Flugbesatzungen
waren bei ihren Einsätzen im Zweiten Weltkrieg gleich mehreren Gefahren
ausgesetzt. Während ihren Missionen konnte es zu technischen Problemen kommen,
sie konnten durch gegnerische Jagdflugzeuge abgeschossen werden oder Treffer
durch Flugabwehrgeschütze vom Boden erhalten. Falls sich derartiges ereignete,
war es Glück, wenn sie das eigene Flugzeug noch rechtzeitig verlassen konnten, ihr
Fallschirm sich öffnete und sie heile den Erdboden erreichten. Das eigene
Überleben war damit jedoch längst noch nicht gesichert, wie das tragische
Schicksal eines im Landkreis Celle abgestürzten Piloten belegt.
Verlässt
man den hannoverschen Stadtteil Ahlem in Richtung des kleinen Ortes Harenberg,
eröffnet sich zur Rechten, an einer kleinen Anhöhe gelegen, der sogenannte
„Englische Friedhof“. Auf ihm sind vorwiegend Soldaten der britischen Royal
Air Force (RAF) begraben. Eine Mitarbeiterin des Grünpflegebetriebs bestätigte,
dass hier ausschließlich die Gefallenen aus dem norddeutschen Raum bestattet
worden sind.
In einem der ersten Gräberblöcke, in der zweiten Reihe liegt –
fast direkt am Außengang – das Grab von Flight Lieutenant Arthur Maurice Crow. In
den Stein ist der 29. Dezember 1944 als Todesdatum eingraviert – allerdings
nicht, dass Crow an jenem Tag mit seinem Fallschirm östlich von Celle absprang.
Das schicksalhafte Verbrechen, das zu seinem Tod führte, ist heute nur noch
anhand von den historischen Ermittlungsakten nachzuvollziehen.
Bild: Englischer Friedhof, Hannover-Ahlem. Quelle: Altmann, 2020.
Der
Reihe nach: Arthur Maurice Crow wurde im Jahr 1921 in Dundee, Schottland
geboren. Als Flight Sergeant der RAF war er im Dezember 1941 im Rahmen der
Landung britischer Truppen auf die von deutschen Truppen besetzte norwegische Insel
Vågsøy beteiligt. Während des Rückfluges leistete der
junge Navigator seinem Piloten so gute Unterstützung, dass ein über zehn
minütiger Angriff zweier deutsche Jagdflugzeuge unbeschadet überstanden wurde.
Crow erhielt für diesen Einsatz die Distinguished Service Order (DSO).[1]
A.M. Crow, Quelle: findagrave |
Im Rang eines Flight Lieutenant
war Crow später zunächst beim 240. Squadron (Sq.) und später beim 244. Sq. im
Rahmen von Aufklärungs- und Fotomissionen eingesetzt.[2]
Die Aufgabe dieser Einheiten bestand vorwiegend darin mittels eingebauter Spezialkameras
Luftaufnahmen zu machen, die nach Auswertung dem Bomber Command zur Planung der
alliierten Luftoperationen zur Verfügung gestellt wurden. Die Einheit der Crow
angehörte war an der Luftaufklärung des streng geheimen Raketentestzentrums von
Peenemünde beteiligt – darüber hinaus war das Squadron an etlichen anderen
brisanten Orten auf dem europäischen Kontinent eingesetzt.
[1] Second Supplement tot he London Gazette,
05.06.1942, S. 2521.
[2] AIR 27 2028 54; AIR 27 2028 53.
Für
die Luftaufklärung wurden spezielle Flugzeuge des Typs de Havilland Mosquito
eingesetzt – sie verfügten über leistungsstarke 1.290 PS Rolls-Royce-Merlin
Motoren sowie zusätzliche Kraftstofftanks, die hohe Reichweiten für die
Aufklärungsmissionen ermöglichten.[1]
Ende Dezember 1944 hatten Crow und sein Pilot, der Flight Lieutenant Olaf
Patrick Olson, ihre Mosquito XVI MM 396 aus dem süditalienischen San Severo auf
den Flugplatz Tangmere in Südengland überführt.[2]
Am
27. Dezember 1944, waren der 23 jährige Crow und sein Pilot Olson aus Tangmere zu einem Einsatz im
Raum Stuttgart / Reutlingen aufgebrochen, um Luftaufnahmen von Bahnstrecken zu
machen.[3]
Hierzu kam es jedoch nicht, denn ihre Maschine hatte technische Probleme - die
Mission musste abgebrochen werden. Der Rückflug nach Tangmere war nicht
möglich, sodass die beiden stattdessen das Flugfeld Coltishall, einige
Kilometer nördlich von Norwich ansteuerten und dieses schließlich auch erreichten.
