Der Dietweg
Es wird höchste Zeit sich in diesem Blog den alten Wegen und Straßen zu widmen, die früher einmal den Landkreis durchzogen. An den Straßen sammelte sich seit jeher das öffentliche Leben.
Der Begriff "Verkehrsadern", den man manchmal noch in den Staumeldungen im Radio vernimmt, rührt genau daher: Straßen stellen ein wichtiges Instrument der Infrastruktur dar, um Menschen und Städte miteinander zu verbinden.
Straßen und Wege sind also ein spannendes Thema, denn daran lassen sich viele andere Entwicklungen ablesen, deuten und besser verstehen.
Heereswege
Man kann diese Wege nicht mit heutigen Straßen vergleichen. Es handelte sich häufig nicht einmal um befestigte Fahrstraßen, sondern um Karrenwege oder weitläufig angelegte Fahrspuren. Witterungseinflüsse hatten einen erheblichen Einfluss auf die Wege - im Notfall folgte der Weg einer alternativen Fahrspur.
Um chronologisch vorzugehen, ist besonders ein bedeutender Heerweg zu nennen: der sogenannte Dietweg.
"Folkweg"
Eine der bekanntesten Quellen ist der Roman "der Werwolf" von Hermann Löns. Darin wird der Dietweg als "Volksweg" nach Celle beschrieben. Es ist bekannt, dass sich Löns in seinen Werken nicht selten reale Zusammenhänge und Gegebenheiten verwendete. Allerdings kann man nur schätzen wo genau der beschriebene Weg laut dem Roman wohl verlaufen sein mag.
Der Folkweg bzw. Dietweg verlief in Nord-Süd-Richtung und querte bei Celle die Aller. Er verband quasi die Nordsee mit dem Mittelmeer. Der Name Dietweg/Folkweg bedeutet übersetzt Volksweg. es handelt sich um eine wichtige Fernstraße. Die Entstehung Celles ist unmittelbar mit dem Straßenverlauf verknüpft - später dazu mehr.
Quelle: Das ist der Rom Weg von meylen zu meylen mit puncten verzeychnet von eyner stat zu der endern durch Deutzche lantt, 1490.
Die Karte des Romweges ist der älteste und erstmals in diesem Zusammenhang angeführte kartografische Beweis für eine überregionale Straße, die in frühster Zeit durch Celle führte. Wie bei alten Karten üblich, wurde die Karte nicht nach Norden, sondern nach der "Wichtigkeit" ausgerichtet.
Da Rom für Pilger und Gläubige einst das Höchste war, wurde diese Karte auch danach ausgerichtet. Der Ausschnitt zeigt Norddeutschland, wobei oben nicht Norden, sondern Süden ist. Die Karte steht also auf dem Kopf.
Da Rom für Pilger und Gläubige einst das Höchste war, wurde diese Karte auch danach ausgerichtet. Der Ausschnitt zeigt Norddeutschland, wobei oben nicht Norden, sondern Süden ist. Die Karte steht also auf dem Kopf.
Das macht aber nichts. Folgende Punkte seien hervorgehoben:
- Lubeck (Lübeck)
- Hamborg (Hamburg)
- Stade
- Luneborg (Lüneburg
- Zell (Celle)
- Brunswig (Braunschweig).
Die Karte zeigt also nicht weniger, als den ungefähren Verlauf der Altstraße durch Celle. Wo exakt der Weg entlangführte, kann heute nicht mehr überall nachgewiesen werden. Es soll im Folgenden der Wegverlauf des Dietweges nachvollzogen werden.
Verlauf des Dietweges
Heute verlaufen Straßen abseits der Orte, z.B. als Autobahnen. Damals verbanden die Wege Städte und Orte - dementsprechend verliefen sie nicht gradlinig, sondern machten manchmal Umwege, um abseits liegende Orte "mitzunehmen".
Das lässt sich ebenfalls beim Dietweg beobachten. Von Norden kommend verband er zunächst die Orte Bardowick, Lüneburg, Uelzen, Breitenhees, Weyhausen, Eschede und Celle. In einigen Darstellungen wird angenommen, dass auch die Orte Lutterloh und Rebberlah am Dietweg lagen. Zwar liegen diese eigentlich zu weit westlich von der graden Route Uelzen - Celle, aber es ist auch gut möglich, dass der Weg einen Schlenker machte.
Bild: Straßenverlauf des Dietweges nördlich von Celle.
Quelle: Google Earth.
