne – in Höhe der Einmündung des Ostlandrings.[8] Aufsicht über das – auch als „Waldeslust“ bezeichnete - Lager III führte SS-Oberscharführer Karl Heinrich Reddehase.[9] Er wurde am 16.05.1946 vom britischen Militärgericht in Celle zum Tode verurteilt und am Morgen des 11.10.1946 im Zuchthaus Hameln gehängt.[10]
[1] Fabisch,
Muna Hambühren, S. 33.
[2] Kriegstagebuch
des Rüstungskommandos Lüneburg 01.04.-30.06.1944, NLA Nds. 800 Acc. 2014/036
Nr. 16.
[3] Ebd.
[4] Schreiben
des Bergamtes Celle an das Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld zum Stand der
Verlagerungsaktion vom 31.07.1944, NLA BaCl Hann. 184 Acc. 9 Nr. 3750.
[5] Schreiben
des Bergamtes Celle an das Oberbergamt Clausthal-Zellerfeld zum Stand der
Verlagerungsaktion vom 23.01.1945, NLA BaCl Hann. 184 Acc. 9 Nr. 3750.
[6] Stellenbesetzung
bei OT-Oberbauleitungen, Bundesarchiv R 50-I/59.
[7] Fabisch,
Muna Hambühren, S. 58; Horstmann, in: Margargee, Encyclopedia of camps and
ghettos 1933-1945, S. 284.
[8] G.S.G.S.
Map, Winsen (Aller), Sheet 3325, 1:25:000; 4th Edition.
[9] Deposition
of Karl Heinrich Reddehase, 30.01.1946.
[10] Fabisch,
Muna Hambühren, S. 59.
Bild: Transportverlauf bis nach Waldeslust (Hambühren); Quelle: DEGOB; Goldberger; 1946.
Die Zusammenhänge des Lagers III „Waldeslust“ wurden bereits umfassend
recherchiert[1] -
allerdings war über die Beteiligung ortsansässigen Unternehmen im Zusammenhang
mit der Beschäftigung von KZ-Häftlingen bis heute wenig bekannt. Bekannt
dagegen ist die lange Liste von Firmen und Handwerksbetrieben, die damals in
Hambühren tätig waren – schließlich wurden die Betriebe vor Ort zur Gewerbesteuer
veranlagt.[2]
Ein Abgleich der Geschäftsfelder der ortsansässigen Betriebe mit den
Tätigkeitsbeschreibungen überlebender ehemaliger KZ-Häftlinge zeigt
Übereinstimmungen. Ehemalige Häftlinge gaben an, dass sie unter anderem im
Straßenbau arbeiten mussten.[3]
Die Landwirtin und Zeitzeugin Frieda Glier aus Ovelgönne bestätigte dies am 26.
Juni 1947 im Gespräch mit der Redakteurin Hanna Fueß wie folgt:[4]
„Die Jüdinnen, die hier waren,
arbeiteten an der Oldauer Straße, etwa 40 bis 50 Frauen; sie luden Steine ab
und bauten das Fundament für Baracken in der Ausschachtung. Die Jüdinnen lagen
im Lager III, das war an der neuangelegten Straße von Hambühren bis Oldau, es
war früher ein Waldweg. Frauen in feldgrauer Kleidung waren als Bewachung bei
ihnen.“
[1] Fabisch,
Muna Hambühren, S. 58 ff.; Wienecke, Besondere Vorkommnisse nicht bekannt, S.
154 ff; Horstmann, in: Margargee, Encyclopedia of camps and ghettos 1933-1945,
S. 284; Plattner, in: Füllberg-Stolberg/Jung/Riebe/Scheitenberger: Frauen in
Konzentrationslagern, S. 75f.
[2] Gemeindearchiv
Hambühren, Fach 67 Nr. 7, Gewerbesteuer Hambühren 1935-1951.
[3] Horstmann,
in: Margargee, Encyclopedia of camps and ghettos 1933-1945, S. 284.
[4] Glier,
in: Schulze Unruhige Zeiten – Erlebnisberichte aus dem Landkreis Celle 1945 –
1949, S. 94.
Bild: Lage ds Lagers Waldeslust in Hambühren; Quelle; War Office Map 1945; Google Earth.
Bild: Lage ds Lagers Waldeslust in Hambühren; Quelle; War Office Map 1945; Google Earth.
Bild: Lage ds Lagers Waldeslust in Hambühren; Quelle; War Office Map 1945; Google Earth.