Aufgrund der Wetterverhältnisse wurde am 28. Dezember 1944 bekanntgegeben, dass
die Aufklärungsmissionen des 244. Sq. am kommenden Tag vom Flugfeld North
Coates geflogen werden sollten – Flugzeuge, Besatzungen sowie Bodenpersonal
wurde an den ca. 122 Kilometer entfernten Standort
verlegt.
Die „Summary of Events“ des 244. Sq. berichtet, dass
das Wetter über dem europäischen Kontinent am 29. Dezember nicht besonders gut
war – dennoch konnten einige Aufklärungsergebnisse erzielt werden. Crow und
Olson sollten an diesem Tag mit ihrer Mosquito (XVI NS 791) Bahn- und
Gleisanlagen zwischen Hannover und Stendal aus der Luft fotografieren. Der
planmäßige Start verzögerte sich um 14 Minuten, sodass Crow und Olson um 10:34
Uhr mit ihrem Flugzeug vom Flugfeld in North Coates abhoben.
Bild: de Havilland Mosquito. Quelle: Archiv Altmann.
Im
Regelfall lässt sich aus heutiger Sicht kaum mehr bestimmen, welche Flugzeuge
für gegnerische Abschüsse im Einzelfall verantwortlich waren. Die de Havilland
Mosquito war allerdings ein derart exotischer Flugzeugtyp, dass sich deutsche
Piloten gelegentlich stolz zeigten, wenn es ihnen gelang ein solch schnelles
gegnerisches Aufklärungsflugzeug abzuschießen. Mit einer Spitzengeschwindigkeit
von 635 km/h – und unter Berücksichtigung des zeitlich leicht verzögerten
Starts – hatten Crow und Olson ca. gegen 12:00 Uhr Mittags den Luftraum über
Celle erreicht.
Zur
selben Zeit befand sich Oberfeldwebel Erich Büttner in seiner Me 262 A der 3. Gruppe
des Jagdgeschwaders 7 „Nowotny“ im Anflug auf diesen Luftraum.[1]
Die Gruppe war aus dem Erprobungskommando Nowotny hervorgegangen, das vormals in
Lechfeld stationiert gewesen war. Am 10. Dezember 1944 verlegte sie mit 14
Maschinen des Typs Me 262 A auf den Flugplatz Brandenburg-Briest. Die
strahl-/ düsengetriebenen Jagdbomber waren mit ihrer Spitzengeschwindigkeit von 870
km/h in Flughöhen von 6.000 m den alliierten Flugzeugen weitaus überlegen – so
auch der de Havilland Mosquito. Entsprechend ungleich verlief das
Aufeinandertreffen: für den 29. Dezember 1944 verzeichnete Büttner den Abschuss
eines britischen Flugzeugs vom Typ Mosquito.[2]
Die Summary of Events des 244. Sq. vermerkte lediglich: „Aircraft failed to
return.“[3]
Anderen britischen Quellen zufolge erfolgte der Abschuss etwa 2 km westlich von
Gockenholz.[4] Allerdings
ist der genaue Ort nicht bestätigt – es war niemand vor Ort, der den Absturz
der Mosquito beobachtete. Im Gegensatz zu Formationen mehrerer Flugzeuge befanden
sich keine anderen Maschinen in der Nähe, als Crow und Olson getroffen wurden.
Ihr Flug erfolgte schließlich als geheime Aufklärungsmission. Vermutlich gelang
es den beiden die Mosquito noch kurzzeitig in der Luft zu halten – das Flugzeug
ging dann wohl irgendwo hinter Ahnsbeck / Bunkenburg im Bereich des
weitläufigen Schmarloh zu Boden.
[1] Forsyth, Jagdgeschwader 7 „Nowotny“, S.25.
[2] Forsyth, Jagdgeschwader 7 „Nowotny“, S.25.
[3] AIR 27 2028 54; AIR 27 2028 53.
[4] RAF Special Investigation Branch, Ref:
SIB/1635/45, National Archives, WO 309 165 107.
Bild: Me 262. Quelle: Archiv Altmann.
Crow und Olson gelang der Absprung aus der brennenden
Maschine, der am hellen Wintertag jedoch nicht unbemerkt bleiben konnte. Und so
kam es: der zu diesem Zeitpunkt 31 Jahre alte Friedrich Homann aus Ahnsbeck beobachtete
gegen 12:00 einen langsam zu Boden gleitenden Fallschirm.[1]
Gemeinsam mit seinem Nachbarn, Friedrich Dellinghausen, radelte er zu der
Stelle, an der Crow bereits gelandete war – sie waren die ersten. Olson war wohl in einigen Kilometern Entfernung zu Boden gegangen.
