f Der Tod von Arthur Maurice Crow ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Donnerstag, 18. Juni 2020

Der Tod von Arthur Maurice Crow


Flugbesatzungen waren bei ihren Einsätzen im Zweiten Weltkrieg gleich mehreren Gefahren ausgesetzt. Während ihren Missionen konnte es zu technischen Problemen kommen, sie konnten durch gegnerische Jagdflugzeuge abgeschossen werden oder Treffer durch Flugabwehrgeschütze vom Boden erhalten. Falls sich derartiges ereignete, war es Glück, wenn sie das eigene Flugzeug noch rechtzeitig verlassen konnten, ihr Fallschirm sich öffnete und sie heile den Erdboden erreichten. Das eigene Überleben war damit jedoch längst noch nicht gesichert, wie das tragische Schicksal eines im Landkreis Celle abgestürzten Piloten belegt.

Verlässt man den hannoverschen Stadtteil Ahlem in Richtung des kleinen Ortes Harenberg, eröffnet sich zur Rechten, an einer kleinen Anhöhe gelegen, der sogenannte „Englische Friedhof“. Auf ihm sind vorwiegend Soldaten der britischen Royal Air Force (RAF) begraben. Eine Mitarbeiterin des Grünpflegebetriebs bestätigte, dass hier ausschließlich die Gefallenen aus dem norddeutschen Raum bestattet worden sind. 

In einem der ersten Gräberblöcke, in der zweiten Reihe liegt – fast direkt am Außengang – das Grab von Flight Lieutenant Arthur Maurice Crow. In den Stein ist der 29. Dezember 1944 als Todesdatum eingraviert – allerdings nicht, dass Crow an jenem Tag mit seinem Fallschirm östlich von Celle absprang. Das schicksalhafte Verbrechen, das zu seinem Tod führte, ist heute nur noch anhand von den historischen Ermittlungsakten nachzuvollziehen. 

Bild: Englischer Friedhof, Hannover-Ahlem. Quelle: Altmann, 2020. 

Der Reihe nach: Arthur Maurice Crow wurde im Jahr 1921 in Dundee, Schottland geboren. Als Flight Sergeant der RAF war er im Dezember 1941 im Rahmen der Landung britischer Truppen auf die von deutschen Truppen besetzte norwegische Insel Vågsøy beteiligt. Während des Rückfluges leistete der junge Navigator seinem Piloten so gute Unterstützung, dass ein über zehn minütiger Angriff zweier deutsche Jagdflugzeuge unbeschadet überstanden wurde. Crow erhielt für diesen Einsatz die Distinguished Service Order (DSO).[1] 

A.M. Crow, Quelle: findagrave
Im Rang eines Flight Lieutenant war Crow später zunächst beim 240. Squadron (Sq.) und später beim 244. Sq. im Rahmen von Aufklärungs- und Fotomissionen eingesetzt.[2] Die Aufgabe dieser Einheiten bestand vorwiegend darin mittels eingebauter Spezialkameras Luftaufnahmen zu machen, die nach Auswertung dem Bomber Command zur Planung der alliierten Luftoperationen zur Verfügung gestellt wurden. Die Einheit der Crow angehörte war an der Luftaufklärung des streng geheimen Raketentestzentrums von Peenemünde beteiligt – darüber hinaus war das Squadron an etlichen anderen brisanten Orten auf dem europäischen Kontinent eingesetzt.



[1] Second Supplement tot he London Gazette, 05.06.1942, S. 2521.
[2] AIR 27 2028 54; AIR 27 2028 53.

Für die Luftaufklärung wurden spezielle Flugzeuge des Typs de Havilland Mosquito eingesetzt – sie verfügten über leistungsstarke 1.290 PS Rolls-Royce-Merlin Motoren sowie zusätzliche Kraftstofftanks, die hohe Reichweiten für die Aufklärungsmissionen ermöglichten.[1] Ende Dezember 1944 hatten Crow und sein Pilot, der Flight Lieutenant Olaf Patrick Olson, ihre Mosquito XVI MM 396 aus dem süditalienischen San Severo auf den Flugplatz Tangmere in Südengland überführt.[2]

Am 27. Dezember 1944, waren der 23 jährige Crow und sein Pilot Olson aus Tangmere zu einem Einsatz im Raum Stuttgart / Reutlingen aufgebrochen, um Luftaufnahmen von Bahnstrecken zu machen.[3] Hierzu kam es jedoch nicht, denn ihre Maschine hatte technische Probleme - die Mission musste abgebrochen werden. Der Rückflug nach Tangmere war nicht möglich, sodass die beiden stattdessen das Flugfeld Coltishall, einige Kilometer nördlich von Norwich ansteuerten und dieses schließlich auch erreichten. Aufgrund der Wetterverhältnisse wurde am 28. Dezember 1944 bekanntgegeben, dass die Aufklärungsmissionen des 244. Sq. am kommenden Tag vom Flugfeld North Coates geflogen werden sollten – Flugzeuge, Besatzungen sowie Bodenpersonal wurde an den ca. 122 Kilometer entfernten Standort verlegt.