Kartenlegende:
- Lüneburg
- Uelzen
- Breitenhees
- Weyhausen
- Eschede
- Lutterloh
- Celle (und darüber hinaus!)
Die alte „Büntingsche Chronik“ berichtet darüber:
„Sein Vater, Graf Gebhardt der Andere, ist 1075 in der Schlacht bei Negelstedt (bekannt als die Schlacht bei Homburg an der Unstrut) gegen Kaiser Heinrich dem vierden gedienet, in der Schlacht umbkommen. Wenig Tage (vor) derselben Schlacht ist Hertzog Lutther zu Lutterloh im Lüneburgischen Lande nicht weit von der Stadt Zelle in diese Welt geboren. Daher der Ort hernach von ihm befreit und aller Beschwerden entnommen worden. Diese Freiheit hat bei Regierung Herzog Ernsten (des Bekenners) zu Lüneburg ein Amtmann aufheben und den Bauern dienstbar machen wollen ...“
Es existierte in Lutterloh tatsächlich der abgabefreie Behrensche Hof. Die Geschichtsforscher nehmen aber an, dass ein unehelicher Sohn des Kaisers Lothar III. Besitzer des Hofes gewesen ist.
Das Welfenmuseum ist im Besitz von Lothars Taufstein. Dieser ist aber nachweislich erst einige Jahrhunderte später entstanden. (Quelle: Wikipedia).
Es ist unklar, ob diese Legende wahr ist, oder nicht. Letztlich ist es auch unerheblich wo exakt der Weg verlief, da er sich ohnehin nicht mehr genau verorten lässt. Geschichtlich wird der Wegverlauf beispielsweise durch Ereignisse im Siebenjährigen Krieg untermauert (siehe dazu: Der Siebenjährige Krieg in Celle - 1757: die Lage aus alliierter Sicht).
Auch wenn sich der Wegverlauf in früherer Zeit wohl schon bei unterschiedlichem Wetter ändern konnte, festigte er sich mit der Zeit und nahm eine Form an, wie man sie über die Jahrhunderte anhand von Karten gut nachvollziehen kann. Das soll in diesem Beitrag ebenfalls getan werden. Zunächst stellt sich aber noch die Frage, warum der Weg überhaupt durch Celle führte. Warum überquerte er nicht bei Altencelle die Aller - sondern bei der westlich gelegenen Neusiedlung?
Bild: älteste Wege bei Celle.
Quelle: Google Earth.
Nachweislich gab es bei Altencelle schon seit frühester Zeit eine Furt. Es wird angenommen, dass Altencelle möglicherweise schon um 990 im Zuge alter Grenzverläufe (Schnede) eine wichtige Rolle gespielt hat (Siehe (2)). Ein Weg, der von Altencelle nach Norden verlief ist jedoch eher unwahrscheinlich, denn im Norden liegt seit ewiger Zeit ein nasses, morastiges Gelände - das Schweinebruch (3).
Bei der Besiedlung der heutigen Stadt hat sicherlich auch die günstige Lage für einen Aller-Überweg eine entscheidende Rolle gespielt (1).
Bild: Alter Überweg des Dietweges.
Quelle: Google Earth.
Noch heute erkennt man deutlich, dass sich die Wege direkt hinter dem Celler Übergang über die Aller gabelten. In östliche, bzw. nordöstliche Richtung zweigten die Wege nach Wittingen und Lüneburg ab ((4) und (3)). Heute sind diese Straßen nach eben diesen Orten benannt.
In Richtung Westen und Norden führten die Wege nach Hamburg bzw. Bremen ((2) und (1)). Auch hier deuten die heutigen Straßennamen noch auf diese Wegziele hin. Da das Gelände nördlich der Aller, am sogenannten Liebfrauenberg, verhältnismäßig stark ansteigt, versuchten die Bremer Kaufleute diese Steigung zu umgehen, indem sie direkt hinter der Allerüberquerung nach Links abbogen. Der Wegverlauf folgte dabei dem "Allertal" und ist heute als "Alter Bremer Weg" bekannt.
Der Weg in Richtung Lüneburg (3) ist vermutlich der älteste der Abzweige an dieser Stelle. Er führte, wie auch die heutige Bundesstraße, in Richtung Altenhagen.
Bild: Wegverlauf nach Altenhagen.
Quelle: Papen-Atlas, 1839.
