Einige Geschichten können heute kaum noch an handfesten Fakten überprüft werden können. So ist es im Bereich der Heimatforschung nicht ungewöhnlich die Sätze "dort soll mal etwas passiert sein" oder "da soll es mal das gegeben haben" zu hören. Dabei fällt es leicht den Wahrheitsgehalt solcher Geschichten zu kritisieren. Es stellt sich aber die Frage ob sich Wahrheit ausschließlich an gesicherten Fakten messen lässt...
Ähnlich verhält es sich bei der nachfolgenden Geschichte. Es wird erzählt bei Langlingen habe es einst ein altes Dorf gegeben. Dieses soll westlich vom heutigen Langlingen gelegen haben. Weiterhin wird berichtet, dass der Ort verlassen werden musste, da die Äcker versandeten und das Dorf schließlich von Sand verschüttet wurde.
Geschichten über verlassene und wüst gefallene Dörfer sind nicht ungewöhnlich. Zwar gab sind solche auch als Wüstungen bezeichneten Orte im Flotwedel bislang nicht nachgewiesen - im Raum Gifhorn existieren allerdings einige dieser Ortswüstungen. An sich ist es daher durchaus vorstellbar, dass auch bei Langlingen so etwas vorgekommen sein kann. Die Gründe für das Wüstfallen der Dörfer sind vielschichtig. Ohne an dieser Stelle weiter auf die Hintergründe der Entstehung von Wüstungen einzugehen lässt sich festhalten, dass es vor allem demographische und soziale Einflussfaktoren waren, die diese Prozesse hervorriefen bzw. begünstigen.
Bezeichnend ist der Flurname "Dorplage" (Dorflage) für den unmittelbar westlich an Langlingen grenzenden Bereich. Heute ist dieser bewaldet und weist die, für die Gegend typischen Dünen auf. Über das Alter von Flurnamen kann vortrefflich spekuliert werden, denn leider gibt es niemanden mehr, der mit Gewissheit über ihre Entstehung berichten kann. Die Vermutung, dass die "Dorflage" tatsächlich auf ein altes Dorf hindeutet liegt nahe. Zu welcher Zeit das alte Dorf bleibt aber möglicherweise existierte unklar.
Schriftliche Belege für das verschwundene Dorf liegen bislang nicht vor. Solche wären vornehmlich in Urkunden(-Büchern) sowie in Zins- und Schatzregistern zu suchen. Diese schriftlichen Augzeichnungen beginnen etwa ab dem Jahr 1000 für diesen Raum relevant zu werden. Unter anderem sind einstige Grenzbeschreibungen oft gute Quellen zur Ortsnamenforschung. Aber für das mutmaßliche Dorf bei Langlingen existieren solche Belege nicht. Um 1022 tauchen die meisten Orte im alten sächsischen Gau Flotwedel erstmals namentlich in Erscheinung. Für das verschwundene Dorf gibt es somit keinen vorliegenden schriftlichen Beleg. Dies legt die Annahme nahe, dass dieses Dorf möglicherweise bereits älter sein muss, als schriftliche Quellen zurückreichen.
Da keine schriftlichen Quellen zu einem verschwundenen Dorf vorliegen müssen anderweitige Methoden zur Überprüfung dieser Geschcihte herangezogen werden. Beispielsweise historischer Karten, aber auch Beobachtungen von Ortsgebehungen können weitere Hinweise liefern. Zunächst soll auf die Möglichkeiten eingegangen werden, welche sich mittels historischer Karten ergeben. Dabeisitzt zu beachten, dass die ersten recht genauen Karten erst für die Zeit nach 1750 vorliegen. Vorherige Karten waren weder maßstabsgetreu und genau, noch wurden Karten in einem ausreichend kleinen Maßstab gezeichnet. Daher können die vorliegenden Karten auch keine abschließende Gewissheit liefern, denn sie stammen aus einer Zeit in welcher das Dorf, falls es denn existierte, bereits längst verschwunden sein musste.
Lage der alten Feldfluren. Quelle: Google Earth.