Die „Summary of Events“ des 244. Sq. berichtet, dass das Wetter über dem europäischen Kontinent am 29. Dezember nicht besonders gut war – dennoch konnten einige Aufklärungsergebnisse erzielt werden. Crow und Olson sollten an diesem Tag mit ihrer Mosquito (XVI NS 791) Bahn- und Gleisanlagen zwischen Hannover und Stendal aus der Luft fotografieren. Der planmäßige Start verzögerte sich um 14 Minuten, sodass Crow und Olson um 10:34 Uhr mit ihrem Flugzeug vom Flugfeld in North Coates abhoben. 



[1] Munson, Die Weltkrieg II Flugzeuge, S. 82f.
[2] AIR 27 2028 54.
[3] AIR 27 2028 53.

Bild: de Havilland Mosquito. Quelle: Archiv Altmann. 

Im Regelfall lässt sich aus heutiger Sicht kaum mehr bestimmen, welche Flugzeuge für gegnerische Abschüsse im Einzelfall verantwortlich waren. Die de Havilland Mosquito war allerdings ein derart exotischer Flugzeugtyp, dass sich deutsche Piloten gelegentlich stolz zeigten, wenn es ihnen gelang ein solch schnelles gegnerisches Aufklärungsflugzeug abzuschießen. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 635 km/h – und unter Berücksichtigung des zeitlich leicht verzögerten Starts – hatten Crow und Olson ca. gegen 12:00 Uhr Mittags den Luftraum über Celle erreicht.

Zur selben Zeit befand sich Oberfeldwebel Erich Büttner in seiner Me 262 A der 3. Gruppe des Jagdgeschwaders 7 „Nowotny“ im Anflug auf diesen Luftraum.[1] Die Gruppe war aus dem Erprobungskommando Nowotny hervorgegangen, das vormals in Lechfeld stationiert gewesen war. Am 10. Dezember 1944 verlegte sie mit 14 Maschinen des Typs Me 262 A auf den Flugplatz Brandenburg-Briest. Die strahl-/ düsengetriebenen Jagdbomber waren mit ihrer Spitzengeschwindigkeit von 870 km/h in Flughöhen von 6.000 m den alliierten Flugzeugen weitaus überlegen – so auch der de Havilland Mosquito. Entsprechend ungleich verlief das Aufeinandertreffen: für den 29. Dezember 1944 verzeichnete Büttner den Abschuss eines britischen Flugzeugs vom Typ Mosquito.[2] Die Summary of Events des 244. Sq. vermerkte lediglich: „Aircraft failed to return.“[3] 

Anderen britischen Quellen zufolge erfolgte der Abschuss etwa 2 km westlich von Gockenholz.[4] Allerdings ist der genaue Ort nicht bestätigt – es war niemand vor Ort, der den Absturz der Mosquito beobachtete. Im Gegensatz zu Formationen mehrerer Flugzeuge befanden sich keine anderen Maschinen in der Nähe, als Crow und Olson getroffen wurden. Ihr Flug erfolgte schließlich als geheime Aufklärungsmission. Vermutlich gelang es den beiden die Mosquito noch kurzzeitig in der Luft zu halten – das Flugzeug ging dann wohl irgendwo hinter Ahnsbeck / Bunkenburg im Bereich des weitläufigen Schmarloh zu Boden.



[1] Forsyth, Jagdgeschwader 7 „Nowotny“, S.25.
[2] Forsyth, Jagdgeschwader 7 „Nowotny“, S.25.
[3] AIR 27 2028 54; AIR 27 2028 53.
[4] RAF Special Investigation Branch, Ref: SIB/1635/45, National Archives, WO 309 165 107.

Bild: Me 262. Quelle: Archiv Altmann. 

Crow und Olson gelang der Absprung aus der brennenden Maschine, der am hellen Wintertag jedoch nicht unbemerkt bleiben konnte. Und so kam es: der zu diesem Zeitpunkt 31 Jahre alte Friedrich Homann aus Ahnsbeck beobachtete gegen 12:00 einen langsam zu Boden gleitenden Fallschirm.[1] Gemeinsam mit seinem Nachbarn, Friedrich Dellinghausen, radelte er zu der Stelle, an der Crow bereits gelandete war – sie waren die ersten. Olson war wohl in einigen Kilometern Entfernung zu Boden gegangen. 

