Unmittelbar hinter Lachtehausen befindet sich zur Linken ein Parkplatz. Folgt man dem dort beginnenden Forstweg einige hundert Meter in das Waldgebiet der "Sprache" so erreicht man nach wenigen hundert Metern einen Abzweig - ebenfalls zur Linken. Dieser von alten Eichen gesäumte Weg führt in Richtung der Lachte. An seinem Ende befindet sich - gut versteckt - der sogenannte "Königsplatz"...
Bis heute ist nicht geklärt woher dieser Ort seinen Namen hat. Auch die Frage, wie lange die Bezeichnung "Königsplatz" bereits verwendet wird, ist bislang nicht geklärt. Offenbar liegt die Entstehung des Namens zumindest so weit in der Vergangenheit, dass ihr Ursprung nicht mehr eindeutig zu ermitteln ist. Es gibt hierzu verschiedene Theorien.
Zuerst taucht der Name in der Preußischen Landesaufnahme von 1900 auf.
Bild: Kartenausschnitt - Königsplatz in der Sprache. Quelle: Preußisches Messtischblatt 1900.
Der Legende nach waren Herzog Georg Wilhelm, sein Neffe Georg Ludwig und der englische König Wilhelm III. im Jahr 1698 auf der Jagd und sollen dabei die englisch Thronfolge besprochen haben. Georg Ludwig wurde tatsächlich im Jahr 1714 als Georg I. den englischen Thron. Insofern könnte der Königsplatz eben auf jene denkwürdige Stelle verweisen an der die bedeutsame Unterredung stattgefunden haben könnte. Die Sprache war schon von alters her ein herrschaftliches Waldgebiet und wird beispielsweise in der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1780 als "königlich" bezeichnet. Es stellt sich in diesem Zusammenhang allerdings die Frage warum auf der Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1780 noch kein Königsplatz verzeichnet war.
Bild: Weg in Richtung des Königsplatzes in der Sprache. Quelle: H. Altmann.
Ohnehin gibt die Anlage des Königsplatzes Rätsel auf. Die alte Straße zwischen Lachendorf und Lachtehausen verlief früher in einem Bogen nördlich der heutigen Landstraße. Allerdings befindet sich der Königsplatz noch ein ganzes Stück nördlich der alten Straßenverbindung. Möglicherweise handelte es sich also tatsächlich um den Standort einer alten Jagdhütte oder dergleichen. In ihrer Zeit als Residenzstadt der Herzöge waren adelige Jagdgesellschaften zumindest nichts ungewöhnliches und der Königsplatz scheint als Jagdplatz durchaus plausibel.
Bild: Königsplatz in der Sprache. Quelle: Preußisches Messtischblatt 1900, Google Earth.
Eindeutige Beweise für ein so hohes Alter des Königsplatzes finden sich keine. Hinzu kommt noch eine weitere Überlegung. So schrieb der Celler Stadtchronist Clemens Cassel in seiner Chronik der Stadt Celle, dass eine Celler Bürgervereinigung gegen Ende des 19. Jahrhunderts Wege und Ruhesitze in der Sprache errichten ließ.
Am 9. November 1875 traten etwa 100 Einwohner der Altstadt zur Bildung eines Bürgervereins zusammen. Ihr Ziel war es städtische Angelegenheiten und gemeinnützige Bestrebungen jeder Art zu fördern. Am Anfang bestand dieser Verein überwiegend aus Kaufleuten und Handwerkern und wollte Änderungen hinsichtlich der Gewerbeordnung erwirken. Verschiedene andere Stadtteile folgten diesem Beispiel, sodass es es bis 1886 auch in der Hehlentorvorstadt, der Altencellervorstadt, und in Neuenhäusen entsprechende Vereinigungen gab. Die Ziele waren dabei zumeist unterschiedlicher Art. Auf Bestreben des altstädtischen Bürgervereins wurde beispielsweise ein "Verein gegen die Hausbettelei" ins Leben gerufen, der allerdings nach Kurzem wieder von der Bildfläche verschwand.
Andere Themen wurden offenbar nachhaltiger verfolgt. Insbesondere wirkte seit 1888 eine im altstädtischen Bürgerverein gebildete "Verschönerungskommission" weiter. Sie ließ in der Sprache, bei Klein Hehlen und im Neustädter Holz Spazierwege mit Ruhesitzen anlegen.
Bild: Königsplatz in der Sprache. Quelle: Postkarte um 1900.
Derartige Vereinigungen wären gegen Ende des 19. Jahrhunderts keine Seltenheit. In vielen großen deutschen Städten entstanden solche Vereine, in der Absicht stadtnahe Erholungsgebiete, Parks, begehbare Wallanlagen und Waldgebiete zu schaffen bzw. umzugestalten, mit Ruhebänken, eingefassten Quellen, schattigen Alleen und dergleichen zu versehen. Es wurden je nach Ort unterschiedlichste Projekte umgesetzt. Meist gehörten die Mitglieder dieser Vereine der bürgerlichen Schicht an. Im Ergebnis sollten die umgesetzten Projekte sowohl den eigenen Freizeitbedürfnissen dienen, als auch einer Steigerung der Standorte hinsichtlich der Attraktivität für den Fremdenverkehr.