Dennoch kann die Analyse historischer Karten helfen. Einst veränderte sich die Landschaft nicht so rasant wie heute. Traditionelle Flurbezeichnungen und besitzrechtliche Angelegenheiten hatten früher deutlich länger Bestand. Erst durch staatliche Eingriffe wie beispielsweise die Verkoppelung, wurden neue und kurzlebigere Strukturen geschaffen. In diesem Zusammenhang können Karten - auch ,wenn sie nicht hundertprozentig genau gezeichnet wurden, eine Lücke schließen. Besonders durch den Vergleich mehrerer Kartenwerke sowie den Abgleich mit aktuellen Satellitenbildern können Rückschlüsse auf die Landschaftsentwicklung gezogen werden. Dazu ist es notwendig die Karten zu digitalisieren und an das aktuelle Satellitenbild anzupassen. Den technischen Hintergrund dieses Verfahrens hatte ich vor einiger Zeit bereits im Blog erläutert (LINK KARTENLAYER IN GOOGLE EARTH).
Die erste maßstabsgerechte Karte des Langlinger Holzes stammt aus dem Jahr 1753. Die topografische Karte zeigt unter anderem die historischen Weg- und Flussverläufe in der Gegend. Langlingen und die "Dorplage" sind ebenfalls erkennbar. Es ist nicht einfach die Karte auf ein aktuelles Satellitenbild zu legen, denn viele Merkmale passen nicht exakt zueinander. Dennoch gibt die Karte in Kombination mit dem aktuellen Satellitenbild wichtige Informationen preis. So scheint es um 1753 noch ausgedehnte und stark meandernde Flussarme südwestlich der "Dorplage" gegeben zu haben. Die Flur war von Heide- und Strauchbewuchs geprägt. Der wichtige Verkehrsweg, der spätere Postweg, von Celle nach Gifhorn ist ebenfalls auf der Karte verzeichnet. Er verlief direkt über die Dorplage.
Karte des Langlinger Holzes um 1753.
Eine landwirtschaftliche Nutzung der "Dorplage" ist aus der Karte von 1753 nicht erkennbar. In diesem Zusammenhang sei bemerkt, dass es äußerst ungewöhnlich ist, dass ein brachliegendes Gelände einen Flurnamen erhielt. Natürlich kann eine Ungenauigkeit der Karte nicht ausgeschlossen werden. Weiterhin ergeben sich keine Rückschlüsse darauf, dass die Fläche nicht eventuell beweidet wurde.
Die Kurhannoversche Landesaufnahme aus dem Jahr 1781 zeigt deutlich, dass an der Dorplage Gewanne (Felder) entstanden waren. Vor der Verkoppelung hatten die Dorfgenossen je nach Größe und rechtlicher Stellung einen Anteil an den Gewannen. Die Gewanne lassen sich am simpelsten als eine gesamt kultivierte landwirtschaftlich genutzte Fläche verstehen, die durch mehrere Besitzer genutzt wurde. In schmalen Streifen, die oft als "Handtücher" bezeichnet werden, lagen die einzelnen Ackerstreifen der Bauern.
Kurhannoversche Landesaufnahme und aktuelles Satellitenbild.
In der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1781 sind die ebenfalls die Wegverläufe eingezeichnet. Der Postweg von Celle nach Gifhorn verlief im nördlichen Vereich der Dorplage (in der Karte rot markiert). Im Süden führte ein weiterer Weg (gelb) von Langlingen in die Feldmark. Durch ihn könnten die Felder in der Flur "im Brande" erreicht werden.
Lage der alten Wege. Quelle: Google Earth und Kurhannoversche Landesaufnahme.
Die Entwicklung dieses Raumes lässt sich anhand der historischen Karten gut nachzeichnen. Etwa 50 Jahre nach der Kurhannoverschen Landesaufnahme erschien um 1832 der Papen Atlas. Im Maßstab leider etwas größer zeigt er trotzdem recht anschaulich wie in jener Zeit die Wege und Feldflur angeordnet waren. Für den Bereich der Dorplage zeigt allerdings auch der Papen Atlas lediglich Heide, bzw. Brachland. Hinweise darauf, dass sich die Langlinger Feldmark auf die Dorplage erstreckte bzw. diese einmal besiedelt war sind in der Karte nicht zu finden.
Mit der Verkoppelung zur Mitte des 19. Jahrhunderts verschwanden etliche Spuren und Überbleibsel der historisch gewachsenen Flurordnung. Durch die Zusammenlegung der schmalen Ackerstreifen zu großen Feldflächen und der Verteilung der Allmende, wurden vielerorts auch neue Ackerflächen erschlossen. Neue Technologien in der Landwirtschaft unterstützten den Prozess. Spuren und Landschaftsmerkmale aus älteren Epochen verschwanden ebenso wie viele alte Wege, die nun nicht mehr benötigt wurden.
