f Die alte Oppershäuser Schleuse ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Montag, 22. Juni 2015

Die alte Oppershäuser Schleuse



Die Allerschleuse zwischen Oppershausen und Offensen ist vielen bekannt. Sie ist ein beliebter Anlaufpunkt für Angler und Paddler. Unterhalb des Stauwehres gibt es außerdem einige Badestellen. Oberhalb des Wehres steht das Vereinsheim des Flotwedeler Kanu-Klubs. 

Was vielen weniger bekannt sein dürfte ist der Umstand, dass sich die Allerschleuse noch gar nicht lange an Ort und Stelle befindet. 

Bild: die heutige Allerschleuse aus der Luft fotografiert. Quelle: Hendrik Altmann. 


Durch mehrere Begradigungen der Aller entstand im 20. Jahrhundert der heutige Flusslauf. Besonders deutlich werden die massiven Eingriffe in das ursprüngliche Landschaftsbild im Bereich nördlich des Ortes Offensen. Hier wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jh. das Schwarzwasser komplett umgebettet. 

Während dieses Gewässer einst bei Schwachhausen in die Aller mündete, wurde es nun weiter nördlich entlang geführt und fließt seitdem unterhalb der neu gebauten Oppershäuser Schleuse in die Aller. 

Übrigens - warum heißt diese Schleuse, die heute näher an Offensen liegt eigentlich "Opernhäuser Schleuse"? Nun die Antwort ist ganz einfach: früher lag die Schleuse näher an Oppershausen. 

Legt man eine topografische Karte aus dem Jahr 1945 über das heutige Satellitenbild, erkennt man wie sich der Flusslauf der Aller änderte. Diese machte einst oberhalb Offensens mehrere große Bögen. Am nördlichsten davon befand sich einst die alte Schleuse - deutlich auf der Gemarkung Oppershausens. Die neue Schleuse wurde weiter südwestlich errichtet. 

Bild: Allerschleusen bei Opershausen / Offensen. Quelle: Hendrik Altmann / Google Earth. 


In der Vergrößerung wird das ganze deutlicher. Der Arm der Aller, an welchem sich die alte Oppershäuser Schleuse befand, existiert noch heute. Allerdings ist er vom Fluss abgeschnitten und somit kein Fließgewässer mehr. 

Einst führte der Weg zur Schleuse über die Wiesen, welche westlich der heutigen Schleuse liegen. 

Bild: Allerschleusen bei Opershausen / Offensen. Quelle: Hendrik Altmann / Google Earth.


Allerdings konnte man früher nicht mit dem Auto über die Schleuse gelangen. Diese bestand nämlich aus einer Holzkonstruktion, die lediglich zu Fuss überquert werden konnte. 

Ein altes Foto zeigt das Opernhäuser Allerwehr als "Ort für viele Zeltner und Paddler". Am linken Bildrand erkennt man einen kleinen Schuppen. In diesem wurden die alten Eisbrecher aufbewahrt. Die Konstruktion der Schleuse ist ähnlich wie jene der Langlinger Schleuse weiter flussaufwärts. Diese wurde in den Jahren 1860/1861 erbaut und bestand ebenfalls aus massiven Eichenwänden. 

Im Jahr 1935 brach die Langlinger Schleuse bei niedrigem Wasserstand ein und wurde durch eine neue Konstruktion ersetzt. Die Opernhäuser Schleuse hielt bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts. 

Bild: alte Allerschleuse bei Opershausen / Offensen. Quelle: Archiv Hendrik Altmann.


Heute ist von der alten Schleuse kaum noch etwas zu erkennen. Bis auf den toten Allerarm, welcher sich noch immer bei Oppershausen durch die Landschaft schlängelt, sind keine sichtbaren Spuren erhalten. 

Bild: Allerschleuse bei Opernhauses heute. Quelle: Hendrik Altmann.


Im einstigen Staubecken stapelt sich heute jede Menge Äste und Gestrüpp, das von den umstehenden alten Weidenbäumen stammt. Die hölzerne Konstruktion des alten Stauwehres ist verschwunden. 

Bild: Allerschleuse bei Opershausen / Offensen. Quelle: Archiv Hendrik Altmann.


Es scheint fast als wäre die Zeit stehen geblieben - in manchen Abschnitten sieht der alte Alleearm aus, wie der heutige Fluss. Aber der Schein trügt: es gibt keinen Zulauf mehr - das Wasser ist kaum in Bewegung. 

Bild: Allerschleuse bei Opershausen / Offensen. Quelle: Archiv Hendrik Altmann.

Hinter dem einstigen Wehr sieht man Oppershausen liegen. Hier machte die Aller einst einen weiten Bogen an welchem die alte Schleuse lag. Möglicherweise sind noch alte Pfähle im Boden - äußerlich sind zumindest keine Spuren zu erkennen. 

Damit ist die Oppershäuser Schleuse nur ein Bestandteil, der sich im Laufe der Jahre in diesem Raum veränderte. Nur an wenigen Stellen hat sich das Landschaftsbild in den letzten 100 Jahren so stark gewandelt wie im Bereich der Aller und der angrenzenden Wiesen und Felder. Oft lassen sich diese drastischen Veränderungen heute noch mithilfe historischer Karten nachvollziehen. 

Hendrik Altmann


5 Kommentare:

  1. Ich bin begeistert über solche damals / heute Geschichten dieser Art , einfach fantastisch

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  2. Interessieren würde mich auch warum die Strecke zwischen Heideeck und Lachtehausen " die Sprache " heißt :-)

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    1. Mit der "Sprache" hatte ich mich schon einmal befasst. Der Name soll angeblich von einem alten Versammlungsplatz stammen (also auf "Sprechen" hindeuten). Was tatsächlich dran ist - das lässt sich schwer beantworten. Einige Fakten dazu finden sich in diesem Beitrag: http://found-places.blogspot.de/2013/07/die-weie-frau-aus-der-sprache-legende.html

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  3. Mir wurde mal von einem Fahrgast angedeutet das sich dort vor Ewigkeit Leute getroffen haben um Rat zu halten , dann kommt dem das ja sehr nahe . Die Geschichte mit der weißen Frau habe ich sehr interessiert gelesen . danke S.t.a.l.k.e.r.

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  4. Ich habe meine Kindheit und Jugend in Wienhausen verbracht und bin sehr angetan von den Beiträgen hier die viele Erinnerungen wachrufen. Der Schützenfestumzug ging früher immer ausgehend von Wienhausen über Offensen nach Oppershausen über das alte Wehr und zurück nach Wienhausen und Bokelskamp. Der Umzug ist eine eigene Geschichte, aber das Wehr war in meiner Erinnerung schon eine imposante Eichenholzolzkonstruktion über die alle Wagen, gezogen von Treckern und Pferden und die ganze Festgesellschaft gingen. Nicht weit entfern hinter der Schleuse gab es auch eine Furt, nach Oppershausen, wo wir Kinder damals gerne badeten.

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