Bild: zerstörtes Flugzeug auf dem Einsatzhafen Hustedt.
Bild: zerstörtes Flugzeug auf dem Einsatzhafen Hustedt.
Bild: zerstörtes Flugzeug auf dem Einsatzhafen Hustedt.
Bild: zerstörtes Flugzeug auf dem Einsatzhafen Hustedt.
Eine letzte Erwähnung findet sich zum Einsatzhafen Hustedt zum 10. April 1945. Der im Prozess von Bergen-Belsen in den Zeugenstand berufene Albert Tusch sagte aus:
Albert Tusch: "Ich bin ein Bauer aus Groß Hehlen, bei Celle. Am 10. April dieses Jahres (1945) waren einige SS Truppen in Groß Hehlen. Sie erreichten Groß Hehlen vier Tage zuvor (06. April ?) und verließen das Dorf am 11. April wieder. Am 10. April gelangten einige KZ Häftlinge das Dorf und verließen es um 21:00 Uhr in Richtung des Flugfeldes Hustedt, welches ca. 6 Kilometer entfernt liegt. Ich sollte ihnen dorthin Essen bringen und sah, wie sie in die Hütten gingen."
Zwischenfrage: "In welchem Teil des Flugfeldes befanden sich die Häftlinge, als Sie am Flugfeld in dieser nacht ankamen?"
Albert Tusch: "Sie liefen hinüber zu den Hütten.
Zwischenfrage: "Als Sie den Gefangenen das Essen übergaben, haben Sie dort etwas von den Zwischenfällen auf dem Weg zwischen Groß Hehlen und dem Flugfeld gehört?"
Mindestens 8 Häftlinge wurden zwischen Groß Hehlen und dem Flugfeld Hustedt ermordet - vermutlich, weil sie das schnelle Tempo des Marsches nicht mithalten konnten.
Cap Arcona
Bild: Flugfeld Hustedt ist als "Landing Ground" auf der Karte des War Office (1947) eingezeichnet.
Obgleich der Krieg in Celle beendet war, dauerten die Kämpfe im Nordwesten an. Dies war auch den Briten bewusst, denn sie stationierten direkt nach der Übernahme des Einsatzflughafens dort eigene Einheiten.
Zunächst war es nötig die Start-und Landebahn mittels Drahtmatten zu befestigen. Weiterhin erfolgte fortan die Sicherung durch britische FLAK - auch wenn es zu diesem Zeitpunkt schon lange keine drohende Gefahr durch deutsche Luftangriffe mehr gab. In der Folgezeit wurde der Flugplatz durch 8 Staffeln der Royal Air Force (RAF) belegt. Zum Einsatz kamen Flugzeuge der Typen Spitfire, Typhoon und Tempest V.
Bild: Hawker Typhoon.
Bei den Briten firmierte der Einsatzhafen Hustedt fortan unter der Bezeichnung B150 Hustedt und wurde durch explizit ab dem 19. April 1945 durch das 175 Squadron der RAF genutzt.
Am 20. April 1945 kam es zu einem Angriff durch 6 Me 109 und Focke Wulf auf das nun britisch besetzte Flugfeld bei Hustedt. Früh am Morgen wurden die britischen FLAK Besetzungen alarmiert. Zwei britische FLAK-Besatzungen wurden verletzt und zwei LKW wurden zerstört. Die britische FLAK schoss daraufhin eine deutsche Focke Wulf ab.
Vier Tage nach Hitlers Selbstmord, im Bunker der Berliner Reichskanzlei, nämlich am 3. Mai 1945 ereignete sich in der Lübecker Bucht eines der größten Schiffsunglücke der Geschichte. Britische Typhoons aus Hustedt begannen den Angriff.