Auf den „Halt!“-Ruf Homanns erhob Crow seine Hände und übergab ein Messer. Die beiden Bauern durchsuchten den Navigator nach weiteren Waffen – noch drei kleinere Messer nahmen sie ihm ab, wie sich Homann später erinnerte. Anschließend verbanden sie die Wunden ihres Gefangenen und reichten ihm Zigaretten. Soweit handelten Homann und Dellinghausen so, wie es die Verordnung „10 Gebote über Flugzeugbruchbergung“ des Luftgaukommando XI vom 9. September 1944 verlangte. 

Im Rahmen einer Befragung gab Homann später an, dass ein SS-Untersturmführer namens Gante aus Lachendorf mit weiteren SS-Soldaten den Absprungort erreichte. Gante sagte, er habe bereits den anderen Piloten des Flugzeuges gefangen genommen und bat daher um die Übergabe des Navigators. In diesem Moment preschte ein VW Kübelwagen über den Acker – besetzt mit drei weiteren SS-Leuten.



[1] Statement by Friedrich Homann, Celle 08.11.1945, National Archives, WO 309 165 107.

Bild: Gebote zur Flugzeugbruchbergung, Luftgaukommando XI, 09.09.1944. Quelle: Archiv Altmann. 

Was Arthur Maurice Crow bei seinem Absprung nicht ahnte: er war in einer Gegend gelandet, in der es von SS-Mannschaften wimmelte. Durch die Ansiedlung der Nebeltruppe sowie der Heeresgasschutzschule in Celle waren im Raum auch SS-Werfer-Abteilungen stationiert. Bereits im Sommer 1944 wurde die SS-Werfer-Abteilung aus der SS-Werfer-Ausbildungs- und Ersatzabteilung im Raum Celle gebildet – die Werfer-Batterien lagen in Langlingen, Ahnsbeck, Lachendorf, Offensen – der Stab in Langlingen. 

Auch als die kämpfende Truppe ausgerückt war, verblieb die 8. SS-Werfer-Ausbildungs- und Ersatzabteilung in diesen Ortschaften. Die Einheiten verfügten über einen Übungsplatz, der sich in den „Allerdreckwiesen“ zwischen Nordburg, Schwachhausen, Ahnsbeck und Lachendorf befand, der aber wohl nie mit schwerem Gerät genutzt worden ist – in Aufzeichnungen der ehemaligen Wehrmachtsgutsverwertungsstelle Celle taucht der Platz noch auf. 

Kurzum: Arthur Maurice Crow war in einem Gebiet vollbesetzt mit Angehörigen der Waffen SS gelandet.

Bild: Schriftwechsel der im Raum Flotwedel einquartierten 8. SS-Werfer-Ausbildungs- und Ersatzabteilung. Quelle: Archiv Altmann. 

Der SS-Sturmmann Robert Speil war bereits seit Februar des Jahres 1944 in einer SS-Werfer-Einheit Langlingen stationiert.[1] Am Mittag des 29. Dezember 1944 wurde er als Fahrer angefordert und erreichte mit einem VW Kübelwagen des Stabsquartier in Langlingen, wo er den SS-Untersturmführer Heinrich Friedrich Uhrig sowie den SS-Oberscharführer Alwin Krevet einsammelte. 

Einige Minuten zuvor hatte Krevet noch mit Kameraden und seiner Verlobten in der Gaststätte Masemann in Langlingen zu Mittag gegessen als gegen 12:00 Uhr plötzlich der SS-Untersturmführer Uhrig durch die Tür hereinkam und einen der Männer aufforderte ihn zu begleiten.[2] Seine Kammeraden aßen bereits – daher sollte Krevet mitkommen. Vor der Abfahrt erhielt ein anderer SS-Soldat von Uhrig den Befehl für Krevet eine Maschinenpistole Typ 40 (MP 40) und für Uhrig selber eine Pistole des Typs Parabellum 08 (P 08) zu bringen.[3]

Bild: Parabellum-Pistole, P 08, "Luger". Quelle: Archiv Altmann. 

Entsprechend bewaffnet erreichten beide den VW Kübelwagen in dem der SS-Sturmmann Speil schon wartete. Speil erhielt von Uhrig den Befehl über Nordburg und Ahnsbeck in Richtung Beedenbostel zu fahren.[4] Rechts der Straße zwischen Ahnsbeck und Beedenbostel trafen die drei SS-Soldaten auf eine Ansammlung mehrerer Personen auf einem benachbarten Acker.[5] Speil steuerte den Wagen über das Feld – einige SS-Soldaten kamen bereits mit dem gefangenen Piloten entgegen.[6] 

Bild: Straße zwischen Ahnsbeck und Beedenbostel, Bereich der Landestelle A.M. Crows. Quelle: Altmann, 2020. 