Auf den
„Halt!“-Ruf Homanns erhob Crow seine Hände und übergab ein Messer. Die beiden Bauern
durchsuchten den Navigator nach weiteren Waffen – noch drei kleinere Messer
nahmen sie ihm ab, wie sich Homann später erinnerte. Anschließend verbanden sie
die Wunden ihres Gefangenen und reichten ihm Zigaretten. Soweit handelten
Homann und Dellinghausen so, wie es die Verordnung „10 Gebote über
Flugzeugbruchbergung“ des Luftgaukommando XI vom 9. September 1944 verlangte.
Im
Rahmen einer Befragung gab Homann später an, dass ein SS-Untersturmführer namens
Gante aus Lachendorf mit weiteren SS-Soldaten den Absprungort erreichte. Gante sagte,
er habe bereits den anderen Piloten des Flugzeuges gefangen genommen und bat
daher um die Übergabe des Navigators. In diesem Moment preschte ein VW
Kübelwagen über den Acker – besetzt mit drei weiteren SS-Leuten.
Bild: Gebote zur Flugzeugbruchbergung, Luftgaukommando XI, 09.09.1944. Quelle: Archiv Altmann.
Was
Arthur Maurice Crow bei seinem Absprung nicht ahnte: er war in einer Gegend
gelandet, in der es von SS-Mannschaften wimmelte. Durch die Ansiedlung der
Nebeltruppe sowie der Heeresgasschutzschule in Celle waren im Raum auch SS-Werfer-Abteilungen
stationiert. Bereits im Sommer 1944 wurde die SS-Werfer-Abteilung aus der
SS-Werfer-Ausbildungs- und Ersatzabteilung im Raum Celle gebildet – die
Werfer-Batterien lagen in Langlingen, Ahnsbeck, Lachendorf, Offensen – der Stab
in Langlingen.
Auch als die kämpfende Truppe ausgerückt war, verblieb die 8.
SS-Werfer-Ausbildungs- und Ersatzabteilung in diesen Ortschaften. Die Einheiten
verfügten über einen Übungsplatz, der sich in den „Allerdreckwiesen“ zwischen
Nordburg, Schwachhausen, Ahnsbeck und Lachendorf befand, der aber wohl nie mit
schwerem Gerät genutzt worden ist – in Aufzeichnungen der ehemaligen
Wehrmachtsgutsverwertungsstelle Celle taucht der Platz noch auf.
Kurzum: Arthur
Maurice Crow war in einem Gebiet vollbesetzt mit Angehörigen der Waffen SS gelandet.
Bild: Schriftwechsel der im Raum Flotwedel einquartierten 8. SS-Werfer-Ausbildungs- und Ersatzabteilung. Quelle: Archiv Altmann.
Der
SS-Sturmmann Robert Speil war bereits seit Februar des Jahres 1944 in einer
SS-Werfer-Einheit Langlingen stationiert.[1]
Am Mittag des 29. Dezember 1944 wurde er als Fahrer angefordert und erreichte
mit einem VW Kübelwagen des Stabsquartier in Langlingen, wo er den SS-Untersturmführer
Heinrich Friedrich Uhrig sowie den SS-Oberscharführer Alwin Krevet einsammelte.
Einige Minuten zuvor hatte Krevet noch mit Kameraden und seiner Verlobten in
der Gaststätte Masemann in Langlingen zu Mittag gegessen als gegen 12:00 Uhr
plötzlich der SS-Untersturmführer Uhrig durch die Tür hereinkam und einen der
Männer aufforderte ihn zu begleiten.[2]
Seine Kammeraden aßen bereits – daher sollte Krevet mitkommen. Vor der Abfahrt
erhielt ein anderer SS-Soldat von Uhrig den Befehl für Krevet eine Maschinenpistole
Typ 40 (MP 40) und für Uhrig selber eine Pistole des Typs Parabellum 08 (P 08) zu
bringen.[3]
Bild: Parabellum-Pistole, P 08, "Luger". Quelle: Archiv Altmann.
Entsprechend
bewaffnet erreichten beide den VW Kübelwagen in dem der SS-Sturmmann Speil schon
wartete. Speil erhielt von Uhrig den Befehl über Nordburg und Ahnsbeck in
Richtung Beedenbostel zu fahren.[4]
Rechts der Straße zwischen Ahnsbeck und Beedenbostel trafen die drei SS-Soldaten
auf eine Ansammlung mehrerer Personen auf einem benachbarten Acker.[5]
Speil steuerte den Wagen über das Feld – einige SS-Soldaten kamen bereits mit
dem gefangenen Piloten entgegen.[6]
Bild: Straße zwischen Ahnsbeck und Beedenbostel, Bereich der Landestelle A.M. Crows. Quelle: Altmann, 2020.
