f Juli 2015 ~ Heimatforschung im Landkreis Celle

Samstag, 25. Juli 2015

Ein interessanter Termin für Sondengänger...


Vom 3. bis zum 5. September 2015 findet in Hannover die 82. Tagung des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung statt. Interessante Punkte stehen auf der TagesordnungDen Link zum Programm gibt es hier: Klick


Unter anderem hält Manuel Zeiler (aus Olpe) einen Vortrag über die "Eisenzeitliche Höhenbefestigungen Westfalens im Spiegel systematischer Detektorprospektion“. Jan Schuster (aus Lodz): referiert über „Masse, Klasse, Seltenheiten – Acht Jahre Detektor-Archäologie zur römischen Kaiserzeit und Völkerwanderungszeit in Schleswig-Holstein“. Thorsten Lemm (aus Schleswig) erörtert das Thema „Auf der Suche nach dem königlichen Hof – systematische Detektorprospektionen in Husby, Kreis Schleswig-Flensburg“. 

Weiterhin soll eine öffentlich zugängliche Diskussion zum Thema Sondengehen und Detektorarchäologie statt (Quelle). Auch soll einer der jüngsten Funde, der sogenannte "Barbarenschatz" in einem Vortrag von Axel von Berg (aus Koblenz) vorgestellt werden. Das Vortragsthema lautet "Seiner Geschichte beraubt - der spätantike Schatz von Rülzheim". 

Neben den Vorträgen sind Exkursionen in die Kreise Schaumburg und Hameln-Pyrmont geplant. Weitere Informationen finden sich im Programmflyer. Auch das Anmeldeformular steht auf der Seite des NLD bereit. 





Dienstag, 21. Juli 2015

Das Aus in Altencelle



Das Aus in Altencelle...


Wie die Cellesche Zeitung am 20.07.2015 berichtet stehen die archäologischen Forschungen in Altencelle vor dem Aus. Die niedersächsische Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajić (Grüne) teilte auf Anfrage des Landtagsabgeordneten Thomas Adasch (CDU) mit, dass Seitens des Landes keine Mittel aufgewendet werden können um die Ausgrabungen in Altencelle fortzuführen. 

Laut CZ-Bericht verwies die Ministerin darauf, dass ein Verbleib der Funde im Boden verantwortet werden könne - neue Forschungsmethoden wären eventuell später in der Lage diese ohnehin besser zu sichten. Allerdings ist fraglich inwiefern diese Methoden überhaupt noch zum Einsatz kommen können, denn die nächsten Bauabschnitte der geplanten Ostumgehung verlaufen durch das archäologische Forschungsgebiet. 


Bild: Magnetometermessungen in Altencelle
Quelle: Dr. Lohwasser. 


Was bisher erreicht wurde...

Dr. Cornelia Lohwasser (Uni Göttingen) widmete sich in den letzten Jahren den archäologischen Untersuchungen rund um Altencelle. In 17 Grabungsschnitten konnten unter Mithilfe Studierender und freiwilliger Helfer bisher unbekannte Bodendenkmäler untersucht werden. Darüber hinaus wurden umfassende Magnetometer-Prospektionen durchgeführt, welche eindrucksvolle Ergebnisse verborgener Bodenstrukturen lieferten. Die anschließenden Grabungen erbrachten teils neue Erkenntnisse zur Bedeutung der untersuchten Bodendenkmale und zur Geschichte Altencelles. 

Unter anderem wurde die Gertrudenkirche mehrfach untersucht, der Burgwall in Burg, die Nienburg, und der heutige Pfarrgarten. Dabei lagen ein möglicher Hafen östlich der Gertrudenkirche und die Umgebung der einstigen Brunonenburg im Fokus der Archäologen.  Es kamen zahlreiche neue Erkenntnisse ans Licht. So konnte erstmals die hochmittelalterliche Besiedlung des Niemarktes erforscht werden - eine Schmiedehütte mit etlichen Beifunden wurde entdeckt. Als besonders eindrucksvoller Fund der einstigen Schmiede wurde eine Gewandschnalle identifiziert, die ins 13. Jahrhundert datiert. 

Bild: Gewandschnalle des 13. Jh. aus Altencelle. 


Die Kooperationen...

Bei den Untersuchungen in Altencelle zeigte sich eine gute Zusammenarbeit zwischen Archäologen, Heimatforschern und Sondengängern. Damit dürften die Forschungen in Altencelle nach den Vorstellungen des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege erfolgt sein. Hier steht seit einiger Zeit die Kooperation mit Sondengängern in einem guten Licht - Kurse und Hilfestellungen werden angeboten. 

