f Feuerwachturm auf dem Haußelberg ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Dienstag, 30. Juni 2020

Feuerwachturm auf dem Haußelberg


Auf dem Haußelbergs ruht ein massives, gegossenes Betonfundament. An einigen Stellen ragen verrostete Metallstreben aus dem moosüberwachsenen Bodensockel hervor. Der einstige Zweck dieser Anlage erschließt sich auf den ersten Blick nicht. Eine Spurensuche. 

Ganz einfach ist es nicht den Haußelberg überhaupt zu finden. Er befindet sich rund 2,5 km südlich der Ortschaft Gerdehaus in der Gemeinde Südheide - allerdings sticht die flache Anhöhe mit ihren 117 m über NN in dem umliegenden Gelände kaum ins Auge. Trotzdem nutzte Carl Friedrich Gauß den Haußelberg als einen von mehreren Dreieckspunkten im Zuge der Landvermessung. Ein, sich in der Nähe des Fundaments befindlicher Gauß-Stein erinnert an dieses Ereignis. Ein Zusammenhang zwischen Fundament und Gauß-Stein ergibt sich allerdings sprichwörtlich allerhöchstens um drei Ecken. 

Als Gauß seine Vermessungen durchführte, war die Umgebung des Haußelberges noch unbewaldet - ansonsten hätten ihm wohl die Bäume jede Fernsicht genommen. Erst die Aufforstungsmaßnahmen ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brachten den ausgedehnten Baumbewuchs. Dieser wiederum steht mit dem seltsamen Fundament in direktem Zusammenhang. 

Bild: moosüberwachsenes Fundament auf dem Haußelberg. Quelle: H. Altmann. 

Auf topografischen Karten wird die Gegend um den Haußelberg bereits zur Mitte des 20. Jahrhunderts als fast durchgängig bewaldet gezeigt. Im Süden und Westen schlossen sich bereits zu dieser Zeit die ausgedehnte Waldungen an, die sich über das Lüßplateau erstreckten. Diese großen Waldgebiete waren seit jeher von der Gefahr durch Waldbrände bedroht - und sind es bis heute. 

Bild: Kartenausschnitt - Haußelberg (Bildmitte). Quelle: G.S.G.S.; 1:25.000 TK. 

Um entstehende Waldbrände schnellstmöglich zu identifizieren und bekämpfen zu können, sollte auf dem Haußelberg ein massiver Feuerwachturm errichtet werden. Im Erläuterungsbericht des Staatshochbauamtes zum ersten Kostenvoranschlag vom 8. Dezember 1955 wurde ein 18 m hoher Turm in quadratischer Grundform veranschlagt, für den mit Kosten i.H.v. 16.000 € kalkuliert wurde. Die erforderlichen Rundhölzer für den Bau sollte die Forstverwaltung beisteuern. 

Bild: Vorderseite, Erläuterungsbericht - Errichtung eines Feuerwachturms auf dem Haußelberg. Quelle: NLA Hannover, Nds. 240 Celle, Acc. 2003/130 Nr. 2. 

Dieser erste Entwurf sah demnach vier Etagen des Turmes vor, die jeweils über Sprossenleitern erreicht werden konnten. Den oberen Abschluss des Turmes bildete ein kleiner überdachter Holzunterstand, der über große Fenster - für die Beobachtungstätigkeit - verfügte. 

Bild: erster Entwurf für einen quadratischen Turm. Quelle: NLA Hannover, Nds. 240 Celle, Acc. 2003/130 Nr. 2. 

Bereits am 22. Dezember 1955 wurde der erste Entwurf von der Forstabteilung des Regierungspräsidiums in Lüneburg an das Staatshochbauamt Celle zurückgegeben. Es sei unverständlich, warum der Turm in quadratischer - und nicht in Dreiecksform - entworfen worden sei, hieß es laut Schreiben. 

Darüber hinaus machte die Forstabteilung nun auch konkrete Vorgaben - u.a. sollten statt den Sprossenleitern feste Bohlentreppen verbaut werden, an diesen sollten feste Geländer und Handläufe montiert werden und das Wachhäuschen sollte über eine abschließbare Einstiegsluke verfügen. Einen Monat später, am 25. Januar 1956, legte das Celler Staatshochbauamt einen angepassten Entwurf für den Feuerwachturm vor. 

Bild: zweiter Entwurf für einen quadratischen Turm. Quelle: NLA Hannover, Nds. 240 Celle, Acc. 2003/130 Nr. 2. 

Der angepasste Entwurf wies die gewünschte Dreiecksform des Turmes auf. Auch der Aufbau des Wachhäuschens fiel nun etwas massiver aus - es verfügte nun zu allen Seiten über Fenster. Zusätzlich erhielt der Turm auf der obersten Etage eine Plattform mit einer umlaufenden Reling. 

Kosteneinsparungen würden sich aus dieser Anpassung jedoch nicht ergeben, so hieß es in dem Schreiben. Tatsächlich fielen die Kosten für die Dreieckskonstruktion aufgrund der hierfür nötigen gesteigerten Lohnkosten höher aus. 

Außerdem wies das Celler Amt darauf hin, dass der Turm am Haußelberg sich in einem sehr bekannten Ausflugsgebiet befände - aus landschaftlichen Gründen riet man daher nach wie vor zu einem quadratischen Turm. 

Bild: zweiter Entwurf für einen quadratischen Turm. Quelle: NLA Hannover, Nds. 240 Celle, Acc. 2003/130 Nr. 2. 

Mit Blick auf das heute noch vorhandene dreieckige Fundament ist offensichtlich, wer sich am Ende durchgesetzt hat. Bis auf dieses ist von dem Feuerwachturm auf dem Haußelberg allerdings nichts übrig geblieben. Die Holzkonstruktion scheint nur einen vergleichsweise kurzen Bestand gehabt zu haben. Bereits im Jahr 1970 wurde der Feuerwachturm gesprengt


Bild: moosüberwachsenes Fundament auf dem Haußelberg. Quelle: H. Altmann. 

Stolpert man im Unterholz heutzutage zufällig über die Relikte des ehemaligen Feuerwachturms, denkt man vielleicht zunächst an einen Zusammenhang zu den weit verbreiteten Rüstungsrelikten der Umgebung - wie beispielsweise dem ehemaligen Fliegerschießplatz Faßberg. 

Erst die Recherche in Archiven erlaubt diesbezüglich einen tieferen Einblick in die Geschichte - ab und zu lohnt es sich also genauer hinzuschauen. 

H. Altmann

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Quellen:  
NLA Hannover, Nds. 240 Celle, Acc. 2003/130 Nr. 2
- Topografische Karte, 1:25.000, G.S.G.S., 1950
- Cellesche Zeitung v. 12.09.2019
- Ortsbegehungen


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