Krevet erkannte den SS-Untersturmführer Gante aus Lachendorf, Uhrig sprang aus
dem VW und ging Gante entgegen, um einige Worte mit ihm zu wechseln.[7]
Später erinnerte sich Krevet, dass der Pilot eine blaue RAF-Uniform trug. Die
Besprechung zwischen Gante und Uhrig konnten die anderen nicht näher verfolgen.
Schließlich stiegen Gante, Uhrig und der gefangene Crow zu Speil und Krevet in
den VW Kübelwagen. Speil erinnerte sich später, dass der Pilot hinter ihm Platz
nahm, Krevet rechts daneben, Krevet hinter den beiden und Uhrig vorne rechts
auf dem Beifahrersitz.[8]
Es wurde noch der Fallschirm des Abgesprungenen eingesammelt – dann begann die
Fahrt.
[1] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[2] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[3] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[4] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[5] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[6] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[7] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[8] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
Bild: Fahrtstrecke zwischen Landestelle Crow und Ahnsbeck, Halt bei Lachendorf. Quelle: GSGS Map 1945.
SS-Untersturmführer
Uhrig befahl zunächst in Richtung Langlingen zu fahren. An einer Kreuzung vor
dem Ort wurde der SS-Untersturmführer Gante abgesetzt. Nach einem erneuten
Wortwechsel nahm Uhrig dem Gefangenen dessen persönliche Gegenstände ab – es
handelte sich um Karten, eine Tabakdose, Geld und einen Tintenfüller.[1]
Uhrig sagte zu Gante, das er den Gefangenen mitnehmen und in Langlingen
befragen wolle.[2] Anschließend
wurde die Fahrt fortgesetzt – sie führte über Ahnsbeck und Helmerkamp in
Richtung Langlingen. Kurz vor Neuhaus erhielt Speil von Uhrig den Befehl rechts
einzubiegen.[3] Auf der
Fahrt hatte sich dieser mit dem Piloten auf Englisch unterhalten – weder Krevet
noch Speil waren der Sprache mächtig und verstanden folglich nicht worum es
ging.[4]
Rund
600 m nachdem der VW in die Seitenstraße in Richtung Nordburg eingebogen war,
sollte Speil den Wagen anhalten.[5]
Uhrig, Krevet und der gefangengenommene Crow stiegen aus. Die zwei verschwanden
mit dem Gefangenen in einem Waldweg zur Linken und bogen dann rechts ab, sodass
Speil sie aus den Augen verlor – er selber blieb im Wagen sitzen.[6]
Später sagte Speil aus, dass Krevet eine MP 40 und Uhrig eine P 08 bei sich
trugen.
Bild: Straße in Richtung Nordburg. Quelle: Altmann, 2020.
Uhrig ging zur Linken des Gefangenen und wies nach einigen Metern
Krevet an, dass er zurückgehen und den Wagen holen solle.[7]
Als sich dieser abwandte und sich in Richtung des Wagens bewegte, fiel ein
Schuss. Krevet drehte sich unvermittelt um, sah Uhrig mit der P 08 in der Hand
und rannte zu ihm.[8]
Auf
seine Frage was passiert sei, antwortete Uhrig, dass der Gefangene versucht
habe zu fliehen – Uhrig war aufgeregt, wie Krevet bemerkte.[9]
Er selbst war seiner eigenen Aussage zufolge ebenfalls mit der Situation
überfordert. Uhrig wies ihn an den Wagen zu holen, um den Toten
abzutransportieren. Wenige Minuten später erreichte Krevet den VW Kübel und den
wartenden Speil, der den Wagen bis zur Leiche fuhr.[10]
[1] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[2] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[3] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[4] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[5] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[6] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945, National
Archives, WO 309 165 107.
[7] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[8] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[9] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[10] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
Bild: Fahrtstrecke zwischen Helmerkamp und Langlingen. Quelle: GSGS Map 1945.
Der
tote Crow lag mit dem Gesicht zu Boden – Blut strömte aus seinem Kopf,
erinnerte sich Speil später.[1]
Uhrig fühlte den Puls des Toten und gab einen zweiten Schuss aus einer Distanz
von ca. 10 – 20 cm auf dessen Hinterkopf ab.[2]
Der SS-Mann Ernst Haun reinigte später die Waffe des SS-Untersturmführers Uhrig
– seiner Aussage nach, ersetzte er zwei fehlende Patronen im Magazin.[3]
Unmittelbar nach dem zweiten Schuss nahm Uhrig dem toten Crow weitere Gegenstände
ab – unter anderem dessen Armbanduhr.[4]
Anschließend bedeckten die SS-Soldaten den Toten mit einer Jacke, denn dieser
blutete stark – sie luden die Leiche in den VW.[5]
Auf der Rückfahrt nach Langlingen wurde kein Wort gesprochen. Dort angekommen
erstattete Uhrig in der Schreibstube Bericht bei seinem Vorgesetzten – danach
wurde die Leiche Crows noch am selben Nachmittag zum Langlinger Friedhof
gebracht und dort bestattet.[6]
Hier sollte sie jedoch nicht lange bleiben.