Krevet erkannte den SS-Untersturmführer Gante aus Lachendorf, Uhrig sprang aus dem VW und ging Gante entgegen, um einige Worte mit ihm zu wechseln.[7] Später erinnerte sich Krevet, dass der Pilot eine blaue RAF-Uniform trug. Die Besprechung zwischen Gante und Uhrig konnten die anderen nicht näher verfolgen. Schließlich stiegen Gante, Uhrig und der gefangene Crow zu Speil und Krevet in den VW Kübelwagen. Speil erinnerte sich später, dass der Pilot hinter ihm Platz nahm, Krevet rechts daneben, Krevet hinter den beiden und Uhrig vorne rechts auf dem Beifahrersitz.[8] Es wurde noch der Fallschirm des Abgesprungenen eingesammelt – dann begann die Fahrt.



[1] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[2] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[3] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[4] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[5] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[6] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[7] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[8] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.

Bild: Fahrtstrecke zwischen Landestelle Crow und Ahnsbeck, Halt bei Lachendorf. Quelle: GSGS Map 1945. 

SS-Untersturmführer Uhrig befahl zunächst in Richtung Langlingen zu fahren. An einer Kreuzung vor dem Ort wurde der SS-Untersturmführer Gante abgesetzt. Nach einem erneuten Wortwechsel nahm Uhrig dem Gefangenen dessen persönliche Gegenstände ab – es handelte sich um Karten, eine Tabakdose, Geld und einen Tintenfüller.[1] 

Uhrig sagte zu Gante, das er den Gefangenen mitnehmen und in Langlingen befragen wolle.[2] Anschließend wurde die Fahrt fortgesetzt – sie führte über Ahnsbeck und Helmerkamp in Richtung Langlingen. Kurz vor Neuhaus erhielt Speil von Uhrig den Befehl rechts einzubiegen.[3] Auf der Fahrt hatte sich dieser mit dem Piloten auf Englisch unterhalten – weder Krevet noch Speil waren der Sprache mächtig und verstanden folglich nicht worum es ging.[4]

Bild: Straße zwischen Helmerkamp und Neuhaus, Abbiegestelle. Quelle: Altmann, 2020. 

Rund 600 m nachdem der VW in die Seitenstraße in Richtung Nordburg eingebogen war, sollte Speil den Wagen anhalten.[5] Uhrig, Krevet und der gefangengenommene Crow stiegen aus. Die zwei verschwanden mit dem Gefangenen in einem Waldweg zur Linken und bogen dann rechts ab, sodass Speil sie aus den Augen verlor – er selber blieb im Wagen sitzen.[6] Später sagte Speil aus, dass Krevet eine MP 40 und Uhrig eine P 08 bei sich trugen. 

Bild: Straße in Richtung Nordburg. Quelle: Altmann, 2020. 

Uhrig ging zur Linken des Gefangenen und wies nach einigen Metern Krevet an, dass er zurückgehen und den Wagen holen solle.[7] Als sich dieser abwandte und sich in Richtung des Wagens bewegte, fiel ein Schuss. Krevet drehte sich unvermittelt um, sah Uhrig mit der P 08 in der Hand und rannte zu ihm.[8] 

Auf seine Frage was passiert sei, antwortete Uhrig, dass der Gefangene versucht habe zu fliehen – Uhrig war aufgeregt, wie Krevet bemerkte.[9] Er selbst war seiner eigenen Aussage zufolge ebenfalls mit der Situation überfordert. Uhrig wies ihn an den Wagen zu holen, um den Toten abzutransportieren. Wenige Minuten später erreichte Krevet den VW Kübel und den wartenden Speil, der den Wagen bis zur Leiche fuhr.[10]



[1] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[2] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[3] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[4] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[5] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[6] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[7] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[8] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[9] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[10] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.

Bild: Fahrtstrecke zwischen Helmerkamp und Langlingen. Quelle: GSGS Map 1945. 

