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1.6 Langlingen / Mühlenkanal
Wie bereits eingangs dargestellt, war das 334. getrennt vom
333. Inf. Reg vorgegangen. Zunächst über Burgdorf, dann über Wathlingen und
Eicklingen, gelangte schließlich auch das 334. Inf. Reg. ins Flotwedel.[1]
Allerdings war sein Vormarsch nicht so zügig, wie der des 333. – bereits in
Wathlingen stieß das Regiment auf heftige Gegenwehr. Zudem war die Fuhsebrücke
hinter Wathlingen gesprengt worden. Das 334. war vormittags in Wathlingen
angekommen – erst nach Mittag war die deutsche Gegenwehr niedergekämpft oder
vertrieben worden. Es vergingen weitere viereinhalb Stunden bis die Pioniere
eine Behelfsbrücke über die Fuhse errichtet hatten.[2]
Gegen 16:30 wandte sich das 334. nach Müden. Dort konnten einige Brücken
unversehrt eingenommen werden.[3] Dies
war unter anderem die heute immer noch stehende Allerbrücke bei Ettenbüttel die
den U.S. Truppen einst unversehrt in die Hände fiel. Die U.S. Quellen sprechen
davon, dass die Brücken bei Müden bereits vermint waren. So stieß das 1. Bat.
des 334. Inf. Reg. bei Müden auf Allerbrücken, welche mit Bomben und TNT
vermint waren.[4]
Die Bomben waren vermutlich von andernorts zu den Brücken transportiert worden,
wo sie durch deutsche Pioniere mit TNT an den Brücken befestigt wurden.
Allerdings hatten sich die deutschen Soldaten bereits zurückgezogen, als das
334. anrückte. Die U.S. Truppen wurden durch Zivilisten im Ort gewarnt und
konnten die Bomben und das TNT entschärfen.

Bild: After
Action Report, 10. April bis 20. April 1945, 84. Inf. Div., S. 16.
[3]
Ebd.
Das 2. Bat. des 334. Inf. Reg. meldete Ähnliches:
südlich von Müden fand es eine verminte Brücke, an die sechs 500 Pfund U.S.
Bomben mit der Nase nach Unten zeigend befestigt waren. Die Bomben waren mit TNT versehen und sollten von
SS-Soldaten gezündet werden, die sich jedoch ca. 15 Minuten vor Eintreffen der
U.S. Truppen mit ihrer Einheit zurückgezogen hatten.[1] Die
U.S. Pioniere konnten auch hier die Ladungen entschärfen. Das 1. Bat. des 334.
Inf. Reg. ging in Ettenbüttel in Stellung und verbrachte dort die Nacht.[2] Es
hatte die Aller erfolgreich überquert. Das 3. Bat. des 334. Inf. Reg. gelangte
am 12. April nach Langlingen. Dort wurde es jedoch von der gesprengten
Allerbrücke aufgehalten.[3] Ein
weiteres Vorrücken war somit am Nachmittag des 12. April nicht mehr möglich. Am
Freitag, den 13. April, konnten die U.S. Truppen beachtliche Geländegewinne
verbuchen. Das bei Ettenbüttel in Stellung gegangene 1. Bat. des 334. Inf. Reg.
stieß am 13. April bis in den Raum Wittingen vor.[4] An
diesem Tag wurde die 84. Inf. Div. umgegliedert und große Teile ihrer
Angriffsverbände wurden anderen Einheiten zugeteilt. So wurde das 1. Bat. des
334. Inf. Reg. der 5. Armored Division zugeteilt, welche im Raum Gifhorn den
Vorstoß in Richtung Elbe vorbereitete.[5] Am
12. April gegen Abend gelangte ebenfalls das 325. FA Bat. in den Raum Celle.[6]
Dies geht aus den Erinnerungen von Kriegsveteranen der Einheiten hervor. Celle
befand sich in der britischen Zone. Die U.S. Truppen erhielten scheinbar die
Auskunft es gäbe nicht genügend Unterbringungsmöglichkeiten innerhalb der
Stadt.[7]
Die Nacht vom 12. Auf den 13. April verbrachte das 325. FA Bat. daher entlang
der Straße zwischen Celle und Bockelskamp – etwa in Höhe der Ortschaft
Flackenhorst.[8]
Bild:
Nachtquartier bei Bockelskamp. Quelle: After Action Report, 10. April bis 20.
April 1945, 325th Field Artillery, S. 3.