Am 3. Mai 1945 befanden sich vier große Schiffe in der Lübecker Bucht: die Deutschland, die Thielbeck, die Athen und die Cap Arcona. Das letztgenannte Schiff war ein Luxusdampfer - 1927 bei Bloß & Voss vom Stapel gelaufen. An Bord der Schiffe befanden sich ca. 7.000 Häftlinge aus den Konzentrationslagern Neuengamme (bei Hamburg) und Stutthof (bei Danzig, Polen). Desweiteren befanden sich einige Zivilisten und rund 400 SS Soldaten (Wachmannschaften) auf den Schiffen.
Himmler hatte den unbedingten Befehl erteilt, dass kein Häftling in alliierte Hände fallen sollte. Daher sollten die Häftlinge in der Ostsee auf unmenschliche Weise mitsamt den Schiffen versenkt werden.
Typhoons des 184. Squadron der 2. der 2nd. Tactical Air Force (TAF) aus Hustedt begannen den Angriff auf die ankernden Schiffe. Alle drei mit Häftlingen besetzten Schiffe wurden die Typhoons aus Hustedt beschossen und getroffen.
Bild: Typhoon IB SW 460/MR-Z des 245 Squadron des Flugfelds B150 Hustedt.
Bild: Typhoon IB RB326/5V-V des 439 Squadron des Flugfelds B150 Hustedt.
Die vorstehenden Abbildungen zeigen baugleiche und ebenfalls in Hustedt stationierte Flugzeuge des Typs Typhoon.
Der Angriff wurde mit Bomben und Raketen ausgeführt und traf die Schiffe unvorbereitet. Es spielten sich unmenschliche Szenen ab, als die SS-Wachmannschaften auf Häftlinge im Wasser schossen.
Bei dem Schiffsunglück starben über 6.500 Menschen in der Lübecker Bucht. Noch bis Anfang der 70er Jahre wurden Skelette der Opfer an deutschen Stränden angespült.
Die RAF Piloten wussten scheinbar nicht, dass sie größtenteils unschuldige Häftlinge angriffen. Erst viel später wurde bekannt, dass es sich nicht um militärische Transporte handelte.
Natürlich hat Hustedt nichts mit diesem Unglück direkt zu tun, jedoch lässt sich nicht von der Hand weisen, dass die britischen Typhoons eben von diesem Flugplatz starteten.
Hinweis:
Eine umfassende Betrachtung der Ereignisse, betreffend den Untergang der Cap Arcona und die anderen Schiffe in der Lübecker Bucht, findet sich im Buch "Cap Arcona - das tragische Ende der KZ-Häftlings-Flotte am 3. Mai 1945" von Wilhelm Lange (erschienen
Entmilitarisierung / Heute
Wie alle anderen Anlagen sollte auch der einstige Einsatzhafen Hustedt entsprechend Entmilitarisiert werden. Die alliierten verfolgten dabei das Ziel, dass sich Deutschland nicht wieder gegen sie wenden können sollte.
Die Bunkeranlagen wurden daher mit der verbliebenen Munition gefüllt und gesprengt. Darüber hinaus wurde Munition aus der nahegelegenen Heeresmunitionsanstalt Scheuen auf das Flugfeld transportiert und gesprengt.
Alle weiteren militärischen Anlagen waren zuvor bereits durch die Bevölkerung geplündert worden. Die britischen Besatzer nahmen ebenfalls einiges mit.
Bild: ehemalige FLAK-Stellung am Flugplatz.
Bild: Maschinengewehr-Stellung am Flugfeld.
Bild: Schützengraben (Laufgraben).
Bild: Gesprengter Munitionsbunker im zentralen Flugplatzbereich.
Bild: Gesprengter Munitionsbunker im zentralen Flugplatzbereich.
Bild: Gesprengter Munitionsbunker im zentralen Flugplatzbereich.
Bild: Stellungsloch auf dem Damm des MG-Justierstands.
Bild: Blick auf den alten Sprengplatz.
Bild: Blick in Richtung Hustedt. Rechts: das ehem. Flugfeld.
