f Einsatzhafen und Standort Dedelsdorf ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Donnerstag, 20. November 2014

Einsatzhafen und Standort Dedelsdorf



Unweit der Bundesstraße 4 befindet sich ein altes Militärgelände. Es ist als solches zwar kaum noch erkennbar - auch wenn es noch vereinzelte Hinweisschilder gibt. Ortskundige werden es wissen - es handelt sich um den ehemaligen Standort Dedelstorf. 

In diesem Beitrag soll die Geschichte dieses Standortes aufgearbeitet werden. Ich durfte mich vor Ort noch einmal umsehen, bevor das Gelände im Sommer 2014 an einen neuen Investor verkauft wurde. 


Die Gegend um den kleinen Ort Dedelstorf, westlich der Bundesstraße 4, war früher von weiten Heideflächen geprägt. Somit eignete sich das Gelände sehr gut für die Anlage eines Flugfeldes. 

Bereits nach dem Ersten Weltkrieg waren unterschiedliche Verbände und Einheiten in Dedelstorf stationiert. Die Einheiten nutzten den Platz meist zu Schulungszwecken. Dabei wurde vor allem ein nahebelegendes Gelände bei Ehra-Lessin als Bombenabwurfpltz genutzt. 

Bild: Umgebung Dedelstorf vor Errichtung des Flugplatzes. Quelle: Preußisches Messtichblatt 1899. 


Im August des Jahres 1935 pachtete das Luftwaffenkommando IV, vertreten von der Fliegerhorstkommandantur Wietzenbruch aus das ca. 170 Ha große Areal. Das geamtet Gelände umfasste zu diesem Zeitpunkt noch Acker- und Weideflächen, sowie vor allem Heideflächen. Die Pachtverträge wurden zunächst auf zehn Jahre geschlossen. Etwa ein Jahr vor Kriegsausbruch, im Jahr 1938, wurden sie in Kaufverträge umgewandelt. In diesem Zuge kam es ebenfalls zu Zwangsenteignungen. Die letzten Verfahren zogen sich bis ins Jahr 1941. 

Bild: Umgebung Dedelstorf vor Errichtung des Flugplatzes. Quelle: Reichskarte 1901. 


Mit den eigentlichen baulichen Maßnahmen wurde erst im Sommer 1936 begonnen. Diese erfolgten in mehreren Abschnitten. Mit dem Fliegerhorst waren ebenfalls Bauten in der Umgebung verbunden. So wurden beispielsweise in Hankensbüttel Gebäude für Angestellte errichtet. 

Im April 1937 wurde der erste Bauabschnitt fertiggestellt. Die neuen Unterkünfte wurden von der Fliegerhorstkompanie und dem Luftwaffen-Strafbataillion 2/XI bezogen. 

Im Jahr 1938 konnte weiterhin das Rollfeld fertiggestellt werden. Dazu wurde vorwiegend Heide- und Moorboden mit Mist und Sand durchmischt. Auf die so gewonnenen Flächen wurde Gras und Klee gesät. 

Bild: Umgebung Dedelstorf nach Errichtung des Flugplatzes. Quelle: War Office 1945. 


Noch vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren die Kampfgeschwader 152 (Hindenburg), 26 ((Löwengeschwader), 27 (Boelcke), 30 (Adlergeschwader) und 162 (Sturzkampfgeschwader Immelmann) in Dedelstorf stationiert. 

Zwischen August 1939 und April 1941 war die I. / Kampfgeschwader 55 ("Greif") in Dedelstorf stationiert. Nachdem die Einheit nach Langendiebach verlegte, verlor der Standort zunächst an Bedeutung. Er gehörte in dieser Zeit zum Flughafenbereich Stendal. 

Zwischen Oktober 1941 und September 1942 verlegte das Fallschirmjägerersatzbataillion Nr. 2 nach Dedelstorf. Wenig später wurde es ins III./Fallschirmjägerersatzbataillion Nr. 3 umgewandelt. 

Darauf folgend traf im September 1942 ein Vorkommando des "Prüfungslagers der Luftwaffe" ein. In dieser Einheit befanden sich Soldaten der Luftwaffe, die durch Kriegsgerichte in ihrem Dienstgrad herabgesetzt worden waren. Die Einheit wurde ab Juni 1943 zur Partisanenbekämpfung in die Sowjetunion verlegt. 

Zwischen Oktober 1943 und Mitte 1944 befanden sich in Dedelstorf vorwiegend solche Einheiten, die mit der Überführung von Flugzeugen und der Ausbildung von entsprechenden Piloten bzw. Bestatzungen betraut waren. 

Bereits im Oktober 1943 war in Dedelstorf ebenfalls ein teil des Kampfgeschwaders 200 stationiert. Es handelte sich um die Transportkolonne XI-Ost. Diese Einheit war u.a. mit geheimen Transporteinsätzen betraut, wie auch mit dem Einsatz von Selbstopferwaffen. In diesem Zusammenhang ist die sogenannte Leonidas-Staffel erwähnenswert, welche ebenfalls in dedenlstorf trainiert wurde, aber nicht im geplanten Rahmen zum Einsatz kommen sollte. 