Die Verkopplungskarten sind eindrucksvolle Zeitzeugnisse, die diesen Prozess belegen. Sie zeigen sowohl den Stand vor der Verkoppelung, als auch danach. Daher sind die Karten aus heutiger Sicht eine wichtige Quelle in der heimatgeschichtlichen Forschung. Die Langlinger Verkopplungskarte aus dem Jahr 1852 zeigt die Doplage nach wie vor als ungenutztes Land. Die Wegverläufe entsprechen jenen aus dem Papen Atlas.
Dorplage um 1850. Quelle: Verdopplungskarte und aktuelles Satellitenbild (Google Earth).
Rund 50 Jahre später erschien die preußische Landesaufnahme bzw. das Preußische Messtischblatt (1899). Das Urmesstischblatt ist als erste topografische Aufnahme des Raumes anzusehen und weist einen dementsprechend hohen Detailgrad auf. Im Anschluss an die vorgenannten Kartenwerke bildet das preußische Messtischblatt den logischen Abschluss und zeigt die Landschaft fast so wie wir sie heute kennen. Im Vergleich zu den gravierenden Veränderungen des 19. Jahrhunderts hat sich im 20. Jahrhundert kaum noch derart viel getan.
So erkennt man im entsprechenden Kartenausschnitt von Langlingen, dass die Umgebung der Dorplage dem aktuellen Satellitenbild in hohem Maße ähnelt. Es finden sich allerdings auch neue Landschaftsmerkmale, die allerdings auf den hohen Detailgrad der Karte zurückzuführen sind. So sind u.a. im Bereich der Dorplage erstmals Dünenaufwerfungen verzeichnet. Diese dürften aber bereits in den älteren Karten existiert haben - nur wurden sie in diese nicht aufgenommen.
Dorplage um 1945. Quelle: War Office-Map / Google Earth.
Die Felder südlich der Dorplage sind gemäß des preußischen Messtischblattes um 1900 fest im Beschlag des Ackerbaus. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass gerade in dieser Zeit, in der erstmals überhaupt mit großen Maschinen geackert werden konnte, die meisten frühzeitlichen Funde geborgen wurden. Diese Entwicklung lässt sich vielerorts beobachten.
Auch im Bereich des Bradkampes bei Langlingen wurden derartige Funde gemacht. Es handelte sich um Urnenbeisetzungen, die vermutlich von Brandbestattungen aus der jüngeren Bronze- bzw. Eisenzeit stammen. Da der Brandkamp unmittelbar an die Dorplage grenzt könnte diesbezüglich eine Verbindung bestehen. Die nachstehende Katte zeigt die Lage des Brandkampes bei Langlingen.
Brandkamp um 1945. Quelle: War Office-Map / Google Earth.
Die vorstehenden Karten reichen über die letzten 250 Jahre zurück. Sicherlich ist zu berücksichtigen, dass die älteren Karten einen Stand zeigen, der sich über längere Epochen gehalten hat. Aber auch mit diesem zeitlichen Puffer können die Karten keinen Aufschluss über die frühesten Besiedlungen geben. Immerhin kann wohl ausgeschlossen werden, dass es sich bei dem angeblich verschwundenen Dorf um eine Wüstung aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges handelt. Sollte an dieser Geschichte etwas dran sein, müsste das Dorf viel früher entstanden sein.
Der Legende nach wurde das Dorf verlassen, weil die Ackerflächen unter dem feinen Dünensand begraben wurden. Noch heute werden durch die Hochwasser in dem Gebiet große Mengen Sand angeschwemmt, die dann durch den Wind verteilt werden und sich auf den Wiesen teilweise sogar häufen. Als die Aller noch nicht begradigt war und die Hochwasser deutlich schwerer ausfielen, wurden größere Mengen Sand angeschwemmt, sodass es vom Grundsatz plausibel ist, dass bestimmte Bereiche stark unter der Versandung litten.
Hintergrund der Geschichte des verschwundenen Dorfes ist weiterhin, dass Rewerts in seinem Buch "Die Besiedlung des Flotwedels im oberen Allertal" schreibt, dass im Langlinger Holz Wölbäcker bzw. Hochäcker unterhalb der Dünensandschicht gefunden wurden. Rewerts gibt an, dass die alten Acker flächendeckend in einem Bereich am ehemaligen Haltepunkt Offensen aufgefunden wurden. Hinsichtlich des Alters dieser einstigen Äcker vermutet Rewerts, dass diese auf die jüngere Bronzezeit zurückgehen könnten. Das nachstehende Bild verdeutlicht die, unter den Dünen vermuteten Wölbäcker.