[1] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[2] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[3] Statement by Ernst Haun, Celle 28.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[4] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[5] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[6] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
Bild: Friedhof Langlingen. Quelle: Altmann, 2020.
Im
Februar 1945 erhielten der SS-Sturmmann Jakob Engle und der Oberkanonier Georg
Danisch vom SS-Untersturmführer Uhrig den Befehl die Leiche zu exhumieren.[1]
Die SS-Soldaten rüsteten sich mit Gasschutzbekleidung aus, über die sie vor Ort
ohnehin verfügten und trafen sich nachts um 3:00 Uhr am Langlinger Friedhof.
Von dort aus verbrachten sie die sterblichen Überreste Crows mit einem
Lastwagen der SS an die Straße, die von Langlingen nach Nordburg führt.[2]
Der genaue Ort lag 750 m jenseits der Allerbrücke, in der letzten
Kiefernschonung vor Nordburg – ca. 100 m rechts der Straße.[3] Heute befindet sich hier in etwa die Einmündung zum Baßlohweg.
Der
SS-Soldat Ernst Haun erinnerte sich später, dass ihm der SS-Untersturmführer
Uhrig nach Abrücken aus Langlingen, noch während der letzten Kriegstage sagte,
dass er froh sei, den toten Piloten vom Friedhof entfernen habe zu lassen.[4]
Er wog sich offenbar durch seine Vorkehrungen in Sicherheit, denn – kurz nach
Kriegsende – Mitte Mai 1945 gab Uhrig in einem Gespräch mit Krevet an, dass
englische Soldaten einen Kranz an dem Grab des Piloten in Langlingen niedergelegt
hätten und dass man dem Grab eine Einfassung geben wolle.[5]
Dabei bemerkte Uhrig: „Wenn die wüssten, dass das Grab leer ist...“
[1] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[2] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[3] Meldung Gemeindedirektor Langlingen,
31.07.1951, Arolsen-Archives, 2.2.2.9., 77164427.
[4] Statement by Ernst Haun, Celle 28.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[5] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
Bild: Baßlohweg zwischen Langlingen und Nordburg. Quelle: Altmann, 2020.
Kurz
vor Kriegsende - die Front kommt täglich näher - wird die 8. Batterie der
SS-Werfer-Ausbildungs- und Ersatzabteilung aus der Gegend abgezogen und in den
Norden von Celle verlegt. Am Abend des 12. April 1945 ist es schließlich
soweit: das 3. Bataillon des 334. Infanterie Regiments der 84 US Infanterie Division
rückt in Langlingen ein. Ob der SS-Untersturmführer Uhrig wenige Tage später
kurzzeitig in Gefangenschaft geriet, ist nicht abschließend geklärt. Seine
damalige Ehefrau, Lotte Uhrig, wohnte zu dieser Zeit in Böckelse einige
Kilometer südlich von Langlingen und erinnerte sich später wie ihr Mann
unmittelbar nach Kriegsende in Zivilkleidung zu ihr kam.[1]
Dass
ihr Mann untertauchte wunderte Lotte Uhrig wenig – schließlich hatte er ihr
bereits im Dezember 1944 von der Erschießung des RAF Piloten berichtet.[2]
In der späteren Befragung durch die britische Militärpolizei legte sie ein
Geständnis ab und erinnerte sich darin auch, dass ihr Mann aufgrund seines
Handelns am 29. Dezember 1944 eine schriftliche Belobigung des SS-Hauptamtes
erhalten hatte.[3] Als
seine Ehefrau gegen ihn aussagte, war der ehemalige SS-Untersturmführer Uhrig
bereits einige Monate auf der Flucht. Er wusste, dass ihn die britische
Militärpolizei suchen würde und verließ daher zunächst die britische
Besatzungszone.
Ein
entsprechendes Arbeitszeugnis bescheinigte Uhrig die zeitweise Beschäftigung
als Gespannführer auf einem Bauernhof in Eltze zwischen dem 21. April und 28.