Ende September 1944 trafen Reste der I./ Kampfgeschwader 66 in Dedelstorf ein. Sie kam im März 1945 nach Tutor in Vorpommern. Ab Mitte November 1944 verlegte die I./ Jagdgeschwader 11 nach Dedelstorf. Diese Einheit gelangte ab Mitte Dezember 1944 nach Südhessen (Biblis). 

Zwischen Dezember 1944 und Mitte Februar 1945 befand sich die 2./ Schlachgeschwader 104 und die 4./ Schlachgeschwader 104 in Dedelstorf. Es fand allerdings aufgrund des Treibstoffmangels schon so gut wie kein Flugbetrieb mehr statt. Die Einheiten verlegten nach Aalborg-West. 

Die letzten Einheiten in Dedelstorf waren die 15./ Schlachtgeschwader 151 und die IV./Jagdgeschwader 26 (Schlageter). 

Bild: Umgebung Dedelstorf nach Errichtung des Flugplatzes. Quelle: War Office 1945. 


Noch zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurde im südwestlichen Bereich des Geländes der bau einer asphaltierten Rollbahn vorangetrieben. Diese wurde allerdings nie fertiggestellt. Am 14. April 945 erreichten Einheiten der 84. U.S. Infanterie Division den Platz. Er wurde in der Folgezeit von Staffeln des 135th Wing u.a. mit Flugzeugen des Typs Hacker Tempest belegt. 

Im weiteren Verlauf wurde das Gelände zwischen 1950 und 1954 von der niedersächsischen Polizei genutzt. Daraufhin übernahm der Bundesgrenzschutz die Liegenschaft. 

Ab dem 1. Juli 1956 wurde das Gelände von der Bundeswehr genutzt. Im Standort, der fortan unter dem Namen "Richthofen-Kaserne" bekannt war, war die Panzerpionierkompanie 330, bis zu ihrer Auflösung Ende März 1993, stationiert. 

Heute steht das Areal leer - wurde jedoch im Sommer 2014 an einen neuen Investor verkauft. 


Bild: Kasernen Dedelstorf 1945/heute. Quelle: War Office 1945/Google Earth. 


1. Kasernen
2. Hanger
3. Schießstände
4. Abstellboxen
5. Neue Start- und Landebahn
6. Abstellboxen, Bomber und Gebäude auf Luftbild erkennbar

Bild: Kasernen Dedelstorf 1945/heute. Quelle: War Office 1945/Google Earth. 


Bild: Standort Dedelstorf zu BGS-Zeiten. Quelle: Kreiskarte Celle 1971. 


Heute ist nur noch wenig vom ehemaligen Charme des Flugplatzes übrig geblieben. Viele der alten Gebäude sind noch gut erhalten. Die Schießstände sind ebenfalls noch zu sehen. Sie wurden wohl zerstört, sind aber im Gelände auffindbar. 

Von den Außenbereichen des Platzes, d.h. Abstellboxen und Außenanlagen, ist kaum noch etwas zu sehen. 

Bild: Standort Dedelstorf heute. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Standort Dedelstorf heute. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Standort Dedelstorf heute. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Standort Dedelstorf heute. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Standort Dedelstorf heute. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Standort Dedelstorf heute. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Standort Dedelstorf heute. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Standort Dedelstorf heute. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Standort Dedelstorf heute. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Standort Dedelstorf heute. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Standort Dedelstorf heute. Schießstand. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Standort Dedelstorf heute. Schießstand. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Standort Dedelstorf heute. Schießstand. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Standort Dedelstorf heute. Quelle: H. Altmann. 


Bild: Standort Dedelstorf heute. Schießstand. Quelle: H. Altmann. 


Die alten Gebäude vermitteln einen guten Eindruck, wie das Gelände einst genutzt wurde. Es scheint fast ein wenig, als wäre die Zeit stehen geblieben. Fast gespenstisch liegen die verlassenen bauten nun dort und auf dem einstigen Flugfeld wächst heute kniehohes Gras. 

Hier ein Video vom einstigen Standort: 

Weitere Bilder: 

Viele Grüße, 
Hendrik



2 Kommentare:

  1. Ich war während meines GWD in Dedelstorf als StV. Versorgungsunteroffzier und Kradfahrer stationiert 1974

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  2. Ich war ebenfalls als Kradmelder in dieser Kaserne. GWD 78/79 in der PzPiKp 30. Suche auf diesm Wege noch ehemalige Kameraden aus dieser Zeit. Kp-Chef war seinerzeit Hpm Eggers, Kp-Feldwebel Hfw Tomaschewski.
    Unser Zugführer Ofw Kerber.

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