So unterstützte die Sondengängergemeinschaft Allertal einige Male die Nachforschungen in Altencelle. Aber auch alteingesessene Heimatforscher, wie der im vergangenen Jahr verstorbene Dieter Reinebeck von der Gemeinschaft "Historisches Altencelle" widmeten sich leidenschaftlich der Untersuchungen in und um Altencelle. So wurden - neben den hauptsächlichen Forschungen in Altencelle - auch der Finkenherd und eine Verdachtsfläche bei Wienhausen unter die Lupe genommen. 


Warum geht es nicht weiter? 

Es stellt sich die Frage woran die weiteren Nachforschungen momentan scheitern. Sowohl von Seiten der eingesetzten Archäologen als auch der beteiligten Helfer wurde viel geleistet. Diese Leistungen stehen vergleichbaren Projekten in anderen Städten keineswegs nach. 

Liegt es an den Behörden der Stadt Celle? Bereits mehrfach wurden diese dafür kritisiert der Archäologie kein eigenständiges Ressort zukommen zu lassen. In Gifhorn beispielsweise ist die Regionalarchäologie präsent - warum nicht auch in Celle? Gerade die Stadt Celle müsste für Archäologen eine historische Fundgrube sein. Ständige Überbauung, keine Kriegseinwirkungen im Stadtkern und ein erhaltenes Stadtbild seit mehreren hundert Jahren - alles Faktoren die sich in der Begründung für archäologische Untersuchungen finden ließen. Und doch erfolgen solche nur sporadisch. 

Das Problem liegt allerdings noch tiefgreifender als nur in der Abwesenheit  forschungsbegeisterter Regionalarchäologen. Es fehlt an der Substanz. Während anderen Ortes Hinweisschilder und Prospekte Heimatgeschichte schmackhaft machen, herrscht in Celle reine Ödnis. Hier wurde vor allem eines falsch gemacht: der Anschluss verpasst. 

Grundsätzlich begeistern sich vor allem Ältere für das Thema Heimatgeschichte. Das ist so - und lässt sich auch nur bedingt beeinflussen. Trotzdem ist es wichtig, dass ältere Generationen den Jüngeren ihr Wissen übermitteln können. Im Bereich der Heimatgeschichte gibt es in Celle aber nur nur wenige Anknüpfungspunkte. Es mangelt an Hinweisschildern, Verweisen auf Ansprechpartner und konkreten Ansprechpartnern auf Seiten der Stadt/des Landkreises. Weiterhin fehlt es in der Stadt selbst an Hinweisen auf die frühmittelalterliche Geschichte - während andere Epochen, etwa die Entwicklung Celles im Barrock, hervorgehoben werden. 

Im CZ-Bericht vom 20.07.2015 wird das Scheitern der Forschungen um Altencelle dem Land Niedersachsen zugeschrieben. Liegt es alleine an der Bewilligung von Geldern? Nein - sicherlich nicht. Vielmehr müssten lokale Strukturen geschaffen werden, um die regionale Forschung voranzutreiben. 


Welche Perspektive gibt es? 

Auf dem jetzigen Stand verliert Celle seine eigene Geschichte. Diese zu vermitteln bedarf es neuer Konzepte. Traditionell erfolgt die Heimatforschung durch Privatpersonen - keinem ist geholfen, wenn Seitens der Stadt eine Geschichtspolitik betrieben wird, die kostenintensiv ist und in der private Heimatforscher kaum eine Rolle spielen. 

Die weitere Erforschung des historischen Altencelles ist notwendig. 

Im Dialog mit dem Celler Oberbürgermeister und Vertretern des Denkmalschutzes muss ein Konzept ausgearbeitet werden wie es in Altencelle weitergeht.  

Es muss endlich Klartext gesprochen werden und notwendige Umstrukturierungen erfolgen. So sollte die Stadt Celle um Stellen im Bereich der Archäologie bereichert werden. Weiterhin müsste ein offener Dialog zwischen Denkmalbehörde, Heimatforschern und Archäologen erfolgen. Dazu sollten entsprechende Termine und Treffen angesetzt werden. 

Es kommt nun darauf an das Eingesetzte nicht zu verspielen und die historischen Forschungen in Altencelle weiterzuführen! 


Hendrik Altmann

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Weitere Beiträge zum Thema: 




Freitag, 10. Juli 2015

LGLN stellt historische Karten zum Download bereit



Das Landesamt für Geoinformation und Landesvermessung Niedersachsen (LGLN) stellt seit Kurzem eine Vielzahl historischer Karten als kostenlose Downloadversionen zur Verfügung. 