Juni 1945.[4]
Bis Anfang August 1945 hielt er sich bei einem befreundeten Ehepaar im
Hessischen Möttau, ca. 40 km nördlich von Frankfurt a. Main auf.[5]
Die Militärpolizei kam dem Versteck auf die Schliche, weil Uhrigs Vater, der
eigentlich im Raum Odenwald lebte, Kartoffeln in die weit entfernte Gegend von
Frankfurt lieferte – man schloss folgerichtig, dass die Lieferungen vielleicht
zur Versorgung Uhrigs gedacht waren.[6]
Als die Militärpolizei vor Ort eintraf, verschaffte das befreundete Ehepaar Uhrig
einen Vorsprung – erneut konnte er sich dem Zugriff seiner Verfolger entziehen.[7]
[1] Statement by Lotte Uhrig, Weilburg 08.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[2] Statement by Lotte Uhrig, Weilburg 08.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[3] Statement by Lotte Uhrig, Weilburg 08.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[4] Wrede, Zeugnis Friedrich Uhrig vom 28.06.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[5] Statement by Inge Opgen-Rhein, Düsseldorf
22.09.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[6] Headquarters Mil. Gov. Det H-82 Co D 2nd Mil.
Gov. Regt., 11.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[7] Statement by Inge Opgen-Rhein, Düsseldorf
22.09.1945, National Archives, WO 309 165 107.
Bild: Möttau, Hessen. Quelle: GSGS Map 1945.
Im
August 1945 traf sich Uhrig noch einmal mit seiner Ehefrau in seiner
Geburtsstadt Frankfurt a. Main – er hatte sich gefälschte Ausweispapiere
besorgt, die auf den Namen Heinz Rink lauteten.[1]
Auf die Frage seiner Ehefrau, weswegen er einen falschen Namen angenommen habe,
gab Uhrig an, dass er von den Behörden wegen der Erschießung des englischen
Fliegers gesucht würde. Was er nicht wusste: er war mittlerweile einer der meistgesuchten Kriegsverbrecher der Polizei der britischen Royal Air Force.[2]
Weil diese seiner Person nicht habhaft werden konnte, wurde seine Ehefrau
verhaftet – mit Erfolg. Lotte Uhrig legte am 8. Oktober 1945 ein umfassendes
Geständnis ab.[3] Darin
gab sie unter anderem den aktuellen Aufenthaltsort Uhrigs in Angersbach bei
Lauterbach im Vogelsberg preis.
[1] Statement by Lotte Uhrig, Weilburg 08.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
[2] Headquarters Mil. Gov. Det H-82 Co D 2nd Mil.
Gov. Regt., 11.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[3] Statement by Lotte Uhrig, Weilburg 08.10.1945,
National Archives, WO 309 165 107.
Bild: Angersbach, Hessen. Quelle: GSGS Map 1945.
Als
die Militärpolizei wenig später in Angersbach eintraf, befand sich Friedrich Uhrig
alias Heinz Rink gerade im Rathaus der Stadt, um sich abermals in eine andere
Stadt umzumelden.[1] Ein
falscher Schnurrbart, Brille und eine simulierte Verletzung am rechten Unterarm
konnten die Polizeibeamten nicht täuschen. Am 13. Oktober 1945 berichtete der
Daily Telegraph, dass der ehemalige SS-Untersturmführer Uhrig erfolgreich
verhaftet werden konnte.[2]
Man brachte ihn zunächst ins Gefängnis nach Weilburg – später wurde er nach
Celle überstellt.[3] Mit
seiner Festnahme endete zwar die mehrmonatige Verfolgungsjagd – seiner Taten
war Uhrig allerdings noch nicht überführt.
Die Special Investigation Branch der RAF hatte in den
zurückliegenden Wochen umfangreiches Beweismaterial gegen Uhrig
zusammengetragen.[4] Corporal
Shackleton der RAF Police Unit 84 Group fasste die Ermittlungsergebnisse in
seinem Bericht vom 3. November 1945 zusammen.[5]
Hieraus geht auch hervor, dass die Militärpolizei am 22. Oktober 1945 das
vermeintliche Grab von Arthur Maurice Crow auf dem Langlinger Friedhof öffnete
und feststellte, dass es leer war. Nur einen Tag später verhörte Shackleton den
SS-Oberscharführer Krevet, woraufhin dieser ihm den tatsächlichen Begräbnisort
zwischen Langlingen und Nordburg nannte.[6]
[1] Headquarters Mil. Gov. Det H-82 Co D 2nd Mil.
Gov. Regt., 11.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[2] Daily Telegraph, 13.10.1945, National
Archives, WO 309 165 107.
[3] Headquarters Mil. Gov. Det H-82 Co D 2nd Mil.
Gov. Regt., 11.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[4] Royal Air Force Special Investigation Branch,
Ref. SIB/1635/45, National Archives, WO 309 165 107.
[5] Shackleton, 03.11.1945, National Archives, WO
309 165 107.
[6] Shackleton, 03.11.1945, National Archives, WO
309 165 107.
