An der Straße zwischen Garßen und Alvern befindet sich ein einzeln liegendes Gehöft. Es ist abseits der Straße gelegen, hinter Teichen und umgeben vom einst unbesiedelten Schweinebruch. In alten Karten findet sich hier der Hinweis auf einen "Ziegelhof" oder auch die "Rathsziegelei" - doch was hat es damit auf sich.
Bereits Clemens Cassel erwähnt die Ratsziegelei in seiner Chronik der Stadt Celle. Der Celler Stadtchronist lässt offen, ob es sich dabei vielleicht um eine Schenkung durch den Celler Herzog Magnus (1324-1373) handeln könnte. Schriftliche Belege finden sich erst ab dem Jahr 1530 als die Ratsziegelei erstmals als "Tiegelhus" in städtischem Besitz erwähnt wird.
In zwei Brennöfen wurden 1550 bereits 28.000 Ziegel hergestellt. Die Ziegelei muss einen enormen Aufschwung erlebt haben, denn schon 1556 wurden in vier Brennöfen rund 67.000 Ziegelsteine hergestellt.
In einem Lehnsbrief vom 30. März 1574 wird eine Ziegelkote in Garßen erwähnt (Kote = Kothof --> Siehe Köthner). In diesem Gebäude wohnte der "Ziegelmeister", der für die Ratsziegelei verantwortlich war. Bereits in den Rechnungen der Celler Kalandsverbindung wird ein "Tegelmester to garsen" in der Zeit von 1501 bis 1513 erwähnt. Das Hausbuch der Burgvogtei Celle von 1664 berichtet, dass später auch die sogenannten Ziegelknechte auf dem Hof in Garßen untergekommen sind.
Die Steine der Ratsziegelei standen den Celler Bürgern als kostengünstiges Baumaterial zur Verfügung. Möglicherweise waren sie etwas zu kostengünstig, denn in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts verlor die Ratsziegelei an Bedeutung. Es ist nicht näher belegt worin sich der Niedergang begründete.
Im Jahr 1609 wurden die Kuhlen, aus denen der zur Herstellung der Ziegel gewonnene Ton stammte, zu Fischteichen umfunktioniert. Im Jahr 1733 wurde der Ziegelhof verpachtet. Im städtischen Haushalt des Jahres 1743 wurden Pachteinnahmen in Höhe von 201 Talern für den Ratsziegelhof ausgewiesen.
Der Ziegeleibetrieb wurde erst 1885 vollständig eingestellt, was eine Erklärung dafür wäre, dass die Ziegelei bis ins Jahr 1904 auf Karten als solche ausgewiesen wurde.
Erste kartografische Erwähnung des Ziegelhofes im Jahr 1732...
Quelle: Environs von der Statt Zell, 1732.
Der Ziegelhof im Jahr 1781...
Quelle: Kurhannoversche Landesaufnahme, 1781.
Die Ratsziegelei im Jahr 1904...
Quelle: Preußische Landesaufnahme, 1904.
Die Zufahrt der einstigen Ratsziegelei heute...
Quelle: H. Altmann, 2014.
H. Altmann
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