Insgesamt wurden acht historische Kartenwerke mit rund 900 Blättern digitalisiert. Sie können als Vorschau geladen werden und auch heruntergeladen werden. Allerdings ist die Auflösung der einzelnen Karten begrenzt. Kleinste Details sind somit nicht sichtbar. 

Bild: Download-Hinweis des LGLN. Quelle: LGLN (Klick)


Ich habe den Test gemacht - die Karten sind trotz der verringerten Auflösung noch immer gut verwendbar. Wer die Karten für Zwecke der Heimatforschung nutzen möchte, kann mit den freien Download-Karten bereits gut arbeiten. Zumal sie bereits digital vorliegen, eignen sie sich gut zur Verwendung in Google Earth. Ansonsten bleibt immer noch die Option die Karten käuflich als Digitalisat oder Ausdruck zu erwerben. 

Die Download-Funktion ist leider nicht auf den ersten Blick sichtbar. Daher ist in den nachfolgenden Schritten kurz erklärt, wie man zur gewünschten Karte kommt: 

1. Historisches Kartenwerk auswählen über folgenden Link: Historische Kartenwerke

2. In der Blattübersicht das gewünschte Kartenblatt auswählen 

3. Kartenblatt anklicken (Auswahl wird rot angezeigt)

4. Unten auf "In den Warenkorb legen" klicken

5. Auf die Schaltfläche "Zum Download" klicken

6. Auf die Schaltfläche "Download in reduzierter Auflösung" klicken

7. Karte per Rechtsklick ("Datei speichern unter") herunterladen. 





Mittwoch, 8. Juli 2015

Neue "Aushängeschilder"

Erklärtes Ziel dieses Blogs ist es seit seiner Entstehung Heimatgeschichte greifbar zu machen. Und genau da liegt eine Schwäche des Mediums "Internet". Zwar erreicht man mit einem Blog Menschen, die auf Facebook vernetzt sind, oder bei Google die passenden Suchbegriffe eingeben - man verfehlt jedoch Interessierte, die diese Medien nicht nutzen. 

Bei "Found Places" geht es um Orte. Diese Orte sind nicht nur im Internet zu finden - sie sind real. Man kann sie aufsuchen, anschauen und reinbeißen - wobei Letzteres nur bei Lebkuchenhäusern zu empfehlen wäre. 

Die Idee war es Geschichte greifbar zu machen. Wie ließe sich dies besser umsetzen, als mit spannenden Hinweisen in der Nähe der "Found Places" selbst? 

Demnächst werden also sechs neue Hinweistafeln an Orten aufgehängt, die auf den Blog verweisen. Radfahrer, Wanderer und andere Interessierte können auf diese Weise recht schnell an spannende und noch kaum bekannte Informationen über Heimatgeschichte im Landkreis Celle gelangen. 

Passend zu ihrer Funktion wurden die Hinweistafeln auf den Namen "Aushängeschilder" getauft. 

Bild: Aushängeschilder. Quelle: Hendrik Altmann. 

Donnerstag, 2. Juli 2015

Die falschen Funktürme bei Eicklingen



Auf der Höhe des Zweiten Weltkriegs nutzen die Alliierten alle verfügbaren Mittel, um das Dritte Reich in die Knie zu zwingen. Die Briten hatten durch die Zerstörung der Heeresversuchsanstalt Peenemünde bewiesen, wie wirkungsvoll die Luftaufklärung eingesetzt werden konnte. So wurden spezielle Maschinen mit Kameras ausgerüstet und überflogen fast jeden Winkel Deutschlands. Amerikaner und Briten fotografierten auf diese Weise etliche Einrichtungen der Wehrmacht, rüstungswichtige Betriebe, Städte, Straßen und alles sonst, was für anschließende Bombardierungen relevant sein konnte. Die Briten schufen eine spezielle Einheit, welche sich ausschließlich mit der Auswertung dieser Luftbilder befasste. 

Den Bodentruppen kamen diese Erkenntnisse später zugute. Die Im Raum Celle aufgenommenen Bilder stammen unter anderem vom 9. April - also wurden sie nur zwei bis drei Tage vor dem Einmarsch aufgenommen. 

Die Erkenntnisse, welche aus den Luftbildern gewonnen werden konnten, wurden in topografische Karten übernommen. So verfügten die Briten über deutsche topografische Karten, welche auf den Messtischblättern der Jahre 1933-1937 beruhten. Diese Karten im Massstab 1:25.000 wurden nun um Objekte ergänzt, welche auf den Luftbildern identifiziert worden waren. 