Bild: An dieser Stelle wurde die Leiche Crows von den SS-Leuten verscharrt. Quelle: Altmann, 2020.
Am
24. Oktober untersuchte die Militärpolizei den Ort – in einem Meter Tiefe
stießen sie auf die sterblichen Überreste eines RAF Flight Lieutenants. Anhand einer
Wäschereinummer sowie eines Abzeichens des „Goldfish Club“ konnte Crow
schließlich identifiziert werden.[1]
Der Goldfish Club war eine Vereinigung der RAF-Angehörige beitreten konnten,
wenn sie einen Absprung aus einem über See abgestürzten Flugzeug überlebt
hatten. Crow war am 13. Mai 1943 eingetreten.[2]
Seine Leiche wurde exhumiert und zur Obduktion nach Celle gebracht, wo weitere
Erkenntnisse zu den Todesumständen ermittelt werden konnten.
Auch
der Beschuldigte Uhrig wurde nun eingehend befragt. In einer ersten Aussage gab
er an, das Abbiegen vom Weg zwischen Helmerkamp nach Neuhaus befohlen zu haben,
um schneller nach Langlingen zu gelangen.[3]
Neben dieser fragwürdigen Darstellung schilderte Uhrig, dass der Gefangene
unvermittelt aus dem Wagen gesprungen und in den Wald gelaufen sei.[4]
Er und der Fahrer des VW hätten dem Flüchtenden hinterhergeschossen, woraufhin
dieser zu Boden ging.[5]
Den Tod habe man nicht festgestellt – vielmehr war der Angeschossene noch am
Leben, so Uhrig, der ebenfalls angab Puls und Atmung überprüft zu haben.[6]
Sie hätten den Verwundeten in den Wagen verladen, um ihn in Langlingen
medizinisch versorgen zu können, so Uhrig weiter – unterwegs sei der Gefangene allerdings
verstorben.[7]
[1] Shackleton, 03.11.1945, National Archives, WO
309 165 107.
[2] Royal Air Force Special Investigation Branch,
Ref. SIB/1635/45, National Archives, WO 309 165 107.
[3] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig,
Weilburg 23.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[4] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig,
Weilburg 23.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[5] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Weilburg
23.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[6] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig,
Weilburg 23.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[7] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig,
Weilburg 23.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
Bild: Bereich der Erschießung - vor Errichtung der Stromtrasse war das Gelände bewaldet. Quelle: Altmann, 2020.
Zur
übergangsweisen Bestattung des Verstorbenen auf dem Langlinger Friedhof machte
der Befragte Uhrig recht abenteuerliche Angaben. So habe er die Leiche seiner
Aussage nach in Langlingen an andere SS-Leute übergeben und „nie wieder gesehen“
– nur durch Erzählungen habe Uhrig von der Bestattung auf dem Friedhof
erfahren.[1]
Erst als der Langlinger Bürgermeister ihn eindringlich gebeten hätte, die Leiche
vom Friedhof zu entfernen, habe er davon nachhaltig Kenntnis genommen. Er
selbst sei allerdings wegen der herannahenden Front so sehr mit anderen Dingen
beschäftigt gewesen, dass er keine Zeit gehabt habe sich damit zu befassen.[2]
Möglicherweise, so Uhrig, hätten Kammeraden davon gehört und die Sache selber
in die Hand genommen – er allerdings habe weder ein Ausgraben der Leiche
befohlen, dieses selber durchgeführt – noch wüsste er, wer es getan haben
könnte.[3]
[1] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Celle
23.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[2] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Celle
23.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[3] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Celle
23.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
Bild: Kartenskizze zum zwischenzeitigen Bestattungsort. Quelle: Archiv Altmann.