Straßenbauarbeiten wurden zu dieser Zeit insbesondere durch die Friedrich Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG ausgeführt. Das bereits im
Jahr 1910 gegründete, in Westercelle ansässige, Unternehmen wurde nach dem Tod
des Gründers im Jahr 1928 von dessen Schwiegersohn, Helmut Thiele,
weitergeführt.[1]
Thiele
war Mitglied der Wirtschaftsgruppe Bauindustrie[2]
- in den 30er Jahren erhielt das Bauunternehmen diverse Großaufträge
verschiedener Truppengattungen. So war es vor Kriegsbeginn unter anderem am Bau
der Heeresmunitionsanstalt Scheuen, der Anlage von Gleisanlagen in Unterlüß,
Bauarbeiten auf dem Flugplatz Dedelstorf und Arbeiten im Bereich des Truppenübungsplatzes
Bergen-Hohne beteiligt.[3]
[1] Möller,
Celle-Lexikon, S. 224.
[2] Strebel,
Es ist nicht ganz einerlei, wie die Straße heißt, in der man wohnt –
Straßennahmen in Celle und personelle Verbindungen mit dem Nationalsozialismus,
S. 71.
[3]
Firmenchronik, Friedrich Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG, S. 15f.
Bild: Straßenbauarbeiten an der Straße Unterlüß-Lutterloh durch die Friedrich Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG im Jahr 1937. Quelle: Firmenchronik S. 18.
Deutschlandweit war das Westerceller Unternehmen
auf diversen Baustellen eingesetzt und nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges
intensivierte sich das Auftragsvolumen. Zwischen 1943 und 1945 rechnete das
Unternehmen gegenüber der Einsatzgruppe Russland-Süd der Organisation Todt (OT),
Oberbauleitung Lützow ab – bei Kriegsende bestanden noch erhebliche Restforderungen
aus dem „Fronteinsatz Westküste“.[1]
[1] Schreiben
betreffend Gesamtforderungen der Friedrich Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG
vom 26.09.1945, Bundesarchiv, R/50/I 687 51 M 1 05.
Eigenen Angaben zufolge standen die
Auslandstätigkeiten in Bezug auf die OT in Zusammenhang mit Straßen-, Bahnhofs-
und Gleisbauarbeiten in der Ukraine sowie Arbeiten am Atlantikwall in
Frankreich.[1] Dort
wurden eine Festungsanlage an der Steilküste zwischen Le Pornichet und Le
Croisic sowie die Flakstellungen auf der Höhe 16 erbaut.[2]
Aber auch in unmittelbarer
Nähe des Westerceller Firmensitzes war das Bauunternehmen unter der Leitung von
Helmut Thiele im Zuge von Baumaßnahmen während des Krieges tätig.
[1]
Firmenchronik, Friedrich Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG, S. 17f.
[2]
Firmenchronik, Friedrich Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG, S. 17f.
Bild: Gleisbauarbeiten bei Ehlershausen durch die Friedrich Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG im Jahr 1938/1939. Quelle: Firmenchronik S. 18.
Viele der Arbeiten konnten bis Kriegsende nicht vollständig abgeschlossen
werden – mehrere Rechnungen gegenüber den jeweiligen Oberbauleitungen der OT blieben
daher unbeglichen. Dieser Umstand veranlasste die Friedrich Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG die offenen
Gesamtforderungen in Höhe von 543.074,42 Reichsmark mit Schreiben vom 26.