Der tote Crow lag mit dem Gesicht zu Boden – Blut strömte aus seinem Kopf, erinnerte sich Speil später.[1] Uhrig fühlte den Puls des Toten und gab einen zweiten Schuss aus einer Distanz von ca. 10 – 20 cm auf dessen Hinterkopf ab.[2] Der SS-Mann Ernst Haun reinigte später die Waffe des SS-Untersturmführers Uhrig – seiner Aussage nach, ersetzte er zwei fehlende Patronen im Magazin.[3] 

Unmittelbar nach dem zweiten Schuss nahm Uhrig dem toten Crow weitere Gegenstände ab – unter anderem dessen Armbanduhr.[4] Anschließend bedeckten die SS-Soldaten den Toten mit einer Jacke, denn dieser blutete stark – sie luden die Leiche in den VW.[5] Auf der Rückfahrt nach Langlingen wurde kein Wort gesprochen. Dort angekommen erstattete Uhrig in der Schreibstube Bericht bei seinem Vorgesetzten – danach wurde die Leiche Crows noch am selben Nachmittag zum Langlinger Friedhof gebracht und dort bestattet.[6] Hier sollte sie jedoch nicht lange bleiben.



[1] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[2] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[3] Statement by Ernst Haun, Celle 28.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[4] Statement by Robert Speil, Celle 30.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[5] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[6] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.

Bild: Friedhof Langlingen. Quelle: Altmann, 2020. 

Im Februar 1945 erhielten der SS-Sturmmann Jakob Engle und der Oberkanonier Georg Danisch vom SS-Untersturmführer Uhrig den Befehl die Leiche zu exhumieren.[1] Die SS-Soldaten rüsteten sich mit Gasschutzbekleidung aus, über die sie vor Ort ohnehin verfügten und trafen sich nachts um 3:00 Uhr am Langlinger Friedhof. Von dort aus verbrachten sie die sterblichen Überreste Crows mit einem Lastwagen der SS an die Straße, die von Langlingen nach Nordburg führt.[2] Der genaue Ort lag 750 m jenseits der Allerbrücke, in der letzten Kiefernschonung vor Nordburg – ca. 100 m rechts der Straße.[3] Heute befindet sich hier in etwa die Einmündung zum Baßlohweg. 

Der SS-Soldat Ernst Haun erinnerte sich später, dass ihm der SS-Untersturmführer Uhrig nach Abrücken aus Langlingen, noch während der letzten Kriegstage sagte, dass er froh sei, den toten Piloten vom Friedhof entfernen habe zu lassen.[4] Er wog sich offenbar durch seine Vorkehrungen in Sicherheit, denn – kurz nach Kriegsende – Mitte Mai 1945 gab Uhrig in einem Gespräch mit Krevet an, dass englische Soldaten einen Kranz an dem Grab des Piloten in Langlingen niedergelegt hätten und dass man dem Grab eine Einfassung geben wolle.[5] Dabei bemerkte Uhrig: „Wenn die wüssten, dass das Grab leer ist...“



[1] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[2] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[3] Meldung Gemeindedirektor Langlingen, 31.07.1951, Arolsen-Archives, 2.2.2.9., 77164427.
[4] Statement by Ernst Haun, Celle 28.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[5] Statement by Alwin Krevet, Celle 31.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.

Bild: Baßlohweg zwischen Langlingen und Nordburg. Quelle: Altmann, 2020. 

Kurz vor Kriegsende - die Front kommt täglich näher - wird die 8. Batterie der SS-Werfer-Ausbildungs- und Ersatzabteilung aus der Gegend abgezogen und in den Norden von Celle verlegt. Am Abend des 12. April 1945 ist es schließlich soweit: das 3. Bataillon des 334. Infanterie Regiments der 84 US Infanterie Division rückt in Langlingen ein. Ob der SS-Untersturmführer Uhrig wenige Tage später kurzzeitig in Gefangenschaft geriet, ist nicht abschließend geklärt. Seine damalige Ehefrau, Lotte Uhrig, wohnte zu dieser Zeit in Böckelse einige Kilometer südlich von Langlingen und erinnerte sich später wie ihr Mann unmittelbar nach Kriegsende in Zivilkleidung zu ihr kam.[1]

Dass ihr Mann untertauchte wunderte Lotte Uhrig wenig – schließlich hatte er ihr bereits im Dezember 1944 von der Erschießung des RAF Piloten berichtet.[2] In der späteren Befragung durch die britische Militärpolizei legte sie ein Geständnis ab und erinnerte sich darin auch, dass ihr Mann aufgrund seines Handelns am 29. Dezember 1944 eine schriftliche Belobigung des SS-Hauptamtes erhalten hatte.[3] Als seine Ehefrau gegen ihn aussagte, war der ehemalige SS-Untersturmführer Uhrig bereits einige Monate auf der Flucht. Er wusste, dass ihn die britische Militärpolizei suchen würde und verließ daher zunächst die britische Besatzungszone.