Am
1. November 1945 wurde Uhrig erneut vernommen und bestätigte, dass er seine
Aussage bereits gemacht habe und dabei die Wahrheit gesagt hätte.[1]
Ein folgenschwerer Fehler, denn Corporal Shackleton konfrontierte ihn unvermittelt
damit, dass er gelogen habe. Anschließend führte man Krevet und Speil in den
Raum und legte Uhrig die erdrückenden Ermittlungsergebnisse dar. Hierauf bat
der Beschuldigte seine Aussage ergänzen zu dürfen.[2]
Unter Bestätigung, dass er zuerst Unwahrheiten geschrieben habe, erläuterte
Uhrig, dass er sich mit dem Piloten während der Fahrt unterhalten habe.[3]
Dabei hatte er das Gefühl, dass der Gefangene habe austreten wollen. Er ließ
daher den Wagen anhalten und ging mit dem Piloten in den Wald. Als sich dieser
8 – 10 m von ihm entfernt aufhielt, hatte Uhrig das Gefühl, dass der Gefangene
versuche zu fliehen, woraufhin er einen Schuss auf Crow abgab, der sofort zu
Boden ging.[4] Der Puls
des Angeschossenen sei fast nicht mehr spürbar gewesen, als Uhrig einen zweiten
Schuss auf den Verletzten abgab.[5]
Persönliche Gegenstände wurden dem Toten abgenommen – der Fallschirm wurde laut
Uhrig zwischen seiner Ehefrau und Krevets Verlobten aufgeteilt.[6]
Kurz
bevor die Truppe abzog habe Uhrig, auf Geheiß des Langlinger Bürgermeisters,
drei Männern den Befehl erteilt die Leiche vom Friedhof wegzuschaffen.[7]
Ob es tatsächlich eine solche Veranlassung des Langlinger Bürgermeister gab
bleibt ungewiss. In einer späteren Meldung über Gräber von Personen
nichtdeutscher Staatsangehörigkeit im Juli 1951 gab der damalige
Gemeindedirektor an, sowohl die Bestattung als auch die Umbettung seien ohne
Mitwirkung der Gemeindeverwaltung erfolgt.[8]
Bild: Angaben des Langlinger Bürgermeisters nach Kriegsende. Quelle: Archiv Altmann.
Zu
seiner Verteidigung führte Uhrig im Verhörprotokoll an, er habe den Piloten
nicht erschießen wollen – es sei also keine vorbereitete Handlung gewesen - sondern
sei es vielmehr bei dessen Fluchtversuch geschehen. Uhrig führte an, er wollte
sich nicht dafür verantworten, ohne den Gefangenen zurückzukehren. Verantworten
musste er sich an den Prozesstagen am 18., 19. Und 20. Februar 1946 vor dem
britischen Militärtribunal in Hannover allerdings trotzdem. Uhrig plädierte zwar
auf „nicht schuldig“ wurde vom Gericht jedoch als schuldig befunden und zum Tod
durch den Strang verurteilt. Am 15, Mai 1946 wurde das Urteil vom britischen
Henker Albert Pierrepoint im Westflügel des Hamelner Zuchthauses vollstreckt.
Bild: Bereich in dem der SS-Sturmmann Speil den Wagen anhielt. Quelle: Altmann, 2020.
Was
sich genau am 29. Dezember 1945 im Waldstück zwischen Neuhaus und Nordburg ereignete,
ist aus heutiger Sicht nur noch anhand der Ermittlungsunterlagen
nachzuvollziehen. Ob der gefangengenommene Crow tatsächlich versucht hatte zu
fliehen oder ob es sich um eine geplante Erschießung handelte, kann nicht mehr
abschließend aufgeklärt werden.
Für den Urteilsspruch war dieser Umstand jedoch
nicht mehr ausschlaggebend, da Uhrig bereits zugegeben hatte auf den am Boden
liegenden – und damit wehrlosen – Gefangenen einen weiteren, finalen Schuss
abgegeben zu haben. Der Umstand, dass er in einem vorherigen Verhör falsche
Angaben gemacht hatte, die vorliegenden Zeugenaussagen und die insgesamt
eindeutige Beweislast trugen maßgeblich zur Verurteilung Uhrigs bei.
[1] Shackleton, 03.11.1945, National Archives, WO
309 165 107.
[2] Shackleton, 03.11.1945, National Archives, WO
309 165 107.
[3] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Celle
01.11.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[4] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Celle
01.11.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[5] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Celle
01.11.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[6] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Celle
01.11.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[7] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Celle
01.11.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[8] Meldung Gemeindedirektor Langlingen,
31.07.1951, Arolsen-Archives, 2.2.2.9., 77164427.
Bild: Grabstein, A.M. Crow. Quelle: Altmann, 2020.
Flight
Lieutenant Olaf Patrick Olson überlebte den Zweiten Weltkrieg in deutscher Gefangenschaft
und kehrte nach Kriegsende in seine Heimat nach Neuseeland zurück.[1]
Am 24. Dezember 1953 kam er bei einem schweren Zugunglück zwischen Tangiwai und
Auckland zu Tode.
Der Leichnam von Flight Lieutenant Arthur Maurice Crow wurde
auf den britischen Militärfriedhof in Hannover-Ahlem gebracht, wo er bis heute
ruht. So tragisch das Schicksal des jungen Navigators ist – seine Geschichte
bleibt unvergessen.
H.
Altmann
Veröffentlicht: 18.06.2020; 20:15 Uhr
Veröffentlicht: 18.06.2020; 20:15 Uhr
[1] Royal Air Force Special Investigation Branch,
Ref. SIB/1635/45, National Archives, WO 309 165 107.
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