Vor diesem Hintergrund scheint es naheliegend, dass der Königsplatz ein künstlich geschaffener Erholungsort ganz im Zeitgeist des ausklingenden 19. Jahrhunderts gewesen sein könnte. Seinerzeit gehörte es durchaus dazu den Orten historisch bedeutsame Namen zu geben.
Bislang unbelegte Hinweise deuten darauf hin, dass der Königsplatz durch Schützengesellschaften im Zuge örtlicher Schützenfeste aufgesucht wurde. Für die regionale Tradition der Schützenfeste erscheint es ungewöhnlich einen Platz so weit außerhalb des Ortes aufzusuchen. Quellen für oder gegen diese Annahme liegen leider bislang nicht vor.
Heute liegt der Königsplatz recht vergessen und verlassen dar. Trotz seiner Nähe zur Landstraße ist er ziemlich abgeschieden...
Vor diesem Hintergrund scheint es naheliegend, dass der Königsplatz ein künstlich geschaffener Erholungsort ganz im Zeitgeist des ausklingenden 19. Jahrhunderts gewesen sein könnte. Seinerzeit gehörte es durchaus dazu den Orten historisch bedeutsame Namen zu geben.
Bislang unbelegte Hinweise deuten darauf hin, dass der Königsplatz durch Schützengesellschaften im Zuge örtlicher Schützenfeste aufgesucht wurde. Für die regionale Tradition der Schützenfeste erscheint es ungewöhnlich einen Platz so weit außerhalb des Ortes aufzusuchen. Quellen für oder gegen diese Annahme liegen leider bislang nicht vor.
Heute liegt der Königsplatz recht vergessen und verlassen dar. Trotz seiner Nähe zur Landstraße ist er ziemlich abgeschieden...
Bild: Königsplatz in der Sprache. Quelle: H. Altmann.
Die einst stolzen Eichen wurden von den umstehenden und schnellwachsenden Nadelhölzern überholt und vom Sonnenlicht abgeschnitten. Daher sind einige der damals wohl mächtigen Bäume mittlerweile morsch. Märchenhaft gruselig und moosbewachsen ranken sich die Äste der alten Eichen in die Mitte des Königsplatzes, wo zumindest noch etwas Licht zu erhaschen ist.
Bild: Königsplatz in der Sprache. Quelle: H. Altmann.
Verlassen und alleine steht auch die alte Hütte. Es ist zwar nicht mehr die originale Konstruktion, aber offenbar wurde sie an derselben Stelle errichtet an der bereits zuvor ein überdachter Pavillon gestanden hat.
Bild: Königsplatz in der Sprache. Quelle: H. Altmann.
Die Wände der Holzhütte sind übersät mit eingeritzten Namen. Scheinbar verirren sich doch ab und zu noch Leute zum Königsplatz.
Insgesamt stellt sich die ganze Szene und der Königsplatz recht trostlos dar. Hier hat man nicht das Gefühl in der Nähe der Zivilisation zu sein - vielmehr stellt an sich unmittelbar die Frage welche Geschichten sich dort wohl bereits zugetragen haben mögen. Waren hier tatsächlich einst adelige Jagdgesellschaften unterwegs?
Insgesamt stellt sich die ganze Szene und der Königsplatz recht trostlos dar. Hier hat man nicht das Gefühl in der Nähe der Zivilisation zu sein - vielmehr stellt an sich unmittelbar die Frage welche Geschichten sich dort wohl bereits zugetragen haben mögen. Waren hier tatsächlich einst adelige Jagdgesellschaften unterwegs?
Bild: Hütte am Königsplatz in der Sprache. Quelle: H. Altmann.
Selbst, wenn dies nicht der Fall sein sollte, hat der Königsplatz noch immer eine besondere Atmosphäre. Ganz ohne Frage wirft dieser Ort auch weiterhin Rätsel auf.
Die Anlage des Platzes und die Stärke der umstehenden Eichen deutet zumindest darauf, dass der Platz in seiner jetzigen Erscheinung erst um 1900 oder kurz zuvor angelegt worden sein dürfte. Das heißt aber natürlich nicht, dass der Name des Platzes nicht schon wesentlich älter sein kann.
Die Anlage des Platzes und die Stärke der umstehenden Eichen deutet zumindest darauf, dass der Platz in seiner jetzigen Erscheinung erst um 1900 oder kurz zuvor angelegt worden sein dürfte. Das heißt aber natürlich nicht, dass der Name des Platzes nicht schon wesentlich älter sein kann.
Bild: Alte Eiche am Königsplatz in der Sprache. Quelle: H. Altmann.
Insgesamt ist der Königsplatz bei Lachtehausen ein besonderer Ort, der auf jeden Fall eine spannende Geschichte vermittelt. Leider weisen keinerlei Schilder auf die Existenz dieses mysteriösen Platzes hin. Möglicherweise hatte dieser Umstand bislang aber auch etwas Gutes - auf diese Weise konnte der Königsplatz seine Geheimnisse bis heute gut versteckt bewahren...
H. Altmann
H. Altmann
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Quellen:
- Clemens Cassel, Geschichte der Stadt Celle, Celle 1934.
- Annette Schneider, Rolf Wilhelm Brednich, Natur - Kultur.
- Clemens Cassel, Geschichte der Stadt Celle, Celle 1934.
- Annette Schneider, Rolf Wilhelm Brednich, Natur - Kultur.
Vielen Dank für die Information. Ich bin wie immer begeistert!!!!!
AntwortenLöschenSehr guter Beitrag
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