dieser Eintrag ist die Fortsetzung des ersten Eintrages (Richtweg bei Lachendorf).
In meinem ersten Beitrag hatte ich etwas über den alten Richtweg - eine Art "Umgehungsstraße" für Frachtfuhrleute von Oppershausen über Lachendorf bis Gockenholz beschrieben.
Dies soll nun eine kleine Fortsetzung sein. Wie schon im vorangegangenen Beitrag erwähnt führte der ausgebaute und befestigte Weg bei Lachendorf durch die Lachte. Von dort aus führte er dann nordwärts über Gockenholz am "Lusje Berg" und Alvern vorbei durch das "Kakelförth" und von da ab Richtung Burghorn und weiter nach Uelzen.
1772 erhoben die Gemeinden Gockenholz und Alvern bei der königlichen und kurfürstlichen Kammer Beschwerde und verlangten im Zuge dieser, dass den Frachtfuhrleuten die Benutzung des Weges untersagt werden solle.
Dazu muss man wissen, dass unsere Heimat in weiten Teilen damals nicht aus Feldern, Wiesen und Wäldern bestand, sondern aus weiten ausgedehnten Heidelandschaften die sich durch kleine Moore und fruchtbarere Flecken abwechselten. Sowohl Bewohner der Gemeinden Gockenholz und Alvern als auch die Frachtfuhrleute ließen ihr Vieh und somit auch die Pferde auf den wenigen Weiden der damaligen Feldflur (dem Kakelförth) weiden. Die Anwohner der Gemeinden klagten, dass die Frachtfuhrleute ihnen die Weideflächen nahmen und dass, da sich diese auf ständiger Durchreise befanden, die Gefahr bestehen könnte, dass ihr Vieh aufgrund eingeschleppter Erreger krank werden könnte.
Durch die königliche und kurfürstliche Kammer wurde ein Verhandlungstermin vor Ort einberufen zu dem sowohl die Eingesessenen als auch die Frachtfuhrleute geladen waren. Nachdem ein erster Termin nicht Zustande kam, wurde bei einem zweiten entschieden, dass die Frachtfuhrleute den Richtweg trotz der Beschwerde weiter benutzen durften. Jedoch wurden Sanktionen gegen Verstöße erlassen:
- Sie mussten bei jedem Erdhügel, der zur Markierung diente (siehe Richtweg bei Lachendorf) eine Birke, Eiche oder Fuhre planzen,
- Die Bäume wurden Eigentum der Gemeinden,
- Beschädigte Bäume waren zu ersetzen und 24 Mariengroschen Strafe zu zahlen,
- Es wurde erneut festgelegt, dass nur Fuhrleute aus Langlingen, Eicklingen und Fletmar den Weg - und nur in den Monaten Mai bis Oktober - befahren durften,
- Die Fuhrleute mussten den Weg jeweils im Oktober ausbessern, damit sich weder Mensch noch Schaf in den tiefen Senken die Beine brechen konnte.
Der Weg heute.
Blick in Richtung Gockenholz.
Der Weg zwischen Alvern und Gockenholz. Dieser gehörte zwar nicht direkt zum Richtweg, der von Gockenholz aus weiter Richtung Postweg Celle - Höfer verlief, stammt aber aus jener Zeit.
Hohlweg. (Mehr dazu im Folgenden Beitrag "Holwege").
Fazit:
Haben sich die Fuhrleute an die Beschlüsse der königlichen und kurfürstlichen Kammer gehalten? Wer weiß. Bekannt ist, dass die damaligen Wege keine festgelegten Verlauf haben mussten. Wenn ein Weg nach schlechtem Wetter nicht gut zu befahren war, wurde gerne auf anliegende Heideflächen oder sogar Felder ausgewichen. Wer kann das den Fuhrleuten verübeln - Zölle, Pferde und Materialverschleiß zwangen sie dazu möglichst wenig Gefahr zu laufen zusätzliche Kosten zu verursachen.
Als das Frachtfuhrwesen ausstarb, geriet auch der Richtweg in Vergessenheit.
Der Teil des Weges zwischen Gockenholz, Alvern und Burghorn ist heute bestens für ausgiebige Fahrradtouren geeignet. Dabei kann sich auch jeder selbst ein Bild davon machen, wie schwer es sein kann auf schlecht befestigten Wegen lange Strecken zurück zu legen...
Gruß,
S.t.a.l.k.e.r.
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Ist der Lusje Berg auch gleichzeitig der Lüscheberg? Oder ist das nur die alte Bezeichnung/Schreibweise?
AntwortenLöschenJa. Der Lusje Berg und der Lüscheberg sind identisch.
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