f Gedenkveranstaltung am ehemaligen KZ-Außenlager Tannenberg bei Unterlüß ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Dienstag, 4. September 2018

Gedenkveranstaltung am ehemaligen KZ-Außenlager Tannenberg bei Unterlüß


Altensothrieth / Unterlüß. Im Gedenken an die Inhaftierten des ehemaligen KZ-Außenlagers "Tannenberg" bei Altensothrieh fanden sich am 01.09.2018 ungefähr 100 Besucherinnen und Besucher am Standort des einstigen Lagergeländes bei Altensothrieth ein. 

Bis auf einige moosbewachsene Mauerreste und Betonfundamente erinnert heute nichts mehr an das Lager, das zwischen August 1944 und April 1945 als Arbeitslager für weibliche Häftlinge diente. Die überwiegende Mehrheit der zumeist jüdischen Frauen stammte aus Ungarn, Polen oder der Ukraine und war über verschiedene Zwischenstationen aus dem KZ Auschwitz nach Unterlüß gelangt. Hier angekommen mussten die Frauen unterschiedliche Tätigkeiten verrichten - insbesondere wurden sie zur Arbeit bei der Munitionsfabrikation der Firma Rheinmetall-Borsig eingesetzt. 

Das Lager Tannenberg diente daneben zeitweise ebenfalls zur Internierung italienischer Militärgefangener. 

Bild: Deportation, Selektion und Arbeitseinsatz - Stationen einer Inhaftierten des KZ-Außenlagers Tannenberg. Quelle: DEGOB-Protokolle. 

Die genaue Anzahl der Inhaftierten lässt sich aus heutiger Sicht nicht mehr genau ermitteln. Nach einer Aufstellung des KZ Bergen-Belsen befanden sich im März 1945 517 weibliche Häftlinge im Lager Tannenberg. Nach Schätzungen und Beobachtungen ehemaliger Häftlinge weicht diese Zahl jedoch nach oben ab. 

Die Frauen litten unter menschenunwürdigen Bedingungen im Lager - hinzu kam der strenge Winter des Jahres 1944/1945 und die Drangsalierungen durch das Lagerpersonal. Insbesondere die Aufseherinnen der SS blieben vielen Überlebenden in Erinnerung. Bei Kriegsende wurde das Lager von SS-Aufseherinnen und Wachmannschaften verlassen. Die Lagerinsassen wurden unmittelbar vor Eintreffen der britischen Truppen - durch Einheiten des Unterlüßer Volkssturms - auf Lastwagen in das KZ Bergen-Belsen gebracht, wo noch viele den dort herrschenden Krankheiten zum Opfer fielen. 

Über die Zusammenhänge und Hintergründe war in diesem Blog bereits berichtet worden - in der Celleschen Zeitung war am 02.03.2018 hierzu ein ausführlicher Beitrag erschienen. 

Im Rahmen der Protestaktion "Rheinmetall entwaffnen" hatten die Veranstalter am Nachmittag des 01.09.2018 zu einer Gedenkveranstaltung am Standort des ehemaligen KZ-Außenlagers Tannenberg aufgerufen. Rund 100 Besucherinnen und Besucher fanden sich vor Ort ein - viele von ihnen waren zu Fuß aus Unterlüß gekommen. 

Bild: Gedenkveranstaltung am ehemaligen KZ-Außenlager Tannenberg. Quelle: H. Altmann, 2018. 

Die Gedenkveranstaltung fand im zugänglichen Bereich des ehemaligen Lagers statt und wurde von Vorträgen zur Geschichte des KZ-Außenlagers begleitet. Insbesondere nahmen an der Veranstaltung viele Jüngere teil, die großes Interesse an den historischen Zusammenhängen des einstigen Lagers zeigten. 

Bild: Gedenkveranstaltung am ehemaligen KZ-Außenlager Tannenberg. Quelle: H. Altmann, 2018. 

Im Anschluss wurde eine Gedenkminute für die Opfer des Nationalsozialismus und insbesondere für die Häftlinge des Außenlagers Tannenberg abgehalten. Teilnehmer legten Blumen nieder und errichteten im Bereich der Zufahrt zum einstigen Lagergelände eine provisorische Gedenktafel. 

Bild: niedergelegte Blumen am ehemaligen KZ-Außenlager Tannenberg. Quelle: H. Altmann, 2018. 

Es handelte sich hierbei um die erste Gedenkveranstaltung die am ehemaligen KZ-Außenlager Tannenberg überhaupt stattfand. Seitens der Gemeinde Unterlüß bzw. der heutigen Gemeinde Südheide gab bisher keine offiziellen Bestrebungen an den Ort zu erinnern. 

Axel Flader, Bürgermeister der heutigen Gemeinde Südheide gab an, "da es - geschichtlich gesehen - mehrere Sachverhalte in Unterlüß aufzuarbeiten gäbe, kann es nur als Aufgabe des Landes gesehen werden, die Sachverhalte zu ordnen, in einen geschichtlichen Kontext zu stellen und eine Gewichtung der Themen vorzunehmen." (CZ v. 02.03.2018). 

Bild: provisorisch errichtete Tafel am ehemaligen KZ-Außenlager Tannenberg. Quelle: H. Altmann, 2018. 

Eine vorrangige Kompetenz des Landes bei der Aufarbeitung regionalhistorischer Sachverhalte gibt es aber nicht - vielmehr kommt es auf die Initiative vor Ort an. 

Vom  SPD-Ortsverein Südheide wird daher, mit Unterstützung der Stiftung Niedersächsische Gedenkstätten sowie Historikern aktuell angestrebt, im Bereich des ehemaligen KZ-Außenlagers eine dauerhafte Gedenktafel zu errichten. Die Überlegungen haben sich nach der Veröffentlichung der historischen Zusammenhänge konkretisiert - die Umsetzung ist allerdings noch in Arbeit. 

Die Gedenkveranstaltung vom 01.09.2018 stellt insofern einen wichtigen Beitrag dazu dar, die Erinnerung an das ehemalige KZ-Außenlager Tannenberg wach zu halten.  


H. Altmann


1 Kommentar:

  1. Danke für die Veranstaltung.Das Schicksal der Frauen,hat mich sehr bewegt.Ich bin froh,dabei gewesen zu sein.So viele junge Leute waren dabei.

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