September 1945 an den Leiter der Abrechnungsstelle der Oberbauleitung Wiesbaden
und Giessen, geltend zu machen - unterzeichnet durch Helmut Thiele.[1]
Eine, dem Schreiben beigefügte, Rechnungsaufstellung enthält die
Rechnung Nr. 5326 vom 19. Juni 1945 an die OT Oberbauleitung Ost-Hannover
Hambühren i.H.v. 2.294,14 Reichsmark.[1]
Gegenstand der Rechnung war folgender: „Auf Schacht I Lagerplatz für
Packlage hergestellt, Steine losgebrochen, gesammelt und aufgeladen in der Zeit
vom 1.-30.11.44.“[2]
Die in der Rechnung aufgeführten Positionen beinhalten 1.975 Tagwerke für „ausländische Arbeiterinnen“, die á 70
Pfennig zuzüglich 20 % Unkostenpauschale angesetzt worden sind.[3]
Die beiliegende Einzelaufstellung der Tagelohnarbeiten belegt, dass diese 1.975
Tagwerke von jüdischen Frauen verrichtet worden sind.[4]
Zwischen dem 01.11.1944 und 29.11.1944 arbeiteten demnach jeden Tag – auch an
Sonntagen – mindestens 40 - in Spitzenzeiten hunderte jüdische Frauen an dem
Bauprojekt.[5] Eine
handschriftlich ausgefüllte Tätigkeitsliste belegt, dass darin namentlich genannte
Aufsichtspersonen bis zu 10 Stunden täglich Aufsicht bei „Judenfrauen“ führten.[6]
Am Sonntag, den 26. November 1944 wurden demnach 275 jüdische Frauen
beaufsichtigt.[7]
Eine ähnliche Rechnung, nebst beiliegender Aufstellung über die Tagelohnarbeiten,
datiert auf den 20. Juni 1945. Darin wurden 400 Tagwerke ausländischer
Arbeiterinnen – ebenfalls á 70 Pfennig, zuzüglich 20 % Unkostenpauschale – für
die „Baustelleneinrichtung in Oldau sowie Gleistransport und Gleisbau in der
Zeit vom 20.11. bis 30.11.1944“ abgerechnet.[8] Es liegt nahe, dass die ausländischen Arbeiterinnen bei diesem Arbeitseinsatz
ebenfalls Jüdinnen aus dem Lager III waren. Im Februar 1945 wurde das Lager III
aufgelöst – die vor Ort befindlichen Jüdinnen wurden in das KZ Bergen-Belsen
gebracht.[9]
An anderen Orten scheint das Vorgehen ähnlich
gewesen zu sein. Mit Hinblick auf Bautätigkeiten in Unterlüß liegt nahe, dass
die Friedrich Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG ebenfalls jüdische KZ-Häftlinge
eingesetzt hat. In einem Schreiben an die Gemeinde
Unterlüß vom 29. Januar 1945 wird das Bauunternehmen neben weiteren Betrieben
genannt, die Frauen aus dem sogenannten Tannenberglager bei Altensothrieth –
rund 6 km westlich von Unterlüß – beschäftigt haben.[10] Auch in diesem Fall gaben überlebende Häftlinge an, dass sie unter anderem zu
Straßenbauarbeiten eingesetzt worden waren.[11].
Und auch in diesem Fall war die Friedrich Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG vor
Ort mit derartigen Baumaßnahmen beauftragt.[12]
In der Nachkriegszeit steigerte die Friedrich
Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG ihr Auftragsvolumen nochmals. Helmut Thiele
ließ am Sitz der Firma in Westercelle im Jahr 1965 einen Neubau der Verwaltungszentrale
errichten.[13]
Das
Unternehmen verfügte über eine vielseitige Auftragslage: Baumaßnahmen am
Autobahnkreuz Hannover-Ost, Straßenbaumaßnahmen, Ausbau der Südtangente bei
Celle, Errichtung von Sportanlagen – u.a. in Nienhagen, Bau des Allerwehres bei
Osterloh, Regulierung der Aller im Bereich Altencelle bis Schwachhausen,
Kanalbau, Ingenieurbauprojekte, Brückenbauten – u.a. Bau der Straßenbrücke über
die Aller am Harburger Berg im Jahr 1952, Bau der Kläranlage der Stadt Celle,
Bauarbeiten für die Papierfabrik in Lachendorf, uvm.[14]
Im Jahr 1973 wurde der Finkenweg in Westercelle in die Helmut-Thiele-Straße
umbenannt.[15]
[1] Ebd.
[2] Rechnung
vom 19.06.1945 für die vormalige OT-Bauleitung Ost-Hannover in Hambühren,
Bundesarchiv, R/50/I 687 51 M 1 05.
[3] Ebd.
[4]
Aufstellung der Tagelohnarbeiten für die OT-Bauleitung Hambühren auf Schacht I,
Bundesarchiv, R/50/I 687 51 M 1 05.
[5] Ebd.
[6]
Handschriftliche Aufstellung für die OT-Bauleitung in Hambühren der Friedrich
Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG, Bundesarchiv, R/50/I 687 51 M 1 05.
[7] Ebd.
[8] Rechnung
vom 20.06.1945 für die vormalige OT-Bauleitung Ost-Hannover in Hambühren,
Bundesarchiv, R/50/I 687 51 M 1 05.
[9]
Horstmann, in: Margargee, Encyclopedia of camps and ghettos 1933-1945, S. 285.
