Nach einigen Beiträgen, die auf genauen geschichtlich erfassten Recherchen beruhten, widmet sich dieser Eintrag nun etwas mehr der Welt der mündlichen Überlieferung.
Diese Form des "Weitererzählens" hat besonders im ländlichen Raum einen hohen Stellenwert. Hier galt das "Wort" schon immer. Wir können uns also auch noch nach Jahrhunderten darauf verlassen, dass Erzählungen keine bloßen Erfindungen sind. Letztendlich steckt in ihnen immer ein Funken Wahrheit. So auch in der Legende um den Lorkberg und um die Riesenkuhle.
Beschreibung:
Der Lorkberg ist die höchste Erhebung der Gemarkung Wienhausen und liegt nördlich von Schwachhausen in einem Waldstück hinter der Aller. Er ist ein relativ naturbelassenes Gebiet von natürlichen Sanddünen, die aufgrund von Aller-Hochwassern entstanden sind. Wenn der feine Sand der von Überschwemmungen zurück blieb mit dem Wind in den Wald getragen wurde, sammelte er sich dort an und wurde im Laufe der Zeit zu immer höheren "Bergen". Der Lorkberg ist nun der höchste davon. Um ihn rankt sich eine überlieferte Legende.
Legende um den Lorkberg:
In der Zeit in der die Frachtfuhrleute (Siehe Alter Richtweg bei Lachendorf) unterwegs waren, gab es bei Offensen eine Furt durch die Aller. Furten waren schon immer wichtige Passier-Stellen in Flüssen, als es keine Brücken gab. Die Furt bei Offensen lag hinter dem heutigen Hof von Heitmanns.
Da der Verkehr Richtung Norden durch die Aller musste, um Salz und andere Waren zu transportieren bot sich die seichte Stelle in der Aller an. Trotz der günstigen Überquerungsmöglichkeit sollen einige Fuhrleute in Bedrängnis gekommen sein, wenn ihre Pferde durch das Wasser waten mussten. Und an dieser Stelle knüpft die Legende des Lorkbergs an.
Hier sollen einst die Lorks (auch Lörker) gewohnt haben. Überliefert waren es "kleine Menschen" oder "Wesen" (Zwerge?) die nicht menschenscheu waren.
Sie halfen den Fuhrleuten dabei ihre Gespanne durch die Aller zu führen und auf den rechten Weg zu finden.
Irgendwann verschwanden die Lörker aus den Erzählungen.
Der Lorkberg heute. Auf den Bildern mag es umspektakulär wirken, aber wenn man sich den Horizont anschaut, erkennt man schon, dass es sich um eine wirkliche Erhebung handelt.
Was war wirklich?
Fakt ist, dass es geschichtliche Beweise für eine Seichte Stelle der Aller bei Offensen gibt. Erst durch Begradigungen des Flusslaufes wurden diese beseitigt.
Fakt ist auch, dass auf historischen Karten ein wichtiger Handelsweg durch den Wald westlich des Lorkbergs führte. Warum sollte sich jemand die Mühe machen sich ein Detail in einer solchen Geschichte bei Vorhandensein derartiger Lokalitäten auszudenken?
Sehr wahrscheinlich waren es die Bewohner der umliegenden Dörfer Schwachhausen und Offensen, die den Fuhrleuten halfen.
Es ist zwar eine Legende, jedoch untermauert sie den historischen Fakt, dass es eine Furt gegeben hat. Selbst wenn die Ausschmückung von "Zwergen" die im Wald leben, fernab von unseren heutigen Vorstellungen erscheint, so liegt dies nur daran, dass wir damit automatisch so etwas wie Schneewittchen verbinden.
Meines Erachtens geht diese Legende durchaus auf reale Begebenheiten zurück.
Die Legende der Riesenkuhle:
Die Riesenkuhle liegt westlich des Lorkbergs - ebenfalls im Wald nördlich von Offensen/Schwachhausen.
Der Legende nach ruhte hier einst ein Riese, der des Wanderns müde geworden war und sich ausruhen wollte. Einheimische deuteten so die Hügel im Wald. Entsprechende Formationen wurden als Arm- oder Beinabdrücke gedeutet.
Der Riese soll eine Nacht in dem Wald geschlafen haben und dann Richtung Celle gelaufen sein.
Eine ähnliche Sage findet sich auch im Wald zwischen Oppershausen und Osterloh. Dort soll ein Riese seine Schuhe entleert haben, was die Sandaufschüttungen im Wald zur Folge hatte. Dieser Riese soll laut Sage mit einem anderen Riesen gekämpft haben. Ob es der Riese aus der Riesenkuhle am Lorkberg war, ist reine Spekulation.
Der Wald fällt ab dem Standpunkt etwa 20m ab und steigt auf das gleiche Niveau wieder an.
Was war wirklich?
Sicherlich haben die Menschen früher für Erklärungen natürlicher Phänomene gesucht und sich ihrer (landläufig) recht simplen Logik bedient. Sie erkannten nicht den Zusammenhang zwischen Sanddünen und Aller und somit entstand eine recht spekulative Legende.
ALLDERDINGS halten sich Riesensagen durch die gesamte Lüneburger Heide! Auch bei Lachendorf wird dem ein oder anderen der Stein "Riesenburg" an der Heidefläche am Postweg (Allerheide) aufgefallen sein. Somit sollte man diese Deutung nicht als dumm oder dergleichen abtun.
Jedoch muss man dieser Legende eher den mythischen Charakter zuordnen. Aus dieser Sage können heute keinerlei Schlüsse auf wirkliche Ereignisse entnommen werden.
Fazit:
Es sind wirklich faszinierende, traditionelle Orte. Jeder der sich von alten Geschichte begeistern lässt, sollte dort einmal vorbeischauen. Einen echten Zwerg oder Riesen habe ich selber dort noch nicht angetroffen. Aber es gäbe diese Legenden nicht, wenn diese Orte gewöhnliche Orte wären. Es gibt über viele Plätze Geschichten, aber gemessen an allen möglichen Plätzen ist die Anzahl Geschichten doch eher begrenzt. Somit war dort irgendwann man etwas, was die Menschen motivierte derartige Dinge zu erzählen. Vielleicht ist gerade diese Ungewissheit was dort genau passierte, heute ein Grund dafür diese Orte zu besuchen...
Gruß,
S.t.a.l.k.e.r.
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