[1]
After Action Report, 10. April bis 20. April 1945, 84. Inf. Div., S. 41.
[2]
Ebd.
[3]
Ebd.
[4]
Draper, The 84th infantry division in
the battle of Germany, S. 231.
[5]
After Action Report, 10. April bis 20. April 1945, 84. Inf. Div., S. 41.
[6] Siehe Chronologie der 9th U.S.
Air Force.
[7]
Freese, Private Memories of World War
II, S. 116.
[8]
Ebd.
Am kommenden Tag sollte das 325. FA Bat. weiter über
Wienhausen und Nordburg vorgehen. Dazu sollte es allerdings zunächst nicht
kommen, denn die Ereignisse des 13. April durchkreuzten diesen Plan. Zunächst
geriet das 3. Bat. des 334. Inf. Reg in eine brenzlige Situation.
1.6.1 Komplizierte
Lage am Mühlenkanal
Das 1. Bat. des 334. Inf. Reg. begann am 13. April gegen
7:00 Uhr mit dem Vorstoß in Richtung Elbe.[1] Auf
der Straße nach Wilsche wurden zwei deutsche Halbkettenfahrzeuge ausgeschaltet
und eine unbekannte Zahl an Gefangenen gemacht.[2] Um
7:38 Uhr stießen die U.S. Truppen an der Poststraße zwischen Bokelberge und
Wilsche auf zwei verlassene deutsche Panzer.[3] Es
handelte sich um zwei abgestellte Jagdpanther. Dieses Ereignis wird an späterer
Stelle nochmals von Bedeutung sein.
Bild: Allerbrücke Ettenbüttel heute. Quelle: Hendrik
Altmann.
Währenddessen war die Situation des 3. Bat. des 334.
Inf. Reg. am Morgen des 13. April recht unvorteilhaft. Eigentlich hätte es am
Vortag über Langlingen vorstoßen sollen. Da dort aber die Allerbrücke gesprengt
war, musste es westlich über Offensen / Schwachhausen ausweichen. In
Schwachhausen war es dem 1. Bat. des 333. Inf. Reg. am 12. April gelungen die
Allerbrücke unbeschädigt einzunehmen (s.o.). Also bewegten sich die Verbände
des 3. Bat. am Morgen des 13. April 1945 auf der Landstraße in westliche
Richtung auf Offensen zu.
[1]
After Action Report, 10. April bis 20. April 1945, 84. Inf. Div., S. 41.
[2]
Ebd., S. 42
Der Vormarsch fand jedoch am Mühlenkanal ein abruptes
Ende, denn auch hier war die Brücke bereits gesprengt worden.[1] Es
sollen Einheiten des Volkssturmes gewesen sein, die für die Brückensprengung
verantwortlich waren.
Bild: Allerbrücke Langlingen heute. Quelle: Hendrik
Altmann.
Bild:
Abmarsch des 3. Bat. des 334. Inf. Reg.
aus Langlingen am 13. April 1945. Quelle: Google Earth.
1.6.2 Das
1. Bat. des 334. Inf. Reg. trifft auf die „Wikinger“
Südlich der zerstörten Mühlenkanalbrücke befand sich der
Offensener Bahnhof an der Eisenbahnstrecke Celle – Gifhorn. Die Pioniere des 1.
Bat. des 334. Inf. Reg. wurden zur Brücke geschickt, um diese zu reparieren.
Währenddessen wurden Patrouillen in die südlich angrenzenden Waldgebiete
ausgesandt. Im Wald gerieten diese unter deutschen Beschuss. Laut U.S. Quellen
handelte es sich dabei vor allem um Handfeuerwaffen und nicht näher bezeichnete
Geschütze. Bislang waren die Truppen der 84. U.S. Inf. Div. lediglich auf
leichte Gegenwehr an Straßen und in Ortschaften gestoßen. Zumal die Spitzen der
Division bereits fast bis an die Elbe vorgerückt waren, rechnete man so weit
hinter der Front wohl nicht mehr damit, auf derartig massive deutsche Gegenwehr
zu treffen.
Die K Kompanie wurde in den Wald südlich des Offensener
Bahnhofs geschickt, um die deutschen Einheiten aufzuspüren.[1]
Sie vermeldete, dass es sich wohl um sechs schwere deutsche Panzer, 8
Halbkettenfahrzeuge und etwa 100 Infanteristen handelte. Aber bevor die K
Kompanie nahe genug herankommen konnte, begannen die Deutschen in nordwestliche
Richtung auszubrechen.[2]