[10] Schreiben
der Rheinmetall-Borsig AG an die Gemeinde Unterlüß vom 29.01.1945,
Gemeindearchiv Unterlüß, Karton 23 Nr. 2.
[11] Wolf,
DEGOB-Protokoll 015/1772, 26.08.1945; Horstmann, in: Margargee, Encyclopedia of
camps and ghettos 1933-1945, S. 286.
[12]
Firmenchronik, Friedrich Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG, S. 15; Schreiben
der Rheinmetall-Borsig AG betreffend der gewerblichen Niederlassung auswärtiger
Firmen in Unterlüß vom 10.07.1944, Gemeindearchiv Unterlüß, Karton 23 Nr. 2.
[13]
Firmenchronik, Friedrich Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG, S. 10.
[14] Ebd. S.
19 ff.
[15]
Straßenverzeichnis, Straßenumbenennungen und entfallene Straßen Stadt Celle,
Stand 10/2017, S. 1.
Bild: Neubau der Friedrich Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG, Hauptverwaltung Westercelle, erbaut im Jahr 1965. Quelle: Firmenchronik S. 10.
Bild: Ehemaliges Hauptverwaltungsgebäude der Friedrich Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG. Quelle: H. Altmann, 09/2019.
In einer umfassenden Auswertung untersuchte eine Bewertungskommission die Celler Straßennamen und
personelle Verbindungen mit dem Nationalsozialismus. [1] Hierin wurde u.a. festgestellt, dass Thiele, „da der Gewinn seiner Firma in den Jahren 1937
bis 1944 exorbitant (auf durchschnittlich über ein Zehnfaches) angestiegen war
(...) als typischer Nutznießer des NS-Systems (galt), der aufgrund seiner
zahlreichen Mitgliedschaften in den verschiedenen NS-Organisationen mit
lohnenden Rüstungsaufträgen betraut wurde. Ob weitere Erklärungen von Thiele
und ein Gutachten diesen Vorwurf tatsächlich entkräften, konnte im Rahmen
dieser Recherche nicht geklärt werden“, schloss die Stellungnahme seinerzeit zu Helmut Thiele.[2]
[1] Strebel,
Es ist nicht ganz einerlei, wie die Straße heißt, in der man wohnt – Straßennahmen
in Celle und personelle Verbindungen mit dem Nationalsozialismus, S. 71f.
[2] Strebel,
Es ist nicht ganz einerlei, wie die Straße heißt, in der man wohnt –
Straßennahmen in Celle und personelle Verbindungen mit dem Nationalsozialismus,
S. 72.
Bild: Helmut-Thiele-Straße in Westercelle. Quelle: H. Altmann, 09/2019.
Die Bewertungskommission kam später hinsichtlich Helmut Thiele zu der in seiner Einschätzung, dass das Material nicht für eine Umbenennung ausreiche.[1] In
der dritten Sitzung der Bewertungskommission zu Straßennamen in Celle stimmten
die Anwesenden dieser Einschätzung zu – der Straßenname blieb, da seinerzeit
keine entsprechenden Belege vorlagen.[2]
Quellenseitig ist belegt, dass sich die Friedrich
Marahrens Nachf. Helmut Thiele KG insbesondere in den letzten Kriegsjahren
günstiger Arbeitskräfte bediente, die sich – wie im Fall von Hambühren – teilweise
auch aus KZ-Häftlingen zusammensetzten. Diese Ereignisse fanden nicht in fernen
Ländern statt, sondern in ca. 10 km Entfernung vom Westerceller Firmensitz.
So spannend Rüstungsprojekte, wie die untertägige
Flugzeugproduktion in Hambühren auch sein mögen, darf nicht in Vergessenheit
geraten, dass sie zu erheblichen Teilen auf einem Fundament der Ausbeutung und
des Unrechts errichtet worden sind.
H. Altmann
[1] Stadt
Celle, Bewertung Jantzen, https://www.celle.de/Startseite/Volltextsuche/index.php?La=1&NavID=2727.2&object=med,342.20618.1.PDF,
Abgerufen am 06.11.2019 um 23:30 Uhr.
[2] Protokoll
der Bewertungskommission zu Straßennamen in Celle am 03.09.2010, 11 Uhr, https://www.celle.de/Startseite/Volltextsuche/index.php?La=1&NavID=2727.2&object=med,342.20614.1.PDF,
Abgerufen am 06.11.2019 um 23:37 Uhr.
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