Ein entsprechendes Arbeitszeugnis bescheinigte Uhrig die zeitweise Beschäftigung als Gespannführer auf einem Bauernhof in Eltze zwischen dem 21. April und 28. Juni 1945.[4] Bis Anfang August 1945 hielt er sich bei einem befreundeten Ehepaar im Hessischen Möttau, ca. 40 km nördlich von Frankfurt a. Main auf.[5] Die Militärpolizei kam dem Versteck auf die Schliche, weil Uhrigs Vater, der eigentlich im Raum Odenwald lebte, Kartoffeln in die weit entfernte Gegend von Frankfurt lieferte – man schloss folgerichtig, dass die Lieferungen vielleicht zur Versorgung Uhrigs gedacht waren.[6] Als die Militärpolizei vor Ort eintraf, verschaffte das befreundete Ehepaar Uhrig einen Vorsprung – erneut konnte er sich dem Zugriff seiner Verfolger entziehen.[7]



[1] Statement by Lotte Uhrig, Weilburg 08.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[2] Statement by Lotte Uhrig, Weilburg 08.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[3] Statement by Lotte Uhrig, Weilburg 08.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[4] Wrede, Zeugnis Friedrich Uhrig vom 28.06.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[5] Statement by Inge Opgen-Rhein, Düsseldorf 22.09.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[6] Headquarters Mil. Gov. Det H-82 Co D 2nd Mil. Gov. Regt., 11.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[7] Statement by Inge Opgen-Rhein, Düsseldorf 22.09.1945, National Archives, WO 309 165 107.

Bild: Möttau, Hessen. Quelle: GSGS Map 1945. 

Im August 1945 traf sich Uhrig noch einmal mit seiner Ehefrau in seiner Geburtsstadt Frankfurt a. Main – er hatte sich gefälschte Ausweispapiere besorgt, die auf den Namen Heinz Rink lauteten.[1] Auf die Frage seiner Ehefrau, weswegen er einen falschen Namen angenommen habe, gab Uhrig an, dass er von den Behörden wegen der Erschießung des englischen Fliegers gesucht würde. Was er nicht wusste: er war mittlerweile einer der meistgesuchten Kriegsverbrecher der Polizei der britischen Royal Air Force.[2] Weil diese seiner Person nicht habhaft werden konnte, wurde seine Ehefrau verhaftet – mit Erfolg. Lotte Uhrig legte am 8. Oktober 1945 ein umfassendes Geständnis ab.[3] Darin gab sie unter anderem den aktuellen Aufenthaltsort Uhrigs in Angersbach bei Lauterbach im Vogelsberg preis.



[1] Statement by Lotte Uhrig, Weilburg 08.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[2] Headquarters Mil. Gov. Det H-82 Co D 2nd Mil. Gov. Regt., 11.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[3] Statement by Lotte Uhrig, Weilburg 08.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.

Bild: Angersbach, Hessen. Quelle: GSGS Map 1945. 

Als die Militärpolizei wenig später in Angersbach eintraf, befand sich Friedrich Uhrig alias Heinz Rink gerade im Rathaus der Stadt, um sich abermals in eine andere Stadt umzumelden.[1] Ein falscher Schnurrbart, Brille und eine simulierte Verletzung am rechten Unterarm konnten die Polizeibeamten nicht täuschen. Am 13. Oktober 1945 berichtete der Daily Telegraph, dass der ehemalige SS-Untersturmführer Uhrig erfolgreich verhaftet werden konnte.[2] Man brachte ihn zunächst ins Gefängnis nach Weilburg – später wurde er nach Celle überstellt.[3] Mit seiner Festnahme endete zwar die mehrmonatige Verfolgungsjagd – seiner Taten war Uhrig allerdings noch nicht überführt.

Die Special Investigation Branch der RAF hatte in den zurückliegenden Wochen umfangreiches Beweismaterial gegen Uhrig zusammengetragen.[4] Corporal Shackleton der RAF Police Unit 84 Group fasste die Ermittlungsergebnisse in seinem Bericht vom 3. November 1945 zusammen.[5] Hieraus geht auch hervor, dass die Militärpolizei am 22. Oktober 1945 das vermeintliche Grab von Arthur Maurice Crow auf dem Langlinger Friedhof öffnete und feststellte, dass es leer war. Nur einen Tag später verhörte Shackleton den SS-Oberscharführer Krevet, woraufhin dieser ihm den tatsächlichen Begräbnisort zwischen Langlingen und Nordburg nannte.[6]



[1] Headquarters Mil. Gov. Det H-82 Co D 2nd Mil. Gov. Regt., 11.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[2] Daily Telegraph, 13.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[3] Headquarters Mil. Gov. Det H-82 Co D 2nd Mil. Gov. Regt., 11.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[4] Royal Air Force Special Investigation Branch, Ref. SIB/1635/45, National Archives, WO 309 165 107.
[5] Shackleton, 03.11.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[6] Shackleton, 03.11.1945, National Archives, WO 309 165 107.