Bild: Bunkerreste im Wald.
Bild: Reste der gesprengten Munitionsbunker.
Bild: Reste der gesprengten Munitionsbunker.
Bild: Der ehem. MG-Justierstand im Zentrum des Flugplatzes.
Fazit
Das Gelände des ehemaligen Einsatzhafens Hustedt ist überaus geschichtsträchtig. Es ist erstaunlich, dass dieser Ort, an dem sich zwischen 1935 und 1945 so viel zugetragen hat, heute so sehr in Vergessenheit geraten ist.
Es war zwar nicht ganz leicht die Informationen zusammenzutragen, aber ich hoffe es ist mir gelungen die Geschichte dieses Ortes recht anschaulich zu vermitteln. An dieser sei Herrn Hudalla recht herzlich für sein Angebot gedankt, dass seine umfangreichen Recherchen im Rahmen dieses Beitrags auf Found Places veröffentlicht werden durften!
Die Briten waren damals fast nicht sehr gründlich bei der Munitionsbeseitigung. Heute stehen dort meiner Meinung nach viel zu wenige Warnschilder, die auf die Gefahren durch Rüstungsaltlasten hinweisen.
Das Betreten des alten Sprengplatzes, welcher direkt auf dem Flugfeld liegt ist ausdrücklich verboten. Niemand kann genau sagen, welche Arten von Munition bei den Sprengungen im Jahr 1945 vernichtet wurde.
Zumal dort ebenfalls bestände aus der Muna Scheuen gesprengt wurden, kann dort theoretisch alles liegen. Von Infanterie-Munition angefangen über Zünder, Granaten (Hand-, FLAK-, PaK-, u.ä.), Minen, Sprengstoffe und andere Kampfmittel bis hin zu Bomben.
Aus diesem Grund kann ich nachdrücklich davon abraten sich auf dieses Gelände zu begeben, um dort den möglichen Hinterlassenschaften nachzuspüren.
Wer die oben stehenden Kartenausschnitte aufmerksam betrachtet hat, wird bemerkt haben, dass sich dort einige weiße Flecken auf den Karten finden. Diese habe ich absichtlich willkürlich eingefügt.
Hendrik Altmann
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Quellen
Sauer, E.: Absturz im Kinzigtal, Die Luftschlacht im hessischen Kinzigtal, 2. Aufl, Gründau 2013, S. 96.
Manrho J, Pütz R.: Stackpole Military History Series: Bodenplatte, Luftwaffe's last Hope, 2004 S. 234.
Ince D.: Combat and Competition, Unwin Brothers Limited, Surrey GU22 9 LH.
Osprey: Jagdgeschwader 53 "Pik As", 2007 Osprey Publishing S. 153.
Osprey: Jagdverband 44, Squadron of Experten, 2008 Osprey Publishing S. 19.
Hudalla R.: E-Hafen Hustedt (1937 - 1947)
THE R.C.A.F. OVERSEAS, TORONTO OXFORD UNIVERSITY PRESS 1949
Osprey Combat Aircraft No. 86: Typhoon Wings of 2nd. TAF 1943 - 1945.
http://blog.harald-oberhem.net/2009/10/09/gunther-rall-10031918-04102009/
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http://wingsfinearts.worldsecuresystems.com/darryl-legg/karaya-one-jg-52-luftwaffe-trilogy
http://www.grossostheim-im-krieg.de/html/reportage_02.html
http://www.ww2.dk/ground/flibo/fk/fka22-11.html
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http://bagera3005.deviantart.com/art/Hawker-Typhoon-Mk-IA-91696564
http://www.ww2.dk/air/jagd/jg11.htm
http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/Jagdgeschwader/JG11-R.htm
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http://www.raf.mod.uk/history/No83Group.cfm?start=1&viewmedia=2
http://www.laarbruch-museum.net/ENG/Squadrons/second_taf.htm