Es deutet vieles darauf hin, dass die Furt bei der heutigen Stadt Celle und später auch die Brücke dafür sorgten, dass sich Celle eine wachsende Bedeutung in Bezug auf den Handel erreichen konnte. Die erste Andeutung einer Zollstelle an eben dieser Stelle stammt aus dem Jahr 1225. Darüber hinaus lag auch das ehemalige Franziskanerkloster nicht weit von dem wichtigen Weg.
Entlang der alten Schnede (Grenze) und der späteren Gaugrenze zwischen dem Bardengau im Nordwesten von Celle und dem Mutwidde im Nordosten der Stadt, verlief der Dietweg von Altenhagen weiter zwischen Vorwerk und Bostel bis nach Garßen.
Bild: Wegverlauf bei Garßen.
Quelle: Papen-Atlas, 1839.
Bild: Wegverlauf hinter Garßen - Blick in Richtung Burghorn.
Quelle: eigenes Bild.
Garßen wurde von dem Weg tangiert, welcher dann in nordöstliche Richtung abschwenkte und südlich von Hornshof verlief. Die Karte der "Environs de Zelle" aus dem Jahr 1753 macht dies deutlich:
Bild: Dietweg nordöstlich von Garßen.
Quelle: Environs de Zelle, 1753.
1. Garßen
2. Hornshof
3. Ohe
4. Altstraße in Richtung Rebberlah
5. Altstraße in Richtung Habighorst
Legt man die Aufnahme aus dem Papen-Atlas von 1839 auf ein aktuelles Satellitenbild, erkennt man, dass der alte Dietweg dem heutigen "Hamburger Weg" entspricht, welcher von Garßen in Richtung Burghorn / Habighorst verläuft.
Bild: Dietweg / Hamburger Weg bei Garßen.
Quelle: Google Earth, Papen-Atlas (1839).
Von Garßen aus verlief der Weg weiter bis Burghorn. In Burghorn befand sich der Gerichtsplatz der Amtsvogtei Beedenbostel (siehe auch: Justiz, Gericht und Vollstreckung zu alter Zeit). Dieser Platz lag auf einer Anhöhe direkt neben dem alten Dietweg. Man kann davon ausgehen, dass dieser Standort mit Bedacht und Absicht gewählt wurde, damit Vorbeiziehende die Gerichteten sehen konnten. Einst dienten gerichtliche Prozesse und Vollstreckungen in größtem Maße zur allgemeinen Abschreckung. Man kann sich die Wirkung verdeutlichen, wenn man sich vorstellt, wie in dieser verlassenen Gegend einst ein verlassener Galgen gewirkt haben muss.
Der Dietweg führte dann weiter durch Habighorst in Richtung Eschede - Weyhausen - Breitenhees - Uelzen - Lüneburg - Bardowick.
Bild: Wegverlauf vor Habighorst.
Quelle: Papen-Atlas, 1839.
Es ist anzunehmen, dass der Dietweg streckenweise die Grenze der alten Diözese zu Hildesheim und auch eine Grenze zwischen zwei alten Gauen bildete. Der Weg war also weit mehr, als nur eine wichtige Fernstraße. Letztlich stellte der Weg eine der wichtigsten Verbindungen von Nord nach Süd dar und sorgte nicht zuletzt dafür, dass Celle im Mittelalter einen regen Aufstieg erlebte.
Viele Grüße
Die Schatzregister (zu erwerben):
Offensen-Schwachhausen:
Schatzsuche: die Teufelsinsel in Wietze:
Antiquarische Bücher: Celler Versandantiquariat Ehbrecht:
Bild: älteste Wege bei Celle.
Quelle: Google Earth.
Nachweislich gab es bei Altencelle schon seit frühester Zeit eine Furt. Es wird angenommen, dass Altencelle möglicherweise schon um 990 im Zuge alter Grenzverläufe (Schnede) eine wichtige Rolle gespielt hat (Siehe (2)). Ein Weg, der von Altencelle nach Norden verlief ist jedoch eher unwahrscheinlich, denn im Norden liegt seit ewiger Zeit ein nasses, morastiges Gelände - das Schweinebruch (3).
Bei der Besiedlung der heutigen Stadt hat sicherlich auch die günstige Lage für einen Aller-Überweg eine entscheidende Rolle gespielt (1).
Quelle: Google Earth.
Noch heute erkennt man deutlich, dass sich die Wege direkt hinter dem Celler Übergang über die Aller gabelten. In östliche, bzw. nordöstliche Richtung zweigten die Wege nach Wittingen und Lüneburg ab ((4) und (3)). Heute sind diese Straßen nach eben diesen Orten benannt.