Bild: An dieser Stelle wurde die Leiche Crows von den SS-Leuten verscharrt. Quelle: Altmann, 2020. 

Am 24. Oktober untersuchte die Militärpolizei den Ort – in einem Meter Tiefe stießen sie auf die sterblichen Überreste eines RAF Flight Lieutenants. Anhand einer Wäschereinummer sowie eines Abzeichens des „Goldfish Club“ konnte Crow schließlich identifiziert werden.[1] Der Goldfish Club war eine Vereinigung der RAF-Angehörige beitreten konnten, wenn sie einen Absprung aus einem über See abgestürzten Flugzeug überlebt hatten. Crow war am 13. Mai 1943 eingetreten.[2] Seine Leiche wurde exhumiert und zur Obduktion nach Celle gebracht, wo weitere Erkenntnisse zu den Todesumständen ermittelt werden konnten.

Auch der Beschuldigte Uhrig wurde nun eingehend befragt. In einer ersten Aussage gab er an, das Abbiegen vom Weg zwischen Helmerkamp nach Neuhaus befohlen zu haben, um schneller nach Langlingen zu gelangen.[3] Neben dieser fragwürdigen Darstellung schilderte Uhrig, dass der Gefangene unvermittelt aus dem Wagen gesprungen und in den Wald gelaufen sei.[4] Er und der Fahrer des VW hätten dem Flüchtenden hinterhergeschossen, woraufhin dieser zu Boden ging.[5] Den Tod habe man nicht festgestellt – vielmehr war der Angeschossene noch am Leben, so Uhrig, der ebenfalls angab Puls und Atmung überprüft zu haben.[6] Sie hätten den Verwundeten in den Wagen verladen, um ihn in Langlingen medizinisch versorgen zu können, so Uhrig weiter – unterwegs sei der Gefangene allerdings verstorben.[7]



[1] Shackleton, 03.11.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[2] Royal Air Force Special Investigation Branch, Ref. SIB/1635/45, National Archives, WO 309 165 107.
[3] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Weilburg 23.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[4] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Weilburg 23.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[5] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Weilburg 23.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[6] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Weilburg 23.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[7] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Weilburg 23.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.

Bild: Bereich der Erschießung - vor Errichtung der Stromtrasse war das Gelände bewaldet. Quelle: Altmann, 2020. 

Zur übergangsweisen Bestattung des Verstorbenen auf dem Langlinger Friedhof machte der Befragte Uhrig recht abenteuerliche Angaben. So habe er die Leiche seiner Aussage nach in Langlingen an andere SS-Leute übergeben und „nie wieder gesehen“ – nur durch Erzählungen habe Uhrig von der Bestattung auf dem Friedhof erfahren.[1] 

Erst als der Langlinger Bürgermeister ihn eindringlich gebeten hätte, die Leiche vom Friedhof zu entfernen, habe er davon nachhaltig Kenntnis genommen. Er selbst sei allerdings wegen der herannahenden Front so sehr mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, dass er keine Zeit gehabt habe sich damit zu befassen.[2] Möglicherweise, so Uhrig, hätten Kammeraden davon gehört und die Sache selber in die Hand genommen – er allerdings habe weder ein Ausgraben der Leiche befohlen, dieses selber durchgeführt – noch wüsste er, wer es getan haben könnte.[3]



[1] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Celle 23.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[2] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Celle 23.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[3] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Celle 23.10.1945, National Archives, WO 309 165 107.

Bild: Kartenskizze zum zwischenzeitigen Bestattungsort. Quelle: Archiv Altmann. 

Am 1. November 1945 wurde Uhrig erneut vernommen und bestätigte, dass er seine Aussage bereits gemacht habe und dabei die Wahrheit gesagt hätte.[1] Ein folgenschwerer Fehler, denn Corporal Shackleton konfrontierte ihn unvermittelt damit, dass er gelogen habe. Anschließend führte man Krevet und Speil in den Raum und legte Uhrig die erdrückenden Ermittlungsergebnisse dar. Hierauf bat der Beschuldigte seine Aussage ergänzen zu dürfen.[2] 