Skizze von Walbäckern. Quelle: E. Rewerts: Die Besiedlung des Flotwedels im oberen Allertal
Die Entstehung von solchen Wölbäckern von erheblicher Bedeutung für diese These. Die ursprüngliche Flurordnung sah, wie bereits erwähnt vor, dass die einzelnen Ackerstreifen in Gewannen geordnet waren. Ihre geringe Breite von nur wenigen Metern hatte erheblichen Einfluss auf die Bewirtschaftung, denn einst gab es keine Möglichkeit gleichmäßig zu pflügen. Kippbare Pflugschare wurden erst weitaus später eingeführt. Sowohl beim Hochpflügen an einer Seite, als auch beim anschließenden Runterpflügen auf der anderen Seite wurde daher in die Mitte des Feldstreifens gepflügt. Durch das Aufbringen von Plaggen, die einst oftmals der einzig vorhandene Dünger waren, gelangte neuer Boden auf die Ackerstreifen. Dieser verteilte sich stetig zur Mitte, sodass das Feld einen Buckel bekam. Da mehrere Ackerstreifen im Gewann lagen entstanden wellenförmige Formationen, die sich teilweise bis heute in der Landschaft auffinden lassen.
Rewerts gab in seinen Ausführungen zur Besiedlungsgeschichte des Flotwedels an, dass die Wölbäckern unterhalb der Dünensandschicht im Langlinger Holz auffindbar sind. Er datierte die Äcker dabei in die jüngere Bronzezeit, da Urnen mit Brandbestattungen aus dieser Zeit in Bodenschichten oberhalb der Äcker aufgefunden wurden. Der logische Schluss liegt nahe, dass die Äcker vor dieser Zeit entstanden sein müssen.
Ohne näher auf die Bestattungsrituale der jüngeren Bronzezeit einzugehen ist festzuhalten, dass im Bereich des Langlinger Holzes zahlreiche Urnen von Brandbestattungen aufgefunden wurden. Es ist allerdings fraglich inwiefern diese Funde Aufschluss über eine dauerhafte Besiedlung geben.
Die von Rewerts erwähnten Äcker unterhalb der Dünen sollen u.a. Im Bereich des einstigen Haltepunktes Offensen erkennbar sein. Tatsächlich findet sich in einem Sandstich eine entsprechende ca. 40cm starke, dunkle Bodenschicht. Fraglich ist, ob es sich dabei tatsächlich um alte Äcker handeln kann. Es ist zu bemerken, dass dieser Bereich rund 1,5 Kilometer von der Dorplage entfernt ist. Es stellt sich die Frage weswegen ausgerechnet hier die Äcker des alten Dorfes gelegen haben sollten, wo doch früher noch stärker als heute weite Wege vermieden werden mussten.
Sandabstich in einer Kiesgrube - deutlich erkennbar: dunkle Bodenschicht. Quelle: H. Altmann.
Bei der Propektion der Dorplage und der angrenzenden Fluren lassen sich auffällige Bodenstrukturen erkennen, die stark an Wölbäcker erinnern. Dabei dürfte es sich allerdings vielmehr um Spuren der früheren Aufforstung handeln. Für Wölbäcker sind die Streifen zu schmal.
Auffällig gewölbte Bodenstruktur - allerdings keine Wölbäcker. Quelle: H. Altmann.
Im Bereich der Dorplage sind bis heute die erheblichen Einflüsse der Wasserverläufe sichtbar. Früher werden die Auswirkungen noch zu einer stärkeren Abhängigkeit von der richtigen Standortwahl geführt haben. Es gab keine künstlichen Gräben, die das Wasser ableiten konnten. Der Schluss liegt also nahe, dass das Langlinger Holz, wie auch das umliegende Land, triefend nass und morastig gewesen sein muss. Unter diesen Bedingungen konnte eine Besiedlung überhaupt nur auf erhöhten Plätzen erfolgen, die zumindest geringen Schutz gegen drohende Überflutungen boten.
Noch heute sind im Langlinger Holz alte Flussschleifen erkennbar, die von längst verlandeten Nebenarmen der Aller stammen. Aus diesen Nebenarmen stammt der Sand, welcher sich im Bereich der Dorplage ansammelte.
Altes Flussbett mitten im Langlinger Holz. Quelle: H. Altmann.