So zeigt das entsprechende Kartenblatt Bröckel eine ungewöhnliche Ansammlung von eingezeichneten Objekten westlich von Eicklingen. 

Bild: Objekte östlich von Eicklingen. Quelle: War Office Map 1945. 


Die Objekte sind als schwarze Punkte mit einem nach oben gerichteten Blitz eingezeichnet. In der Legende sind sie als "W/T Station - Tower over 200 feet" (Funkstation) verzeichnet. 

Bild: Kartenlegende: Funkstation. Quelle: War Office Map 1945. 


In den deutschen Kartenwerken waren derartige Funktürme und Funkstellen ähnlich verzeichnet. So ist in der Kartenfibel aus dem Jahr 1941 eine identische Symbolik enthalten.  

Bild: Funktürme in den deutschen Karten Quelle: Kartenfibel 1941, D. Luft. 


Aber hat es derartige Funkmasten bzw. Funkstationen je bei Eicklingen gegeben? Zunächst sei nochmals auf die Lage der angeblichen Funktürme hingewiesen. Durch Einbindung der britischen Karte in ein aktuelles Satellitenbild lässt sich feststellen, dass die vermeintlichen Funktürme südlich der heutigen Siedlung Schepelse und östlich von Eicklingen verzeichnet sind. Die Siedlung Schepelse gab es einst noch nicht. 

Bild: mutmaßliche Funktürme östlich von Eicklingen. Quelle: War Office map 1945 / Google Earth. 


Tatsächlich ist der alliierten Luftaufklärung wohl ein kleines Missgeschick unterlaufen. In Eicklingen gab es nie eine derartige Funkstation oder entsprechende Funktürme. Vielmehr haben die Alliierten die Bohrtürme des Eicklinger und Sandlinger Erdölfeldes mit Funkmasten verwechselt. 

Im Raum der heutigen Samtgemeinde gab es verschiedene Erdölbohrungen. In einem anderen Beitrag wurden bereits solche Bohrungen behandelt, die sich auf dem Gebiet der Gemeinde Wienhausen befunden haben (siehe: Erdölbohrungen Wienhausen). Im Feld Eicklingen wurden etwa 45 Bohrungen abgeteuft, von denen rund 35% fündig wurden. 

Die erste fand im Jahr 1935 statt und wurde von der Haniel&Lueg gebohrt und wies eine Tiefe von 750m auf. Noch lange über das Kriegsende hinaus wurde das Ölfeld Eicklingen betrieben. Die ertragreichste Bohrung war das Loch Nummer 12, welches eine Gesamtmenge von ca. 150.000L Öl zutage brachte. 

Noch im Jahr 1986 wurden im Eicklinger Feld etwa 2.500 Tonnen Erdöl gefördert. Zum Ende der 80er Jahre waren die meisten Bohrlöcher aber bereits verfüllt, da sie im Vergleich zu anderen Bohrungen zu wenig ertragreich waren. 

Eine Karte des Landesamtes für Bergbau zeigt die Standorte der einstigen Bohrungen an. 

Bild: Erdölbohrungen östlich von Eicklingen. Quelle: LBEG, Bibis Kartenserver. 


Vergleicht man die Standorte der Bohrtürme mit denen der mutmaßlichen Funktürme, wird schnell klar, dass es hier zu einer Verwechslung gekommen sein muss. Eine mögliche Erklärung für diesen Fehler der alliierten Luftaufklärung wäre die schlechte Qualität der Luftbilder. 

Noch heute sind die einstigen Bohrstellen auf Satellitenbildern als Bodenverfärbungen erkennbar. 

Bild: Bohrstellen östlich von Eicklingen. Quelle: Google Earth. 


Vom Boden aus ist jedoch nichts mehr von den Bohrstellen zu sehen. Dort wo einst mehrere hundert Tonnen Erdöl aus der Tiefe gepumpt wurden, befinden sich heute landwirtschaftliche Nutzflächen. 

Bild: einstige Bohrstellen östlich von Eicklingen. Quelle: Hendrik Altmann.


Hier standen einst mehrere Bohrtürme. Im Hintergrund ist der östliche Ortseingang von Eicklingen zu sehen. 


Bild: einstige Bohrstellen östlich von Eicklingen. Quelle: Hendrik Altmann.


Herausragende militärische Bedeutung wurde den "Funkanlagen" scheinbar ohnehin nicht zugeschrieben. Zumindest wurden sie nach bisherigem Kenntnisstand nicht zum Ziel einem gezielten Bombardements. 

Bereits in den nachfolgenden Ausgaben der britischen Karte im Maßstab 1:25.000 waren die angeblichen Funkanlagen verschwunden. 


Hendrik Altmann