Unter Bestätigung, dass er zuerst Unwahrheiten geschrieben habe, erläuterte Uhrig, dass er sich mit dem Piloten während der Fahrt unterhalten habe.[3] Dabei hatte er das Gefühl, dass der Gefangene habe austreten wollen. Er ließ daher den Wagen anhalten und ging mit dem Piloten in den Wald. Als sich dieser 8 – 10 m von ihm entfernt aufhielt, hatte Uhrig das Gefühl, dass der Gefangene versuche zu fliehen, woraufhin er einen Schuss auf Crow abgab, der sofort zu Boden ging.[4] Der Puls des Angeschossenen sei fast nicht mehr spürbar gewesen, als Uhrig einen zweiten Schuss auf den Verletzten abgab.[5] Persönliche Gegenstände wurden dem Toten abgenommen – der Fallschirm wurde laut Uhrig zwischen seiner Ehefrau und Krevets Verlobten aufgeteilt.[6]

Kurz bevor die Truppe abzog habe Uhrig, auf Geheiß des Langlinger Bürgermeisters, drei Männern den Befehl erteilt die Leiche vom Friedhof wegzuschaffen.[7] Ob es tatsächlich eine solche Veranlassung des Langlinger Bürgermeister gab bleibt ungewiss. In einer späteren Meldung über Gräber von Personen nichtdeutscher Staatsangehörigkeit im Juli 1951 gab der damalige Gemeindedirektor an, sowohl die Bestattung als auch die Umbettung seien ohne Mitwirkung der Gemeindeverwaltung erfolgt.[8]

Bild: Angaben des Langlinger Bürgermeisters nach Kriegsende. Quelle: Archiv Altmann. 

Zu seiner Verteidigung führte Uhrig im Verhörprotokoll an, er habe den Piloten nicht erschießen wollen – es sei also keine vorbereitete Handlung gewesen - sondern sei es vielmehr bei dessen Fluchtversuch geschehen. Uhrig führte an, er wollte sich nicht dafür verantworten, ohne den Gefangenen zurückzukehren. Verantworten musste er sich an den Prozesstagen am 18., 19. Und 20. Februar 1946 vor dem britischen Militärtribunal in Hannover allerdings trotzdem. Uhrig plädierte zwar auf „nicht schuldig“ wurde vom Gericht jedoch als schuldig befunden und zum Tod durch den Strang verurteilt. Am 15, Mai 1946 wurde das Urteil vom britischen Henker Albert Pierrepoint im Westflügel des Hamelner Zuchthauses vollstreckt.

Bild: Bereich in dem der SS-Sturmmann Speil den Wagen anhielt. Quelle: Altmann, 2020. 

Was sich genau am 29. Dezember 1945 im Waldstück zwischen Neuhaus und Nordburg ereignete, ist aus heutiger Sicht nur noch anhand der Ermittlungsunterlagen nachzuvollziehen. Ob der gefangengenommene Crow tatsächlich versucht hatte zu fliehen oder ob es sich um eine geplante Erschießung handelte, kann nicht mehr abschließend aufgeklärt werden. 

Für den Urteilsspruch war dieser Umstand jedoch nicht mehr ausschlaggebend, da Uhrig bereits zugegeben hatte auf den am Boden liegenden – und damit wehrlosen – Gefangenen einen weiteren, finalen Schuss abgegeben zu haben. Der Umstand, dass er in einem vorherigen Verhör falsche Angaben gemacht hatte, die vorliegenden Zeugenaussagen und die insgesamt eindeutige Beweislast trugen maßgeblich zur Verurteilung Uhrigs bei.



[1] Shackleton, 03.11.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[2] Shackleton, 03.11.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[3] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Celle 01.11.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[4] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Celle 01.11.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[5] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Celle 01.11.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[6] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Celle 01.11.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[7] Statement by Heinrich Friedrich Uhrig, Celle 01.11.1945, National Archives, WO 309 165 107.
[8] Meldung Gemeindedirektor Langlingen, 31.07.1951, Arolsen-Archives, 2.2.2.9., 77164427.

Bild: Grabstein, A.M. Crow. Quelle: Altmann, 2020. 

Flight Lieutenant Olaf Patrick Olson überlebte den Zweiten Weltkrieg in deutscher Gefangenschaft und kehrte nach Kriegsende in seine Heimat nach Neuseeland zurück.[1] Am 24. Dezember 1953 kam er bei einem schweren Zugunglück zwischen Tangiwai und Auckland zu Tode. 

Der Leichnam von Flight Lieutenant Arthur Maurice Crow wurde auf den britischen Militärfriedhof in Hannover-Ahlem gebracht, wo er bis heute ruht. So tragisch das Schicksal des jungen Navigators ist – seine Geschichte bleibt unvergessen.

H. Altmann

Veröffentlicht: 18.06.2020; 20:15 Uhr 



[1] Royal Air Force Special Investigation Branch, Ref. SIB/1635/45, National Archives, WO 309 165 107.





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