Der unmittelbare Bereich der Dorplage ist durch mehrere mittelhohe Dünenzüge gekennzeichnet. Die Dünen weisen unterschiedliche Höhen und Formationen auf. Im Vergleich zu hohen Dünenbergen bei Sandlingen, Nordburg und Schwachhausen ist auffällig, dass die Dünen auf der Dorplage recht flach abfallen. Möglicherweise ist dies ein Zeichen dafür, dass sie nicht in derselben Geschwindigkeit entstanden und sich der Sand über einen größeren Raum ausbreiten konnte.
Fünenhügel im Bereich der Torplage. Quelle: H. Altmann.
Es stellt sich die Frage ob sich unterhalb der Dünenaufwerfungen tatsächlich eine flächendeckende dunkle Bodenschicht befindet, die möglicherweise auf alte Äcker zurückzuführen ist. Weiterhin ist bislang noch nicht schlüssig dargelegt worden ob eine Besiedlung (ein Dorf) auf der Dorplage existiert haben könnte. Dies soll nun geschehen.
Die Dünenberge im Bereich der Dorplage besitzen eine Höhe von rund 2m. Es ist davon auszugehen, dass die Hügel aus reinem Sand und Kies bestehen, denn "natürliche" Erhebungen im Gelände sind außer den Dünen nicht vorhanden. Aber auch der Boden in den Dünentälern besteht zu 100% aus Sand und Kies. Dies zeigt u.a. der nachstehende Bodenquerschnitt. Bis zum Grundwasser besteht der Boden aus offensichtlich aus dem hellen, angeschwemmten Sand, der sich über die Zeit dort absetzte. Es sind keine Veränderungen erkennbar, die darauf schließen lassen, dass hier einmal ein fruchtbarer Untergrund für eine Besiedlung vorgelegen hätte.
Keine dunkle Bodenschicht erkennbar - dafür aber eindringendes Grundwasser.
Als es einst noch keine Abwassergräben gab, wird der Grundwassereintritt viel früher erfolgt sein. Dementsprechend waren die Voraussetzungen für die Besiedlung bzw. den Ackerbau im Bereich der Dorplage nicht vorteilhaft.
Damit kann letztlich nicht abschließend ausgeschlossen werden, dass die Dorplage auf den Standort eines alten Dorfes hindeutet. Allerdings könnte gezeigt werden, dass sich weder in schriftlichen Quellen noch in Karten oder bei Begehungen vor Ort Anzeichen einer einstigen Siedlung finden lassen. So bleibt vorerst nur die Flurbezeichnung und eine Geschichte für die es bis auf weiteres keinen Beleg gibt. Sicherlich haben die vorzeitlichen (Urnen-)Funde immer wieder die Vermutung geschürt, dass es hier einen einstigen Siedlungsplatz gab. Möglicherweise wird ein solcher auch irgendwann nachwiesen. Die bisherigen Erkenntnisse sprechen allerdings gegen eine dörfliche Besiedlung wie wir sie aus heutiger Zeit kennen. Es bleibt die Frage wie die bisherigen vorzeitlichen Funde sinnvoll einzuordnen sind. Handelt es sich tatsächlich um Spuren einer dauerhaften Besiedlung oder lediglich um nicht sesshafte Nomaden, die vorübergehend diesen Bereich des Allerurstromtals nutzten?
Ein Aspekt war bislang außen vor geblieben. Im Langlinger Holz existieren zahlreiche tief in die Dunenlandschaft eingeschnittene Wege. Diese beinahe als Hohlwege erkennbaren Wegverbindungen legen eine langjährige Nutzung nahe. Allerdings haben sie nichts mit einer früheren Besiedlung zu tun.
Ein weiterer Aspekt wurde bislang nicht beachtet. Möglicherweise besteht zwischen dem Flurnamen "Dorplage" und der einstigen Nutzung ein völlig anderer Zusammenhang.
Früher gab es noch keine künstlichen Dünger. Die Felder wurden mit Mist gedüngt - von dem es aber nicht ausreichend gab, um alle Äcker damit zu versorgen. Daher wurde ebenfalls mit "Plaggen" gedüngt. Plaggen waren dabei gerodete Heidewurzeln. Diese wurden mit Hacken aus dem Boden gehauen - man nannte es auch den "Plaggenhieb". Anschließend wurden die Heide-Plaggen auf die Äcker aufgebracht.
Es könnte somit sein, dass die Dorplage (Dorp - Plagge) auf eine Fläche hindeutet, die sich für den Plaggenhieb eignete. Für diese Theorie spricht u.a. dass in den historischen Karten im Bereich der Dorplage stets Heidebewuchs verzeichnet war.