In Richtung Westen und Norden führten die Wege nach Hamburg bzw. Bremen ((2) und (1)). Auch hier deuten die heutigen Straßennamen noch auf diese Wegziele hin. Da das Gelände nördlich der Aller, am sogenannten Liebfrauenberg, verhältnismäßig stark ansteigt, versuchten die Bremer Kaufleute diese Steigung zu umgehen, indem sie direkt hinter der Allerüberquerung nach Links abbogen. Der Wegverlauf folgte dabei dem "Allertal" und ist heute als "Alter Bremer Weg" bekannt.
Der Weg in Richtung Lüneburg (3) ist vermutlich der älteste der Abzweige an dieser Stelle. Er führte, wie auch die heutige Bundesstraße, in Richtung Altenhagen.
Bild: Wegverlauf nach Altenhagen.
Quelle: Papen-Atlas, 1839.
Es deutet vieles darauf hin, dass die Furt bei der heutigen Stadt Celle und später auch die Brücke dafür sorgten, dass sich Celle eine wachsende Bedeutung in Bezug auf den Handel erreichen konnte. Die erste Andeutung einer Zollstelle an eben dieser Stelle stammt aus dem Jahr 1225. Darüber hinaus lag auch das ehemalige Franziskanerkloster nicht weit von dem wichtigen Weg.
Entlang der alten Schnede (Grenze) und der späteren Gaugrenze zwischen dem Bardengau im Nordwesten von Celle und dem Mutwidde im Nordosten der Stadt, verlief der Dietweg von Altenhagen weiter zwischen Vorwerk und Bostel bis nach Garßen.
Bild: Wegverlauf bei Garßen.
Quelle: Papen-Atlas, 1839.
Bild: Wegverlauf hinter Garßen - Blick in Richtung Burghorn.
Quelle: eigenes Bild.
Garßen wurde von dem Weg tangiert, welcher dann in nordöstliche Richtung abschwenkte und südlich von Hornshof verlief. Die Karte der "Environs de Zelle" aus dem Jahr 1753 macht dies deutlich:
Bild: Dietweg nordöstlich von Garßen.
Quelle: Environs de Zelle, 1753.
1. Garßen
2. Hornshof
3. Ohe
4. Altstraße in Richtung Rebberlah
5. Altstraße in Richtung Habighorst
Legt man die Aufnahme aus dem Papen-Atlas von 1839 auf ein aktuelles Satellitenbild, erkennt man, dass der alte Dietweg dem heutigen "Hamburger Weg" entspricht, welcher von Garßen in Richtung Burghorn / Habighorst verläuft.
Quelle: Google Earth, Papen-Atlas (1839).
Von Garßen aus verlief der Weg weiter bis Burghorn. In Burghorn befand sich der Gerichtsplatz der Amtsvogtei Beedenbostel (siehe auch: Justiz, Gericht und Vollstreckung zu alter Zeit). Dieser Platz lag auf einer Anhöhe direkt neben dem alten Dietweg. Man kann davon ausgehen, dass dieser Standort mit Bedacht und Absicht gewählt wurde, damit Vorbeiziehende die Gerichteten sehen konnten. Einst dienten gerichtliche Prozesse und Vollstreckungen in größtem Maße zur allgemeinen Abschreckung. Man kann sich die Wirkung verdeutlichen, wenn man sich vorstellt, wie in dieser verlassenen Gegend einst ein verlassener Galgen gewirkt haben muss.
Der Dietweg führte dann weiter durch Habighorst in Richtung Eschede - Weyhausen - Breitenhees - Uelzen - Lüneburg - Bardowick.
Quelle: Papen-Atlas, 1839.
Es ist anzunehmen, dass der Dietweg streckenweise die Grenze der alten Diözese zu Hildesheim und auch eine Grenze zwischen zwei alten Gauen bildete. Der Weg war also weit mehr, als nur eine wichtige Fernstraße. Letztlich stellte der Weg eine der wichtigsten Verbindungen von Nord nach Süd dar und sorgte nicht zuletzt dafür, dass Celle im Mittelalter einen regen Aufstieg erlebte.
Viele Grüße
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Empfehlungen:
Garnison-Museum Celle:
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Die Schatzregister (zu erwerben):
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Offensen-Schwachhausen:
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Schatzsuche: die Teufelsinsel in Wietze:
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